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Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Aria » Di 21. Jul 2020, 16:22

John Do hat geschrieben:Ich fand es zumindest eine Überlegung wert, eine vorhandene Religion zu finden,
ja sogar eine eigene Religion zu entwickeln, die Nacktheit als einen wesentlichen Bestandteil beinhaltet.
Gerade weil die freie Religionsausübung einen ganz besonderen Schutz genießt.
Eine Religion wie Jainismus in Deutschland in ihrer extremen Form – immer nackt sein und auf alle Lebewesen achten – zu leben, ist wegen der hiesigen klimatischen Verhältnisse nicht möglich.

Es müsste also eine neue Religion her, deren Glaubensinhalte man auf die Schnelle vielleicht so definieren könnte:

1. Ich, Mutter Erde, bin deine Göttin
2. Schone Ressourcen, die ich dir zur Verfügung stelle, wann immer dir das möglich ist
3. Was du nicht willst, dass man dir tut, das füge auch keinem andern zu

Das Nacktsein wäre eine Befolgung des 2. Gebots.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Campingliesel » Di 21. Jul 2020, 16:32

@ HaJo:
Es geht ja auch gar nicht darum, wer die Nacktheit erfunden hat, denn die brauchte niemand zu erfinden.
Es geht darum, wer die FKK erfunden hat. Bei der FKK ist man zwar auch nackt, aber wie schon oft genug gesagt:
Nicht alles, was man nackt macht, ist auch FKK.
Naturvölker leben teilweise auch heute noch nackt, so wie der Mensch das seit Urzeiten gemacht hat.
Nacktheit kann auch eine ganz andere moralische Bedeutung haben. Gerade in Afrika gilt die Nacktheit oft als Zeichen für Armut. Wenn Strafgefangene oder Sklaven zur Nacktheit gezwungen werden, ist es eine Demütigung und Bloßstellung.
Oft kennen die Menschen Nacktheit auch nur im Zusammenhang mit der Sexualität.

Das hat aber alles mit unserer FKK gar nichts zu tun. Die Nacktheit, die man anfangs Nacktkultur nannte, danach Freikörperkultur, war ein Ausdruck von der Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen, von den ungesunden Lebensumständen in der damaligen Zeit und von der Befreiung von der Vorstellung, daß Nacktheit zwangsläufig nur einen sexuellen Zweck hat. Bei der Nacktheit der FKK geht es nur um eine natürliche Einstellung zum Körper. Auch wenn er nicht perfekt ist. Die natürliche Einstellung schließt zwar den Sex nicht aus, gehört aber nur in den privaten Bereich. Und die natürliche Einstellung gilt auch für alle Veränderungen, die man im Laufe des Lebens durchmacht, somit eben auch die Pubertät, weswegen man sich nicht schämen muß. Wenn man das allen Jugendlichen mal klarmacht, werden sie auch keine Probleme mehr mit der Pubertät bei der FKK haben.

All diese Gesichtspunkte kennen aber andere Völker gar nicht. Manche leben zwar nackt, aber sie wissen es ja nicht anders. Sie brauchen sich nicht von irgendetwas zu befreien. Oft fühlen sie sich auch gar nicht nackt, wenn sie bestimmten Körperschmuck anlegen, der stellvertretend die gleiche Rolle spielt wie bei uns die Kleidung.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Falko » Di 21. Jul 2020, 17:11

Aria, auch wenn Du mich ignorierst. Könntest Du trotzdem bitte mal aufhören mit dem Kirchenzeugs?

Kann man denn nicht einfach nackt sein? Nackt leben und sich dabei wohl fühlen? Oder einfach da nackt sein, wo es einem gefällt? Beim wandern oder baden. Oder auf dem Balkon.
Muss immer irgendein Grundgedanke dahinter stehen? Was bringt Dir das, zu wissen, dass vor ewigen Zeiten irgendeine Religion möglicherweise impulsgebend war für die Fkk Gründer? Was hast Du davon? Ändert sich durch diese Gewissheit irgendwas? Beeinflusst Dich dieses Wissen in Deiner Nacktheit?

Es ist mir mehr als Schnitte, was die Fkk Gründung für eine Ursache hatte.
Ich verschwende da keinen Gedanken daran, wenn ich mich naksch mache. Ich ziehe mich aus, weil ich das Bedürfnis dazu habe.
Nicht, weil Nacktheit einer Definition unterliegt oder weil Sport der ausschlaggebende Punkt ist.
Mag sein, dass es für einige hier harsch und egoistisch klingt, aber so ist nun mal meine Maxime.
Sicher nehme ich Rücksicht auf die, die nichts mit Nacktheit anfangen können. Ich meide daher möglichst solche Lokalitäten, um gar nicht erst diese Probleme zu haben. Geht nicht immer, aber sehr oft. Und wenns mal nicht geht, muss ich eben in den sauren Apfel beißen und mit Badebüx baden gehen. Daran sterbe ich auch nicht.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Campingliesel » Di 21. Jul 2020, 17:25

@ Falko:

Klar ist es heute so einfach, das so zu machen wie Du sagst. Aber man könnte gar nicht irgendwo einfach nackt sein, wenn es die Gründer der FKK-Bewegung oder wie immer man es nennen will, nicht gegeben hätte. Deswegen geht das ohne diesem Grundgedanken nicht, auch wenn man nicht mehr ständig an diesen Grundgedanken denkt, weil es für FKKler einfach zu selbstverständlich geworden ist. Jedenfalls hier in Deutschland, in vielen Ländern Europas und auch in noch manchen anderen. Aber es ist eben nicht überall so selbstverständlich wie wir das sehen. Dessen sollte man sich trotz allem mal bewußt sein. Und es gibt auch in D totale Gegner.
Die FKKler sind noch lange keine Mehrheit und werden das wohl auch niemals werden.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von HaJo » Di 21. Jul 2020, 18:26

Campingliesel hat geschrieben:@ HaJo:
Es geht ja auch gar nicht darum, wer die Nacktheit erfunden hat, denn die brauchte niemand zu erfinden.
Es geht darum, wer die FKK erfunden hat.
Eben.
Darauf bezog sich meine Anmerkung.

Auch vor mehr als 120 Jahren hätten die Leute einfach nackt sein können. Ohne Weltanschauung eines Diefenbach, eines Strässer oder gar des Ungewitter... (andere Namen sind leicht im Netz zu finden). Man hätte es TUN sollen.
Meine Mutter z.B., sie wäre jetzt 96 Jahre alt, erzählte mal, als sie meine Tendenzen bemerkte, sie hätten "sogar noch" als Jugendliche dort drüben im Bach nackt geplantscht.
An anderer Stelle hier wurde von den 1970er Jahren berichtet, als man nackt am Baggersee oder Fluss lag. Einfach so.
Eben.
Warum muss man aus jedem Fitzelchen eine Weltanschauung machen?
Wenn WIR - also die Menschen - es wollten, ich bin überzeugt, es ginge. DAS erlebe ich ja fast täglich und seit Jahrzehnten.
Käster: "Es gibt nichts Gutes... ..."

Warum muss man das Einfache, das Alltägliche zu einer Weltanschauung erheben?
Warum muss man z.B. aus dem, wie auch immer begründeten, Verzicht auf Fleisch eine Art Religion machen?
Warum "gibt es" Pescetarier, Fruganer, Freeganer, Rohköstler, Paleotarier,... ?
Insofern ist ja die Idee einer Religionsgründung des John Do so unverständlich nicht.
Aber:
Um es schlicht zu sagen:
Ich plädiere für das LEBEN.

Solange ich damit niemanden über Gebühr oder gar absichtlich schade, sollte ich es leben dürfen.

Wiederum:
Einfach so.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Falko » Di 21. Jul 2020, 18:51

Sehr gut geschrieben, HaJo.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Campingliesel » Di 21. Jul 2020, 19:31

@ Hajo:

Das ist eine gute Frage. Aber der Mensch ist nun mal nicht so einfach. Es war noch nie einfach, irgendwas zu machen oder zu sagen, was für andere ungewöhnlich klingt oder aussieht. Wenn man das auf alles Neue, Unbekannte, Unerklärliche überträgt, dann wäre das Leben wirklich einfach, wohl sogar ZU einfach. Dann hätte es keine Religionskriege, keine Hexenverbrennungen, keinen Rassismus, keine sonstigen Verfolgungen von Andersdenkenden gegeben, und gibt es ja auch heute noch teilweise. Und was es sonst noch alles gibt, was der Allgemeinheit nicht gefällt.

Aber wenn nie jemand auf sowas reagiert, wäre es doch auch totlangweilig, oder? Dann gäbe es nichts mehr zu diskutieren, nichts mehr, was man vielleicht ändern könnte - sollte - müßte, dann wäre ja im Grunde alles egal.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Eule » Di 21. Jul 2020, 19:49

@ Hans H.
Von der Fragestellung dieses Threads muss ich die Anfangsbedingungen der FKK-Bewegung sehen und berücksichtigen. Ist die Freikörperbewegung eine indische Erfindung? Ich für mich betrachte dann die Anfangsbedingungen und prüfe diese, ob und in welchem Umfange Einflüsse aus Indien feststellbar sind. Soweit ich diese Anfangsbedingungen sehe, haben diese keine Rolle gespielt. In. den Anfangsbedingungen spielte die Befreiung des Menschen, des Körperlichen aus seinen sozialen und moralischen Zwängen eine große Rolle. Das Ziel war die Rückkehr des Menschen zum natürlichen Leben. Die Wiedereingliederung des Menschen in seine natürlichen Beziehungen.

Interessanter Weise spielte bei Adolf Koch die soziale Frage keine Rolle. Obgleich er ein Sozialist war, ging es ihm um die gesunde Entwicklung der Kinder und Arbeiter, um ein natürliches Moralverständnis hin zu einem gesunden und natürlichen Miteinander.

Die 68ger Bewegung hatte mit der Freikörperkultur ursprünglich nichts zu tun. Ihnen ging es um die Befreiung des Menschen aus seiner moralischen und gesellschaftlichen Einengung. Macht Liebe und keinen Krieg und die Forderung der freien Liebe waren ihre Startforderungen. Es ging ihnen nicht um die Freikörperkultur, ihnen ging es um den Angriff auf die Moral und speziell die Sexualmoral. Die Entwicklung zum unbekleideten Freizeitverhalten und zur unbekleideten Urlaubsgestaltung war gewissermaßen ein „Kollateralschaden“. Dieser „Kollateralschaden“ wurde von der Bevölkerung aufgenommen, zumal zeitgleich in den Medien eine Aufklärungswelle lief, und entwickelte sich zu einer Modewelle. Nur wer „in“ bzw. modern und nicht „hinterwäldlerisch“ sein wollte, ging zum FKK an den See oder machte FKK-Urlaub. Diese Modewelle hat sich nicht zu einer grundsätzlichen Veränderung der moralischen Werte geführt und brach als solches nach ca. 20 Jahren zusammen.

Alle Bewegungen, viele geistige Strömungen, die in den 68ger Jahren und danach entstanden, sind nicht restlos verschwunden. Personen, die aus Indien oder Tibet zurückkamen, sind in unserer Gesellschaft nur noch Exoten. Alle Bemühungen von ihnen, uns hier in unserem Kulturkreis diese indische bzw. tibetische Lebensphilosophie näher zu bringen, müssen als gescheitert angesehen werden. Eine positive Auswirkung, so sinnvoll und erstrebenswert diese auch für uns alle wäre, hat sich nicht etablieren können.

FKK ist nicht mehr „in“. Sie ist kein Ausdruck der Modernität mehr. Sie wird teilweise toleriert und kaum einer, auch nicht vom DFK, setzt sich öffentlich hierfür ein.

Und jetzt frage ich mich, wo kann ich innerhalb der FKK einen Einfluss, eine Haltung sehen und erkennen, die auf eine indische oder tibetanische Idee zurück zu führen ist? Welchen Gedankengang, welche Idee aus der indischen bzw. tibetanischen Gedankenwelt können wir heute aufgreifen und nutzen, um die Frage zur Toleranz und der Akzeptanz der FKK in unsere Gesellschaft hineintragen und dort implementieren könnten? Wäre die FKK für ein solches Handeln überhaupt tauglich? Was müssten, was sollten wir tun, um der FKK in unserer Gesellschaft einen akzeptablen Raum zu schaffen und zu erhalten?

Ob San Francisco in den USA die Stadt mit der höchsten Nacktakzeptanz ist, weiß ich nicht. Ich kenne daher die Situation in den USA zu schlecht, um mir hier ein Urteil erlauben zu können. Mir ist bekannt, ich habe es auch selbst dort erlebt, dass es einmal in San Francisco einen Nacktlauf quer durch die Stadt gibt und der Verkehr auf der gesamten Nacktlaufstrecke gesperrt ist, bis der letzte Nacktläufer sein Ziel erreicht hat. Und das Ganze ist ein Volks-, ein Straßen- und ein Nachbarschaftsfest. Ein tolles Erlebnis. Wie gesagt, der Nacktlauf geht quer durch die gesamte Stadt. Ich mag mir nicht vorstellen, was es für ein Geschrei der „braven“ Bürger, der Autofahrer und sonst wer gäbe, wenn eine deutsche Großstadt einen solchen Nacktlauf veranstalten würde.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Eule » Di 21. Jul 2020, 19:53

@ Aria
Die Toleranz gegenüber der Nacktheit, die sie in Indien kennengelernt haben, haben sie hierher gebracht und etabliert, sonst wären die ehemals wilden FKK-Plätze verschwunden und nicht in rechtmäßige umgewandelt.
Es tut mir leid, Aria. Ich kann diesen Bezug, den du hier siehst, aus meinem Erleben nicht bestätigen. Die Fahrten nach Indien erfolgten zu einem Zeitpunkt, da hatte sich die Mode zur Nacktheit schon gebildet. Ich kann noch nicht einmal feststellen, dass es zu einer Verstärkung dieser Bewegung deswegen gekommen sei. Ich sehe diesen Bezug wirklich nicht.


@ HaJo
Dass der Mensch nackt geboren wird und durch unsere Zivilisationsgeschichte einem Kleidungszwang unterworfen wurde ist eine Sache. Was jedoch hierzu die Gegenbewegung im ausgehenden 19. Und beginnenden 20. Jahrhundert ausgelöst hat, ist hier die Frage. Dass die Nacktheit im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine völlig andere Bedeutung hatte, als dieses es heute hat, ist auch bekannt.


@ Falko
Du darfst gerne nackt sein. Dir will keiner jetzt eine geistige Haltung vorschreiben, die du deiner Freude am Nackt-Sein unterordnen willst.


@ John Do
Den Gedanken der FKK ins religiöse Feld zu schieben finde ich nicht gut. Die FKK ist keine Religion und will auch kein Religionsersatz sein. Es fällt mir nicht schwer, jetzt hier religiöse Argumente für die FKK zu schreiben. Ich halte dieses jedoch für deplaziert.


@ Hajo
Ich bin zudem der Ansicht, die Freude am Leben kann sich auch in der Freude am Nacktsein ausdrücken.
Diese Meinung trage ich voll mit. :D


@ Campingliesel
Dein Beitrag http://fkk-freunde.info/viewtopic.php?f=2&t=15276&start=90#p144559 geht am Thema vorbei und ist teilweise fehlerbehaftet.


@ Falko
Wenn Aria von religiös spricht, dann meint sie nicht zwangsläufig Kirche. Es gibt viele Religionen, die nicht zur Kirche hinzugerechnet werden.


@ Campingliesel
Dieser dein Beitrag http://fkk-freunde.info/memberlist.php?mode=viewprofile&u=995 findet meine volle Zustimmung. :D

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von John Do » Di 21. Jul 2020, 19:58

Ich kann es nicht nachvollziehen, aber viele brauchen ein FKK Schild zum nackt baden, einen "offiziellen" Nacktwanderweg
zum nackt wandern, oder ein Buchsbaum Reservat zum einfach nur nackt sein.
Sie verzichten aus Rücksichtnahme oder Angst vor Juristischer Verfolgung fast vollständig auf das einfach nur nackt sein.
Mit dem Grundgesetzlichen Recht auf Religionsfreiheit wäre es eine Befreiung der Nacktheit,
im Gegensatz zur DFK, die nichts unternimmt, bei Beispielsweise willkürlichen nackt Bade Verboten.

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