Nackt Joggen?

[CHICO]

@Hannes

Wegen des Mitleids mit Ängstlichen müssten also wohl ca. 500 Ghettos – genannt „offizieller Nacktwanderweg“ – in Deutschland eigerichtet werden. Aber Ängstlichkeit passt nicht zu einem freiheitlichen, demokratischen Grundgesetz, das Ängstlichkeit, wie geschildert, nicht erforderlich macht. Unproblematisches Nacktwandern außerhalb von Ghettos ist von Wenigen vor vielen Jahren sozialverträglich gemacht worden und kann und wird deshalb gegenwärtig von Vielen – ohne Ärger mit Behörden – praktiziert.

[BarfussUlrich]

@Hannes:
Was steckt hinter diesem Nicht-Trauen? Es gibt doch einige (viele wie Chico schreibt, glaube ich nicht) die dies regelmäßig praktizieren. Und es wurde in den letzten Jahren hier nie von Problemen berichtet.
Es erscheint mir daher das Argument der möglichen behördlichen Bestrafung als äußerst gering.
Was ist es dann? Das eigene subjektive Empfinden etwas unrechtes zu tun? (Wäre im politischen mainstream derzeit ja überaus aktuell!)

[CHICO]

@ BarfussUlrich

Was ich als „Viele“ bezeichne, sind leider viel zu wenige. Und tatsächlich, von den Vielen, die ich nenne, hab ich in den ca. 20 Jahren und den ca. 3.000 Nacktwanderungen vornehmlich hier im Taunus noch nie einen Einzelnen getroffen.

[Zett]

@Jogger
Ich würde mich auch nicht trauen, alleine nackt irgendwo in Wald, Feld und Flur zu joggen.

Deshalb möchte ich den Menschen ja einen leichten Einstieg zeigen, wie man - auch allein - mit dem Nacktjoggen beginnen kann.
Dazu gehört als erstes die Einstellung, dass man etwas für sich selbst macht - nicht um jemanden zu gefallen, aber auch nicht, um zu provozieren und sich den Kick zu holen.
Dann gehört dazu ein besonders angenehmes Joggen: weitgehend anstrengungs-, schweiß- und erschütterungsfrei.
Dazu gehört das Bewusstsein, dass man damit keinen "groben Unfug" betreibt, weil es gesund ist, weil es besonders gesund ist, und weil es gerade noch innerhalb der Grenzen der Legalität stattfindet, also keine Ordnungswidrigkeit darstellt, wenn man sich sportlich nackt betätigt und normal bzw. etwas rücksichtsvoller und höflicher gegenüber den Bekleideten auftritt.

Deshalb mache ich das nur auf dem Naturistenweg bei Undeloh.
Da kann ich stressfrei zwanzig Kilometer durch ein Naturschutzgebiet laufen, ohne dass mich jemand schief anguckt.
Und ich habe dort schon einige nette Begegnungen mit Joggern gehabt, die genauso denken.

Wenn Du diese Möglichkeit hast, ist das ja klasse. Leider haben die meisten Menschen keine solche Gelegenheit in ihrer Nähe. Ich möchte ja, dass die Menschen geringbekleidet von ihrer Haustür aus starten, wenn die Natur nicht allzuweit weg ist. Und dort dann den Rest ablegen. Könenn auch nicht alle, aber doch wesentlich mehr als wenn man bis zu den wenigen ausgewiesenen Nacktwanderwegen fahren muss. Alternativ empfehle ich, täglich von der Haustür aus - evtl. dann eben nicht ganz nackt, und am Wochende raus in die Natur.

[CHICO]

Solche „offiziellen Nacktwanderwege“ – von mir Ghettos genannt – behindern das vom Grundgesetz Art. 2 vorgegebene – und sehr zu begrüßende – Recht auf die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und die damit verbundene Pflicht zur Toleranz anderer Lebensgewohnheiten als der selbstgelebten Art.

Ghettos machen in der Öffentlichkeit deutlich, dass spezielle Lebensarten – hier das Nacktsein – eigentlich nicht gewünscht sind. Genau das Gegenteil ist erforderlich, wenn das Ziel eines friedlichen Zusammenlebens unterschiedlichster Kulturen und Lebensformen in einem Gemeinwesen wie Deutschland erreicht werden soll. Also ist selbstbewusstes nacktes Auftreten im öffentlichen Raum in angemessener Art dringend gewünscht, um auch das Verständnis für Toleranz zu stärken; nicht nur der Freunde am Nacktsein wegen.

Dafür steht eben auch unsere hervorragende Verfassung – das Grundgesetz! Sagt der Verfassungspatriot!

[Zett]

in angemessener Art

Genau das ist das Problem! Was für den einen "angemessen" ist, ist für andere provozierend oder ekelerregend.

[ynda]

Zustimmung Zett, "angemessen" ist eben nicht klar definiert, sondern eher in Richtung Gummibegriff.
Es ist schon richtig dass nackt wandern (oder auch nur spazieren gehen) weitgehend toleriert wird, aber eine
rechtlich Sicherheit hat man nicht wirklich.
Und so kann ich die Scheu von Hannes durchaus verstehen.

[Hannes]

@BarfußUlrich und Alle, die es interessiert,
die Scheu vor dem alleinigen Nacktlaufen/joggen/wandern ist ja nur ein Aspekt.
Es kommt bei mir auch eine Art Unlust dazu, alleine unterwegs zu sein.
Wie ich ja schon erwähnte, treffe ich im Sommer bei schönem Wetter auf dem Nacktwanderweg Gleichgesinnte
und da mein Beruf von mir verlangt, einsam und alleine meinen Job zu machen, nutze ich in meiner Freizeit
jede Gelegenheit, also auch hier, meine sozialen Kompetenzen zu trainieren.

Weil ich das Glück habe, relativ nahe am Nacktwanderweg zu wohnen, mit dem Fahrrad eine dreiviertel Stunde,
nutze ich diese für mich sehr willkommene Abwechslung nackt durch die Natur zu wandern und zu laufen
und gleichzeitig, wenn möglich, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Ein paar "Dauerläufer" treffe ich fast jedes Mal, so dass wir uns schon recht gut kennen gelernt haben - das finde
ich einfach schöner, als alleine unterwegs zu sein.
Aber ich kann natürlich nur für mich sprechen...

Nun könnte man auf die Idee kommen, das es langweilig wäre, immer denselben Weg zu gehen, aber das finde ich nicht.
Mir fallen häufig Dinge auf, die ich beim letzten Mal nicht bemerkt habe, der Wechsel der Jahreszeiten und das Wetter
sorgen auch für Abwechslung und wie gesagt, die Begegnungen mit den anderen Wanderern ist auch immer sehr bereichernd,
denn die meisten Menschen, die hier unterwegs sind, sind zugewandt und freundlich.

Wer jetzt Lust bekommen hat, das mal auszuprobieren, ist herzlich eingeladen,
den Weg im Sommer bei schönem Wetter mit mir zu gehen.

Ich habe heute spontan vorbei geschaut, weil der Weg auf der Route zu meiner Fahrradwerkstatt liegt.
Bei 10 Grad war niemand an diesem Dienstag dort unterwegs. Was mir aber aufgefallen ist: rund um den Parkplatz und
am Beginn des Weges sind viele Bäume, überwiegend Fichten und Tannen, gefällt worden.
Schade, dass das hier in Deutschland in einem Naturschutzgebiet sein darf.
Einige Stämme liegen auch noch quer auf dem Weg.

[Arko]

Hans, melde dich gerne, ich bin in Undeloh dabei, solange es nicht bitterkalt ist und Schnee liegt.

[ynda]

Hans, melde dich gerne, ich bin in Undeloh dabei, solange es nicht bitterkalt ist und Schnee liegt.

Auch ich würde es wohlwollend in Erwägung ziehen dabei zu sein