Wenn Herr Starke schreibt:
Die marktwirtschaftliche Gesellschaft hat für den Körper eine zweifelhafte Verwendung.
so ist dieses erst einmal eine politische Aussage. Denn es stellt sich erst einmal die Frage, was ist die Ursache und was ist die Folge. Weiter stellt sich die Frage, wie sieht diese Frage unter dem Gesichtspunkt einer planwirtschaftlichen Gesellschaft aus? Es geht mir jetzt nicht darum, die wissenschaftliche Fähigkeiten und Kompetenzen von Herrn Starke anzugreifen oder zu bezweifeln. Ich verweise hier nur darauf, dass diese Aussagen so nicht wissenschaftlich neutral sind. Um mehr geht es mir nicht.
Er wird zugleich fetischisiert und ausgebeutet.
Hier wird der Körper, unabhängig ob weiblich oder männlich, nur als ein Objekt gesehen, welches einem Nutzen zugeführt werden soll. Ja, ich weiß, Herr Starke ist Sexualwissenschaftler und er betrachtet den Körper hier aus seiner fachlichen Sicht. Und in dieser Sicht ist der Körper ein Objekt, welches einem Nutzen zugeführt werden soll. Aber kommt diese Sicht unserer Frage entgegen oder lenkt diese Sicht nicht nur ab? Hier ist die Position vieler User recht widersprüchlich. Einerseits wird die Aussage von CL heftig bestritten, die eine übersexualisierte Gesellschaft für den Rückgang der Bereitschaft zur FKK verantwortlich macht und auf Drängen nach einer Begründung hierzu auf die Pornogarphie ausweicht und anderseits wird eben diese Erklärung für unser Thema hier akzeptiert, nur weil ein Sexualwissenschaftler eine kritische Bestandsaufnahme zur Frage der Sexualität macht. Ich sehe von der Intention, mit der dieser Beitrag von Herrn Starke in unsere Diskussion eingebracht wurde und der Argumentation von CL von der Sache her keinen Unterschied. Für mich ist es hier völlig unwichtig, Ob Herr Starke Professor in Leipzig, München oder sonst wo ist. Diese Argumentation von Starke hat eine politische Zielrichtung, die für sich genommen auch nicht verwerflich ist, ist deswegen nicht neutral, was sie auch nicht vorgibt, und passt nicht in unsere Fragestellung hinein.
Körperkultur, Körperkult, Körperbetontheit Körperpflege, Körpererziehung, Körperideale mischen sich in eigenartiger Weise und werden nach Belieben vereinnahmt.
Sorry, diese Aussage ist einerseits sehr banal, muss aber trotzdem erwähnt werden und beschreibt eine sexualwissenschaftliche "Erbsensuppe". Alles ist drin und alles ist mit allem vermengt und verbunden.
Die Nacktheit wird tabuisiert und gleichzeitig zur Ware.
Auch dieses stimmt und wurde in diesem Thread schon mehrfach angesprochen und ausgeführt.
Das bezieht sich besonders auf die weibliche Nacktheit.
Dieses trifft, wenn auch mit einem anderen Blickwinkel, auf den männlichen Körper zu und zurzeit erleben wir hier im Bezug auf einen unbekleideten kindlichen Körper, zumal wenn dessen Genitalorgane sichtbar sind, eine äußerst hysterische Reaktion. Dieses alles ist gegessen, bekannt und immer wieder vorgetragen. Welche Erkenntnis soll ich aus diesen Zitaten nun für unsere Fragestellung gewinnen? Wo liegt hier der Informationswert für unsere Fragestellung hier in diesem Thread?
Das Schönheitsideal ist für viele ein Hinderungsgrund, sich zu zeigen, wenn sie dem nicht entsprechen.
Hans H., diese Aussage ist ebenso banal wie stimmig. Ich habe dieses Argument auch schon zu Zeiten gehört, da hatte ich noch keinen Bezug zur FKK und zum unbekleideten Körper insgesamt. Dieses Argument werden wir solange nicht überwinden, solange wir das äußere Erscheinungsbild eines Menschen dem seines Charakters vorziehen, weil dieses offensichtlicher ist. Dabei ist dieses Problem in der textilen Welt noch größer als im Bereich der FKK, weil die Art und Qualität der Kleidung als ein Informationssignal gewertet wird.
Hier in diesem Thread wurden bislang drei mögliche Gründe genannt, die uns alle nicht zufrieden stellen. Es sind
1.)
der Zeitgeist. Der Zeitgeist ist ein unscharfer und nicht genau zu bestimmender Begriff. Er ist aus sozial- gesellschafts- und geschichtswissenschaftlicher Sicht eine "Erbsensuppe", weil hier viele Faktoren munter miteinander vermischt und alle untereinander auch verbunden sind.
2.)
die Sexualität. Da die Sexualität in der FKK keine besondere Rolle spielt und nur von Gegnern der FKK als ein Gegenargument in Richtung einer moralischen Verwerflichkeit genutzt wird, kommen wir mit diesem Begriff nicht weiter.
3.)
das Körperselbstbild. Das Problem mit dem Körperselbstbild ist kein spezifisches Problem der FKK. Ich halte es für ebenso vorgeschoben, wie die Sexualität als Begründung vorgeschoben wird.
Nun, ich habe das Gefühl, wir hängen hier fest. Auch ich habe noch keine Idee, wie wir diesen Knoten lösen oder durchschlagen können. Vieles ist möglich, das Wenigste davon wahrscheinlich. Wer von uns hier hat den Gedanken, den dieser evtl. für nicht tragend hält, der uns hier jedoch weiter hilft. Ich halte die Suche nach dieser zündenden Idee noch für völlig offen.