von BOeinNackter » So 11. Nov 2018, 18:42
Wieder mal geht es um die Frage, ob FKK und Sex etwas miteinander zu tun haben. An der Häufigkeit dieser Frage kann man schon einmal einen Zusammenhang festmachen. Es gibt leider die schlimme Tradition in der Freikörperkultur, diese Frage mit einem lauten Nein zu beantworten, selbst, wenn die Frage gar nicht gestellt wurde. Nicht nur gelegentlich ist auch zu hören, dass Anhänger der Freikörperkultur ja viel weniger an Sex dächten. Dies führt zu einer merkwürdigen Sichtweise Aussenstehender. Noch letztens musste ich mich mit der Vorstellung auseinander setzen, dass nur Menschen geeignet seien, die keine sexuellen Gefühle gegenüber Nackten bekämen und durch irgendwelche Achtsamkeitsübungen sicher verhindern könnten, keine Errektion zu bekommen. Das hat sogar mal jemand in einem Buch über FKK geschrieben. Danach würden Männer auf einem FKK-Gelände zwar mal Hemd oder Pullover anziehen, aber nie eine Hose, um zu belegen, dass sie sicher keine Errektion hätten. Ich finde es fürchterlich welch schräges Bild wir von uns abgeben.
Tatsächlich wurden schon FKK-Strände abgeschafft weil es dort zu unzüchtigen Handlungen gekommen sein soll. Dann wird auch von FKKlern gleich über dies unverschämten Leute geschimpft, obwohl hier eine Verwaltung einfach eine Gelegenheit genutzt hat, den Strand umzuwidmen. Was will man denn tun, wenn es in irgendeiner Öffentlichkeit zu sexuellen Aktivitäten kommt und sich kein Nacktbadestrand in der Nähe findet, den man schließen könnte?
Wenn ein Mann einer Frau erklärt, auf einem FKK-Gelände dürften sich Frauen nicht öffentlich ausziehen um nicht unnötig die armen Männer zu reizen, hat das für mich auch ganz viel mit Sexualität zu tun.
Der gleiche junge Mann, der mir mit obigen Argumenten erklären wollte, warum er für FKK nicht geeignet sei, erklärte mir im selben Gespräch, dass er für Kinder vor der Pubertät Sexualerziehung für nicht angebracht hielte. Eltern sollten sich ihren Kindern auch nicht nackt zeigen. Ich fragte ihn, ob er darunter leide, es selbst erlebt zu haben, ob er Schaden genommen habe, schon als Kleinkind erlebt zu haben, was Jungen und Mädchen unterscheidet und ob es ihm heute peinlich sei, dass er sich als Kind nicht seiner Nacktheit geschämt habe. Er verneinte alles. Seine Scham war irgendwann zwischendurch entstanden und hatte sich monstermäßig entwickelt. Meine Meinung, das habe alles mit Sexualerziehung zu tun, schien ihm eine ungewohnte Idee zu sein.
Hier sehe ich eine starke Verbindung von Nacktheit und Sexualität. Die Scham bezieht sich auf beides. Als ich lernte, dass es nötig sei, gewisse Schamgrenzen zu schleifen, ging es um Nacktheit und Sexualität. In der ersten Zeit der FKK-Geschichte gab es immerhin einen Adolf Koch, der nicht nur für seine von Männern, Frauen und Kindern gemeinsam geübte Nacktgymnastik sondern auch für einen anderen Umgang mit Sexualität warb. Beides war auch ein Grund für seinen Rauswurf aus dem DFK in den 60er Jahren. Da gab es zuviel Angst vor der Kritik der sittenstrengen Umwelt. War das nicht auch so etwas wie Scham?