@ Aria
Wenn die Kirche in ihrem Bemühen, die Moral der Menschen nachhaltig zu beeinflussen, Erfolg gehabt hätte, dann hätten sich ihre stetigen Wiederholungen ihrer Moraläußerungen überflüssig gemacht. In diesem wie dem alten Forum habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass das Reden und Schreiben der Kirche nicht gleichzusetzen ist mit einer Befolgung dieser Botschaften durch die Menschen. Weiter habe ich darauf hingewiesen, dass die Kirche sich, zumindest seit dem 18. Jahrhundert, an die Ausführungen der Philosophen und Pädagogen angeschlossen hat, über die die bürgerliche Moral formuliert wurde. Auch wenn man dir in deiner Erziehung etwas anderes beigebracht hat und viele kirchlich orientierte Menschen es anders sehen, ändert dieses nichts an der Feststellung der Historiker, dass die Kirche eben in moralischen Fragen recht erfolglos war und ist.
Eule hat geschrieben:
Dieses ist daran zu erkennen, dass die Argumentation der Kirche sich über die Jahrtausende hinweg nicht geändert hat.
Das ist ja das Problem: Die Welt hat sich gewandelt, aber die Kirche hält immer noch an einer Moral fest, die von vorgestern ist: Sex sei von Gott nur zur Zeugung von Kindern vorgesehen, damit der Mensch den göttlichen Auftrag “Seid fruchtbar, vermehret euch und füllt die ganze Erde.“ erfüllen könne.
Was du hier vorträgst ist eine Begründung der kath. Kirche aus ihrem naturrechtlichem Verständnis heraus. Dieses hat also mit dem zivilisatorischen Prozess als solches nicht direkt was zu tun. Du kannst hier der kath. Kirche den Vorwurf machen, dass sie als die einzigste Organisation sich nicht vom Naturrecht abgewendet hat, obgleich sie wissen muss, dass das Naturrecht keine eindeutigen Rechtspositionen rational ableiten kann. Wenn du die Position einiger Freudianer mit der der Kirche in Verbindung bringen willst, dann geht dieses nicht über das eine Ergebnis der Sexualität, der Reproduktion des Lebens, sondern über die Frage der Triebsteuerung. Aber hier stehen ja auch die Freudianer mit der Kirche im Clinch.
Nur wenn man diese Frage oberflächlich und formal sehen will, könnte man deiner Aussage beitreten.
Ralf-abc hat geschrieben:
Das Verhältnis Nacktheit zur Sexualität ist dem Zeitgeist unterworfen (wie die Veränderung dieses Verhältnisses in der Vergangenheit mehr als hinreichend beweist).
Das ist im Zusammenhang mit dem Threadthema die einzig richtige Aussage – und wir könnten uns daher anderen Themen zuwenden.
Nein, die Aussage von Ralf ist sachlich unzutreffend. Die Nacktheit als solches stellt keinen Bezug zur Sexualität dar, da diese Nacktheit im Sinne der Sexualität nicht in diese Richtung instrumentalisiert ist.
@ Tim
Du hast hier einen sehr guten Beitrag geschrieben.
Was versteht Ihr unter Moral?
Die reine Beschreibung der Verhaltensregeln in einer Gesellschaft?
Oder die Wertvorgaben innerhalb einer Gesellschaft?
Die Moral beschreibt Verhaltensregeln, der ein allgemein gültiger Wertekanon zugrunde liegt. Da die religiösen Wertvorstellungen hier bei uns oder gar im christlichen Raum allgemein nicht zu einer Allgemeingültigkeit gelangten, spielen diese religiösen Wertvorstellungen keine Rolle. Dieses war in der Geschichte so, dieses ist jetzt so und es ist nicht zu erkennen, dass sich dieses zukünftig ändern würde.
@ Ralf
Man kann unterschiedlicher Ansicht sein. Die Wahrnehmung eines Sachverhaltes kann ebenfalls unterschiedlich sein. Aber richtig kann eine Sache nur sein, wenn diese nach dem Gesetz der Rationalität aus sich heraus auch sachlich so ist.