Vorgestern (28. Oktober) habe ich eine lang gehegte Idee (großteils) umgesetzt: den Innsbrucker Klettersteig von der Wohnungstüre aus zu gehen. Das bedeutet 7,5 km mit 1440 hm Zustieg aufs Hafelekar. der Klettersteig ist mit 5 Stunden angegeben (was SEHR kurz ist). Koomot hat die mehr oder weniger horizontale Distanz mit 2 h geplant. Da bin ich erst am Weg draufgekommen
Der Einstieg ist von der Seilbahn in 6-7 min erreichbar. Daher ist der Steig im Sommer hoffnungslos überlaufen. Es braucht fast eine Karten-/Ticketmaschine um die Startreihenfolge zu managen.... Meine Hoffnung war, das Ende Oktober an einem Freitag deutlich weniger los sein wird.
Gestartet bin ich in der Morgendämmerung um 7:30 bei +5 °C.
Es ist gerade hell genug um die Steigspuren im Wald, die ich glücklicherweise gut kenne, zu erahnen.
Nach 250 hm bin ich am Höttiger Bild (Kirche) vorbei und habe erstmalig den Blick auf den Klettersteig:
Teil 1 des Steiges geht von der scharfen Scharte ganz rechts über 5 Gipfel bis zum "Langen Sattel" links der Bildmitte. Teil 2 ist der Übergang zum "Frau Hitt-Sattel" - ganz links versteckt hinter den Wipfeln.
Hier bin ich auch schon wieder in meinem natürlichen Outfit unterwegs:
Innsbruck erscheint noch im Schlaf:
Heroben scheint und wärmt die Sonne.
Ich kürze unterhalb der Höttinger Alm ab. Die ersten 770 hm sind geschafft.
Ich quere die Zufahrtsstraße zur Alm. Ein paar Stunden später wimmelt es hier von Radfahrern (fast alle mittlerweile als Mopeds ausgestattet - es tritt kaum noch jemand selbst).
400 hm später komme ich im Schigebiet unterhalb der Seegrube an. Die Farben, die Stimmung sind sehr besonders.
Es folgt die erste Sonnenrast auf einer Holzliege:
Im Hintergrund ist das Hafelekar zu erkennen. Links davon beginnt der Klettersteig.
Der Weiterweg führt hinter der Mittelstation vorbei. Hier mit Tuch um die Hüften, da bereits die ersten Touris den Berg "erkunden". Außerdem wird auf der verglasten Veranda gerne gebruncht. Es folgt die lange Querung durch Schotterriese bevor es rechts den Lawinenverbauungen entlang hinauf geht.
Die Schotterriese scheint kein Ende zu nehmen. Die klassischen Wünsche des Nicht-haben-Wollens-was-ist tauchen auf - Verblendung im Buddhismus genannt.
Mir war nicht klar, dass der Steig unmittelbar auf die Aussichtsterrasse des Hafelekar führt (bin zum 1. Mal zu Fuß herauf). ca. 20 hm unterhalb binde ich mir wieder das Tuch um. Die Blicke der Touristen, wie ich da barfuß bis zum Hals heraufstapfe, lassen mich schmunzeln.
Ziemlich exakt 3 Stunden habe ich gebraucht und gönne mir eine längere Rast (inkl. Wassertanken iin der Bergstation: "Das ist kein Trinkwasser. das dürfen sie nicht nehmen", befiehlt die Kellnerin).
Am Einstieg sind tatsächlich nur 3 Personen. Am Steig selbst überhole ich 8 - dieser Teil des Plans ist aufgegangen. Da der gepflasterte Weg etwas vorher aufhört, sind zumindest unmittelbar hier keine Touristen mehr. Trotzdem fühle ich mich wie eine Schaufensterpuppe. Das Sprachenmischmasch ist jedoch unglaublich!
Der Einstiegsaufschwung ist etwas unglücklich verbohrt - oder sollte damit eine gewisse (abschreckende) Schwierigkeit erreicht werden? Wegen dieser Stelle ziehe ich doch den Gurt an und bin dann überrascht, dass es heute richtig einfach war.
Am 1. Gipfel: die Seegrubenspitze. Links im Hintergrund der letzte Gipfel im Teil 1.
Klettertechnisch ist der Steig sehr einfach (habe die Sicherung auch nicht mehr verwendet - noch dazu wo das Seil großteils sehr locker ist!) und hat viele Gehstrecken.
Allerdings geht es 1. Reihe fußfrei fast 2,5 km am Grat 1800 hm oberhalb von Innsbruck dahin.
Hier die letzten beiden Kaminspitzen und der Kemacher (5. Gipfel) im Hintergrund. Die letzten 80 hm auf den Gipfel des Kemacher sind eine echte Challenge - für meine Fußsohlen. Da suche ich tatsächlich jede Trittstelle ganz besonders sorgfältig aus. Ich war selten so froh Schuhe für den Abstieg dabei zu haben.
Wobei der Abstieg in den Langen Sattel dann noch ein paar interessante Kletterstellen aufweist und nicht zu unterschätzen ist.
Da ich für den 1. Teil (ohne Sicherung) mit Gipfel- und Fotopausen doch auch 3 Stunden gebraucht habe, verzichte ich auf den 2. Teil.
Am Abend ähnelt das Bild den frühen Morgenstunden.
Mein restlicher Abstieg: Rechts auf der großen Wiese ist die Höttinger Alm zu sehen. Links dahinter die Forststraße, die bis zur großen Wiese oberhalb des Stadtrands führt. 100 hm darunter gelange ich wieder zu meiner Wohnungstüre.
Nach 9,5 Stunden und fast 2000 hm bin ich noch bei Tageslicht und ziemlich fertig wieder daheim. Resume: Die Kondition hat diesen Sommer sehr gelitten.