Eben.guenni hat geschrieben:der rückgang der fkk hat, wie schon oft genug durchgekaut, viele ursachen wie andere änderungen der verhaltensweisen auch - zeitgeist. deine behauptung, dass die "sexualisierung" maßgeblich dafür ist, wir durch ständige wiederholungen auch nicht wahrer.
Ich habe mir die Mühe gemacht und den Artikel aus Neuem Deutschland, den Campingliesel hier verlinkt hat, ganz durchgelesen. Und was finde ich da? Zum Beispiel das – Zitat:
Auch zu Hause, also dort, wo Nacktheit gewiss keine sexuelle Konnotation hat, vermeiden Eltern jetzt Situationen, in denen ihre Kinder sie nackt sehen könnten.Der freie Umgang mit Nacktheit bezog sich im Osten Deutschlands keineswegs nur auf die sommerliche Nacktheit am Strand. Er war ein generelles Phänomen und wurde auch in den meisten Familien üblich. Nach 1990 änderte sich auch das gravierend. Waren es 1990 im Osten keine 20 Prozent der Eltern, die es vermieden, dass ihre heranwachsenden Kinder sie nackt sahen, so ist dieser Anteil inzwischen auf 50 Prozent gestiegen.
Für diese Änderung des Verhaltens, das durch alle Schichten und Altersklassen geht, kann nur eine globale Änderung in Sachen Moral verantwortlich sein. Wie sich die Ansichten über die Nacktheit nach den prüden 50er Jahren veränderten und ein FKK-Boom auslösten, so änderten sich seit den späten 80er Jahren die moralischen Ansichten in die Gegenrichtung. Das ist nichts Besonderes, das gab es in der Geschichte schon mehrmals. Jetzt ist generelles Phänomen eben, die Nacktheit zu verstecken.
Aber manche Menschen wollen das nicht sehen und beharren darauf, dass es eindeutige Ursachen geben müsse. Aber menschliches Verhalten kann man nicht isoliert betrachten, sondern immer im Zusammenhang mit der Vergangenheit. Jedenfalls ist das hin und her in moralischen Fragen eine Konstante in der Geschichte der Menschheit. Zeitgenossen sind meistens nicht fähig, ihre eigene Gegenwart richtig zu beurteilen: Sie beurteilen das, was sie gerade denken und tun, als das einzig richtige, und das, was die Generation vor ihnen gedacht und getan haben, als falsch.
Erst mit zeitlichem Abstand von Jahrzehnten lässt sich Vergangenheit richtig beurteilen, wir Zeitgenossen sind meistens zu sehr drin in unserer Gegenwart, als das wir sie objektiv beurteilen könnten.