@ Aria
Du träumst – oder hast die Änderungen in der Gesetzgebung nicht mitbekommen. Der entsprechende Passus des § 184b StGB lautet – Zitat:
(…)
kinderpornographisch ist eine pornographische Schrift (§ 11 Absatz 3), wenn sie zum Gegenstand hat:
(…)
c) die sexuell aufreizende Wiedergabe der unbekleideten Genitalien oder des unbekleideten Gesäßes eines Kindes
Wo träume ich, wenn ich sage:
Ob ein Bild pornographisch ist oder nicht kann man daran erkennen, ob mit diesem Bild die sog. niederen Instinkte angesprochen werden sollen. Nicht jedes Bild, welches die Genitalien sichtbar darstellt, ist deswegen pornographisch. Auch wenn es viele Menschen gibt, die dieses behaupten. Nicht jedes Bild eines unbekleideten Kindes, bei dem die Genitalien zu sehen sind, ist deswegen kinderpornograhisches Bild.
Du zitierst den Gesetzestext zu einer von mir allgemein gehaltenen Aussage. Ich weiß, dass wir zurzeit wegen der vielen Missbrauchsfälle eine hysterisch aufgeheizte Situation haben, aber an der Sache selbst ändert dieses nichts.
Zu „sexuell aufreizend“ kann man auch erotisch sagen.
Hier zeigt sich wieder das Problem in unserer Alltagssprache, die in den Lexika und im Duden dokumentiert wird, obgleich es aus philosophischer Sicht als völlig falsch und verkürzt anzusehen ist. Erotik gehört zur Sexualität, geht aber weit über die Sexualität hinaus. Die Gleichsetzung von Erotik und Sexus ist falsch und ein Zeugnis einer verflachten Sprache, welches die feinen Begriffsunterschiede eliminiert.
HaJo hat geschrieben:
Ich weiß ja auch, dass Pornografie definiert wird als das deutlich sichtbare des Geschlechtsaktes.
Nun ja - nun bin ja nicht mehr so jung. Aber wenn es "zur Sache" ging und noch geht, bin ich zugegeben sehr pornografisch. Der ästhetische Bildaufbau, ob das Wohnzimmer, in dem wir es "treiben" frisch gesaugt ist oder "ordentlich" aufgeräumt etc. interessiert mich dann wirklich gar nicht.
Wo und in welchen Zusammenhängen ein Geschlechtsakt, das abgebildet wird, geschieht, interessiert auch den Gesetzgeber nicht: Es gilt immer nur dein hier zitierte Satz.
Hier unterliegst du einem Irrtum. Es ist schon sehr wichtig festzustellen, wo die entsprechenden Bildnisse gezeigt werden und wer Zugang zu diesen Bildnissen hat. Die Argumentation von HaJo erschließt sich mir nicht, da ich nicht glaube, dass er sein Sexualleben in der Öffentlichkeit darstellt und/oder die Öffentlichkeit daran teilhaben lässt. Pornographie hat grundsätzlich etwas mit dem Bezug zu einer dritten Person zu tun.
@ alle
Ich empfinde es als sehr schrecklich, dass es selbst bei uns ständig zu einer Diskussion über Pornographie kommt, wenn wir über das Bild von unbekleideten Menschen reden. Einerseits erklären wir uns für so frei, auf Kleidung verzichten und uns unserer Natürlichkeit freuen zu können. Anderseits schlägt die bürgerliche Moral auch in unseren Kreisen sofort zu, wenn es um die Diskussion des Bildes aus unserem angestrebten und/oder gelebten Lebensbereich kommt. Wo bleibt da unser Gefühl für unsere Freiheit? Oder sind wir nicht so frei, wie wir es immer wieder erklären?
Bevor wir hier nicht eine eigene und feste Meinung und Auffassung zu den Bildern aus dem Bereich der FKK haben und diese unsere Meinung nicht argumentativ und souverän vortragen und verteidigen können, brauchen wir uns nicht wundern, wenn die FKK in der Öffentlichkeit keine positive Resonanz findet. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, frei zu sein, wir müssen es auch sein. Denn zur Freiheit gehört es, dafür argumentativ einzustehen und die Grenzen dieser Freiheit auch darstellen zu können.
Wir müssen, wir sollten wissen, dass die bürgerliche Moral nicht grundsätzlich eine Moral der Freiheit und der Selbstverantwortung darstellt. Nun sollten wir nicht in den pupertalen Fehler verfallen und die bürgerliche Moral ebenso grundsätzlich ablehnen und verwerfen. Wir sollten dort, wo die bürgerliche Moral eine Freiheit, und hier ist gemeint die Freiheit vom Zwang, sich stets bekleiden zu müssen, beschneidet, ohne dass diese Einengung und Beschränkung der Freiheit zum Natürlichen aus einem souveränen, selbstverantwortlichen und -bestimmten moralischen Sicht zu begründen ist, diese Freiheit verteidigen und argumentativ, sachlich vortragen und darstellen. Dieses nicht defensiv, also aus einer Verteidigung heraus, nicht offensiv, als Forderung zu einer Freiheit, die begehrt wird, denn dieses wäre in Wirklichkeit ein defensives Argument, sondern selbstbewusst und souverän aus einem Gefühl der gesicherten Selbstverantwortung heraus.
@ Aria
Du sagst:
Es wäre interessant zu ergründen, warum wir mehrheitlich (als Gesellschaft) meinen, ein Geschlechtsakt in Natura oder als Bild zu sehen, wäre jugendgefährdend.
Ja, dieses ist in der Tat ein sehr interessanten und vielschichtiges Thema. Hier ist jedoch eine sehr differenzierte Betrachtung und Argumentation erforderlich, welches ein hohes Maß an Abstraktion und Neutralität erfordert und viele User hier im Forum überfordern würde. Um nicht missverstanden zu werden, es geht nicht darum, dass ich glauben würde, diese User seien zu dumm dazu. Ich habe es nur immer wieder erlebt, dass viele Menschen, gleich welchen Bildungsabschluss diese haben, bei diesem Thema emotional überfordert werden und deshalb die sachliche Ebene nicht aufrecht halten können. Da dieses Thema jedoch nicht nur die FKK betrifft, ja hier keine herausragende Rolle spielt, wäre in meinen Augen dieses Forum auch nicht dazu geeignet, solche ein schwieriges und umfassendes Thema zu behandeln.