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Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

Beitrag von BarfussUlrich » Do 20. Jul 2023, 14:07

@Naturkraxler:
Danke für deine ausführlichen Ergänzungen. Lassen es nochmal lebendiger sein.
Ja war ein langer, schöner Tag.
Zum Thema Abgebrühtheit:
Entweder ist es das Alter oder einfach die vielen Erfahrungen. Recht machen kannst du es niemandem:
Die einen schimpfen, weil du nicht in Bergschuhen unterwegs bist.
Die anderen schütteln den Kopf, weil du in (steigeisenfesten) Schuhen unterwegs bist.
Also was solls.
Die Buntheit macht doch auch das Leben schön und lebenswert. Also trage ich meinen Teil dazu bei. Das manche nur schwarz- weiß kennen ist ein anderes Thema.
Und in unserer Gesellschaft ist Individualität immer weniger erwünscht (meine Erfahrung) - außer manchmal im (sehr) kleinen Kreis

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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck Obernberger Tribulaun

Beitrag von BarfussUlrich » Sa 22. Jul 2023, 22:15

Am Wochenende 07.-09. Juli habe ich ein intensives Bergwochenende: Insgesamt 4500 hm.
Es beginnt am Freitag um 14:30 mit der üblcihen Achselkopfrunde. Nur gehe ich diesmal weiter auf das Brandjochkreuz und über das Denkmal beim Schneekarl, Aspachhütte un Rauschbrunnen zurück (1600 hm). Wobei das ja nur als Wochenausklangstour gedacht war.

Highlight sollte die Überquerung des Obernberger Tribulauns am Samstag werden (ebenfalls ca. 1600 hm, 18,6 km und technisch durchaus anspruchsvoll).
Ich starte um 8:45.
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Der Tribulaun von Obernberg aus

Die Bauern scheinen ein "Wettmähen" auf den Wiesen unterhalb des Sees zu haben, denn es ist heißes Wetter angesagt. Ich bleibe bis zum See daher in meiner kurzen Hose. Touristisch ist um diese Zeit noch nichts los. Daher am See ins natürliche Outfit.
Kurz am See entlang dann durch Wald und schließlich durch steile, schottrige Latschengassen hinein in eine felsige Rampe.
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Hier weisen bereits die ersten Drahtseile den Weg (oder sollen sie den Berg zusammenhalten so brüchig wie da alles ist?)

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Blick zurück auf das Schotterband des Steigs bis zum Beginn der Rampe. Schon erstaunlich, dass es hier einen Durchstieg gibt!

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Blick zurück auf den Obernberger See

Noch ein treppenartiger Ausfschwung bevor es eine 1. Pause gibt.
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Nun ändert sich die Landschaft total.
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Eine karstige Hochebene gilt es zu durchqueren. Auf einmal eine familientaugliche Wanderung! Dafür erscheint der Gipfel ewig weit weg.

Die Frühaufsteher kommen bereits wieder herunter. Dafür versteckt sich die Sonne immer häufiger hinter den Wolken. Dabei war es superheiß angesagt (Lauterbach im Hietzewahn in Italien oder so). Irgendwann ist auch am Gelände wieder erkennbar, dass ich mich den 2780 m des Gipfel nähere.
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Viel Platz am Gipfel (genau 3 h)

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Blick zurück zum See und das lange Plateau über das der 2. Teil des Aufstieg geht

Für die Überschreitung heißt es nun auf der anderen Seite hinunter und den Kamm hinüber zum Nördlichen Roßlauf, der nochmals 100 m höher ist (2881).
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Der Roßlauf ist der höchste in Bildmitte. Das Wetter ist alles andere als super sonnig! Weiter gehen oder umdrehen?

Der Abstieg vom Roßlauf schaut vom Tribulaun ziemlich schroff aus:
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Ich gehe weiter. Die Scharte ist recht "furchteinflösend" beschrieben, entpuppt sich jedoch als ziemlich einfach. Optisch gibt es doch einiges her :)
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Weiter geht es über Platten und teils messerscharfe Schiefer, die in Graspolstern "versteckt " sind. Meine kleine Zehe macht unliebsamen Kontakt und so sorge ich für eine neue Wegmarkierung :(
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Tatsächlich geht es in einer Linksschleife mitten durch diese Geröllflanke auf den Roßlauf (in der Rinne hatte ich keine Lust auf Fotomanöver mit Selbstauslöser)
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Kurz unterm Gipfel sind ein paar Menschen erkennbar, die am Tribulaungipfel waren als ich ankam.

Nach 35 min bin ich am Roßlauf und treffe dort (Grenze) 4 italienische Bergsteiger.
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Der Tribulaun nun von der anderen Seite
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Der Hochpunkt ist erreicht, die Höhepunkte kommen noch.

Zuerst geht es den breiten Schotterrücken hinunter. irgendwann wird er enger bis es zur Schrofenkletterei wird.
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Netterweise gibt es hier eine neue Wegführung (verwirrend weil die Markierungen noch den alten zeigen). Dies ist eine feine Klettersteigvariante über die seitlichen Platten des Grats. Diese ist zwar technisch schwieriger jedoch viel angenehmer und schöner.

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Der Grat von unten gesehen. Der Roßlauf in der Mitte und der Tribulaun rechts.

Am Ende der Kletterei verliere ich den Steig, folge Steigspuren direkt hinunter und quere dann über die Wiesen hinunter in das Joch.

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Im Joch treffe ich auf Radfahrer, denn auf der italienischen Seite geht die Forststraße bis hierher.

Im Abstieg Richtung See nochmals der Blick in die erste Rampe...

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... und die gesamte Flanke bis zum Sattel vorm Kleinen Tribulaun und dem Beginn des Plateaus.
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Sobald ich am See angekommen war, suchte ich mir ein Plätzchen und schwamm in den See hinaus. Da muss irgendetwas verkehrt daran gewesen sein, denn es begann intensiv zu regnen. Der Vorteil war, dass sich alle Leute unter große Bäume zusammen rotteten und versteckten. So erlaubte ich mir nackt und nass wie ich war im Regen rund um den See zu spazieren (was ich sonst nicht gemacht hätte). So lockte ich doch einiges an Schmunzeln hervor. Nachgemacht hat es glaube ich leider niemand.

Auch die Bauern hatten das Weite gesucht ob des Wetters.
Nach genau 8 Stunden war ich wieder am Parkplatz und auch diese Tour Vergangenheit.

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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck: Morgenkogel

Beitrag von BarfussUlrich » Sa 22. Jul 2023, 22:28

Am Sonntag Morgen war ich überraschend fit und überlegte wie ich den Tag nutzen könnte. Etwas einfaches, kurzes sollte es sein. Die Tuxer Alpen bieten sich da an. Almenwanderungen, Rasenmatten, Bäche und außerhalb der Touri-Gebiete meist wenig Menschen. Der Morgenkogel (gegenüber des Patscherkofel) ist eine perfekte Möglichkeit.
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Interessanterweise hat ein junger Münchner die gleiche Idee gehabt. Zuerst glaubt er schneller zu sein. Später im schottrigen bzw. plattigen äußerst spärlich markierten Gelände folgt er gerne meiner Wegwahl.

2 Esel. und wieder die Frage (von Naturkraxler): Nehmen Tiere nackte Menschen anders war als Bekleidete bzw. reagieren sie anders?
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Der Gipfel (und es waren wieder 1250 hm) mit den (für die Tuxer, Stubaier, Zillertaler) typischen Blöcken/Platten, die in geringem Umfang recht Spaß machen, wenn sie kilometerlang begangen werden jedoch recht kraftraubend sind.
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Blick hinunter/hinüber zum Patscherkofel mit Martinswand und Inntal (Telfs)
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Das Morgenköpfel muss auch noch überschritten werden und bietet fast noch eine kurze "Kletterstelle".
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Gipfelkreuz des Morgenköpfels mit direktem Abstieg hier vorne.
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Danach geht es gemütlich durch (Föhren- und andere) Wälder zurück. Eine feine Runde, die doch umfangreicher ist.

 
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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Trixi » So 23. Jul 2023, 10:00

Sehr sehr beeindruckend - Bericht(e) und die Bilder.

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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck: Aperer Freiger 3262 m

Beitrag von BarfussUlrich » So 23. Jul 2023, 10:44

Eine sehr spezielle Tour unter sehr speziellen Umständen.
Samstag, 15 Juli ist große Hitze angesagt. Daher wähle ich diesen 3000er im Stubaital. Außerdem ist er ohne Gletscherkontakt gehbar. Koomot sagt 1720 hm und ca. 18 km und 10,5 h Gehzeit (die Angaben stimmen leider immer nur sehr bedingt. insbesonders die Zeitangaben sind entweder viel zu lang oder auch zu kurz, wenn es zum Klettern wird). Immerhin heißt es die letzten 400 hm ein interessanter Blockgrat zum Gipfel.

Pünktlich um 8:00 geht es bei der Grawa-Alm los. Mit dem breitesten Wasserfall (angeblich).
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Es geht also hinunter zum Fuße des Wasserfalls und dann in langen, flachen Kehren (fast kinderwagentauglich) hinauf. Daher nehme ich das nächste Steiglein entlang des Wasserfalls, nicht bedenkend das es ja heißt: "Für Abkürzungen haben wir keine Zeit." Als der Weg doch nicht mehr gekommen ist, schaue ich auf die Karte und sehe, dass er weit vom Wasserfall weg zieht. Also quer durch den Wald. hat leider gar nicht funktioniert, weil da hausgroße Felsblöcke im Wald liegen über die ich keinesfalls vernünftig drüber komme. Daher gut 50 hm wieder hinunter bis es mühsam aber doch richtung Weg geht.

Dafür wird es dann schon fast idyllisch
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Der Zutritt ins Hochtal Sulzenaualm wird streng bewacht:
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Keinen Millimeter ist er ausgewichen. Übrigens die lange Querung hierher ist sowohl auf Koomot als auch bei Suunto sehr falsch eingezeichnet (zusätzlich 110 hm Abstieg!).
Die Sulzenaualm ist sehr speziell und auch so früh schon "gut besetzt" (über Geschmack lässt sich nicht streiten!).
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Ein imposanter Talschluss mit der Sulzenauhütte bereits sichtbar unmittelbar an der Geländekante.
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Diese Morgenstimmungen sind schon besonders.
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Es ist heute irgendwie für mich mühsam zu gehen. Ich bin recht langsam (700 hm und 1:45 h). Bis zur Hütte trinke ich bereits meine 1,5 l Wasser. Vor der Sulzenauhütte schlüpfe ich in meine kurze Hose. Während der kurzen Rast erfahre ich von der Wirtin noch, dass der Weg hinauf zum blauen See verlegt worden ist (die Brücke über den Bach oben gibt es nicht mehr).

Es geht also über diese Brücke und den nächsten Aufschwung hinauf (bereits wieder mit der Hose im Rucksack) zum Blauen See. Die Terrasse ist zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger leer.
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Der Blaue See ist mit Steinmännchen gespickt - ein spezieller Anblick. Das Bad hebe ich mir für nachher auf.
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Nach dem See geht es entlang der Seitenmoräne hinauf zum Aussichtspunkt Hundsheim (2822 m).
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Wegen der angesagten Hitze habe ich sogar meinen Sonnenhut mitgenommen um Schatten auf Kopf und Nacken zu haben.

Mit dem ersten Blick auf den langen Grat:
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Da bläst der Wind jedoch schon so stark, dass an den Sonnenhut gar nicht zu denken ist (außer als fliegende Untertasse). Hier treffe ich auch vier junge Leute, die sogleich fragen ob mir nicht kalt ist. Sie rasten nämlich mit Goretexjacke und Haube. Etwas windgeschützt mache ich auch nochmals Rast bevor es dann an den Grat geht.
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Blick auf die schon eher mickrige Fernerstube. Vom Aperer Freiger Ferner ist außer einem Schneefeld nichts mehr zu sehen.
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Drei von den vieren starten los. Auf mein "bis später" höre ich nur: "Am Gipfel wohl". Nach 15 min Pause folge ich. Die ersten ca. 70 hm sind noch Gehgelände bis zum eigentlichen Grataufschwung. Ab dort wird es spannend. Die Markierungen sind recht blass und nur bedingt sichtbar. D.h. immer wieder suchen, den nächsten Block erklettern und schauen ob jetzt da die Markierung sichtbar ist (ev. in Richtung Abstieg). Ein Verhauer hier bedeutet zurückkraxeln und einiges an Zeit- und Kraftverlust.

Bald habe ich die drei eingeholt und überholt. Der Wind ist nun durchgehend so stark, dass an ein aufrechtes Gehen auf diesen Blöcken (fast) nicht mehr zu denken ist. Dazu kommen die Böen und sehr unterschiedliche Windstärken je nach dem auf welcher Seite des Grates der Weg gerade verläuft.

Ein paar Impressionen dieses Grats:
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Blick nach oben...

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... und zurück

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Ich überlege ernsthaft umzudrehen. Doch noch ist es machbar. Zwar sehr mühsam und mittlerweile durch den Wind auch richtig kalt (weiße Finger - Raynaud-Syndrom - nichts dramatisches jedoch ein Zeichen. Hatte ich schon lange nicht mehr. Allerdings heuer im Winter auch nicht entsprechend trainiert.). So arbeite ich mich stetig höchst konzentriert hinauf. 2x kommen wir Menschen entgegen. Das bedeutet, dass der Gipfel doch machbar ist. Zwei Einheimische geben mir unaufgefordert den Rat-Schlag: "Jetzt musst du dir sofort was anziehen. Der Sturm wird noch schlimmer." Der zweite Teil hat meines Erachtens (im Nachhinein) nicht gestimmt. Er blieb nur sehr konstant sehr stark. Die drei anderen sehe ich auch nicht mehr und so denke ich sie haben umgedreht.

Schließlich erreiche ich nach 50 min die Gipfelkuppe. Das Kreuz ist etwas unterhalb, fast in einer kleinen Mulde. Dies ergibt einen relativ windgeschützten Platz. Mein erster 3000er-Gipfel, den ich nackt erreicht habe. Sofort das Gipfelfoto...
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...und dann sofort anziehen. Diesmal die Turnschuhe auch wegen der Socken (=wärmer) und sicherer hier im Abstieg.
20 min, einen Apfel und 1/2 kg Kirschen später verlasse ich diesen heute doch recht ungemütlich Ort. Wirklich aufgewärmt habe ich mich immer noch nicht (das Zittern ist weniger geworden - wie nach dem Schwimmen im Natureispalast!). Nun treffen auch die drei anderen ein. Gebückt über die Gipfelkuppe gehe ich zum Einstieg in den Grat. Der Abstieg dauert genauso lange wie der Aufstieg. Allerdings mit den paar Fotopausen.

Im Blick zurück (vom eigentlich Beginn des Grats) schaut er ja gar nicht so schlimm aus (und bei besseren Bedingungen ist er sicher viel angenehmer).
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Am Hundsheim schlüpfe ich wieder aus der Wäsche und nehme die Variante in Richtung Fernerstube.
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Der Gletscher ist jedoch ewig weit weg. Daher auch kein Problem.

Schließlich komme ich doch wieder am Blauen See an und es folgt das obligatorische Bad:
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und nochmals eine ausgiebige Rast:
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in Mitten der Steinmänner
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Von der Hütte nehme ich Steig entlang des Wasserfalls:
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Diesmal ist die Sulzenalm mit echten Menschen voll. Da wechsle ich in den angepassten-Modus und marschiere in meiner kurzen Hose vorbei.
Nach 10,5 Stunden ist diese sehr spezielle Tour nun auch beendet. Koomot hat nur bedingt recht, denn es waren sicherlich 1,5 Stunden Pause dabei.

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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

Beitrag von BarfussUlrich » So 23. Jul 2023, 11:02

Trixi hat geschrieben:Sehr sehr beeindruckend - Bericht(e) und die Bilder.

Ja das war ein intensives Wochenende. Die Tribulaunüberschreitung ist schon eine mächtige Tour. Leichter als erwartet (besser so als umgekehrt) :D

 
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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Trixi » Di 1. Aug 2023, 15:42

Wenn Du mit dem Kraxler unterwegs bist/warst, warum sieht man nur Dich auf den Bildern?

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Bergsteigen rund um Innsbruck-Oberstkogel + Zischgele (3004

Beitrag von BarfussUlrich » Fr 22. Sep 2023, 22:27

Samstag, 16. September wollte ich eigentlich nur eine gemütliche Wanderung unternehmen. Bei einer Begegnung am Roßkogel wurde mir einmal das Zischgele von Praxmar als im Sommer sehr einsame Tour genannt. Im Winter ist es als Schitour sehr überlaufen. Also sollte dies mein Ziel sein. lt. Karte gibt es einen T3-Anstieg von Süden und den Normalweg nach Norden. Also die besten Voraussetzungen für eine nette Rundtour.

Gestartet beim Gasthof Praxmar (mit Bushaltetelle). Die ersten Meter ganz konventionell noch im recht kühlen Schatten. Sobald jedoch die Sonne erreicht war, verschwindet die Wäsche im Rucksack.

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Links oben der Oberstkogel. Da das Aufbauen und Einrichten des Fotoapparates doch immer etwas dauert, wurde ich eingeholt. Es ergab sich ein Gespräch bei dem primär das Barfußgehen Thema war (obwohl sich der Mann selbst als Naturist bezeichnete)

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Blick zurück nach Praxmar...
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...und weiter Rchtung Oberstkogel

Weiter oben am Kamm sah ich immer wieder zwei Gruppen denen ich schnell näher kam. Zwei Familien arbeiteten sich da hinauf. Einer der männlichen Begleitpersonen versteckte sich hinter der Sorge um die Kinder. Ich entsprach der Bitte, wickelte mir das Tuch um die Hüfte. In ein paar Minuten war ich an ihnen vorbei und knotete das Tuch wieder an den Rucksackriemen - eine Premiere in 17 Jahren Nacktwandern!

Ich kam an eine Abzweigung, ein schneller Blick auf die Karte und ich peilte die "direkte" über den Verbindungsgrat Oberstkogel an.

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Blick auf den deutlich zurück gegangenen Lüsenerferner.

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Am Kreuz des Oberstkogels, denn der Oberstkogel ist die Spitze in der Mitte.

Ich genieße die Ruhe und die Sonne am einsamen Gipfel. Mein langes Sonnenbad wird plötzlich durch Stimmen unterbrochen. Tatsächlich sind die beiden Familien doch auch hier herauf. Also mache ich mich auf den Weiterweg um meine ruhige Tour zu genießen.

Doch es sollte anders kommen.

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Der Grat zum eigentlichen Oberstkogel.

Noch ein paar Meter geht es tatsächlich gemütlich weiter. Ein großer Steinmann zeigt den Weg - und dann ist es aus.

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Ich erklettere noch den ersten Aufschwung. Der zweite verlangt jedoch schon echtes Klettern und ist auch deutlich über dem Boden. Das Gelände ist definitiv nicht mehr T4. Ein Blick zurück. Ich werde sehr genau vom Kreuz aus beobachtet (ist ja auch noch recht nah). Dann sehe ich eine Spur von der Basis des Aufschwungs durch den Schutt genau diesen Aufschwung umgehend (ist am Foto oben erkennbar). Also klettere ich wieder ab.
Der Weiterweg erscheint jedoch alles andere als einfach. Zuerst noch üblicher steiler Schutt. Dann jedoch wird es so steil, dass nur mehr sehr vereinzelt Trittspuren zwischen den Felsplatten interpretierbar sind. Das ganze zieht an den Fuß des langen Grates mit der schönen Plattenfront. Ohne Sicherung durchaus sehr ausgesetzt mit ausgezeichnetem Tiefblick. Ein genauerer Blick auf die Karte (als vorher) bestätigt T6, also die schwerste Wanderbewertung. Ich überlege kurz. Sobald ich beginne da hinauf zu gehen muss ich durch, denn ich will diese steile Plattenfront sicher nicht mehr hinunter. Später erfahre ich, dass heute an dieser Stelle schon drei abgebrochen haben.
Kurzentschlossen mache ich mich auf den "Weg". Zuerst noch taste ich mich von "Trittmulde" zu Trittmulde. Auch hier drehe ich nochmals um, da ich mich zu rasch an die Felsen angenähert habe. Zurück und hinein in die Flanke um den Grat erst etwas höher zu erreichen. Das unangenehmste ist geschafft. Jetzt kommt die lange Plattenquerung mit viel Luft unter den Fußsohlen. Es gibt noch feine Leisten und die Gratkante oben bietet angenehme Griffe. Doch irgendwann wird die Platte glatt. Das erscheint mir dann doch auch schon wieder zu klettertechnisch und so wage ich es ganz hinauf an die Kante und muss lachen. Auf der anderen Seite etwas unterhalb der Kante gibt es fast so etwas wie einen "Steig" bevor es dort abbricht. Ich muss also nur über die Kante kommen (das gibt eine leicht aufgerissene Zehe). Dort ist zumindest ein fußbreit Platz und somit ist der Grat kein großes Problem mehr. Erleichtert atme ich durch. Diese Variante war nun doch etwas anderes als für heute geplant war.

Nach dem sehr unspektakulären eigentlichen Oberstkogel quere ich durch die Flanke hinaus auf den Wanderweg.

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Das Zischgele ist die linke Spitze .

Nach einer kurzen Erholungsphase durch das Kar kommt der letzte Aufschwung.

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Der ist jedoch super markiert und der Weg schlängelt sich recht einfach durch diese Front hindurch (eine Stelle ist sogar mit einer Kette gesichert).

Der Wetterbericht hatte perfektes Sonnenwetter versprochen. Doch am Gipfel (3004 m) ist es dicht bewölkt und ein leichter Wind geht. Es entwickelt sich mit der Zeit ein Gespräch mit zwei Bergsteigern aus Bayern. Sie waren kurz vor mir eben umgedreht und vom Kreuz aus hinunter auf den Wanderweg gequert. Sehr bald war Kälte das Gesprächsthema, denn sie saßen dick eingepackt am Gipfel und ich war immer noch nackt. Kalt duschen, Eisschwimmen, meine These, dass der vollständig nackte Körper sich viel besser an die Außentemperatur anpasst als ein fast nackter wurde diskutiert.
ca. 200 hm weiter unten (etwa 80 hm unterhalb des Weges) war ein See zu sehen. Ein ebenfalls am Gipfel sitzender Einheimischer meinte, dass die Flanke da hinunter ganz gut gangbar ist. Er würde noch kurz dort untertauchen.

Wir diskutierten noch eine Weile weiter bevor sie sich auf den Weg machten. Die Wolken waren dünner geworden doch wollte die Sonne (noch) nicht hervor kommen. So machte auch ich mich auf den Weg nach unten.

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Blick zurück auf den Gipfel

Am Grat hatte ich die beiden überholt. Tatsächlich taucht die Sonne hinter den Wolken auf und so ist der Entschluss gefasst im See ein Bad zu nehmen.
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Weglos geht es recht einfach hinunter. Die beiden warten oben am Kamm und beobachten mich.
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Nach dem Schwimmen (lt. Uhr ca. 9 °C) lege ich mich auf eine Felsplatte und lasse mich trocknen. Hier ist es wirklich ruhig und still. Die Wärme am ganzen Körper zu spüren tut gut. Die Hysterie der Medien über die Gefährlichkeit unserer wichtigsten Energiequelle wirkt hier total surreal. Nach fast einer Stunde Sonne-tanken steige ich wieder hinauf auf den Kamm und trabe Richtung Tal.

Diese Wanderung bleibt jedoch bis zum Ende eine der kuriosesten, die ich bis jetzt erlebt habe. Bald schon hole ich eine Frau ein, die sofort ein Gespräch beginnt. Sie hat meine Gipfelbucheintragung fotografiert ("barfuß und nackt - entdecke die Freiheit in dir") und eben gehört, dass einer barfuß und nackt unterwegs ist und sehr schnell ist (dabei war ich heute richtig gemütlich unterwegs). Wie es denn kommt, dass sie mich überholt hat. Ich erzähle ihr vom Schwimmen und meinem Sonnenbad. Wir schlendern weiter. Sie fragt nach meinem Beruf. So kommt es, dass ich ihr von meiner Heilarbeit erzähle. Schlussendlich setzen wir uns in die Wiese. Ich (immer noch nackt) mache eine (kurze) energetische Arbeit mit ihr und zeige ihr ein paar Bewegungsübungen um ihre Spannungen an der Hals- und Lendenwirbelsäule zu lockern.

Nach einer Stunde schaffe ich es ihren Fragefluss zu durchbrechen und rausche hinunter. Die letzten Meter bis zum Gasthaus kürze ich durch einen kleinen Graben ab und komme daher nackt bis zum Auto. Erst zurück in Innsbruck schlüpfe ich beim Einkaufen wieder in meine kurze Hose.

Eine tatsächlich einzigartige Tour.

 
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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Trixi » Fr 22. Sep 2023, 23:13

Dein Bericht und die Bilder - immer wieder ein Genuss.

Vielen Dank

 
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Re: Bergsteigen rund um Innsbruck (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Arno » Di 24. Okt 2023, 22:52

Trixi hat geschrieben:Dein Bericht und die Bilder - immer wieder ein Genuss.

Vielen Dank


Ich habe zwar nur einen kleinen Teil der Fotos angeschaut und noch weniger gelesen...Stimme freilich Trixi völlig zu: tolle Eindrücke, die Du vermittelst: Das ist Werbung pur für Nacktivität und Naturimus! :D

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