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Seelöwe hat geschrieben:... einen „ideologischen Überbau“ brauchen nur Menschen, die im tiefsten Inneren meinen, Nacktsein wäre nicht normal und eigentlich nur mit stichhaltiger Begründung erlaubt ...

Diese Überlegung ist naheliegend und kann zudem erklären, warum sich Menschen beim Nacktsein nur unter Gleichgesinnten wohl fühlen – als ob sie ihre gemeinsame Nacktheit als eine Art Uniform verstünden.

Ausgesprochen eindrucksvolles Outing, dass Ihr von der Freikörperkultur keine Ahnung habt. Aber Nudismus ist halt eine völlig andere Welt!

Aria hat geschrieben:

Seelöwe hat geschrieben:... einen „ideologischen Überbau“ brauchen nur Menschen, die im tiefsten Inneren meinen, Nacktsein wäre nicht normal und eigentlich nur mit stichhaltiger Begründung erlaubt ...

Diese Überlegung ist naheliegend und kann zudem erklären, warum sich Menschen beim Nacktsein nur unter Gleichgesinnten wohl fühlen – als ob sie ihre gemeinsame Nacktheit als eine Art Uniform verstünden.

Das dürfte zutreffend sein.

Letztlich hat das alles auch etwas mit dem Selbstbewusstsein zu tun. Es gibt ungeschriebene Verhaltensnormen. Zu Omas 90. Geburtstag kommt man nicht in Jeans. Man läuft nicht nackt durch die Innenstadt. Man(n) trägt keine roten Schuhe. ...

Jeder, der davon abweicht, ist ein Außenseiter. Insgeheim oft bewundert, aber oft auch beschimpft: "Was glaubt der denn, wer er ist?" Durch einen ideologischen Überbau kann man zeigen: Ich gehöre doch dazu. Und wenn alle nackt sind ("Uniform"), ist man allenfalls dann ein Außenseiter, wenn man als einzelner was an hat.

Ich merke, dass mir vieles nicht mehr so peinlich ist wie als Jugendlicher. Dazu gehört auch das Nacktsein. Und trotzdem fühle ich mich unwohl, wenn ich als einziger nackt oder angezogen bin. Auch das mag an einem immer noch zu schwachen Selbstbewusstsein liegen. Trotzdem würde es mich interessieren, ob ich in dieser Hinsicht so anders bin.

Von HaJo weiß ich, dass er sich darüber hinwegsetzt, von Zett auch, was mir imponiert (Zetts mangelnde Toleranz weniger). Doch wie handhaben das die anderen? Läufst Du, Aria, als einzige nackt durch die Stadt, wenn das Wetter das zulässt? Oder Bummler ... oder Seelöwe ... oder Eule ... oder CL oder ...?

Seelöwe hat geschrieben:
...oder einen „ideologischen Überbau“ brauchen nur Menschen, ...

Einspruch, ohne diesen ideologischen Überbau hätte die FKK niemals die Entwicklung genommen, die sie genommen hat.
Die Begründung, warum Nacktheit einen Sinn hat und eine kulturelle Leistung ist, hat erst dieser Idee zum Durchbruch verholfen.
Nur weil Zett manchmal etwas störrisch ist, muss das was er formuliert nicht falsch sein.

Hans H. hat geschrieben:

HaJo hat geschrieben:....

Denn nicht immer ist Weltanschauung mit Toleranz verbunden.

Ein guter Gedanke! - Zum letzten Satz: ich tendiere dazu, statt "nicht immer" ein "nie" einzusetzen.

Ist die Aufklärung nicht auch eine Weltanschauung?
Ich jedenfalls hüte mich vor so einem Dogma, denn Toleranz kann ganz wichtig sein und kann auch ganz falsch sein.
Das kommt immer auf den konkreten Sachverhalt an.
Insofern sollten wir nicht so tun, als wüssten wir was falsch und was richtig ist.

Tim007 hat geschrieben:Läufst Du, Aria, als einzige nackt durch die Stadt, wenn das Wetter das zulässt? Oder Bummler ... oder Seelöwe ... oder Eule ... oder CL oder ...?

Nein, ich nicht. Also bin ich zwar schon, aber das ist lange her.
Aus zweierlei Gründen.
Erstens kann ich bei Diskussionen über meine Nacktheit mit Textilen zwar wortreich argumentieren, aber überzeugen kann ich sie nicht. Vielleicht bin ich in der Argumentation zu schwach, aber ich denke eher, dass in unserer egozentrischen Gesellschaft das Argument gegenüber der (textilen) Überzeugung im Nachteil ist.
Und zweitens komme ich oft nicht zum Diskutieren, weil man eben zwar über mich, aber nicht mit mir redet, wie ich das nach meiner letzten Nacktradeltour erleben konnte. Und das ist auch unangenehm.
Insofern ziehe ich mich zurück, nutze den mir von der Gesellschaft gelassenen Freiraum und habe meine Ruhe.

Und das sogar unabhängig vom Wetter, nach der Sauna und bei schönem Wetter sonst.

Tim007 hat geschrieben:Läufst Du, Aria, als einzige nackt durch die Stadt …

Nein, denn das tun nur die Unangepassten, die Außenseiter eben. Oder die fast Normalen zu besonderen Anlässen wie bei den Nacktläufen oder beim World Naked Bike Ride, an denen viele mitmachen, weil dort der oben erwähnte ideologische Überbau greift.

Übrigens: Auch Zett läuft nicht von zuhause aus nackt los, sondern zieht sich erst außerhalb der Stadt aus.

Bummler hat geschrieben:… ohne diesen ideologischen Überbau hätte die FKK niemals die Entwicklung genommen, die sie genommen hat.
Die Begründung, warum Nacktheit einen Sinn hat und eine kulturelle Leistung ist, hat erst dieser Idee zum Durchbruch verholfen.

Stimmt – das war jedoch zu einer Zeit, als Leute verhaftet und in Gefängnis gesteckt wurden, wenn sie nackt waren. Erst als sie sich in den Vereinen organisierten und die Hecken um ihre Vereinsplätze bauten, konnte die Obrigkeit ihnen nichts anhaben. Das blieb so bis zur sexuellen Revolution in den 1960er Jahren, als die zahlreichen sogenannten wilden Nacktbader (Beispiel: Englischer Garten in München) dafür gesorgt haben, dass die Gesetze geändert wurden: Man hat zum Beispiel das Wort unzüchtig aus den Gesetzen getilgt, was zur Folge hatte, dass es juristisch kein unzüchtiges Verhalten mehr geben konnte.

Es konnte auch über Sex offen gesprochen und geschrieben werden – und nicht mehr hinter der vorgehaltenen Hand wie bis dahin –, wozu auch die teilweise Freigabe der Pornografie beitrug, denn auch seriöse Zeitungen haben über die (gelungene) Pornofilme berichtet: Manche aus jener Zeit sind wohl noch heute Kult.

Doch ab der Mitte der 1980er Jahre änderte sich die Stimmung im Volk und die Ewiggestrigen gewannen wieder Wahlen: Kohl kam und mit ihm 16 Jahre des konsequenten Zurückdrängens der zuvor von der sozialliberalen Koalitionen durchgesetzten Reformen. Die Periode des Laissez-faire der 1970er Jahre war damit vorbei, der Staat setzt seitdem wieder mehr auf Verbote und Kontrolle – ich habe darüber schon ausführlich in den 3 Threads (Dokumente des gesellschaftlichen Wandels, eines davon im alten Forum) berichtet.

Bummler hat geschrieben:Insofern sollten wir nicht so tun, als wüssten wir was falsch und was richtig ist.

Das von dir zu lesen ist schon bemerkenswert, denn du bist doch einer, der zusammen mit Campingliesel ganz genau zu wissen glaubt, welches Verhalten oder einfaches Sosein auf einem FKK-Strand falsch oder richtig sei.

@ Timm
Als Student wollte ich Barfuß zur Hochschule gehen und habe dieses nur einmal gemacht. Auf dem Weg von meiner Studentenbude zum Bus habe ich mir die Fußsohlen verbrannt und so gelernt, in einer Stadt Barfuß zu gehen ist wenig ratsam. Und dieses war von 50 Jahren.

Wenn nur, bei so warmen Wetter, dass man auch ins Wasser springen kann. Ansonsten ist das wie vor dem Süßigkeitentopf zu stehen (Wasser) und nichts davon haben zu können

365 Tage im Jahr ist fkk möglich,wir schauen nur,das es erträglich ist...auch im Winter gehen wir nackt baden,was der Gesundheit recht gut tut

Vergangenen Sonntag:

Ich gehe jeden Morgen nackt in den Garten, egal wie das Wetter ist und versorge meine Tiere. Selbst bei Frost hält man es eine Weile aus wenn man in Bewegung ist. Es ist eben alles nur Gewohnheit.