Juhu,
Vorletzte und letzte Woche habe ich vier wunderschöne Tage in der
Sächsischen Schweiz verbracht, in dieser bizarren Felslandschaft, in der es immer wieder neues zu entdecken gibt, obwohl ich ja schon einige Male dort war.
Aber der Reihe nach. Das Wetter sollte Ende der Woche ja nochmal richtig toll werden, also habe ich flugs Urlaub beantragt (Chef war begeistert), Hotel gebucht und bin in den Zug.
Vier Stunden später stehe ich fertig ausgezogen am
"Flössersteig (schwierig)". So ist er auf den Wegweisern ausgeschildert. Er wirkt zwar harmlos, wie er sich da entlang der
Kirnitzsch durch's Tal schlängelt, aber hat es teilweise ganz schön in sich. Vor allem die Strecken über nasse Felsen, wo man sich an Ketten entlang hangelt:
Wo ist der Weg?Kurze Zeit später begegnet mir eine Frau, die mich ganz begeistert anquatscht, ach, das ist ja toll, dass sie so jemanden nun auch mal trifft, sie hätte ja schon davon gehört, aber das noch nie gesehen. Wie einfach man die Leute begeistern kann.
In
Beuthenfall angekommen, geht's dann diesen kleinen versteckten und verblockten Pfad rechts des großen Weges steil nach oben:
Steiler als es auf dem Bild aussieht...Ich will zur
Häntzschelstiege hinauf, dabei trifft man erstmal frontal auf den
Bloßstock, das ist eine große markante Felswand mit einem hübschen
Sandstrand (tatsächlich!) davor. Da man hier recht einfach klettern kann, tummeln sich hier immer eine Menge Leute, und zwei Mädels winken mir schon von weitem fröhlich zu und rufen Hallo Hallo, wie ich da die Treppe hochgestiefelt komme.
Ich grüße alle, und als ich durch die Gruppe fast durch bin, guckt eine andere junge Frau von ihrem Handy hoch, genau wo ich gerade vor ihr stehe, und ruft Huch, worauf ihr Freund anfängt zu lachen und meint: "Das hast du davon, wenn du die ganze Zeit auf dein Handy starrst, da verpasst du das beste..."
An der Häntzschelstiege ist gerade eine Familie mit bestimmt 5 Kindern dabei, furchtbar umständlich und mit großem Abstand da hoch zu klettern. Das dauert mir zu lange, also gehe ich weiter zur
Zwillingsstiege nebenan, die ist auch toll.
Von weitem würde man nicht glauben, dass man hier überhaupt hoch kann.Am
oberen Affensteinweg angekommen, quere ich wieder rüber, um noch den oberen Teil der Häntzschelstiege zu gehen. Auf dem Weg dahin habe ich kurz Zeit, um ein akkurates Modell des
Elbsandsteingebirges nachzubauen.
Maßstab 1:1337Nach so viel Arbeit habe ich mir meine erste Pause redlich verdient:
Faulenzen am oberen AffensteinwegDer Eingang zur Häntzschelstiege ist in einer engen Felsspalte, in der man niemals vermuten würde, dass 5m weiter drinnen eine Leiter hochführt.
Davor sitzt ein junges Pärchen, die mich gleich spontan fragen, warum ich "das "denn mache (äh, was?
). Wir unterhalten uns bisschen, am meisten interessiert sie, wie denn die Leute so darauf reagieren. War ein nettes Gespräch.
Dann geht's weiter die Leiter hoch. Im Fels ist es fühlbar kälter als draußen. Auf der Hälfte der Strecke kann man (wenn man sich traut) durch einen engen Tunnel kriechen, und kommt dann auf einem anderweitig unerreichbaren Felsvorsprung raus, auf dem man über dem Affensteinweg thront, und von dem aus man wunderbar die Landschaft genießen kann.
Mitten in einer senkrechten FelswandWeiter geht's die Leitern hoch, an einer Stelle muss man mit einem beherzten Schritt von einer senkrechten Felswand zur gegenüberliegenden queren (hui):
Man sieht es auf dem Bild nicht, aber wenn man hier abrutscht, fällt man nicht nur 20m, sondern steckt dann auch noch in einem engen Spalt fest... Nach ein paar Leitern später kommt man schließlich oben auf dem Gipfel heraus:
oberes Ende der HäntzschelstiegeDas ist einer der höchsten Punkte hier in der Gegend, und man hat eine grandiose Aussicht!
Als nächstes möchte ich zur
Rübezahlstiege, das ist die schwerste hier in der Gegend, und nicht einfach zu finden, da nicht ausgeschildert und auch auf den meisten Karten nicht drauf. Ich war da noch nie, und bei der letzten Nacktwanderung hier habe ich sie leider verpasst, da ich auf dem Weg dahin einen Migräneanfall bekommen habe (danke nochmal an die beiden freundlichen Seelen, die mich zum Parkplatz begleitet haben!).
Vorher bin ich aber noch rüber zum
Carolafelsen, dort ist es wie erwartet gesteckt voll, will nicht wissen wie das hier am Wochenende ist, wahrscheinlich muss man da Wartenummern ziehen, um noch einen Stehplatz zu bekommen. Ich setze mich etwas abseits auf einen Felsen, der genau über dem Zugangspfad liegt, und überlege ob ich wie die Sphinx den unter mir passierenden Reisenden rätselhafte Fragen stellen soll.
grosse Mittagspause über dem EingangEine Familie wandert unter mir durch, der Vater murmelt irgendwas von "Bescheid sagen", ob die mich meinen? Eine Viertelstunde später treffe ich sie wieder, der Junge meint "Hab ich doch gesagt, der hat nix an außer Schuhe". Darauf die Mutter, halb zu mir: "Siehste, und wir haben
alles an,
außer Schuhe", und grinst mich an. Da fällt mir erst auf, dass sie alle barfuß gehen. Sachen gibt's...
Der direkte Weg zur Rübezahlstiege über die
Heilige Stiege ist gesperrt (wegen Malerarbeiten!), also gehe ich oben über den
Reitsteig:
Der einzige normale breite (aka "langweilige") Wanderweg heute Dann wird es spannend, denn ich entdecke etwas Tolles. Laut Karte ist das nämlich ein ziemlicher Umweg, aber man kann abkürzen über diese mit schwarzem Dreieck markierten Kletterpfade. Diese bedeuten "Zugang zu Kletterfelsen", was ich bisher immer als Sackgasse interpretiert hatte, sind sie aber nicht, die sind im großen und ganzen auch alle miteinander verbunden.
Es geht ein paar schmale Pfade steil hoch und runter. An einer Stelle wird es richtig abenteuerlich, ich muss oben in einer Felswand unter einem Felsvorsprung hindurchkrabbeln:
Man sieht es nicht richtig wegen dem Baum, aber da links geht es gut steil runter! Rucksack habe ich sicherheitshalber abgenommen...Auf der anderen Seite treffe ich jemanden, der auch die Stiege gehen will, und etwas genervt ist, dass er jetzt nach einigem Rumsuchen am
oberen Ende gelandet ist, und man von oben nicht runterklettern kann, zu gefährlich. Er erklärt mir dann noch ausführlich auf seiner Karte, wie man zum unteren Ende kommt (hochkompliziert, kann ich mir nicht merken). Ich meine, ich schaue mir dieses Ende trotzdem mal an, und er macht sich von dannen.
Ich klettere ein paar Felsen und Tritte hinunter, und dann... Ende! Ich stehe auf einem Felsvorsprung, und nirgends geht es weiter. Es gibt ein Loch im Boden, das zu eng ist (außerdem liegt ein großer Stein drin), einen Spalt der nirgends hin führt, und einen freistehenden Felsen, den man nicht wirklich hochklettern kann. Ich schaue vom Vorsprung die senkrechte Felswand herunter, und 10m unter mir sind Griffe in der Wand, und ein Tunnel führt in den Felsen hinein. Aber wie zum Geier soll man dahin kommen. Häh?
Das kann's ja wohl nicht sein?!?Nach 15min gebe ich auf, und beschließe zum unteren Ende zu gehen. Da bin ich ja mal gespannt, wie/wo man hier hochkommen soll...
Der Weg dahin sind 4km Umweg, aber ich entdecke jede Menge solcher toller Kletterpfade. Irgendwo treffe ich ein Kletterpärchen, die meinen, keine Chance die Stiege zu finden, wenn ich den Weg dahin nicht schon kenne. Hmm...
Aber ich habe die GPS Koordinaten, und auf meiner OpenStreetMap ist jeder kleine Pfad drauf, trotzdem hätte ich sie nicht gefunden, wären nicht grade 2 Leute dort wieder heruntergeklettert, weil sie mit dem großen Rucksack dort oben nicht durchkommen... Hmm, schon 3 Leute getroffen, die die Stiege abgebrochen haben, mal sehen.
Der Einstieg hat es schon mal gut in sich, dagegen sind Häntzschel und Zwilling ein Kinderspiel. Klammern sind wirklich nur da, wo es gar nicht anders geht.
Sieht mal wieder viel harmloser aus, als es ist. Wieder runter zu klettern, um die Kamera zu holen, war schwerer als gedacht!Na, und dann? Es geht rein in den Fels, und innen drin rückwärts hoch, weil vorne über einem ein Felsblock eingeklemmt hängt, es gibt sogar zwei Klammern hier drinnen, und man kommt tatsächlich aus diesem Loch im Boden heraus. Unglaublich! Keine Chance da mit Rucksack durchzukommen.
Nie im Leben wäre ich da reingeklettertSehr sehr geil!
Rückweg ist dann noch 7km über
kleinen Kuhstall, Reitsteig,
Wilde Hölle, und Flössersteig. Völlig verschwitzt komme ich am Hotel an, ziehe am Parkplatz meine Sachen wieder an, und 10min später drinnen gleich wieder aus, denn ich gönne mir eine Stunde Sauna:
Aaah, herrlich!Was für ein toller Tag. Kaputt bin ich. Mal sehen wie es morgen wird.
Marc