Genau das ist diese Verharmlosung, die ich meinte mit dem hierzulande "verklärten Blick" auf die Vergangenheit. Aber die Aussage ist schlichtweg falsch, denn die geschichtlichen Fakten belegen, dass dies in drei der vier damaligen Bewegungen ein ganz wesentliches Kernelement war. Damit war es von der Mitgliederzahl ein sehr hoher Anteil. Und es ist längst überfällig, sich davon ausdrücklich zu distanzieren. Wenn Du meinst, die Aussage "Dass die Reformbewegung in sich nicht homogen war, wurde von mir nicht bestritten sondern auch erwähnt." beinhaltet dasselbe, wie meine Aussage, dass es mindestens vier grundlegend unterschiedliche Bewegungen der Nacktkultur mit verschiedenen Definitionen gegeben hat, dann reden wir mit diesen Aussagen aber ziemlich aneinander vorbei. Meine Aussage war zudem, dass es daher also überhaupt keine übereinstimmende, nicht einmal ähnliche Definition gegeben hat, auf die man sich berufen könnte. Außerdem sollte man das auch nicht wegen: -> s. zuvor Gesagtes.Eule hat geschrieben: ... bezüglich der der rassistischen Elemente hatte ich reagiert mit dem Hinweis, dass diese Gruppe so unbedeutend in der Mitgliederzahl war, diese daher keine große Rolle spielte. Dass die Reformbewegung in sich nicht homogen war, wurde von mir nicht bestritten sondern auch erwähnt.
Noch einmal zu Deiner Diskussion in diesem Fall: den zitierten Satz hattest Du erst geschrieben, als ich zum zweiten Mal darauf hingewiesen hatte, dass dies in den Überlegungen zu berücksichtigen ist. Beim ersten Mal hatte ich deutlich umfangreicher argumentiert und ein Zitat einer historischen Betrachtung aus dem englischsprachigen Raum eingefügt. Da kam nach meiner Schlussfolgerung von Dir lediglich die Frage, womit ich denn diese Meinung begründen würde. Die Begründung stand aber davor und war mit dem Zitat deutlich belegt.
Worin hatten wir übereingestimmt? Den Punkt erkenne ich nicht. Wo soll ich auf eine Bestätigung gewartet haben? Ich hatte Deinen Gedanken etwas entgegen gesetzt und Du hast sie ohne Begründung vom Tisch gewischt und jetzt im vorherigen Post auch noch als Unsinn bezeichnet.Eule hat geschrieben:Warum soll ich also auf einen Sachverhalt, in dem wir überein stimmen, besonders hervorheben? In einer Diskussion hebt man die Punkte besonders heraus, in denen man entweder nicht überein stimmt oder die man aus einem zu benennenden Grund anders formulieren möchte. Sorry, mir war es nicht eingefallen, dass du hier auf eine besondere Bestätigung von mir gewartet hattest.
Du erwartest, dass andere sich, wie Du selbst schriebst, Deinen Gedankengängen nähern und die User sollten sich dafür die Zeit nehmen, die sie dafür brauchen ... Warum sollen sich eigentlich alle nur Deinen Gedanken nähern? Warum erkennt hier niemand bei Dir auch nur einen kleinen Funken Bereitschaft, sich anderen Gedanken zu nähern? Warum argumentierst Du nicht einmal, wenn ein Gedankengang mit Literatur belegt wird, die Deinen Gedanken entgegenstehen? Ja, dann ist es viel leichter, ohne Argumente zu schreiben, dass das Unsinn sei.
Jetzt aber noch einmal zurück zum Zusammenhang meines Kritikpunktes mit der Fragestellung:
Da steht der Diskussionspunkt "FKK und Gesundheit" im Raum.
Dieser Aspekt war bei dem überwiegenden Teil der damaligen Bewegung geprägt von der Zielsetzung des "gestählten Körpers" der zu erreichen war um kräftige Soldaten für den Krieg zu habe und der zur Hervorhebung des rassistisch geprägten Bildes des "idealen Körpers" im Vordergrund stand.
Bei dem kleinen Teil der Bewegung, der sich unpolitisch mit der Lebensreform beschäftigte, also dem einzigen, von dem man sich nicht aus gesellschaftspolitischen Gründen distanzieren muss, war es wie hier schon vermerkt wurde das Ziel, in der Freizeit aus dem Mief und der Dunkelheit der Industriearbeit zu entfliehen und gesundheitlich zurückzugewinnen, was in diesem Alltag verloren ging. Also das war ein sehr gut begründeter gesundheitlicher Ansatz. Schließlich hätte da Badekleidung in Bezug auf das Sonnenlicht wenig genützt, weil ja Badebekleidung auch 80% des Körpers bedeckt hat.
Was gilt davon heute noch? Es gibt viel weniger Dunkelheit und Luftverschmutzung bei der Arbeit, so dass eine Flucht daraus in die reine Natur keine Bedeutung mehr hat. In die Natur geht man zum Freizeitsport oder einfach Spazierengehen, und das ist für jedermann selbstverständlich, der nicht freiwillig darauf verzichtet und lieber am Bildschirm hockt. Wir haben viel mehr Freizeit und tausende von Angeboten zur sportlichen Betätigung und Gesunderhaltung durch Bewegungsprogramme. Da gibt es überhaupt keine Besonderheit mehr bei FKK und erst recht kein Alleinstellungsmerkmal, sondern die Angebote findet jeder auch tausendfach ohne FKK. Man kann also niemanden mehr mit diesen Argumenten zur FKK locken. Diese Zeiten sind längst vorbei.
Da war auf Sylt noch der andere Gesundheitsaspekt: die Auskühlung, besonders der Nieren, durch feuchte Badekleidung. Auch damit kann man nicht mehr argumentieren, denn die heutigen leichten Polyesterstoffe fühlen sich sehr schnell trocken an, wenn man aus dem Wasser kommt, und die Kühlflächen durch Stoff sind ja auch viel kleiner geworden. Die Gründe für die Hervorhebung des gesunden Lebens im Zusammenhang mit der FKK liegen also längst weit in der Vergangenheit.
Wenn man dennoch zwangsweise die Verbindung herstellt, obwohl die Textilbader genauso gesund leben können - eben je nach Einstellung - dann wird man überall die Antwort bekommen: "dazu brauche ich keine FKK, das geht auch mit textilem Sport und textilem Baden." Und das ist auch so. Da bietet FKK keinerlei Möglichkeit einen gesunden Lebensstil noch gesünder zu gestalten. Für die Sonneneinstrahlung und Vitamin D machen diese paar Quadratzentimeter Stoff nichts aus.
Dann der andere Aspekt: die Naturverbundenheit, der Naturschutz.
Da waren einige in der Lebensreformbewegung Vordenker, weil sie aus der Dreckluft der Industriearbeit kamen und in die saubere Natur kamen. Gedanken, den Wert dieser Natur zu erhalten, waren naheliegend. Aber seit den 1960ger Jahren gibt es viele andere Gruppierungen, die sich dieses Thema angenommen haben. Mitte der ´60ger Jahre begann der Bau von Industriekläranlagen und Abluftfiltern. In den 1970ger Jahren formierten sich Umweltschutz-Interessensgruppen, die Grünen fanden sich zusammen und nach und nach bildeten sich Organisationen wie B.U.N.D, das Ökoinstitut und andere. In all diesen Organisationen gab es damals und gibt es heute nicht mehr und nicht weniger FKK-Anhänger, als im Rest der Gesellschaft.
Die Umweltschutzbewegung ist also kein besonderes Merkmal mehr für die FKK. Genauso lässt sich für Vegetarier argumentieren, die sich in manchen FKK-Vereinen noch zusammenfinden. Auch diese gibt es längst völlig unabhängig von FKK und man kann niemanden mit der Begründung, der Verein setze sich für Umweltschutz ein oder auch er fördere eine vegetarische Lebensweise, in den Verein locken, weil es dafür genügend andere Möglichkeiten gibt. Für Umweltschutz gibt es übrigens heute wesentlich effektivere Möglichkeiten aktiv zu werden, als ausgerechnet über FKK, nämlich über die Organisationen, die das als ihre Hauptaufgabe ansehen.
Es ist also weder der Gesundheitsaspekt noch der Naturgedanke eine Besonderheit für FKK mit der man FKK irgendwie hervorheben könnte. Man kann sich zusätzlich zu FKK natürlich auch mit diesen Idealen beschäftigen und das können auch alle Textilbader. Sehr viele tun es auch - und da ist der Prozentsatz bei den Nacktbadern bestimmt nicht anders als im Schnitt der Bevölkerung. Es ist auch gar nichts dagegen einzuwenden, wenn der DFK diese Ideale weiterhin mit FKK im Verband verbindet, denn es sind ja tatsächlich gute und wertvolle Ideale.
Die kann auch ein Fußballverein in die Satzung aufnehmen und wir hatten den Gesundheitsaspekt auch im Läuferverein (sicher waren meine 26 Marathonläufe und ein doppelter Marathon nicht wirklich so gesundheitsfördernd, aber wir haben ja auch Freizeitsport mit langsamem Gesundheitsjoggen in Laufgruppen im Programm gehabt. Wenn also der DFK die Gesundheit und den Naturschutz mit in der Satzung hat, sind das Ideale des Verbandes, aber heute keine Themen mehr, die mit FKK in fester Verbindung stehen. Es sind erst recht längst keine Ideale mehr, die nur dort zu finden wären, sondern man findet sie in vielen anderen Vereinen auch.
Daraus folgt doch ganz klar: Diese Verbindung gibt es heute nicht mehr. Wer versucht, sie zwangsweise herzustellen, wird dafür sorgen, dass noch weniger junge Menschen zur FKK finden, denn sie wollen FKK aus den Gründen, die Campingliesel zuvor schrieb. Ganz kritisch sehe ich es, wenn hier im Thread mit der Frage, ob FKK bei jüngeren wieder ankommt, behauptet wird, man "mache" kein FKK, wenn man nicht den Gesundheitsaspekt und den Naturschutzaspekt in den Vordergrund stellt. Das ist der beste Weg, potenzielle Interessenten zu verscheuchen. Nicht weil sie etwas gegen Gesundheitsaspekte und Naturschutzaspekte hätten, nein nur, weil die keine Regularien und Vorschriften wollen, mit denen das in irgend einer Weise festgelegt wird, wie es ihnen vielleicht nicht gefällt. Die haben auch ihre eigenen Vorstellungen von gesunder Bewegung, die anders sind, als unsere "alten" Gesundheitssportarten Joggen, Radfahren und Schwimmen.