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Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Zett » Fr 2. Jun 2017, 22:36

hajo hat geschrieben:Wer Signale ignoriert, ist eben NICHT rücksichtsvoll.
Genau so ist es!
Und genau deshalb braucht man eine gemeinsame Grundlage zur Verständigung. Wenn jeder andere Regeln als geltend ansieht, wird einer die Signale des anderen nicht erkennen können.
Wenn einer meint, Sex am Wegesrand sei schließlich ganz natürlich und die anderen hätten gefälligst darauf Rücksicht zu nehmen, wird er nicht auf das verschämte nach Unten- oder Wegschauen des Passanten reagieren, sondern einfach weitermachen. Nur wenn er die gemeinsame Regel anerkennt, dass dies eine höchst problematische Situation ist, wird er das Signal erkennen und mit dem Sex sofort aufhören.
Also noch einmal: Gegenseitige Rücksichtnahme erfordert jedoch eine Grundlage. Dies müssen von beiden Seiten anerkannte Grundsätze sein.

 
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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Campingliesel » Fr 2. Jun 2017, 22:56

Zett hat geschrieben:
hajo hat geschrieben:Wer Signale ignoriert, ist eben NICHT rücksichtsvoll.
Genau so ist es!
Und genau deshalb braucht man eine gemeinsame Grundlage zur Verständigung. Wenn jeder andere Regeln als geltend ansieht, wird einer die Signale des anderen nicht erkennen können.
Wenn einer meint, Sex am Wegesrand sei schließlich ganz natürlich und die anderen hätten gefälligst darauf Rücksicht zu nehmen, wird er nicht auf das verschämte nach Unten- oder Wegschauen des Passanten reagieren, sondern einfach weitermachen. Nur wenn er die gemeinsame Regel anerkennt, dass dies eine höchst problematische Situation ist, wird er das Signal erkennen und mit dem Sex sofort aufhören.
Also noch einmal: Gegenseitige Rücksichtnahme erfordert jedoch eine Grundlage. Dies müssen von beiden Seiten anerkannte Grundsätze sein.


Das stimmt vollkommen. Und das Argument: "Dann schau halt nicht hin" ist das dümmste von allen.

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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Shiva205 » Fr 2. Jun 2017, 23:13

Zett hat geschrieben:Gegenseitige Rücksichtnahme erfordert jedoch eine Grundlage. Dies müssen von beiden Seiten anerkannte Grundsätze sein.
Diese gemeinsamen "Grundsätze" in Form festgeschriebener Regeln kann ich nicht erkennen - nicht in unserer multikulturellen multireligiösen Gesellschaft, die so grundverschiedene Tabus und Wertvorstellungen hat. Man würde keinen allgemein akzeptierten Konsens für so eine Grundlage finden - bis auf so allgemeine Prinzipien wie die Menschenrechte, und selbst die werden von fundamentalistischen Religionen nicht akzeptiert. Daher glaube ich, dass sich die Rücksichtnahme nur an der konkreten Situation orientieren kann - natürlich mit dem Risiko, dass man auch mal etwas falsch macht.

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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins

Beitrag von Puistola » Fr 2. Jun 2017, 23:44

Campingliesel hat geschrieben:Und das Argument: "Dann schau halt nicht hin" ist das dümmste von allen.


Das Gegenargument wäre:
"Versteck dich hinter einer Thujahecke, ich will das nicht sehen können"
Ist das etwa weniger dumm?

Das im dt. Grundgesetz Art. 2 erwähnte Sittengesetz gibt es nicht.
Ich weiss schon selbst, wo ich nackt sein möchte
und wo ich lieber Kleider trage.

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Wo fängt Rücksichtslosigkeit an?

Beitrag von bc53 » Sa 3. Jun 2017, 00:29

Ich bin böse und rücksichtslos! Warum? Voriges Jahr bin ich im Wald oberhalb Kiedrich (Rheingau) nackt Fahrrad gefahren. Für uns beide
überraschend bin ich einer einsamen jungen Frau begegnet. Sie hat angestrengt weggeschaut. Ich, rücksichtslos, wie ich bin, habe "Ei, guude" gerufen und bin nackt weiter gefahren. So eine Rücksichtslosigkeit, die Verlegenheits-Signale der Frau einfach zu ignorieren - au, weia!!! Oder war es gar nicht rücksichtslos, sondern nur die einzig mögliche Reaktion? Nacktwanderer kommen ja auch öfter mal in so eine Situation. Für manche Textile ist die Begegnung mit Nacktwanderern möglicherweise genauso verstörend wie für Naturisten ein kopulierendes Pärchen. Wer soll da entscheiden, was so gerade noch durchgeht und was dem unfreiwilligen Beobachter "psyschiche Schmerzen" bereitet? Wo fängt die Rücksichtslosigkeit an? Ich persönlich glaube, daß der Anblick meines nackten Körpers zumutbar ist, aber hat das diese Spaziergängerin genauso gesehen? Höchst wahrscheinlich habe ich mich an diesem Tag der seelischen Grausamkeit schuldig gemacht.
Ihr seht: dieses Thema ist genau so unlösbar wie die Frage: "Was ist FKK, und was nicht?'"

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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Puistola » Sa 3. Jun 2017, 11:05

.Nacktwanderer kommen ja auch öfter mal in so eine Situation. Für manche Textile ist die Begegnung mit Nacktwanderern möglicherweise genauso verstörend wie für Naturisten ein kopulierendes Pärchen


Ja, wir kommen gelegentlich in die Situation, dass textile Mitmenschen recht angespannt wirken.
Dann signalisieren wir mit einem ortsüblichen Gruss (Grüezi, Tagwohl, Grüss Gott, Salve, Bonjour
oder Tach), dass für uns alles im grünen Bereich ist. Das entspannt.
Ob "Ei Guude" im Hessischen nicht etwas zu vertraulich sei?

Die Sache mit dem kopulierenden Paar (Sie blies ihm...) hatte ich ca. 1973 erlebt am
Mont Salève in Frankreich bei Genf. Meine australischen, leider evangelikalen Begleiter
gingen rückwärts weiter, um des teuflischen Tuns nicht ansichtig zu werden.
Ich, damals bekleidet, räusperte mich kräftig, worauf die Beiden sich in den Wald zurückzogen.
Alle haben überlebt, auch der Aussie der rückwärts auf die Schnauze flog und der Mann
mit der Hose an den Knie, der selbiges vorwärts tat.

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Re: Wo fängt Rücksichtslosigkeit an?

Beitrag von Campingliesel » Sa 3. Jun 2017, 11:42

bc53 hat geschrieben:Ich bin böse und rücksichtslos! Warum? Voriges Jahr bin ich im Wald oberhalb Kiedrich (Rheingau) nackt Fahrrad gefahren. Für uns beide
überraschend bin ich einer einsamen jungen Frau begegnet. Sie hat angestrengt weggeschaut. Ich, rücksichtslos, wie ich bin, habe "Ei, guude" gerufen und bin nackt weiter gefahren. So eine Rücksichtslosigkeit, die Verlegenheits-Signale der Frau einfach zu ignorieren - au, weia!!! Oder war es gar nicht rücksichtslos, sondern nur die einzig mögliche Reaktion? Nacktwanderer kommen ja auch öfter mal in so eine Situation. Für manche Textile ist die Begegnung mit Nacktwanderern möglicherweise genauso verstörend wie für Naturisten ein kopulierendes Pärchen. Wer soll da entscheiden, was so gerade noch durchgeht und was dem unfreiwilligen Beobachter "psyschiche Schmerzen" bereitet? Wo fängt die Rücksichtslosigkeit an? Ich persönlich glaube, daß der Anblick meines nackten Körpers zumutbar ist, aber hat das diese Spaziergängerin genauso gesehen? Höchst wahrscheinlich habe ich mich an diesem Tag der seelischen Grausamkeit schuldig gemacht.
Ihr seht: dieses Thema ist genau so unlösbar wie die Frage: "Was ist FKK, und was nicht?'"


Das Problem hatten meine Bekannten und ich auch öfter auf unseren Nacktwanderungen bzw Radtouren, egal wo. Viele lachten, amüsiert oder höhnisch, manche mißbilligend, einer regte sich auch auf, manche hielten den Kindern die Augen zu. Wir blieben freundlich und höflich, und gingen in Ruhe weiter. Manche sahen uns als eben die Nacktwandertruppe und dann war das ok. Da kann man wirklich nicht eine Grenze ziehen. Man muß fragen, WER hat denn nun eigentlich ein Problem?
Da trifft es wieder einmal wie bei fast allen Problemen der Satz: "Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge." Und wenn es Leute gibt, die der Anblick eines nackten Menschen Probleme bereitet - ohne daß der nackte irgendwas tut, was einem anderen tatsächlich belästigt, also sich exhibitionistisch zeigt (das kann eben jemanden belästigen, auch wenn der Exhibi sagt: Ich tu doch niemand was) oder noch anbaggert, dann hat eben derjenige ein Problem mit der Nacktheit. Da kann man dann noch so anständig bleiben. Das ist ja auch die Frage, die ich schon gestellt habe: wo will man anfangen und aufhören, was Rücksicht für jeden einzelnen bedeuten soll.

Aber die Frage, was FKK ist oder nicht ist, ist eigentlich schon ganz klar gelöst: (laut sämtlichen Definitionen)
Sex ( also öffentlicher, für jeden sichtbarer GV) gehört nicht dazu. Auch wenn das eben einige nicht akzeptieren wollen. Auch wenn es in früheren Zeiten mal andere Moralvorstellungen gab, auch in anderen Kulturen, die aber schon seit 1000 oder 2000 Jahren nicht mehr existieren, haben wir heute eben eine bestimmte "Ordnung" und als die FKK erfunden wurde, wollte man eben damit zeigen, daß man auch nackt sein kann, ohne sexuelle Absichten zu haben. Und genau darum geht es bei der FKK. Nacktsein, sich frei von Klamotten sportlich betätigen, sonnen können, und sich auf eine natürlichere Lebensweise besinnen, Respekt vor der Andersartigkeit, also Hautfarbe, körperlichen Eigenschaften eines anderen Menschen. Man kann sich begegnen, unterhalten, Freundschaften haben zwischen beiden Geschlechtern, aber ohne jede sexuelle Absichten.

 
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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Campingliesel » Sa 3. Jun 2017, 12:07

noch eine Ergänzung: Es ist ja trotz allem nicht ausgeschlossen, daß man dort mal jemand kennenlernt, in den man sich verliebt, und vielleicht auch irgendwann mal Sex haben will. Das passiert ja überall, genauso wie auf textilen Plätzen. Aber nur weil man nackt ist, muß man das dann nicht in aller Öffentlichkeit machen. Da gehört das dann genauso in die privaten 4 Wände wie eben normalerweise sonst auch.
Aber was eben viele aus der Sicht der FKK falsch sehen, ist der Gedanke, daß man nur deswegen an den FKK-Platz geht, um sich sexuell zu zeigen und sich nach Sex-Partnern umschauen kann. Nur weil man ja sowieso schon nackt ist. Viele FKKler sagen ja sogar, daß der nackte Körper eigentlich gar nicht so erotisch ist, sondern daß ein knapper Bikini viel eher erotisch wirkt. Und da die meisten Menschen ja sowieso keine super Vorzeige-Models sind, funktionieren solche Absichten auch meistens gar nicht.
Ich könnte da jetzt auch wieder eine Geschichte aus eigener Erfahrung erzählen, aber das lasse ich lieber, weil das vermutlich auch wieder in alle möglichen falschen Richtungen zerrissen werden würde.

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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Zett » Sa 3. Jun 2017, 18:54

shiva205 hat geschrieben:Diese gemeinsamen "Grundsätze" in Form festgeschriebener Regeln kann ich nicht erkennen
Das Problem ist: Du willst sie nicht erkennen bzw. Du erkennst sie einfach nicht an, weil Du Dich darüber hinwegsetzen willst und Deine Rücksichtslosigkeit so rechtfertigst.
Puistola hat geschrieben: Das im dt. Grundgesetz Art. 2 erwähnte Sittengesetz gibt es nicht.
Der gleiche Tenor wie der von shiva205. Auch Du leugnest die sehr wohl bestehenden Grundsätze, weil Du Deine Rücksichtslosigkeit dadurch glaubst rechtfertigen zu können.
Puistola hat geschrieben: Ich weiss schon selbst, wo ich nackt sein möchte
und wo ich lieber Kleider trage.
Es geht eben nicht darum, wo man nackt sein möchte oder wo man lieber Kleidung trägt, sondern darum, wo man es kann und wo es sich nach dem Sittengesetz, dem allgemeinen Empfinden nach, einfach nicht gehört. Wenn Du diesen Unterschied nicht erkennst, ist es reiner Zufall, wo Du Dich angemessen benimmst und wo Du rücksichtslos bist.

bc53 hat geschrieben:Ich bin böse und rücksichtslos! Warum? Voriges Jahr bin ich im Wald oberhalb Kiedrich (Rheingau) nackt Fahrrad gefahren. Für uns beide überraschend bin ich einer einsamen jungen Frau begegnet. Sie hat angestrengt weggeschaut. Ich, rücksichtslos, wie ich bin, habe "Ei, guude" gerufen und bin nackt weiter gefahren. So eine Rücksichtslosigkeit, die Verlegenheits-Signale der Frau einfach zu ignorieren - au, weia!!!
Ja, das ist ein Beispiel für Rücksichtslosigkeit! Das Rufen des Grußes ist in diesem Fall eine deutliche Provokation. Und zwar, weil genau eben das schamhafte Wegschauen der Frau als Signal ignoriert wurde und das Sittengesetz mißachtet wurde, dass das nackt Fahrradfahren als eine grenzwertige Angelegenheit einstuft, die - wenn überhaupt zulässig - eine besondere Rücksichtnahme des nackt Fahrrad Fahrenden verlangt. Du hast jedoch Deine "eigenen Regeln" und verlangst von den Passanten, Deine Aktivität als völlig normal zu akzeptieren und dementsprechend forderst Du eine normal übliche Begrüßung.

Und hier sehe ich auch einen der Unterschiede zu einem FKKler: Ein FKKler erkennt meiner Meinung nach das Sittengesetz an, erkennt an, wie die Menschen denken und verhält sich entsprechend diskret, wenn er seinen nackten sportlichen Aktivitäten nachgeht und vermeidet Provokationen.

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Re: Was ist eigentlich FKK? Und was ist keins?

Beitrag von Puistola » Sa 3. Jun 2017, 19:21

Puistola hat geschrieben:
Das im dt. Grundgesetz Art. 2 erwähnte Sittengesetz gibt es nicht.

Zett hat geschrieben:
Auch Du leugnest die sehr wohl bestehenden Grundsätze,
weil Du Deine Rücksichtslosigkeit dadurch glaubst rechtfertigen zu können


Das letzte mal, dass jemand das "Sittengesetz" definieren wollte, war es das BVerfG.
Die hatten massiv in die Scheisse gegriffen, indem sie die Homophobie der
Kirchen zum (ungeschriebenen) Gesetz erheben wollten.

Welche "bestehenden Grundsätze" gelten für Nackte Wanderer und/oder für Neigler?
Und wo bitte stehen die?
Du kannst ja versuchen, ein "Sittengesetz" aufzuschreiben.
Ich werde mich nicht daran halten, sondern weiter meine seit Jahrzehnten
bewährten Gewohnheiten zu Be- und Entkleidung pflegen.
Daraus mehr als eine Empfehlung zu machen, oder gar einen
Sittenkodex, fällt mir nicht im Traum ein.

Puistola

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