Als Vereinsmitglied von GetNaked Germany habe ich an den Verein wie nachstehend geschrieben. Gerne überlegte Kommentare ohne persönliche Beleidigungen.
Freikörperkultur soll
immaterielles Kulturerbe werden!
Das ist ein Ziel, ein Vorhaben unseres Vereins. Ich sehe das sehr skeptisch.
Von der damaligen Idee der Freikörperkultur mit der kryptischen Abkürzung zum Akronym FKK ist kaum etwas geblieben, was den Ideengeber beginnend kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende durch die Köpfe ging. Ca. 125 Jahre später – heute – versteht die breite Gesellschaft unter FKK eigentlich nur Nacktsein bei bestimmten Gelegenheiten und in bestimmten Räumlichkeiten. Das belegen die verschiedenen Schilder und Hinweise wie „FKK-Baden“, FKK-Zeiten“, „FKK-Bereich“, FKK-Wandern“, FKK-Reisen usw. Dabei steht dann „FK“ – gleich Freikörper – für nackt und das zweite „K“ für eine angebliche Kultur, die nicht gegeben ist. Es wird tatsächlich immer nur das reine Nacktsein angeboten. FKK als Begriff ist zu einer Groteske geworden. Die vor 125 Jahren das Nacktsein begleitenden Ideologien haben heute keine Bedeutung mehr für die Menschen, denen es eigentlich nur um das Nacktsein geht; auch wenn sie erklären, FKK zu betreiben. Der Begriff „FKK“ wurde gefunden, weil der Begriff „Nacktheit“ damals obsolet war. Den Zustand haben wir heute nicht mehr.
Aus meiner Sicht sieht die deutsche Gesellschaft die FKK als fast untergegangene sektenähnliche Vorstellung, die sich heute noch in einigen Vereinen hinter Thujahecken krampfhaft am Leben hält. Das heißt nicht, dass die Lust am Nacktsein nicht mehr existiert bzw. verloren gegangen ist. Das zeigt sich deutlich am Interesse an Reisen in Domizile, wo der Urlaub nackt gelebt werden kann, an Baggerseen, wo nackt gebadet wird oder entsprechenden Badehäusern und auch an dem sich immer mehr verbreitenden Nacktwandern, das in den Medien publiziert wird. Auch unser Verein ist ein Beweis dafür, dass Nacktheit nicht unpopulär ist. Und in dem Vereinsnamen – GetNakedGermany – erscheint „FKK“ auch schon – richtigerweise – nicht mehr.
Im Internet gibt es Foren, in denen sich Menschen treffen, die eine Affinität zum Nacktsein haben. Aber auch dort geht es kaum um die Idee der FKK im alten Sinn sondern auch wieder fast nur um Aktivitäten, die nackt ausgeübt werden können. Diese Erfahrungen von mir resultieren aus einer jahrelangen Beobachtung des Forums „FKK-Freunde“, wo sich kaum Freunde der FKK im historischen Sinn äußern und tatsächlich immer wieder schlicht schreiben, FFK zu machen. Soll heißen, die Bekleidung abzulegen!
Ich meine, die Bemühungen, Freikörperkultur soll immaterielles Kulturerbe werden, wären einzustellen. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Unsere, auf jeden Fall meine Basis für Nacktheit in der Öffentlichkeit einzutreten und es selber zu praktizieren, ist und soll immer der Art. 2 – GG sein. Auf diese Formulierung als Lebensorientierung – Freiheit und Toleranz zu garantieren - können wir sicher auch im internationalen Vergleich sehr stolz sein. Sicher mehr stolz sein, als wenn Freikörperkultur als immaterielles Kulturerbe eingetragen wird. Wir leben heute, nicht in der Zeit vor 125 Jahren. Lasst uns den Art. 2 GG feiern!