Ich fiinde es auch schade, daß sich Basti nicht mehr meldet, und halte es nach dem, was bisher geschrieben wurde, nicht für unwahrscheinlich, daß der Beitrag nur getürkt wurde.
Nichtsdestoweniger ist das Thema losgelöst von der ursprünglichen Frage allgemein interessant. Wie gehen wir mit unserer FKK-Vorliebe in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis, gegenüber Kollegen und Nachbarn um?
Ein wichtiger Aspekt, der hier noch nicht angesprochen wurde, ist, daß man die Zahnpasta nicht mehr in die Tube zurückkriegt, anders ausgedrückt: Was raus ist, ist raus. Sollte sich also die Vermutung als falsch erweisen, die anderen würden schon mit Verständnis reagieren, kann man nicht mehr zurück und hat dann (beispielsweise in der Familie) nur noch die Wahl, auf das Nacktsein zu verzichten oder sich permanent über das Empfinden der anderen hinwegzusetzen und jeweils Streit zu riskieren.
Ein anderer Aspekt ist das Alter, nach dem zu Recht in dem Zusammenhang immer gefragt wird: Als reiferer Mensch kann man eher trotz Gegenwind dazu stehen als ein Jugendlicher, insbesondere, wenn er noch zu Hause wohnt.
Hans H. hat geschrieben:Ich denke aber, dass es recht unnormal ist, es in der Familie zu verheimlichen, wenn man sich im eigenen Zimmer nackt aufhält. Das tun schließlich viele Menschen, die gar keine FKK-Anhänger sind (also nicht nackt Baden gehen etc.). Nackt in der eigenen Wohnung ist nun mal kein FKK, sondern das Leben im ganz normalen Freiraum im Privatbereich.
Das sehe ich etwas anders: Jemand, der gerne nackt schwimmt, kann das mit gesundheitlichen und praktischen Argumenten (nasse Badesachen) begründen. Außerdem könnte man noch anführen, daß es einfach schöner ist. Als logische Argumentationskette könnte man ferner erläutern, daß man es bei einem Saunabesuch als unpassend empfunden habe, sich zum Schwimmen wieder etwas anzuziehen und folglich nackt ins Wasser gegangen sei. Dadurch sei letztlich auch der Grund für Badekleidung zum Nur-Schwimmen entfallen, und man habe sich entschlossen, diese künftig generell wegzulassen. Eine weitere Taktik, es den Eltern schonend beizubringen, habe ich
in einem Beitrag im alten Forum beschrieben.
Schwieriger wird es dann schon, wenn man sich wie ich weigert, überhaupt noch eine Badehose anzuziehen: Zwar wissen das mittlerweile einige in meinem Umfeld, die für gemeinsame Schwimm-Vorhaben in Frage kommen, aber dennoch kommt man in Erklärungsnot, wenn man hier in fußläufiger Entfernung ein Hallen- und ein Freibad hat, aber nie dort hingeht, weil dort zu keiner Zeit FKK angeboten wird. Stattdessen muß man zum nächstgelegenen Hallenbad mit FKK-Zeiten ca. 11 km fahren (das aber zu FKK-Zeiten nur ein warmes Planschbecken ist). Andere Bäder sind über 30 km weit weg, was mit Fahrtkosten den Eintrittspreis mehr als vervierfacht; das gleiche gilt für FKK im Freibad. Der Badesee mit FKK-Möglichkeit kostet zwar keinen Eintritt, ist aber noch weiter weg (einfache Strecke ca. 1½ Stunden, davon mindestens 20 Minuten Fußmarsch).
Andere Bademöglichkeiten (Seen, Hallen- und Freibäder) sind näher, bequemer zu erreichen und - vom fehlenden FKK abgesehen - genauso gut oder besser. Wenn man also fürs FKK-Schwimmen entweder einen enormen zusätzlichen Aufwand an Zeit und Geld in Kauf nehmen oder trotz Sommerhitze ganz auf das Schwimmen verzichten muß, wird man zwangsläufig immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob und warum einem das so wichtig ist.
Noch schwieriger sehe ich die Begründung in der Wohnung, sobald man nicht allein lebt: Beim Schwimmen hat man ja sowieso fast nichts an, so daß der Verzicht auf den Rest auch keinen großen Unterschied mehr macht. Außerdem ist FKK-Schwimmen weithin bekannt und akzeptiert auch bei denen, die das selbst nie machen würden. Anders in der eigenen Wohnung: Da ist es doch eher unbekannt. Natürlich läuft man vom Bad ins Schlafzimmer nackt, viele schlafen auch nackt, aber so den ganzen Tag? Ich könnte das nicht schlüssig begründen, zumal ich manchmal bei niedrigeren Temperaturen nackt bin, andererseits auch mal bei höherer Temperatur angezogen, so daß die Temperatur kein alleiniger Grund sein kann. Das wäre sowieso nur bei sehr großer Hitze der Fall, daß man sich
aller Kleidung entledigen muß, um sie besser auszuhalten.
Da sich auch der eingefleischteste Nudist (außer vielleicht Klaus_59) irgendwann etwas anzieht, kommt man im Grenzbereich fast zwangsläufig in Erklärungsnot: Wenn es doch ganz normal ist, nackt zu Hause rumzulaufen, und du dich dabei wohler fühlst, ...
- „Warum ziehst du dir dann was an, wenn Besuch kommt?“
- „Warum ziehst du dir bei manchen Besuchern etwas an, bei manchen nicht?“
- „Warum gehst du dann nicht auch nackt in den Garten?“ oder „Warum schaust du vorher, ob die Nachbarn es sehen können, bevor du in den Garten gehst?“
- Oder in Mehrfamilienhäusern: „Warum gehst du dann nicht auch nackt zum Briefkasten oder in den Keller (bzw. nur, wenn es keiner sieht)?“
- „Warum verheimlichst du es vor den Nachbarn, wenn doch angeblich gar nichts dabei ist?“
- „Warum darf deine (woanders lebende) Familie das nicht wissen?“
- „Ist es nicht total umständlich, sich jedes Mal ganz auszuziehen, wenn man heimkommt, und sich wieder anzuziehen, wenn man wieder weg muß (oder im Fall von Basti sogar jeweils beim Betreten und Verlassen des eigenen Zimmers)?“
Ich kenne Leute, die das zu Hause mit einer Familie durchziehen, die dagegen ist. Mir würde es schwer fallen, auf die obigen und ähnliche Fragen schlüssige Antworten zu geben.
Grüßle
Waldkauz