hajo hat geschrieben:Aber ich bin gegen Regeln, wo sie persönliche(!) Freiheiten einschränken.
Das verstehe ich schon. Aber es ist ein Ideal, ein freiheitlich - demokratisches Ideal und wie so oft weicht das Ideal von der Realität ab.
Das erinnert mich immer an einen ehemaligen Staatsbürgerkunde-Lehrer, der in die Erwachsenenausbildung gewechselt ist und dann, infolge der von den "Schülern" geschilderten Beispiele, erkannte: "Es stimmt nichts mehr."
Das war damals schon richtig, ist es aber heute eben auch. Freilich aus unterschiedlichen Ursachen.
Insbesondere ist für mich die Grenze dessen, was an Fremdbestimmung auf mich einwirkt, überschritten.
Meine Freiheit wird dadurch eingeschränkt, das ich (mitunter unbewusst) falsch entscheide oder zu Entscheidungen gedrängt werde, die letztendlich nicht in meinem persönlichen Interesse liegen. Ob medial, politisch, wirtschaftlich oder im Alltag, es gibt kein Gebiet mehr, auf dem ich verlässlich selbstbestimmt entscheiden kann.
Dazu kommt, das die Einflüsse, die ich abwehren müsste so vielfältig geworden sind, dass mitunter nur noch Resignation übrig bleibt, da die Abwehr nicht mehr zu schaffen ist. Da der "Staat" es nicht richten soll, sondern sich raushalten, bleibt für den desillusionierten und vom Rechtsstaat enttäuschten Bürger nur noch der Rückzug ins Private, in (s)eine kleine Welt, die er verbissen gegen die Außenwelt verteidigt. Auch die Nische der Nackten ist letztendlich so ein Rückzug, der als persönliche Freiheit getarnt ist, aber ohne Anerkennung der Gesellschaft und nur unter Duldung in abgetrennten oder fast menschenleeren Bereichen.
Was für eine persönliche Freiheit ist das, wenn ich sie nicht ohne Einschränkungen leben kann?
Wenn also meine persönliche Freiheit begrenzt ist, warum sollte ich dann auf Grenzen anderer Freiheiten verzichten?
Aber so ist das, mit dem Ideal und der Realität. Ich persönlich habe mich dafür entschieden die Grenzen der Freiheit anzuerkennen und die Grenzen zu ziehen. Ich bin auch soweit diese Grenzen zu fordern, also Verbote, da wo Verbote mich oder andere schützen.
Das ist vielleicht nicht freiheitlich, aber vernünftig. Und aus der Erkennnis gewachsen, das sich Vernunft nicht von allein durchsetzt, sondern durchgesetzt werden muss. Den Grund führst Du ja an:
...weil sogar erwachsene Menschen sich als unfähig erwiesen, selbst zu entscheiden, was gut für sie ist.
Allerdings hast Du weggelassen, warum diese Menschen nicht richtig entscheiden können: Weil es Menschen gibt, die genau an diesen falschen Entscheidungen verdienen. Die genau dieses falsche Verhalten befördern und sich dabei genau auf ihre persönliche Freiheit berufen und denen das Schadenskriterium scheiß egal ist, weil sie scheinheilig argumentieren: die könnten doch selbst entscheiden.
Naja, was solls, ich werde es nicht ändern, dieses System. Und antürlich sollte man (also ich) bei allem Missmut auch nicht vergessen, dass es durchaus Bereiche gibt, in denen solche Regeln für persönliche Freiheiten letztendlich auch durchgesetzt werden konnten.
Shiva205 hat geschrieben:
Auch der asexuell-Nackte ist ein klischeehaftes Konstrukt.
Nein, eine Reduktion auf das Wesentliche. Sexualität ist nun mal komplex, wie Du auch schon ausführst. Wobei ich jetzt nicht gegoogelt habe was "olfaktorisch, somatosensotisch" bedeutet. Während Nacktheit erst mal nur ganz simpel ist.
Also ganz einfach nackt, nur so, ohne Zweck oder Sinn.