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Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von HTJ » Mo 22. Jun 2020, 11:39

Da hat sich ja einiges angesammelt. Zwischendurch ist etwas von einen anderen Thread dazwischengeraten.
@ Aria
Natürlich werden Revolutionäre müde. Im Idealfall setzt aber die nächste Generation das fort. Oder sie gehen in eine andere Richtung, wenn sich nämlich die Rahmenbedingungen geändert haben. Die große Zeit des FKK hat ja von den 1970er bis in die 1990er Jahre angedauert, was 2 Generationen entspricht. Dagegen hat die Toleranz in den Golden Zwanzigern nur kurz angedauert, weil eben der wirtschaftliche Aufschwung nur von kurzer Dauer war.
Man sollte mal zum Thena Neoliberalismus und Selbstoptimierung googeln. Es gibt viele Artikel dazu, die auch oft recht lang sind. Hier stellvertretend einen Artikel:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ueberwachung/identitaetsmanagement-das-neoliberale-selbst-12574151.html
Es ist nämlich so,daß der Neoliberalismus in alle Lebensbereiche eindringt, auch wie man seinen Körper optimiert.
Nehmen wir ein Beispiel: In einer Firma arbeiten alle gut zusammen. Eines Tages sagt der Chef: Die Geschäfte laufen nicht mehr so gut, ich muß ein paar Leute entlassen. Ich möcht aber nicht selbst entscheiden, wer gehen muß, sondern das wird demokratisch abgestimmt. Jetzt kann man sich vorstellen, wie ein Hauen und Stechen losgeht. Jeder wird sich bemühen:
-möglichst gut zu arbeiten
-äußerlich attraktiv zu erscheinen, denn es geht dabei auch im Sympathie
-kein Außenseiter zu sein, und keine "dummen" Dinge wie FKK zu machen
Solche Vorgänge in kleineren Gruppen laufen auch in der ganzen Gesellschaft ab.
Mit den Krisen der letzten Jahre wird die Gesellschft immmer intoleranter. Auf den ersten Blick scheint unsere Gesellschaft immer toleranter zu werden, wie z.B. die Anerkennung von Homosexualität. Das liegt aber daran, daß sich viele für die Anerkennung von Minderheiten einsetzen (was natürlich auch richtig ist). Ich bezweifel aber, daß die große Mehrheit wirklich im tiefsten Inneren für die Anerkennung z.B. Homosexueller ist. Und wenn es um so vermeintlich unwichtige Dinge wie Nacktheit und FKK geht, wird die Gesellschaft immer intoleranter.

@ Eule
Deine Verwirrung kommt sicher daher, daß ich möglichst viel in diesen Thread reinpacken wollte. Für mich sind diese beiden Dinge die Kernprobleme des FKK. Die Sexualisierung habe ich in meinen Postings allerdings noch gar nicht behandelt. Das andere Problem ist veilleicht, daß ich die Kausalkette sozusagen von hinten aufgerollt habe. Für mich war eben der Ausgangspunkt für diesen Thread dieses Buch, in dem der Blick auf ganz normale Körper für die Autorin wie eine Erleuchtung war, was eben einen Blick auf den heutigen Zeitgeist wirft.

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Campingliesel » Mo 22. Jun 2020, 15:13

PundV hat geschrieben:
HTJ hat geschrieben:Bis jetzt hat ja noch niemand wirklich Gründe für die veränderte Einstellung zu Nacktheit und FKK vorbringen können. Dass sich Phasen eben einfach so abwechseln ohne Grund glaube ich nicht. Nichts passiert ohne Grund.


Was ist der Grund dafür, dass bis Anfang der 90er Jahre in Deutschland kaum eine Frau sich die Achselhöhlen und Beine rasiert hat, während heute dies fast alle tun, selbst diejenigen, die damals die Praxis als "etwas Doofes aus Amiland" kritisiert haben?


Weil die Werbung der Rasiermittelindustrie mit dem Argument der besseren Hygiene gründlich dafür geworben hat.
Dabei ist inziwschen erwiesen, daß das grundfalsch ist. Durch die Rasur und eben besonders an so empfindlichen Stellen wie die Intimzone und auch unter den Achseln entstehen winzig kleine Hautrisse, wo dann die krankmachenden Bakterien ungehindert eindringen können. Und die guten Bakterien, die normalerweise auf der Haut und zwischen den Haaren sitzen, werden auch gleich mit entfernt. Unter den Achseln ist dann auch das Lymphsystem direkt gefährdet.
Bei den Barthaaren im Gesicht ist es auch ähnlich, aber da da die Haut ja ständig an der frischen Luft ist und deshalb widerstandsfähiger ist, entstehen auch nicht so leicht Hautrisse, und wenn es doch mal beim Rasieren blutet, kann man ja eine Creme draufmachen.
Also das Argument wegen der besseren Hygiene ist längst widerlegt.
Und ich habe sogar gelesen, daß das Brustkrebsrisiko durch die Achselhaar-Rasur stark gestiegen ist.

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Eule » Mo 22. Jun 2020, 20:10

@ Campingliesel
Sicher gibt es auch eine Sexualisierung (@ Campingliesel) Aber nicht in der Form, daß die Menschen beim FKK Angst haben dort sexuelle Aktivitäten zu erwarten. Sondern daß in den Medien in den 1990er Jahren meist Nacktheit zusammen mit dem Rotlicht-Milieu gezeigt wurede.
Vollkommen richtig erfaßt! Genau diese hergestellte Verbindung ist es, die die FKK kaputt macht und was ich unter der Sexualisierung der FKK auch verstehe .
Für ein en einfältigen Geist mag dieses stimmen, für einen differenzierten nicht.

Hans H. hat geschrieben:Wer kann heute noch in feinster dienstlicher Kleidung mit Krawatte in der Mittags-Runde mit Kollegen und Geschäftspartnern, wenn über den vergangenen Sonntag gesprochen wird, sagen, dass er an dem See xx war, weil man da nackt baden kann? In den 1970ger Jahren waren solche Gespräche auch in Firmen und auch in Gesprächsrunden der leitenden Mitarbeiter möglich, ohne dass irgend jemand "schräg" reagiert hätte. Schon seit Anfang der 1990ger Jahre wurde es unmöglich in dienstlichen Gesprächskreisen so etwas zu äußern.
Wenn man zufällig in der Nähe eines solchen Sees gewohnt hat, der FKK-Platz bekannt war, dann konnte es möglich sein, daß darüber auch so offen geredet wurde.
Hier irrst du dich aber gewaltig.

Nur weil ich hier scheinbar die Einzige bin, die das schreibt, weil es auch nicht soviele User gibt, die aus Bayern sind und erstrecht nicht, die sich an den Themen beteiligen, muß ich noch lange nicht unrecht damit haben, so wie ich es sehe.
Wenn ich mal Zeit habe, dann werde ich dich bedauern. Da du jedoch nur aus deiner Vorstellung heraus argumentierst, gehen deine Postings oft an der Realität vorbei, sogar weit vorbei.


@ Hans H
Nach der Auffassung von CL ist NRW scheinbar so klein, dass ein einziger die Situation von NRW insgesamt erfasst. Weiter schlussfolgert CL hier etwas, ohne dass dieser aus NRW die entsprechende Aussage gemacht haben muss. Es ist eben eine Aussage aus der Vorstellungskraft von CL. Mehr nicht.


@ Campingliesel
Nunja, Baggerseen scheinen ja schon einen besonderen Reiz zum "wilden" Nacktbaden auszuüben. Aber auch sowas gab es hier nicht. Die kleinen Weiher, die es einige in der Gegend verstreut gibt, hätten vielleicht schon Gelegenheiten bieten können, aber es tat eben keiner.
Naja, du scheinst dieses nicht erfahren zu haben und gehst davon aus, alle Menschen haben nur diese deine Erfahrung gemacht. Ich hingegen habe es anders erlebt, auch in Bayern.


@ Zett
Campingliesel und ich haben hier schon mehrfach auf den offensichtlich wichtigsten Grund für das schlechte Ansehen der FKK hingewiesen: die massenhafte Verbreitung und leichte Verfügbarkeit von Pornografie. Dadurch wird zunehmend Nacktheit mit sexuellem Verlangen gleichgesetzt.
Ein weiterer Punkt, auf den bisher nur ich aufmerksam gemacht habe, ist die Inanspruchnahme des Begriffs Freikörperkultur durch exhibitionistische, sexsüchtige Nudisten. Damit wird - verstärkt durch die Medien - Nacktheit mit "Erregung öffentlichen Ärgernissses" in Verbind gebracht und der eigentliche Zweck der FKK - die Verbesserung der Gesundheit - zunehmend in die Vergessenheit gedrängt.
Eine Ansicht wird dadurch nicht wahrhaftiger, in dem man diese häufig wiederholt. Diese von dir und CL vorgetragene Ansicht war, ist und bleibt irrig.


@ Bummler
FKK-Bordelle? :o Was soll das sein? :roll: Die FKK kennt keine Bordelle und von FKK’lern werden im Rahmen der FKK auch keine Bordelle betrieben. Ich hoffe von dir zukünftig solch einen Blödsinn nicht mehr lesen zu müssen.


@ HTJ
Die Nacktheit und der Zeitgeist ist und war schon immer ein großes Problem. Unsere Zivilisation hat hier keinen eindeutigen Standpunkt herausgebildet. Zwischen dem, was öffentlich gesagt wird, und dem, was öffentlich gelebt wird, gibt es schon signifikante Unterschiede. Wenn man das „geheime“, also nicht das öffentlich gesagte und öffentlich gelebte, Leben betrachtet, ohne jetzt den Schutzraum der Familie mit einzubeziehen, dann treffen zwei Welten aufeinander. Es hat schon seine Berechtigung, warum unserer Gesellschaft sehr oft eine Doppelmoral vorgeworfen wird.

Was die Autorin über das Leben in einem Haman schrieb, ist schön und zutreffend. Aber es ist ein Bericht aus einem gesicherten Schutzraum, der nur für Frauen zugänglich war und ist. Daraus kann kein Schluss für eine allgemeine Haltung und Meinung getroffen werden. Um einen Zeitgeist vergleichen zu können, müssen die Faktoren miteinander vergleichbar sein. Beobachtungen aus einem Schutzraum heraus kann ich nur mit Beobachtungen aus einem ähnlichen Schutzraum vergleichen und dann sehen, was sich dort geändert hat. Erst dann kann ich dieses Ergebnis mit dem Ergebnis des Zeitgeistes vergleichen, ob sich dort in dem Vergleichszeitraum ähnliche Ergebnisse feststellen lassen.

Diese natürliche und entspannte Nacktheit würde sofort ihr Ende finden, wenn Männer, fremde Männer, Zugang zu diesem Schutzraum erhielten, dieser Schutzraum also seine Schutzfunktion verliert.


@ Campingliesel
PundV hat geschrieben:
HTJ hat geschrieben:Bis jetzt hat ja noch niemand wirklich Gründe für die veränderte Einstellung zu Nacktheit und FKK vorbringen können. Dass sich Phasen eben einfach so abwechseln ohne Grund glaube ich nicht. Nichts passiert ohne Grund.
Was ist der Grund dafür, dass bis Anfang der 90er Jahre in Deutschland kaum eine Frau sich die Achselhöhlen und Beine rasiert hat, während heute dies fast alle tun, selbst diejenigen, die damals die Praxis als "etwas Doofes aus Amiland" kritisiert haben?
Weil die Werbung der Rasiermittelindustrie mit dem Argument der besseren Hygiene gründlich dafür geworben hat.

Man kann es sich so einfach machen, muss es aber nicht.
Durch die Rasur und eben besonders an so empfindlichen Stellen wie die Intimzone und auch unter den Achseln entstehen winzig kleine Hautrisse, wo dann die krankmachenden Bakterien ungehindert eindringen können. Und die guten Bakterien, die normalerweise auf der Haut und zwischen den Haaren sitzen, werden auch gleich mit entfernt.
Dieses dürfte wohl deiner guten Vorstellungskraft entstammen.
Bei den Barthaaren im Gesicht ist es auch ähnlich, aber da da die Haut ja ständig an der frischen Luft ist und deshalb widerstandsfähiger ist, entstehen auch nicht so leicht Hautrisse, und wenn es doch mal beim Rasieren blutet, kann man ja eine Creme draufmachen.
Eine recht seltsame Meinung.
Und ich habe sogar gelesen, daß das Brustkrebsrisiko durch die Achselhaar-Rasur stark gestiegen ist.
In welchem „Revolver-Blatt“ stand dieser Blödsinn?

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Aria » Mo 22. Jun 2020, 21:07

HTJ hat geschrieben:Die große Zeit des FKK hat ja von den 1970er bis in die 1990er Jahre angedauert, was 2 Generationen entspricht.
Nein, da war nur eine Generation zugange – die FKK war schon Mitte der 1980er Jahre nicht mehr in, was Kohl mit seinem Spruch von der geistig-moralischen Wende, die nun nötig sei, sehr treffend beschrieb. Anfang der 1970er war der Höhepunkt der FKK-Bewegung, seitdem sank die Zahl der Anhänger stetig. Dieser Niedergang ist auch heute noch nicht zu Ende.

HTJ hat geschrieben:Dagegen hat die Toleranz in den Golden Zwanzigern nur kurz angedauert, weil eben der wirtschaftliche Aufschwung nur von kurzer Dauer war.
Nein, nicht die Wirtschaftskrise von 1929 hat der FKK den Garaus gemacht, sondern 1933 die Nazis. Sie haben zwar die nationalgesinnte bzw. arische FKK-Vereine wieder zugelassen und auch die Wirtschaft hatte sich ab 1934 erholt, aber die FKK-Bewegung, die 1932 ca. 100.000 Mitglieder hatte, erholte sich nicht mehr. Damit ist die Annahme hinfällig, die Wirtschaftssituation hätte irgendeinen Einfluss auf die FKK-Bewegung.

HTJ hat geschrieben:Man sollte mal zum Thena Neoliberalismus und Selbstoptimierung googeln. Es gibt viele Artikel dazu, die auch oft recht lang sind. Hier stellvertretend einen Artikel:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ueberwachung/identitaetsmanagement-das-neoliberale-selbst-12574151.html
Es ist nämlich so,daß der Neoliberalismus in alle Lebensbereiche eindringt, auch wie man seinen Körper optimiert.
Habe den Artikel gelesen. Er ist vom 2013 und einige Voraussagen haben sich nicht erfüllt. So verkauft Wikipedia ihre Inhalte nach wie vor nicht. Und es stimmt zwar, dass Facebook darauf drängt, das eigene Profil zu optimieren und neue „Freunde“ zu gewinnen. Aber man muss dem nicht nachgeben: Ich z.B. habe als Facebook-Freunde nur Personen, die ich persönlich und in der Realität kenne, wovon die meisten eh meine Verwandten sind.

Und die Behauptung, Neoliberalismus würde Menschen dazu drängen, ihre Körper zu optimieren, ist eben das: Eine Behauptung. Weil das schon immer so war – vielleicht mit Ausnahme der 1950-60er Jahre in Deutschland, als Arbeitskräftemangel herrschte. Aber sonst konnte und kann man z.B. kein Beamter in diesem Staat werden, wenn man zu dick war/ist. Demzufolge wäre dieser Staat schon immer neoliberal. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wir haben Gesetze, die sowohl den Staat als auch die Unternehmen verpflichten, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Das nur als Beispiel.

HTJ hat geschrieben:Jeder wird sich bemühen:
-möglichst gut zu arbeiten
-äußerlich attraktiv zu erscheinen, denn es geht dabei auch im Sympathie
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, Arbeit, für die man bezahlt wird, möglichst gut tun. Und dass die Attraktivität der Erscheinung eine Rolle spielt, wenn man im Beruf vorwärts kommen will, ist ein alter Hut: Schöne Menschen haben nun mal Vorteile in allen Lebensbereichen, also auch im Berufsleben. Will sagen: Das ist nichts, was Neoliberalismus hervorgebracht hat.

HTJ hat geschrieben:-kein Außenseiter zu sein, und keine "dummen" Dinge wie FKK zu machen
Solche Vorgänge in kleineren Gruppen laufen auch in der ganzen Gesellschaft ab.
Dass FKK jetzt als dumm bezeichnet wird, hat nichts mit dem Neoliberalismus zu tun, sondern mit dem gesellschaftlichen Wandel. Will sagen: Es werden wieder FKK-freundliche Zeiten kommen.

Und dass innerhalb einer Gruppe niemand Außenseiter sein will, ist ebenfalls ein alter Hut: Es war noch nie anders, weil Mensch ein soziales Wesen ist, d.h. andere Menschen zum leben braucht.

HTJ hat geschrieben:Mit den Krisen der letzten Jahre wird die Gesellschft immmer intoleranter.
Welche Krisen (Mehrzahl) gab es denn in den letzten Jahren? Die letzte war 2009 und das ist 11 Jahre her. In diesem Forum habe ich irgendwo dieser Tage einen Link zu einer Seite der Bundesbank gebracht, aus der hervorgeht, dass es bei uns seit 1950 wirtschaftlich fast nur aufwärts ging – es gab lediglich im Jahr 2009 ein Minus von mehr als 1 %.

HTJ hat geschrieben:Ich bezweifel aber, daß die große Mehrheit wirklich im tiefsten Inneren für die Anerkennung z.B. Homosexueller ist.
Ja, das könnte wahr sein. Grund: Innerhalb weniger Jahrzehnte kann man 1700 Jahre der christlichen Indoktrination nicht ungeschehen machen. Es wird also noch mehrere Genrationen dauern, bis auch der letzte Hinterwäldler erkannt haben wird, dass Homosexuelle Menschen wie du und ich sind.

HTJ hat geschrieben:Und wenn es um so vermeintlich unwichtige Dinge wie Nacktheit und FKK geht, wird die Gesellschaft immer intoleranter.
Die gesamte Gesellschaft wird intoleranter gegen Abweichungen im moralischen Bereich. Das schließt FKK-ler ein, denn auch sie werden zunehmend intoleranter gegen die sog. Textile, gegen Intimschmuckträger und gegen Menschen, die sich auch auf einem FKK-Strand umarmen und küssen wollen, als wären sie auf einem Textil-Strand. Damit meine ich ausdrücklich nicht den Geschlechtsverkehr in der Öffentlichkeit.

Das hat der gesellschaftliche Wandel, die seit Mitte der 1980er Jahre im Gange ist, mit sich gebracht: Menschen wünschen sich mehr Sicherheit und die bekommt man nur mit mehr Kontrolle und mit mehr oder schärferen Gesetzen.

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Zett » Mo 22. Jun 2020, 22:20

Eule hat geschrieben:@ Zett
Campingliesel und ich haben hier schon mehrfach auf den offensichtlich wichtigsten Grund für das schlechte Ansehen der FKK hingewiesen: die massenhafte Verbreitung und leichte Verfügbarkeit von Pornografie. Dadurch wird zunehmend Nacktheit mit sexuellem Verlangen gleichgesetzt.
Ein weiterer Punkt, auf den bisher nur ich aufmerksam gemacht habe, ist die Inanspruchnahme des Begriffs Freikörperkultur durch exhibitionistische, sexsüchtige Nudisten. Damit wird - verstärkt durch die Medien - Nacktheit mit "Erregung öffentlichen Ärgernissses" in Verbind gebracht und der eigentliche Zweck der FKK - die Verbesserung der Gesundheit - zunehmend in die Vergessenheit gedrängt.
Eine Ansicht wird dadurch nicht wahrhaftiger, in dem man diese häufig wiederholt. Diese von dir und CL vorgetragene Ansicht war, ist und bleibt irrig.
Eine Ansicht wird dadurch nicht falscher, indem man diese ständig - ohne Argumente - als falsch betitelt :D :D :D

Die Verbreitung der Pornografie und der Missbrauch des Begriffs »FKK« durch sexsüchtige, exhibitionistische Nudisten waren, sind und bleiben die beiden entscheidenden Gründe für das schleche Ansehen, das FKK bei vielen hat.

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Hans H. » Di 23. Jun 2020, 01:01

Zett hat geschrieben:Die Verbreitung der Pornografie und der Missbrauch des Begriffs »FKK« durch sexsüchtige, exhibitionistische Nudisten waren, sind und bleiben die beiden entscheidenden Gründe für das schleche Ansehen, das FKK bei vielen hat.
Pornographie ist auch durch die leichtere Zugänglichkeit im Internet nicht mehr verbreitet, als in den 1970er Jahren. Es gibt schließlich wissenschaftlich durchgeführte Statistiken über die Nutzung von Pornographie (Ein Link wurde in diesem Forum auch vor längerer Zeit mal eingestellt, hat aber kaum einer gelesen, weil es über 100 Seiten waren), aus denen hervorgeht, dass diejenigen, die sie konsumieren, dies zu mehr als der Hälfte nach wie vor über gekaufte Medien tun, also gekaufte Printmedien oder gekaufte Videos und das hat nicht zugenommen in den letzten 50 Jahren. Die im Internet leicht verfügbaren Inhalte kommen nicht so gut an bei denen, die diese Dinge konsumieren, weil die Qualität wohl in ganz erheblichem Maß schlechter sein muss, jedenfalls wurde es in Befragungen so begründet. Also, das Argument, die Verbreitung der Pornographie ..., das ja nur damit belegt werden kann, dass diese leichter verfügbar geworden ist, trifft nicht zu, weil das statistisch ermittelte Konsumverhalten ein ganz anderes Bild abgibt. Die Bedeutung der Verfügbarkeit der Pornographie auf die Gesellschaft ist nur marginal anders, als in den 1970er Jahren. Damit hat das keinesfalls einen Einfluss auf die FKK.

Zum zweiten Punkt: "Missbrauch des Begriffs »FKK« durch sexsüchtige, exhibitionistische Nudisten": Ich kenne nur den Missbrauch durch gewisse Rotlicht-Etablissements und diesen Missbrauch kenne ich bereits seit einigen Jahrzehnten, auf jeden Fall seit den 1980er Jahren. Da gab es diesen Missbrauch schon in den Anzeigenblättern. Aber "sexsüchtige, exhibitionistische Nudisten" sind ein Phantasiegebilde von Dir. Bring doch einfach mal einen Beleg dafür, dass es solche überhaupt gibt, und wenn, dass es nicht nur seltenste Einzelfälle sind, sondern so viele, dass sie so einen Wandel bewirken könnten. Also, wo gibt es die?

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Tim007 » Di 23. Jun 2020, 08:42

Hans H. hat geschrieben:Aber "sexsüchtige, exhibitionistische Nudisten" sind ein Phantasiegebilde von Dir. Bring doch einfach mal einen Beleg dafür, dass es solche überhaupt gibt ...


So sehe ich das auch, Hans H. Seit dreißig Jahren "machen" wir "FKK" und haben unzählige Anlagen und freie Bademöglichkeiten besucht. Es mag sein, dass es die falschen waren, aber noch nie habe ich "sexsüchtige, exhibitionistische Nudisten" getroffen. Ein einziges Mal gab es vor ca. 15 Jahren das Gerücht, dass in einem Wohnwagen irgendwelche Dienste angeboten worden seien. Das sei gleich unterbunden worden. Ob das wahr ist, weiß ich nicht.

Bleiben allenfalls die "Schweinchenstrände". Doch solche gibt es auch an Textilstränden. Ich will nicht wissen, was sich in manchen Gebüschen abspielt. Und unter uns gesagt: Es ist mir auch egal. Mit "FKK" hat das alles nichts zu tun.

Euer Lauflehrer Tim

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von Bummler » Di 23. Jun 2020, 09:52

Eule hat geschrieben:
@ Bummler
FKK-Bordelle? :o Was soll das sein? :roll: Die FKK kennt keine Bordelle und von FKK’lern werden im Rahmen der FKK auch keine Bordelle betrieben. Ich hoffe von dir zukünftig solch einen Blödsinn nicht mehr lesen zu müssen.



Musst du googeln.
Probiere es mal mit:
FKK-Artemis, FKK-Sharks, FKK-Club-Relax, FKK-Palmas, FKK-World, FKK-Saunaclub-Heavensgate, FKK-Leipzig...
das sind ALLEs Bordelle, die sich "FKK" nennen.
Brauchst aber nicht losrennen, sind alle noch zu, wegen Corona.
:mrgreen:

 
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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von PundV » Di 23. Jun 2020, 10:10

Bummler hat geschrieben:Freilich nicht nur, der Sachverhalt ist ja komplex. Auch die unheilvolle Verquickung von Sexualisierung und Nacktheit, die mit den FKK-Heftchen an der Tankstelle begonnen hat und mit den FKK-Bordellen noch nicht zu Ende ist, ist eine Ursache für die moralische Angreifbarkeit von Nacktheit und damit ein Ausschlusskriterium, was man selbstverständlich vermeiden will, bei der Karriere.


Ich glaube nicht, dass FKK-Bordelle überhaupt etwas mit einem (vermeintlichen?) Rückgang oder schlechten Eindruck von traditionellem FKK zu tun hat. FKK ist heute ein Synonym für nackt, was auch so gekommen ist, weil die meisten FKK-Vereine inzwischen Tabak und Alkohol (und Fleisch sowieso) erlauben; von der ursprünglichen "ganzeitlichen" FKK bleibt also nur Nacktheit übrig. Wie mein Geschichtslehrer zu sagen pflegte, nur eine Beobachtung, keine Verurteilung. Das bedeutet, dass FKK heutzutage nur nackt bedeutet. Da die Huren in den meisten Bordellen nicht nackt sind, spricht eigentlich nichts gegen die Bezeichnung FKK-Bordell oder FKK-Club für diejenigen, wo sie doch nackt sind. Kein Mensch hat je so etwas mit einem herkömmlichen FKK-Verein gewechselt.

Oft höft man, FKK als Begriff ist dadurch nicht mehr brauchbar, man muss also Naturist oder Nudist benutzen. Das würde aber nicht helfen. Fahre nach England und erkündige dich nach "naturist massage", "nudist massage", "naturist sauna", "nudist sauna" usw. Das Problem ist dort eigentlich viel stärker, denn viele, vielleicht sogar die meisten, Saunen, die gemischt sind und Nacktheit erlauben, zumindest auch als Swinger-Club dienen. (Normalerweise in den wenigen Saunen, die es in England gibt, muss man Badekleidung tragen.) In einigen ist dies ganz offensichtlich, in anderen eher versteckt, aber den Betreibern ist klar, was sich abspielt. Trotzdem gibt es Leute, die dort "nur" in die Sauna gehen.

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Re: Nacktheit: Sexualisierung und Schönheitswahn

Beitrag von HTJ » Di 23. Jun 2020, 10:28

In der Late-Night-Show von Harald Schmidt in den 1990er hat er man folgenden Witz erzählt: "Was, der geht jetzt in die Sauna. Ist der jetzt auch schwul?"

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