Für einen konservativ bürgerlich moralisch denkenden Menschen könnte evtl. ein unbekleideter Mensch, der sich in seiner Privatwohnung befindet, als unschicklich gekleidet angesehen werden. Aber nur für diesen.Es macht in jedem Fall einen schlampigen Eindruck.
Campingliesel, wir wissen, dass du sehr konservativ bürgerlich erzogen wurdest und du aus dieser deiner erhaltenen Erziehung heraus argumentierst. Bedenke bitte, es gibt viele Menschen, die auch bürgerlich und bürgerlich konservativ erzogen wurden, die jedoch trotzdem toleranter sind, als dieses dir möglich zu sein scheint.
@ Aria
Es gehört zu einer völlig normalen Sache, dass man Texte, die man nicht auswendig kennt, nochmals in ihren Zusammenhang liest. Zitate geben immer, also auch meine, immer nur eine verkürzte Darstellung des Textes ab. Ich gehe auch davon aus, dass meine Zitate ebenfalls entsprechend geprüft und überprüft werden. Hier solltest du also nicht nur in den Farben schwarz/weiß, richtig/falsch denken. Hier geht es um die Herstellung eines Sinnzusammenhangs und des Vermeidens eines Irrtums. Dieser Irrtum kann beim Zietierenden oder beim Leser liegen. Und solche Irrtümer sollten von Anfang an vermieden werden.
Nein, zu einer korrekten Kritik gehört, die negativen und die positiven Aspekte darzustellen, gegenseitig aufzuwiegen und den Schluss daraus zu ziehen. Alles andere ist Polemik oder nur halber Kram.Eule hat geschrieben:Was ich dir vorwerfe ist eine böswillige Unterschlagung von entlastenden Texten …
Für entlastende Texte bist du zuständig. Aber da kommt nie was, nur Drumherumgerede.
Das Verhalten von heutigen Menschen ist das Ergebnis ihrer moralischen Erziehung und mindestens der ihrer Eltern und Großeltern, wahrscheinlich aber viel mehr. Warum? Weil sich die Moral nicht so schnell ändere.
Die Moral als solches, also was richtig und falsch ist, ändert sich im Grundsatz nicht. Was sich ändert ist die Interpretation von dem, was falsch und richtig ist und diese Änderung kann sehr kurzfristig erfolgen. Nur bei Menschen, die sehr konservativ erzogen wurden, wo die Form vor dem Inhalt steht, die Gebote bzw. Verbote nicht hinterfragen dürfen oder hinterfragen, also Evangelikale, Traditionalisten und dergleichen, benötigen einen erheblich längeren Zeitaufwand, um auf Änderungen in der Interpretation der moralischen Wertvorstellungen zu reagieren.
Der Zustand, wie man geboren wird, ist hier nicht ausschlaggebend. Es ist ein Problem des modernen Menschen, dass er den Bezug zur Natur und der Natürlichkeit verloren hat. Dieses Problem war der Anlass für die Reformbewegung um 1900.Wissen hat in Bezug auf Nacktheit nichts verloren, denn schon immer wussten Menschen, dass die Nacktheit natürlich ist, schließlich wurden sie vor tausenden von Jahren auch nackt geboren.
Das Zeigen des unbekleideten Körpers und hier insbesondere der geschlechtlichen Merkmale war in der Geschichte der Menschheit und in der europäischen Geschichte stets einem starken Wandel unterworfen. Ich selbst habe es erlebt, als in den 1950-ger Jahren eine Brunnenplastik, die einen nackten Jungen darstellte, von einem Bürger ein Höschen angezogen bekam. Wir haben alle darüber gelacht und ein paar Wochen später war das Höschen wieder weg. Kleine Kinder durften lange Zeit unbekleidet herumlaufen und in der heutigen hysterischen Zeit wird sich darüber aufgeregt. Ich wusste schon in den 1950-ger Jahren, dass die Nacktheit als solches für den unbekleideten Menschen kein höheres Risiko bedeutete, Opfer eines Sexualdelikts zu werden, obgleich viele brave Bürger dieses so äußerten. Bei der Betrachtung dieser Frage kann man sich nicht auf die Äußerungen vieler Menschen verlassen, man muss daher stets das Wissen und die Interpretation aus diesem Wissen der jeweiligen Zeit beachten.
Aria, es geht jetzt hier nicht darum, welche Fehlinterpretation aus der heutigen Sicht in der historischen Zeit/Epoche gezogen wurde. Es geht darum, welche Interpretation heute gültig ist. Der Blick in die Historie ist nur dafür wichtig, um die Prozesse der Änderungen nachvollziehen zu können. Und bedenke bitte eines, Kleidung kann ebenso unmoralisch sein, wie das Fehlen der Kleidung als unmoralisch gewertet werden kann. Es kommt hier also nicht auf Sachverhalt als solchen an, sondern um den Zusammenhang, in dem dieser Sachverhalt steht. Schon darum gibt es die unterschiedlichen Begriffe von unschicklich und unmoralisch. Diese beiden Begriffe sind nicht untereinander austauschbar. Denn alles, was unschicklich ist, muss deswegen nicht unmoralisch sein. Jedoch alles, was unmoralisch ist, ist auch unschicklich.Wer gegen diese Interpretation der Geschichte Einwände hat, soll sie hier nennen und bitte genauso mit Zitaten belegen, wie ich es getan habe.
Wenn du versucht, den Unterschied zwischen unschicklich und unsittlich im Grad der Empörung bei dem braven Bürger festzustellen suchst, dann wirst du erkennen, dass du keinen Unterschied in der Empörung feststellen kannst. Auch werden viele brave Bürger es nicht schaffen, hier eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Begriffen herzustellen, weil diese es meistens nicht gelernt haben, entsprechend differenziert zu denken.
Campingliesel liefert hier ein gutes Beispiel, weil sie aufgrund ihrer konservativen Erziehung und der gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie gelernt hat, in der Privatwohnung stets voll bekleidet zu sein, um nicht in der umgebenden Bevölkerung aufzufallen. Campingliesel vermag nicht sehr differenziert zu denken und sie zeigt dieses halt immer wieder. Daraus kann man ihr keinen Vorwurf machen. Es ist halt so und solange sie nicht das Bedürfnis hat, dieses zu ändern, verbleibt es ebenso. Dir hingegen unterstelle ich die Fähigkeit hier differenziert zu denken. Jedoch aufgrund deiner Erlebnisse und Erfahrungen innerhalb deiner religiösen Erziehung und des sich daraus entwickelten Protestes scheinst du hier diese Fähigkeit innerhalb der Kritik zur Kirche und der Religion verloren oder nicht erlernt zu haben. Da scheint mir bei dir eine Blockade vorzuliegen, so dass du hier immer wieder aus der Spur fällst. Trotz aller Sachlichkeit, trotz aller Studien historischer Dokumente. Hier scheinst du mir einfach noch Blind zu sein und den klaren Blick zu einer korrekten Kritik noch nicht geschärft zu haben. Ja, das ist mein Eindruck. Und darum erscheint mir manch ein durchaus berechtigter Angriff böswillig zu sein, weil eben die Ausgewogenheit in der Beweisführung fehlt.
Wir können bei der bleichen Sachlage und einer ausgewogenen Beurteilung durchaus andere Standpunkte vertreten, weil es eben nicht nur die eine und einzig richtige Wahrheit gibt. Wenn du also etwas toleranter würdest, deine Position der Polemik verlassen und in den Bereich der korrekten Kritik kommst, dann wirst du feststellen können, dass sich unsere Position stark annähern und teilweise decken werden. Auch wenn du aus einem völlig anderen Erziehungshintergrund stammst als ich.