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Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotionismus

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Aria » Do 25. Jul 2019, 16:34

Ralf-abc hat geschrieben:Nacktheit und Sexualität sind beim Menschen in solchen Diskussionen wie hier i.d.R. kein biologisches Thema, sondern viel mehr ein moralisches.
Bei moralischen Fragen kann es aber kein objektives Richtig oder Falsch geben, sondern die Moral ist eine Frage des Zeitgeistes.
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Cronewcleus » Do 25. Jul 2019, 16:36

Aria hat geschrieben:
Bummler hat geschrieben:Nun gut, das ist auch schon öfter diskutiert worden, aber wir haben ja eine Veränderung in der Gesellschaft, die hin zu mehr Prüderie geht ...
Dazu passt: Nacktszenen in Filmen – wenn die Lover Kleider tragen – Zitat: [i]Mainstream-Filme sind heutzutage geradezu keusch - Sexszenen wie in "Basic Instinct" oder "Neuneinhalb Wochen" sucht man vergebens. Über die neue Prüderie des Kinos.


Die Filmindustrie wird auch in Zukunft nich auf Erotik- bzw. Sexszenen verzichten weil sie etwas dem Publikum bzw. der Zielgruppe (ab 16 Jahren aufwärts)
was bieten will. Es ist einfach so auch wenn jeder Jugendliche so oder so im Internet auf Porno Seiten stößt Es gibt da gar keine "Prüderie" wie in den 1950ern. Die Gesellschaft hat sich nur sensibilisiert und da hat die Kirche auch nichts damit zu tun. Es ist einfach nur der Zeitgeist.

 
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Eule » Fr 26. Jul 2019, 17:16

@ Bummler
Herr Yuval Noah Harari spricht vom Dualismus von Wahrheit und Macht und meint damit, dass die Wahrheit eben nicht Voraussetzung für Macht ist.
Wahrheit und Macht sind in der Tat zwei Dinge, die häufig nicht übereinstimmen. Hier geht es aber nicht um eine machtpolitische Frage. Es geht hier um ein Entgegentreten gegen Vorurteile. Und Vorurteile kannst du nur mit einer ständigen sachlichen Diskussion aufheben.


@ Aria
Vorurteile sind immer eine Flucht aus der Realität und darum so hoch wirksam.


@ Ralf
Bei moralischen Fragen kann es aber kein objektives Richtig oder Falsch geben, sondern die Moral ist eine Frage des Zeitgeistes.
Diese deine Meinung kann ich nicht teilen. Es gibt eine Grund- oder Basismoral, die primär unumstößlich ist. Der Zeitgeist kann dieses teilweise überlagern. Bestes Beispiel hierfür ist das III. Reich. Der dort propagierte Zeitgeist wurde unter strikter Geheimhaltung ausgeführt und es wurde versucht, dieses unmoralische Handeln zu verdecken.

Wenn Du hingegen Nacktheit und Sexualität als biologischen Thema begreifst, dann wäre die Swinger im Recht, denn dann müssten man zur Bewertung die rein biologische Funktionalität heranziehen, wie Sie auch im Tierreich zu beobachten ist: Nacktheit ist ohnehin zwingend und für den Geschlechtsakt zieht sich auch niemand in einen nicht einsehbaren Bereich zurück.
Ob die Swinger zwischen Nacktheit und Sexualität unterscheiden, vermag ich nicht zu sagen. Beides wird von ihnen ohne einen moralischen Bezug instrumentalisiert. Swinger sind auch nicht permanent unbekleidet. Sie sind es nur dann, wenn sie ihre Sexualität ausleben wollen.

Der Mensch ist biologisch nur deswegen nackt, weil er sein Fell verloren hat. Die Funktionalität der Nacktheit aus der biologischen Sicht besteht nur in der Bereitstellung einer großen Auskühlfläche, um ein Überhitzen des Körpers zu verhindern. Mit der Sexualität hat dieses also nichts zu tun.

Für die Sexualität aus biologischer Sicht spielt es keine Rolle, ob die sexuell Handelnden über ein Fell (Langes oder kurzes Haar, Federn) verfügen oder nicht. Somit ist es der Sexualität völlig schnuppe, ob die sexuell Handelnden nackt sind oder nicht.

Ich denke, dass deine Schussfolgerung fehl geht.


@ Cronewcleus
Die Kirche hat in ihrer gesamten Gesichte noch keinen ausschlaggebenden Einfluss auf die Moral der Menschen gehabt. Dieses ist daran zu erkennen, dass die Argumentation der Kirche sich über die Jahrtausende hinweg nicht geändert hat. Ausschlaggebend für die Moralgeschichte war und ist stets die Auffassung der bürgerlichen Moral, deren Botschaften oftmals von der Kirche nur übernommen und „theologisch“ uminterpretiert wurden.

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von BOeinNackter » Fr 26. Jul 2019, 17:29

Exhibitionismus ist ein schwieriges Thema für Naturisten.
Alle Menschen haben Lust, sich zu zeigen und streben danach, Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Dabei ist es erst einmal egal, wie man gekleidet ist.

Tatsächlich haben Naturisten bestimmte Vorstellungen, wenn sie diesen Begriff hören oder verwenden. Das ist auch bei der restlichen Bevölkerung so und ein nicht geringer Teil wird Nacktwanderer oder Nacktbader locker den Exhibitionisten zurechnen.

Eigentlich sollte man sich mal genauer mit diesem Begriff, der eine Straftat und ein krankhaftes Verhalten kennzeichnet, ansehen.
Exhibitionismus gehörte seit Ende des 19. Jahrhunderts zu den sexuellen Perversionen, die alle dadurch gekennzeichnet waren, dass sie sexuelle Lust und Befriedigung bringen sollten, ohne dass dadurch Kinder geboren werden. Jede Abweichung dieser normalen oder erlaubten Sexualität galt in vielen Fachkreisen als Perversion.

Freud nannte z.B. kindliche Sexualität polymorph pervers. Schließlich konnten auch sie keine Kinder zeugen. Von Freund ist ja bekannt, dass er den Übergang vom klitoralen zum vaginalen Orgasmus als den Schritt zur erwachsenen Sexualität sah. Ist eine solche Sicht nicht von ganz vorgestern?

Irgendwann wurden eine Reihe von Perversionen, wegen denen man sich behandeln lasen konnte und zu Straftaten. Nachdem die Homosexualität keine Krankheit mehr ist und auch nicht mehr bestraft wird, ist nun der Exhibitionismus die am häufigsten angezeigte Straftat aus diesem Bereich.

Sie soll auch eigentlich nur verfolgt werden, wenn es eine Anzeige gibt und jemand sich geschädigt fühlt. Wie definiert man eigentlich Schamverletzung? Interessant ist, dass nur Männer wegen E. bestraft werden können. Auf eine Strafe kann verzichtet werden, wenn stattdessen eine Therapie gemacht wird. Es gibt wenige Hinweise darauf, dass die anzeigenden Personen ich nur wenig oder gar nicht geschädigt fühlen. Die Gründe für ihre Entbößung scheint bei vielen Angezeigten sehr unterschiedlich zu sein. Tatsächlich wird manchmal auch der sexuellen Reiz gesucht, der eigentlich Grund sein soll, diese Tat zu verurteilen.

Ich sehe das Problem, dass Sexualität nicht klar definiert und abgegrenzt werden kann. Könnte nicht auch das Wohlempfinden, sich nackt in der Natur zu bewegen, etwas sexuelles sein? Tatsächlich werden Nacktbader, Nacktwanderer oder Nacktradler immer wieder von eschrockenen Menschen angezeigt.

Natürlich wird es auch Menschen geben, die sich aus unterschiedlichen Gründen vor Anderen nackt zeigen, die Hilfe brauchen. Es gibt aber, nach allem, was ich darüber gelesen habe, nicht die Exhibitionisten ansich. Es gibt zahlreiche Einzelschicksale.

Sich von Exhibitionisten abgrenzen zu wollen, ist natürlich verständlich. Wer möchte schon eines solchen Verbrechens bezichtigt werden? Ich fände es besser, diese merkwürdige Krankheit oder Straftat in Zweifel zu ziehen. Menschen, die Hilfe brauchen, oder die sich anderen Menschen in unerträglicher Weise nähern, Sollten sehr persönlich diagnostiziert werden. Ich habe an vielen psychiatrischen Diagnosen Zweifel. Sie funktionieren wie die berühmten Schubladen. Wirkliche Hilfe bei Problemen kann es nur bei einer Erörterung und Bearbeitung der individuellen Probleme im jeweiligen Leben geben.

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Tursiops » Fr 26. Jul 2019, 17:40

Ein sehr guter und das Thema erschöpfender Beitrag der sicher bald zerredet und zerschrieben wird.

 

Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Ralf-abc » Fr 26. Jul 2019, 18:12

Eule hat geschrieben:@ Ralf
Bei moralischen Fragen kann es aber kein objektives Richtig oder Falsch geben, sondern die Moral ist eine Frage des Zeitgeistes.
Diese deine Meinung kann ich nicht teilen. Es gibt eine Grund- oder Basismoral, die primär unumstößlich ist. Der Zeitgeist kann dieses teilweise überlagern. Bestes Beispiel hierfür ist das III. Reich. Der dort propagierte Zeitgeist wurde unter strikter Geheimhaltung ausgeführt und es wurde versucht, dieses unmoralische Handeln zu verdecken.

Es gibt allgemeine, unveräußerliche Menschenrechte. Die Einhaltung eben dieser wird oft auch als moralischer Aspekt angesehen. Darauf bezogen hast Du mit Deiner Aussage recht.
Das Verhältnis Nacktheit und Sexualität gehört aber nicht dazu und daher ist Deine Aussage in dieser Hinsicht falsch.

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von WeAreOne » Sa 27. Jul 2019, 13:33

Wir persönlich denken beim Fkk stets an Erholung und die Freiheit in der Natur.
Natürlich bleibt es nicht aus,das so mancher sich zur Schau dabei stellt,sei es bewußt oder unbewußt.
Wer aber genauer hinsieht,erkennt oft den Charakter eines einzelnen...wie er/sie sich verhält oder bewegt.
Eines was wir aber immer wieder beobachten,was eindeutig auffällt:
Das die Fkkler auf ihre Umwelt achten und nicht die Hinterlassenschaften irgendwo in die Ecke schmeißen!!!

 
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Eule » Sa 27. Jul 2019, 16:26

@ BOeinNackter
Du hast einen sehr umfangreichen und sachlichen Beitrag zur Frage des Spannungsfeldes Nudismis, Naturismus und FKK einerseits und Sexualität auf der anderen Seite geschrieben. Hierbei verfolgst du eine Theorie, dass jegliches Handeln, insbesondere wenn diese unbekleidet ausgeführt wird, ein unterschwelliges sexuelles Motiv hat. Eine Theorie, die von vielen Freudianern wohl noch immer vertreten wird. Ich halte dieses theoretischen Ansatz für nicht haltbar. Denn es werden dabei die Ergebnisse des zivilisatorischen Prozesses völlig draußen vor gelassen.

Ja, die Sexualität ist eine große Triebkraft, von mir aus auch die größte. Aber eben nicht die alleinige und alles dominierende Kraft. Der Nudismus, Naturismus und die FKK-Bewegung motiviert sich eben nicht aus der Triebkraft der Sexualität heraus. Sie ist das Bestreben, den Menschen, der sich ja weit von den natürlichen Prozessen herausgelöst hat und teilweise den Bezug zur Natur verlor, zurück zu seiner natürlichen Einbindung in seine Umwelt zu führen. Auch wenn die Sexualität hier wirklich keine Rolle spielt, so ist der Nudismus, Naturismus und die FKK-Bewegung keine sexualfeindliche Gesellschaft. Die Sexualität spielt hier die gleiche Rolle, wie diese in der allgemeinen und bekleideten Gesellschaft vorgefunden werden. Da gibt es also keinen signifikanten Unterschied.

Die Frage der Grenzziehung zwischen einem krankhaften oder vollverantwortlichen Handeln innerhalb der Sexualität ist schwierig, jedoch trotzdem möglich. Nur ist hierbei zu bedenken, dass die Grenzziehung von den Medizinern und Juristen anders gezogen werden, als dieses von der allgemeinen Bevölkerung gewünscht wird. Es zeigt sich in der Frage der Moral und insbesondere in der Sexualmoral, wie trennungsunscharf hier das Verständnis zwischen dem erträglichen und dem unerträglichem Verhalten ist.

Deine Ausführungen spiegeln für mich die Ansicht der bürgerlichen Moral wieder, die sich hier sehr wesentlich auf Aussagen von Freud beruft, ohne die Problematik der Freudschen Aussagen zu kennen oder zu verstehen. Hierdurch werden Aussagen, die zwar nicht falsch sind, daher jedoch noch nicht unbedingt richtig, missverstanden und missgedeutet. Das Ergebnis des zivilisatorischen Prozesses wird hierbei als so naturgegeben angesehen und verstanden.

Tursiops kann ich sagen, dass dein Beitrag natürlich nicht zerredet oder verschrieben werden soll, sondern man muss sich sehr kritisch mit ihm auseinander setzen und die Irrtümmler bzw. Missverständnisse finden, ausdiskutieren und aufheben zu können.


@ Ralf
Es gibt allgemeine, unveräußerliche Menschenrechte. Die Einhaltung eben dieser wird oft auch als moralischer Aspekt angesehen. Darauf bezogen hast Du mit Deiner Aussage recht.
Das Verhältnis Nacktheit und Sexualität gehört aber nicht dazu und daher ist Deine Aussage in dieser Hinsicht falsch.
Das Verhältnis der Nacktheit zur Sexualität ist ein entscheidender Aspekt unserer Moralbildung. Daher verstehe ich deine Meinung nicht, dass du dieses Verhältnis als nicht tragend ansiehst.

 

Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Ralf-abc » Sa 27. Jul 2019, 18:30

Eule hat geschrieben:Das Verhältnis der Nacktheit zur Sexualität ist ein entscheidender Aspekt unserer Moralbildung. Daher verstehe ich deine Meinung nicht, dass du dieses Verhältnis als nicht tragend ansiehst.
Das Verhältnis Nacktheit zur Sexualität ist dem Zeitgeist unterworfen (wie die Veränderung dieses Verhältnisses in der Vergangenheit mehr als hinreichend beweist). Von daher gibt es kein objektives "Richtig oder Falsch", wie von Dir behauptet.

 
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Eule » Sa 27. Jul 2019, 19:42

@ Ralf
Sieh dir deinen Beitrag http://fkk-freunde.info/memberlist.php?mode=viewprofile&u=11652an, dann brauche ich mich nicht zu wiederholen. Du musst diese Frage etwas differenzierter sehen, weil eine Pauschalierung hier oft in die Irre geht.

Wenn du die Meinung vertrittst, dass in meinem Gedankengang ein Fehler enthalten ist, dann solltest du diesen aufzeigen. Du musst hier also schon etwas genauer argumentieren.

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