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Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Eule » Fr 10. Jul 2020, 17:53

@ HaJo
Ja, ich muss aber den Konjunktiv anwenden, wenn ich etwas nicht weiß oder nicht beweisen kann.

 

Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von thomy » Fr 10. Jul 2020, 19:03

Passt alles hervorragend zum Thema.

 

Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von HaJo » Sa 11. Jul 2020, 14:45

Sic!

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von HTJ » Mo 4. Jul 2022, 09:28

Ich habe in Bezug auf die Nacktheit mal nachgedacht, und bin zu folgenden Ergebnis gekommen:
Ich habe immer so gedacht, Leute zeigen sich heutzutage nicht gern nackt, weil man dazu vermeintlich einen perfekten Körper braucht. Wenn man aber so sieht, dass viele junge Frauen mit kurzen Hosen, kurzen Rock, bauchfrei usw. herumlaufen, die eigentlich "nicht die Figur" dazu haben. Und trotzdem viel Körper zeigen. Warum ist dann aber vollkommene Nacktheit so ein Tabu?
Im Forum fiel mal das Wort "Framing". Es geht auch bei der Nacktheit darum, in welcher Umgebung, mit welchen Worten, usw. über Nacktheit berichtet wird. Was ist anders geworden.
Man spricht in letzter Zeit oft von Sexualisierung. Ich finde den Begriff Unsinn. Denn der Mensch ist immer ein sexuelles Wesen. Vor allen hat die Befreiung der Sexualität in den 1960er Jahren zur Blüte der FKK geführt. Also: eine freie Sexualität bringt auch eine freie Nacktheit.
Wie ist das heute? Ist Sexalität und Nacktheit noch frei? Jein!
Hier kommt das Framing ins Spiel. Ich kann mich noch entsinnen, als in den 1990er Jahren abends in den Privatsendern die billigen Sexfilme rauf und runter liefen. Dann kam der freie Zugang zu Pornografie im Internet. Und so hat man Nacktheit immer mehr mit Pornografie und Prostitution verbunden (Framing). Und Pornografie und Prostitution ist keine freie Sexualität, sondern steht im Gegensatz zum Prinzip der sexuellen Selbsbestimmung.
Es gibt nämlich zwei Grundirrtümer:
-Es zählt nicht, wann eine Technik erstmalig verwendet wurde, sondern wann sie allgemein verbreitet wurde. In dem Beispiel: Nicht wann es die ersten Pornokinos gab, sondern wann dies durch das Privatfernsehen weite Verbreitung fand.
-Es gibt beim Menschen immer ein Unterschied zwischen Verstand und Gefühl. Natürlich weiss der normale Mensch, dass FKK nichts mit Sex in Sinne von GV zu tun hat. Aber im Unterbewußtsein hat es doch Schmuddelimage.
Ein Beispiel gefällig: Schauspieler zeigen sich heutzutage nicht gern nackt, weil sie Angst haben, dass sie sich nackt auf Pornoseiten wiederfinden. Merke: Nicht das nackt in der Öffentlichkeit stehen ist das Problem, sondern in welchen Rahmen (wieder Framing).
Wie ich weiter oben sagte. finde ich das Wort "Sexualisierung" Unsinn. Man sollte im Bezug auf die Nacktheit eher von einer "Pornografisierung" sprechen.

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Campingliesel » Mo 4. Jul 2022, 20:26

@ HTJ
Vor allen hat die Befreiung der Sexualität in den 1960er Jahren zur Blüte der FKK geführt. Also: eine freie Sexualität bringt auch eine freie Nacktheit.


Da bin ich ganz anderer Meinung. Die Befreiung der Sexualität war es sicher nicht, die zur Blüte der FKK geführt hat. Von was wurde denn die Sexualität befreit?
Was auch immer das alles ist, hatte mit der Nacktheit der FKK absolut nichts zu tun.
Durch die Pille wurde es nur möglich, Sex zu haben, ohne sich um die Folgen einer Schwangerschaft kümmern zu müssen. Das hat den Sex von ehelichen Pflichten und in gewisser HInsicht auch Zwängen befreit. Natürlich ist der Mensch trotz allem ein sexuelles Wesen geblieben. Aber es ist nunmal nicht Sinn und Zweck der FKK, die Nacktheit mit Sex zu verbinden. Deshalb gehört Sex auch nicht auf einen FKK-Platz. Sex ist eine private Sache und keine öffentliche.


Wie ich weiter oben sagte. finde ich das Wort "Sexualisierung" Unsinn. Man sollte im Bezug auf die Nacktheit eher von einer "Pornografisierung" sprechen.


Das Wort "Pornografisierung" trifft es sicher eher, was mit der Sexualisierung gemeint ist. Aber Unsinn ist das Wort trotzdem nicht. Denn damit ist ja die zu starke Verbindung der Nacktheit mit Sex gemeint, was sich aber nicht nur auf die Pornografie bezieht.
Dazu gehören eben auch der Mißbrauch von Kindern, der Reiz der Nacktheit, der sich bei Pädophilen bemerkbar macht, und ähnliches.

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Campingliesel » Mo 4. Jul 2022, 22:02

@ HTJ

Erinnere dich doch mal an deinen letzten Satz im ersten Beitrag dieses Threads:

Sicher gibt es auch eine Sexualisierung (@ Campingliesel) Aber nicht in der Form, daß die Menschen beim FKK Angst haben dort sexuelle Aktivitäten zu erwarten. Sondern daß in den Medien in den 1990er Jahren meist Nacktheit zusammen mit dem Rotlicht-Milieu gezeigt wurde.


Genau das meine ich. Manche haben allerdings heute auch Angst davor, angemacht zu werden. Auch wenn es auf offiziellen FKK-Plätzen eigentlich kaum vorkommt. Aber diese Vorstellung gab es auch früher schon, z.b. in den 70ern. Ich wurde mal gefragt, ob ich denn da keine Angst habe, daß mich jemand "anmacht" Und ich sagte, daß sowas dort noch weniger vorkommt als auf Textilplätzen.

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von BOeinNackter » Di 5. Jul 2022, 14:30

@HTJ
Du hast das sehr gut geschildert. Alerdings gab es, vor allem für VereinsnaturistInnen in den 60ern keine Blüte der FKK sondern einfach mehr Nackte an den Stränden. Nacktbaden wurde fast zu einer Art Mode. in den 70ern gab es von verschiedenen Reiseunternehmen Spezialkataloge für FKK. Der DFK und die Vereine sahen diese Entwicklung allerdings offensichtlich kritisch. Sie vermuteten irgendwie unkontrollierte, unsaubere Nacktheit in den Urlaubsorten. Die Vielfalt der Angebote stellte auch eine Konkurrenz für die Angebote des DFK dar, dem nichts bessereres einfiel, als nur den eigenen Angeboten das Siegel echter Freikörperkultur zu verleihen. Das ist heute Geschichte aber noch heute gibt es Vereinsmitglieder, die sich sittlich über diese wilde Nacktheit erheben.
Die Befreiung der Sexualität brachte tatsächlich mehr Auseinandersetzung und Informationen, auch die Überlegung, wie man es seinen Kindern erzählt. Zuletzt erlaubte man es den Schlen, dieses Problem zu lösen.
Da sich alles über Sex besser verkaufen ließ, wurden besonders die weiblichen Körper als Werbemittel und Ware immer offener ausgebeutet. Statt nun nur gegen diese Vermarktung anzugehen wurde die ganze Idee einer sexuellen Befreiung in Mitleidenschaft gezogen. Auch mit den Vorstellungen von perfektem Sex wurde viel Schaden für die Einstellung zum eigenen Körper angerichtet. Sex wurde manchen zu einer Art Sport. Dazu kam immer mehr Ideen und Ansprüche an die Optimierung von Körperformen und Körperfähigkeiten.
Die massenhafte, mediale Verbreitung von Sexfilmen und Pornografie in Privatfernsehen, Videos und Internet machte das alles noch allgegenwärtiger.
Was uns allen nie wirklich gelungen ist, ist, uns zuzugestehen, 1. unseren realen, eigenen Körper, unsere eigene Sexualität, unsere eigenen Gefühle kennenzulernen und 2. ordentliche, wahrhaftige Gespräche über Sexualität zu führen. Eigentlich wäre das für Naturisten naheliegend. Leider haben aber Naturisten fast genau so viele Probleme über ihre Nacktheit und ihre Sexualität zu reden, wie alle anderen. Naturistische Nacktheit wird ja sogar als asexuell bezeichnet. Über dieses in diesem Bereich nicht vorhandene wird eben auch nicht geredet, wohl nicht mal unter SexualpartnerInnen.

Jetzt habe ich schon mehrfach einen Satz von Anna Halprin zitiert:
Nacktheit wird immer mit etwas Verbotenem verbunden, der Sexualität. Andererseits, was ist so schlimm an Sexualität?

Ich kenne Menschen, die sich nie unter anderen Leuten ausziehen würden, für die sexuelle Fragen aber ein Problem sind. Naturisten, die platt behaupten, Nacktheit habe nichts mit Sexualität zu tun, finden solche Leute etwas merkwürdig. Aha, so sind sie, die NaturistInnen, eigenartig, verschroben, unverständlich.
Wenn man erzählt, was man so alles nackt macht, kommt kaum jemand auf den Gedanken, dass das alles mit Sexualität zu tun hat. Sicher könnte man auch angezogene Menschen fragen, welche sexuellen Gefühle beim Kaffeetrinken, Essen, Wandern, Gärtnern, Massieren, Schwimmen, Lesen, Ballspielen oder beim Tanzen wach werden. Wer tut das? Ist schon der Genuß einer Speise, ein Duft, eine Berührung oder das Wohlgefühl von Luft oder Wasser auf der Haut etwas sexuelles? Wird es etwas Schlimmes, wenn es so sein sollte? Die Frage danach, was denn so schlimm daran ist, sollte uns immer in den Kopf kommen, wenn es um Sexualität geht.
Im Übrigen geht es bei der Entblößung von Penis, Vulva und Anus nicht nur um Sexualität, sondern auch um Ausscheidung. Nackt wird auch dieser Aspekt unseres Körpers und seiner natürlichen Funktion offenbar.

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Campingliesel » Di 5. Jul 2022, 22:24

@ BOeinNackter

Jetzt habe ich schon mehrfach einen Satz von Anna Halprin zitiert:
Nacktheit wird immer mit etwas Verbotenem verbunden, der Sexualität. Andererseits, was ist so schlimm an Sexualität?


Also eine FKKlerin ist diese Frau Halprin sicher nicht. DAS ist typische Denkweise von Nicht-FKKlern.

Sexualität ist ja auch gar nicht verboten. Genauso wenig wie Nacktheit etwas Verbotenes ist. Es ist eben nur nicht überall üblich und erlaubt.

Ich weiß zwar nicht, wie sie die Sexualität erlebt, aber auch NIcht-FKKler sagen ja nicht, daß Sexualiltät generell was Schlimmes sei.
Wer sagt denn das heutzutage überhaupt noch so? Schlimm finde ich nur, was im Rotlichtmilieu passiert, vor allem, wenn dann auch noch Kriminalität und Ausbeutung mit dazukommt.

Das klingt irgendwie wie aus alten prüden Zeiten im 19. Jhdt. was diese Frau sagt.

Ich habe noch schnell mal bei wikipedia nachgeschaut, wer diese Anna Halprin war.

Anna Halprin (* 13. Juli 1920 als Hannah Dorothy Schuman in Wilmette, Illinois; † 24. Mai 2021 in Winnetka, Illinois[1]) war eine US-amerikanische Tänzerin und Choreografin.


Fast 101 Jahre alt gewesen, und auch noch Amerikanerin. Dann wundert mich allerdings nichts mehr bei ihrer Aussage.

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von ynda » Mi 6. Jul 2022, 01:27

Dann denk mal Ihren Satz zu Ende, so wie Sie es sicherlich gemeint, aber bewusst offen gelassen hat:
"Nacktheit wird immer mit etwas Verbotenem verbunden, der Sexualität. Andererseits, was ist so schlimm an
Sexualität? Was also ist dann so schlimm an Nacktheit?"

Alles klar?
Das ist ein oft gebrauchtes Mittel etwas auszudrücken, einen Satz anfangen und das was man eigentlich sagen will
selbst nicht zu Ende sagen, dem Zuhörer zum vervollständigen des Satzes, der Aussage zu bewegen.
Ein Dieter Hildebrand hat das sehr oft gemacht, bei Ihm ist es mir, während seiner Zeit bei der "Münchner Lach und
Schießgesellschaft" in meinen jungen Jahren zuerst bewusst aufgefallen. Auch andere Kabarettisten des politischen
Kabarett nutzen dieses Mittel der Ausdrucksweise.
Und ich ahne was als Antwort kommt

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von HTJ » Mi 6. Jul 2022, 08:00

Mein Beitrag von vorgestern war als auch als Aussage zu werten, dass Campingliesel in manchen Dingen auch recht hat, auch wenn sie oft die falschen Worte dafür wählt .

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