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Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

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Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von Otti » Sa 21. Okt 2023, 13:53

Muss die Geschichte der Freikörperkultur neu geschrieben werden?
Befindet die "Wiege" der Freikörperkultur überhaupt in Deutschland?


Bei den Recherchen zu einer alten Stereoskopie aus dem Jahr 1895 wurde ich auf den Hanlan's Point Beach aufmerksam, ein Strand vor Toronto, Kanada, der bereits 1890 vom Stadtrat von Toronto offiziell zu einem Nacktbade-Strand (Beach for swimming without clothes) erklärt wurde. Der Strand ist heute "Clothing Optional", existiert immer noch.
1893 hingegen wurde der "Naturheil-Verein Essen Ruhr" (heute: Licht-Luft-Sportgemeinschaft Essen e.V.) gegründet (Eintragung ins Vereinsregister im Jahr 1905), der damit der älteste FKK-Verein der Welt ist.
Wenn es also um die offiziellen (!) Eintragungen geht, so müsste man eigentlich behaupten, die "Wiege des Naturismus" befindet sich in Kanada.
Hanlan's Point Beach - https://fkk-museum.de/seite271.html

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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von regenmacher » Sa 21. Okt 2023, 19:55

Es ist immer schwierig, sich bis zu den Anfängen zurück zu arbeiten - zumal etliches irgendwie parallel verlaufen ist. Es gab also vermutlich mehrere Anfänge - oder anders geschrieben: Etliche hatten (fast) zur gleichen Zeit die Idee. Man sagt auch: "Die Zeit war reif" oder "Die Idee lag in der Luft".

Bezüglich "Nacktbaden" (was wohl am ehesten noch zu dem von dir erwähnten Hannas beach passt):

1847 empfahl Augustino Guastalla (Arzt in Trier) in einer Veröffentlichung "Studi medici sull'acqua di mare" (Medizinische Studien über das Meerwasser) das Nacktbaden. Das Buch ist meines Wissens nach noch heute in der Stadtbibliothek von Triest vorhanden.

Nur ein Jahr später schrieb der Wyker Arzt Dr. Penike: "Ganze oder teilweise Bedeckung des Körpers im Wasser durch Schwimmhosen oder Bademäntel sind gänzlich zu vermeiden. Für die günstige Wirkung des Bades ist die unmittelbare Berührung des Wassers mit dem Körper durchaus erforderlich!"

(oder freihändig von mir auf das Nacktwandern übertragen: "Ganze oder teilweise Bedeckung des Körpers durch Bekleidung ist gänzlich zu vermeiden. Für die günstige Wirkung des Nacktwanderns ist die unmittelbare Berührung der Luft mit dem Körper durchaus erforderlich!")

Aber auch in geschichtlicher Zeit gab es juristische Auseinandersetzungen zwischen den nackten Individuen und der jeweiligen Gesellschaft. Aus dem Jahre 1728 stammt die Schrift "Nackte Leute haben Rechte", in der eine juristische "Grundlage" zur damaligen Zeit gegeben wurde.

Da du sicherlich die "Geschichte des Naturismus" - zusammengetragen von Karl Dreßen (manchmal auch geschrieben: Karl Dressen) - zur Verfügung hast, kannst du das alles noch etwas ausführlicher nachlesen)

Um noch schnell eine (vergleichsweise) etwas aktuellere Bemerkung hinzufügen, die sogar zu Toronto (Kanada) passt:

Nicht nur bezüglich "Nacktbaden" hat Toronto "etwas Geschichte geschrieben" sondern auch bezüglich "Nacktradeln", denn durch die aktive, demonstrative Teilname von Stéphane Deschênes (Präsident der INF, sozusagen "weltoberster Verbandsnackter") an einer der WNBRs in Toronto - ich habe mit Sicherheit selbst in diesem, etwas abseits liegenden Forum ein Foto dazu gepostet - wurden die WNBRs noch einmal eine Stufe "höher gehoben".
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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von Arno » Sa 21. Okt 2023, 21:54

regenmacher hat geschrieben: (...)
(oder freihändig von mir auf das Nacktwandern übertragen: "Ganze oder teilweise Bedeckung des Körpers durch Bekleidung ist gänzlich zu vermeiden. Für die günstige Wirkung des Nacktwanderns ist die unmittelbare Berührung der Luft mit dem Körper durchaus erforderlich!") (...)
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Entschuldige, wenn ich ein wenig "klugscheißerisch" widerspreche: Beim Nacktwandern hat die Luft durch Sonneneinstrahlung mit der Zeit nicht nur eine günstige Wirkung, selbst bei SF 50!

Im Übrigen ist auch das Nacktradeln so eine Sache. Ohne vernünftige Fahrradhose würde ich mich auf keine Radtour einlassen, die mehr als eine Stunde dauert. Ich habe EINAML nackt (in der Garage auf einem Rollentrainer) trainiert und die Innenseiten meiner Oberschenkel, die Backen, mein Hodensack und sogar ein wenig mein Penis waren wundgescheuert. Nicht gut!

Nacktsein gelingt am besten am Strand um im Wasser!

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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von regenmacher » Sa 21. Okt 2023, 22:39

Arno hat geschrieben: Beim Nacktwandern hat die Luft durch Sonneneinstrahlung mit der Zeit nicht nur eine günstige Wirkung, selbst bei SF 50!
So wie du (hoffe ich zumindest) beim Nacktsein "am Strand und im Wasser" Vernunft walten lässt, ist dies auch beim Nacktwandern anzuraten.

Arno hat geschrieben: Ich habe EINAML nackt (in der Garage auf einem Rollentrainer) trainiert und die Innenseiten meiner Oberschenkel, die Backen, mein Hodensack und sogar ein wenig mein Penis waren wundgescheuert. Nicht gut!
Das tut mir leid. Ich hatte bei einem längeren Nacktradelausflug (irgendwo im Bereich Frankfurt) in einer größeren Gruppe (hier wurde davon berichtet) jedenfalls keine Probleme und auch nichts von anderen gehört. Auch von den zahlreichen WNBRs war bisher nichts dergleichen zu vernehmen. Es könnte an einem falschen Sattel liegen? Vielleicht hätte dir ein extra stark wuschelweicher Sattelüberzug geholfen ?

Aber damit die Sache schnell wieder zurück zur Geschichte des Nacktseins/desNudismus/derFKK zurückkommt, muss ich in die "Trickkiste" greifen: Auch Nacktwandern hat eine eigene Geschichte. Mir liegt eine rund 80 Jahre alte Aufnahme von einer solchen vor, mit einem Dorf im weiteren Hintergrund. Irgendwo in Deutschland. Der Hinweis darauf kam von Bruno S, aus Marseille (der übrigens auch ein dickes Buch zur Geschichte des Naturismus - unter besonderer Berücksichtigung von Marseille - geschrieben hat) Anhand der sichtbaren Straßenverläufe auf diesem Foto könnte man vielleicht sogar ermitteln, wo das genau war. Ob der dort abgebildete Nacktwanderer allerdings ein Sonnenschutzmittel nötig hatte darf ich - da er vermutlich tatsächlich durch lange Aufenthalte am Strand vor-gebräunt war - ernsthaft bezweifeln.

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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von Arno » Sa 21. Okt 2023, 23:12

regenmacher hat geschrieben:Der Hinweis darauf kam von Bruno S, aus Marseille (der übrigens auch ein dickes Buch zur Geschichte des Naturismus - unter besonderer Berücksichtigung von Marseille - geschrieben hat) Anhand der sichtbaren Straßenverläufe auf diesem Foto könnte man vielleicht sogar ermitteln, wo das genau war. Ob der dort abgebildete Nacktwanderer allerdings ein Sonnenschutzmittel nötig hatte darf ich - da er vermutlich tatsächlich durch lange Aufenthalte am Strand vor-gebräunt war - ernsthaft bezweifeln.

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Entschuldige, wenn ich noch einmal abschweife: natürlich gibt es unterschiedliche Hauttypen und Empfindlichkeiten. Aber Sonnenschutz sollte jeder ernst. Hautkrebs ist einer der am stärksten steigen Krebsarten und er ist sehr tückisch.

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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von regenmacher » Sa 21. Okt 2023, 23:32

Arno hat geschrieben: natürlich gibt es unterschiedliche Hauttypen und Empfindlichkeiten. Aber Sonnenschutz sollte jeder ernst. Hautkrebs ist einer der am stärksten steigen Krebsarten und er ist sehr tückisch.
Das ist wohlbekannt - quasi eine "Binsenweisheit". Und - um abermals die Geschichte einzubringen und dir zugleich eine Formulierungshilfe zu geben :

"Auch in der Geschichte der des Naturismus/der FKK/des Nacktseins ist vielfach festgestellt worden, dass es unterschiedliche Hauttypen gibt und ganz generell festzustellen ist, dass man als Nackter/Nackte mit der Kleidung nicht seinen Verstand ablegen sollte."

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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von Heinz-79618 » So 22. Okt 2023, 07:35

Es ist für mich völlig unwichtig wo und wann FKK 'erfunden' wurde. War es der erste Mensch der irgendwo, irgendwann in den Anfängen der Menschheit nackt in einen See gelaufen ist? Oder doch nicht?
Wichtig ist doch dass es FKK jetzt gibt.

 
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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von Trixi » So 22. Okt 2023, 12:30

@Heinz-79618:

Sehe ich ganz genauso wie Du.

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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von BOeinNackter » So 22. Okt 2023, 14:47

Ich denke, Geschichte ist schon wichtig. Sie darf nicht zu einer heroischen Heldenverehrung verkommen. Das ist leider auch bei der FKK oft so. Geschichtserzählung sollte auch nicht zu urprünglichen Vorbildern führen. Die Pioniere haben oft geirrt und konnten auch nichts davon wissen, wie die Geschichte weiterging. Da sind wir heute klar im Vorteil. Geschichte kann uns erzählen, wie alles so gekommen ist, wie es heute ist. Vielleicht hilft uns das dann uns für einen Weg in die Zukunft zu entscheiden.

Die Sache mit dem 1. FKK-Verein in Essen ist nicht so einfach.
Zu dem genannten Gründungsdatum wurde in Essen ein sog. Licht-Luft-Verein gegründet. Solche Vereine gab es damals an vielen Orten und schon viel früher. Manche gibt es unter dem alten Namen noch heute. Es gibt dort aber kein Licht-Luftbad mehr, in dem bisweilen Menschen nackt sind.
Solche Bäder wurden schon seit den 1830er Jahren, zuerst in der Nachfolge von Vincent Prießnitz, später von Arnold Rikli und Adolf Just, eingerichtet.
Auf dem Monte Verita bei Ascona gab es sicher das bekannteste dieser Bäder. Dort soll Rudolf von Laban mit seinem Kreis im Damenbad getanzt haben. Zumindest gibt es dazu eine Geschichte von der Ankunft Mary Wigmans, die er dann aufgefordert habe, sich auszuziehen und mitzutanzen. Es gab also auch dort jeweils ein Herren- und Damenbad. Dort erging man sich hinter Sichtschutzzäunen, in Luft und Sonnenlicht. In solchen Bädern war man nicht immer nackt sondern trug dünne Licht-Luft-Kleidung. Der Begriff, Lichtkleid könnte daher stammen.
Erst spät wurde aus dem Ursprungsverein die Licht-Luft-Sportgemeinschaft. Immerhin blieb das Damenbad noch lange erhalten.

Die Licht-Luft-Bäder waren sicher eine wichtige Station auf dem Weg zur Freikörperkultur. Der Anfang ihrer Geschichte war offen. Es gab viele Quellen, die zusammenwirkten.

 
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Re: Muss die Geschichte der FKK neu geschrieben werden?

Beitrag von Trixi » So 22. Okt 2023, 18:53

BOeinNackter hat geschrieben:Ich denke, Geschichte ist schon wichtig.

Schon, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Die Entdeckung von Otti ist sicher interessant, aber schlussendlich hat man von dieser Info nichts. Du wirst dadurch keine neuen Mitglieder "rekrutieren" können oder das Ansehen der FKK in der Gesellschaft ändern.

BOeinNackter hat geschrieben: Sie darf nicht zu einer heroischen Heldenverehrung verkommen.

Wer macht das bitte? :roll:

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