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Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Fr 7. Apr 2017, 08:50

Eule hat geschrieben:Die Erziehung als solches generiert kein Unterscheidungsmerkmal zwischen der Nacktheit und der Sexualität. Sie bewertet die Nacktheit und die Sexualität.
Die Bewertung von Wörtern (und den dahinterstehenden Begriffen) ist wesentlich daran beteiligt, dass die Wörter in Assoziations-Beziehungen zueinander kommen. Bewertung und Unterscheidung sind im normalen Sprachgebrauch miteinander verwoben.

Ob, wann und in welcher Zeitepoche die Begriffe häufig genutzt wurden, ist für unser Thema hier ohne Bedeutung.
Formal logisch hast du recht, aber so funktioniert die Sprache nicht. In der Neurophysiologie gibt es die "Hebb'sche Regel": Je öfter zwei Neuronen gleichzeitig aktiviert werden, desto stärker wird die Konnektivität zwischen ihnen. In ähnlicher Weise behaupte ich: Je häufiger zwei Wörter im gleichen Satz oder Absatz vorkommen, desto dichter und mächtiger wird ihr gemeinsames Assoziationsfeld. Insofern haben Epochen, in denen beide Wörter häufig gebraucht werden, einen prägenden Charakter für künftige Bedeutungsassoziationen zwischen diesen Wörtern.

"Sexualität" ist ein alter Begriff, der nicht aus dem engl. Sprachraum zu uns kam, sondern aus dem lateinischen. Die Grundbedeutung dieses Begriffes hat sich im Laufe der Zeit nicht gewandelt.
Das Wort hat zwar alte Wurzeln, aber nicht in dieser explizit analytisch-thematisierenden Form. Früher wurde Sexualität oft - aufgrund von Tabus - mehr oder weniger metaphorisch umschrieben oder religiös verfremdet.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Zett » Fr 7. Apr 2017, 09:44

Eule hat geschrieben:@ Zett
Na hoffentlich gab es überhaupt Adam und Eva! Wie sollte sonst der Sex entstanden sein? :lol: :lol: :lol:
Ich habe gedacht, du könntest hier mehr liefern.
Ok, für Dich ist das »Nichts«, weil Du als Spock Ironie der Menschen nicht verstehen kannst.

Für Deine Denkwelt: Es war eine ironische Anspielung auf den Unsinn der christlichen Glaubenslehre, die Shiva205 hier ins Spiel gebracht hat.

Ansonsten habe ich ja schon sehr viel Essentielles im Thread gebracht. Ich bin nicht so der Typ, der sich mit Belanglosigkeiten schmücken muss.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Fr 7. Apr 2017, 13:18

Shiva205 hat geschrieben:Die Bewertung von Wörtern (und den dahinterstehenden Begriffen) ist wesentlich daran beteiligt, dass die Wörter in Assoziations-Beziehungen zueinander kommen. Bewertung und Unterscheidung sind im normalen Sprachgebrauch miteinander verwoben.
[…]
In der Neurophysiologie gibt es die "Hebb'sche Regel": Je öfter zwei Neuronen gleichzeitig aktiviert werden, desto stärker wird die Konnektivität zwischen ihnen. In ähnlicher Weise behaupte ich: Je häufiger zwei Wörter im gleichen Satz oder Absatz vorkommen, desto dichter und mächtiger wird ihr gemeinsames Assoziationsfeld. Insofern haben Epochen, in denen beide Wörter häufig gebraucht werden, einen prägenden Charakter für künftige Bedeutungsassoziationen zwischen diesen Wörtern.
Das sind alles absolut richtige Beobachtungen/Feststellungen.

Shiva205 hat geschrieben:Früher wurde Sexualität oft - aufgrund von Tabus - mehr oder weniger metaphorisch umschrieben oder religiös verfremdet.
Ja, im Christentum wurde und wird das Wort Fleisch für Sexualität verwendet – Zitat aus dem Galatarbrief (Gal 5,16 ff) des Apostel Paulus (der kein Apostel war, sich aber selbst so bezeichnete, was man ihm aufgrund seiner grundlegenden (Miss-)Interpretation der Lehre Jesu durchgehen ließ):

16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen.
17 Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, sodass ihr nicht tut, was ihr wollt.
18 Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
19 Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung,
20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen,
21 Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.


Obwohl sich Jesus zur Sexualität selbst nicht geäußert hatte, wird hier ganz deutlich gesagt: Alles Negative kommt von der Sexualität, und wer sich von ihr leiten lässt, kommt nicht in den Himmel. Es ist daher kein Wunder, dass die Sexualität in unserer Gesellschaft so schlecht angesehen ist.


Shiva205 hat geschrieben:Wir hatten hier in diesem Thread ja auch schon angesprochen, dass Nacktheit und Sexualität schon bei Adam und Eva thematisiert wurden, nur dass diese beiden (bzw. die Autoren der Geschichte) damals eine andere Sprache gesprochen hatten und Sexualität sicher nicht in der analytischen Psycho-Weise verstanden haben wie wir es tun, seit Leute wie Freud daran rumgemacht haben.
In der Bibel wird nirgendwo explizit gesagt, dass der Sündenfall in dem von Gott angeblich verbotenen Geschlechtsverkehr lag. Vielmehr wird gesagt, dass die beiden vom Baum der Erkenntnis aßen, worauf sie erkannten, dass sie nackt waren.

Die Sexualisierung des Sündenfalles haben erst die Kirchenväter in den ersten Jahrhunderten nach Christus ins Spiel gebracht. Augustinus sagte z.B., dass erst mit dem Sündenfall die sexuelle Lust in die Menschen gelangt sei, denn die frühere Paradiesehe (um der Forderung Gottes „seid fruchtbar und mehret euch“ zu erfüllen!) bedurfte des Geschlechtsaktes nicht.

Sie stellten auch die alleinige Schuld der Frau fest: Sie habe Adam zum Geschlechtsverkehr verführt und wurde dafür von Gott mit den Schmerzen bei der Geburt ihrer Kinder bestraft. Auch wurde Eva fortan dem Adam unterstellt: „Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.“ (1. Mose 3,16)

Gleichzeitig wurde der Verlust der Jungfräulichkeit Evas konstatiert, was angeblich zu einem Mangel an „heiligmachender Gnade“ führte und zusammen mit dem Ausgeliefertsein an die Sinnlichkeit („dein Verlangen soll nach deinem Mann sein“) die Erbsünde ergab, die Eva an ihre Nachkommen weiter gibt.

Wegen der so erfundenen Theorie von der Erbsünde ist für die Kirchenväter und fast alle anderen Theologen nach ihnen die Askese, d.h. die Keuschheit, das höchste Gut, und die Ehe samt Geschlechtsverkehr nur ein notwendiges Übel, zum Zwecke Fortpflanzung, nicht der Lust, denn die ist des Teufels.

Damit war der Mythos Frau als Gefahrenquelle für den Mann geboren. Um diese Gefahrenquelle möglichst zu neutralisieren, hat Gott selbst ihnen Kleider gemacht – Zitat aus 1. Mose 3,21: „Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.“

Da diese Aussage in einem „Zug“, also ohne irgendetwas dazwischen, gemacht wird, ist davon auszugehen, dass der Mensch erst angezogen zum dem Menschen wurde, den wir im Judentum, Christentum und Islam kennen bzw. kennen sollen. Das ist jedoch nicht die „Schuld“ dieser Religionen, denn auch andere Religionen in gemäßigten Klimazonen haben Ähnliches hervorgebracht haben – genauer: Sie alle haben wahrscheinlich bestehende Tabus mehr oder weniger streng kodifiziert.

Und wir müssen damit leben, ob wir wollen oder nicht. Die Frage ist aber: Wie lange müssen wir den einst fabrizierten Unsinn noch dulden?

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Bummler » Fr 7. Apr 2017, 13:23

Aria hat geschrieben:Und wir müssen damit leben, ob wir wollen oder nicht. Die Frage ist aber: Wie lange müssen wir den einst fabrizierten Unsinn noch dulden?


Ja, was genau schlägst du denn jetzt vor? Was sollen wir tun?

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Fr 7. Apr 2017, 14:50

Aria hat geschrieben:Wie lange müssen wir den einst fabrizierten Unsinn noch dulden?
Bummler hat geschrieben:Ja, was genau schlägst du denn jetzt vor? Was sollen wir tun?
Wenn man den "Sündenfall" auf die moderne Gesellschaft überträgt, bedeutet er vielleicht so etwas ähnliches wie "Sex sells". Um den "einst fabrizierten Unsinn" loszuwerden, müsste sich die Gesellschaft so verändern, dass man mit Sex kein Geschäft mehr machen und keine Macht mehr ausüben kann. Vielfach wurde das mit Verboten versucht, aber das hat den fabrizierten Unsinn nur noch vergrößert. Daher sehe ich eigentlich nur die Möglichkeit einer neuen Befreiungsbewegung und die Abschaffung aller Reglementierungen, mit denen Sexualität eingeschränkt wird. Was allerdings nicht so einfach "abgeschafft" werden kann, das sind die Tabus in den Hirnen der Menschen. Diese Altlast braucht vermutlich mehrere Generationen, und so lange wird auch das Nacktheits-Tabu mit dem sexuellen Tabu verheddert bleiben.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Fr 7. Apr 2017, 20:27

Shiva205 hat geschrieben:Um den "einst fabrizierten Unsinn" loszuwerden, müsste sich die Gesellschaft so verändern, dass man mit Sex kein Geschäft mehr machen und keine Macht mehr ausüben kann.
Einiges ist ja schon geschehen. Zum Beispiel kann man Homosexuelle nicht mehr mit dem Wissen darüber bzw. der Drohung, das hinauszuposaunen, erpressen. Aber das gilt nur bei uns, schon beim Nachbarland Polen – und in den Ländern noch weiter östlich – ist das ganz anders: Da werden diesbezügliche Gesetze jetzt wieder verschärft.

Andererseits scheuen sich manche hierzulande sogar, sich zur wirklich harmlosen FKK zu bekennen – angeblich befürchten sie berufliche Nachteile, weil die Nacktheit in der Öffentlichkeit in weiten Teilen der Gesellschaft mit dem Sex verknüpft ist – aus den von mir oben dargestellten Gründen: Gottähnlichkeit des Menschen gibt es laut Bibel nur angezogen. :D

Unschuldig nackt konnte man offenbar nur im Garten Eden vor der „Erbsünde“ sein, aber selbst da werden noch heute die Darstellungen dieser Nacktheit durch „zufällig“ drapierte Blätter wie anno dazumal „entschärft“ – siehe die Illustration im aktuellen Chrismon-Heft, das von der evangelischen Kirche herausgegeben wird: http://chrismon.evangelisch.de/artikel/ ... gespraeche

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Shiva205 hat geschrieben:Was allerdings nicht so einfach "abgeschafft" werden kann, das sind die Tabus in den Hirnen der Menschen. Diese Altlast braucht vermutlich mehrere Generationen, und so lange wird auch das Nacktheits-Tabu mit dem sexuellen Tabu verheddert bleiben.
Da sehe ich schwarz, denn die Entwicklung geht derzeit eher in die umgekehrte Richtung. Ein Indiz dafür ist die obere Illustration im Chrismon – da war vor 500 Jahren Michelangelo bei der Sixtinischen Kapelle schon mutiger.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Sa 8. Apr 2017, 16:55

Aria hat geschrieben:Da sehe ich schwarz, denn die Entwicklung geht derzeit eher in die umgekehrte Richtung. Ein Indiz dafür ist die obere Illustration im Chrismon – da war vor 500 Jahren Michelangelo bei der Sixtinischen Kapelle schon mutiger.
Ja, das Chrismon-Bild ist eigentlich doppelt entsexualisiert: einerseits durch die zufälligen Blätter, andererseits durch das Handy, gegen das Eva trotz ihrer nackten Schönheit keine Chance mehr hat. Wenn man dann noch den Dialog dazu auf der Webseite liest, scheint es als würde sogar der Kirche inzwischen die allgemeine Realsex-Müdigkeit zu weit gehen.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Sa 8. Apr 2017, 18:24

@ Shiva205
Bewertung und Unterscheidung sind im normalen Sprachgebrauch miteinander verwoben.
Thema dieses Threads ist nicht sprachwissenschaftlicher Natur. Es geht hier um die rationale Beschreibung eines Unterschiedes zwischen der Nacktheit und der Sexualität und nicht um die Frage der Bewertung dieses Unterschieds.
In der Neurophysiologie gibt es die "Hebb'sche Regel": Je öfter zwei Neuronen gleichzeitig aktiviert werden, desto stärker wird die Konnektivität zwischen ihnen.
Es ist zwar interessant, was du hier sagst. Nur betrifft diese Fragestellung nicht die dieses Threads.
Früher wurde Sexualität oft - aufgrund von Tabus - mehr oder weniger metaphorisch umschrieben oder religiös verfremdet.
Ich kann diesem deinem Satz voll und ganz zustimmen. Jedoch bringt er für unser Thema nichts.

@ Zett
Es war eine ironische Anspielung auf den Unsinn der christlichen Glaubenslehre, die Shiva205 hier ins Spiel gebracht hat.
Deine Meinung über die Sinnhaftigkeit der christlichen Glaubenslehre trifft deas Thema dieses Threads nicht. Darum geht auch diese Ironie fehl.
Ich bin nicht so der Typ, der sich mit Belanglosigkeiten schmücken muss.
Darum erwarte ich von dir einen fundierten Beitrag.

@ Aria
Ja, im Christentum wurde und wird das Wort Fleisch für Sexualität verwendet –
Ja, dieses hast du völlig richtig dargestellt.
... des Apostel Paulus (der kein Apostel war, sich aber selbst so bezeichnete, was man ihm aufgrund seiner grundlegenden (Miss-)Interpretation der Lehre Jesu durchgehen ließ):
Dieser dein Satz enthält zwei Irrtümer. Apostel wird man nicht nur, wenn man durch christus hierzu berufen wird. Die Bezeichnung "Apostel" für Paulus ist korrekt. Deine Meinung von einer (Miss-)Interpretation der Lehre Jesu durch Paulus zeigt mir, dass du den geistigen Hintergrund von Paulus nicht berücksichtigst, weil dir dieser offenbar unbekannt ist. Die Botschaft des Apostel Paulus kannst du ohne Wissen von seinem geistigen Hintergrund nicht verstehen und kommst so zu einer Fehlbeurteilung. Ja, die Botschaften des Apostel Paulus werden oft falsch verstanden. Auch ich habe lange Zeit gebraucht und einige Zusatzinformationen, um diese Texte verstehen und nachvollziehen zu können. Wie gesagt, mit diesem Miss-, besser Unverständnis stehst du nicht alleine da.
Obwohl sich Jesus zur Sexualität selbst nicht geäußert hatte, wird hier ganz deutlich gesagt: Alles Negative kommt von der Sexualität, und wer sich von ihr leiten lässt, kommt nicht in den Himmel.
Für mich wird hier deine fürchterlich konservative und engstirnige Erziehung deutlich. Du hast jedoch völlig recht, wenn du erklärst, dass diese scheinbar negative Einstellung zur Sexualität nicht von Christus selbst kommt. Aber die Auffassung, dass alles Negative von der Sexualität kommt, beruht auf eine falsche und anders initierte theologische Meinung. Ich will hierzu jetzt nicht auf meine beiden Bücher: "Quo vadis, ecclesia? Kirche wohin gehst du?" und "Brauchen wir eine neue Moral?" verweisen, sondern auf eine meiner Quellen: "Die 7 Todsünden, 1.700 Jahre Kulturgeschichte", Katalog zur Sonderausstellung der Stiftung Kloster Dalheim, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (2015).
Die Sexualisierung des Sündenfalles haben erst die Kirchenväter in den ersten Jahrhunderten nach Christus ins Spiel gebracht. Augustinus sagte z.B., dass erst mit dem Sündenfall die sexuelle Lust in die Menschen gelangt sei, denn die frühere Paradiesehe (um der Forderung Gottes „seid fruchtbar und mehret euch“ zu erfüllen!) bedurfte des Geschlechtsaktes nicht.
Neben Augustinus spielte hier Papst Gregor der Große eine wichtige und unrühmliche Rolle. Aus dieser Ecke kommen eine Vielzahl von Fehlinformationen, auf die sich die konservativen Kreise in der Kirche gerne beziehen und dabei die neuen Forschungsergebnisse gerne außen vor lassen.
Sie stellten auch die alleinige Schuld der Frau fest:
Und diese Schuldzuweisung kam hauptverantwortlich von Papst Gregor dem Großen. Denn vor seinem Pontifikat war die Stellung der Frau in der Kirche nicht nur viel besser, sondern die Frau spielte ein tragende Rolle. Aber dieses ändert nichts daran, dass die Botschaft des Apostel Paulus auch heute noch von vielen Menschen falsch verstanden wird und er für diese negative Sichtweise der Sexualität irrig verantwortlikch gemacht wird.

Damit war der Mythos Frau als Gefahrenquelle für den Mann geboren.
Wobei wir heute immer noch beobachten können, dass die Frau von vielen Männern immer noch als eine Gefahrenquelle angesehen wird, auch wenn hierzu die Sexualität keine Rolle mehr spielt. Ich denke, diesem Mythos liegt eine Angst vieler Männer zugrunde, die jedoch zu keiner Zeit als solche Thematsiert wurde.
Da diese Aussage in einem „Zug“, also ohne irgendetwas dazwischen, gemacht wird, ist davon auszugehen, dass der Mensch erst angezogen zum dem Menschen wurde, den wir im Judentum, Christentum und Islam kennen bzw. kennen sollen.
Wenn in der Genesis in den beiden Schöpfungsgeschichten von der Nacktheit gesprochen wird, so ist damit nicht das Fehlen von Kleidung gemeint. Du darfst die hier benutzten Bilder nicht 1:1 übersetzen. Der Verlust des Eingebundenseins in die natürlichen Vorgänge, also die Loslösung des Menschen aus seiner unbedingten Triebstreuerung, Also die Triebarmut des Menschen und somit seine Freiheit, wird hier mit dem Begriff Nackt umschrieben. Es ist hier also nicht die körperliche, die reale Nacktheit gemeint, sondern eine im übertragenem Sinne.
Und wir müssen damit leben, ob wir wollen oder nicht. Die Frage ist aber: Wie lange müssen wir den einst fabrizierten Unsinn noch dulden?
Du musst sehen, dass du zuerst diesen streng konservatioven und engstirnigen Lehrninhalt ablegst, um dann zu einer freien und richtigen Wahl und Entscheidung kommen zu können. Wenn du dich nicht aus diesen stereng konservativen Fesseln befreist, dann wirst du zeitlebens an
diesen "einst fabrizierten Unsinn" gebunden bleiben.

@ Shiva205
Wenn man den "Sündenfall" auf die moderne Gesellschaft überträgt, bedeutet er vielleicht so etwas ähnliches wie "Sex sells".
Diese Übertragung, wie du diese hier andeutest, geht nicht, da die entsprechenden Faktoren hier falsch angesetzt werden.
Um den "einst fabrizierten Unsinn" loszuwerden, müsste sich die Gesellschaft so verändern, dass man mit Sex kein Geschäft mehr machen und keine Macht mehr ausüben kann.
Eine solche ideale Gesellschaft wird es niemals auf Erden geben. Sex wird solange ein Geschäft bleiben, wie es nicht zu einem Bedürfnisausgleich innerhalb der Gesellschaft und der Paare kommt.
Daher sehe ich eigentlich nur die Möglichkeit einer neuen Befreiungsbewegung und die Abschaffung aller Reglementierungen, mit denen Sexualität eingeschränkt wird.
Diese Möglichkeit sehe ich nicht als ein mögliches Ziel an. Viele kommunistische Staaten haben zu Beginn ihrer Regierungszeit die sexuellen Vorschriften weit gelocktert. Aber nach einer relativ kurzen Zeit wurden diese Lockerungen stets wieder aufgehoben.
Diese Altlast braucht vermutlich mehrere Generationen, und so lange wird auch das Nacktheits-Tabu mit dem sexuellen Tabu verheddert bleiben.
Ich sehe nicht, wo die Tabus der Nacktheit und der Sexuaslität sich verheddern sollten. Diese beiden Tabus stehen jeder für sich und sie haben eine unterschiedliche Bewertung und Gewichtung.

@ Aria
Ich sehe deine Sorge, dass wir uns wieder in die moralischen Vorstellungen der 50-ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bewegen würden. Offensichtlich scheint es so zu sein. Aber ich sehe, dass die techn. Ausgestaltung unserer Gesellschaft für viele Menschen sehr beängstigend ist und sie diese Angst auf moralische, genauer sexualmoralische Fragen übertragen. Formal, also in dem offensichtlichen Bereich, kasnnst du dieses mit sehr vielen Belegen untermauern. Und diese Belege scheinen somit mit dieser deiner Sorge überein zu stimmen. In Wirklichkeit ist dieses jedoch aufgepfroft. Die wirklichkeit, die du so wahrnimmst, ist nicht die gemeintge Wirklichkeit, sondern nur der bildliche Ersatz für diese. Wenn diese Ängste überwunden wurden, wie also mit diesen technischen Möglichkeiten umzugehen gelernt haben, dann wird sich diese Lage wieder entspannen und die "Verklemmungen" lösen sich auf. Du siehst, wir beide sehen das Gleiche, bewerten es lediglich anders.

Übrigens, die von dir hier eingestellten Bilder sind sehr schön. :D

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Di 11. Apr 2017, 13:09

Eule hat geschrieben:Eine solche ideale Gesellschaft wird es niemals auf Erden geben. Sex wird solange ein Geschäft bleiben, wie es nicht zu einem Bedürfnisausgleich innerhalb der Gesellschaft und der Paare kommt.
Warum sollten die Menschen nicht lernen können einen solchen "Bedürfnisausgleich" auf natürliche Art zu erreichen? Für mich ist das in erster Linie eine Frage des Lernens. Implizit bleibt dabei natürlich trotzdem ein Aspekt des Aushandelns bestehen, der vielleicht dem entspricht, was juristisch als "Einvernehmlichkeit" bezeichnet wird.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Bummler » Di 11. Apr 2017, 16:14

Eule hat geschrieben:Viele kommunistische Staaten haben zu Beginn ihrer Regierungszeit die sexuellen Vorschriften weit gelocktert. Aber nach einer relativ kurzen Zeit wurden diese Lockerungen stets wieder aufgehoben.


Aha, was man so alles in so einem Forum erfährt. Das wusste ich noch gar nicht.
Da muss man erst mal googeln:

"...Sex und Kommunismus..."

Ach Gott, da geht es ja gar nicht um den Kommunismus.

Falls die Präsidentschaft Clintons eine neue verantwortliche Generation repräsentierte, dann steht sein Amtsenthebungsverfahren für den Triumph der Erzkonservativen. Diese Sehnsucht nach der Vergangenheit ist verführerisch. Wir hören sie bei Tom Brokaw heraus, der die Generation der Depression heiligspricht. Wir sehen sie in Spielbergs Sehnsucht nach der Romantik des Zweiten Weltkriegs. Wenn die Zukunft bedrohlich ist, erscheint die Vergangenheit wie eine Zuflucht.


http://www.zeit.de/1999/05/199905.clinton_.xml/seite-2

Es geht übrigens um Bill Clinton, nicht um die Hillary. Immerhin witzig, dass Bill Clinton wegen so einem bisschen Oralsex abtreten musste, Donald Trump aber trotz allerlei moralischer Verfehlungen gewählt wurde.
Oh, falscher Thread....

Aber hier: Freudomarxismus von Wilhelm Reich, https://de.wikipedia.org/wiki/Freudomarxismus,
Die sexuelle Befreiung des Einzelnen sei eine Voraussetzung für die gesellschaftliche Befreiung in der Revolution.


hat sich wohl nie durchgesetzt. Ach nee..hat dann über Erich Fromm die 68-er inspiriert.

Also Eule, ich glaube du musst mir helfen.

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