@ Hajo
Deine Ausführungen zur Nacktheit und zur Sexualität sind für mich nicht verständlich. Einerseits siehst du einen Unterschied und dann vermengst du deine Aussage zu einem Brei und kommst dann zum Schluss, dass eine Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität nur schwer möglich sei. Ich habe den Eindruck, dass du den Blick auf das Wesentliche dieser beiden Begriffe nicht berücksichtigt hast und daher dieser Informationsbrei entstanden ist.
Ich halte es für einen gefährlichen Weg, die Nacktheit über den Kulturbegriff zu definieren. Die Nacktheit als Nacktheit gibt es in allen Kulturen, mal mehr und mal weniger oder sogar garnicht reglementiert. Dieser kulturelle Begriff der Nacktheit führt jedoch vom Wesen der Nacktheit als solches weg, es führt nur zu einer Bewertung des Zustandes der Nacktheit. Und sobald wir uns in den Bereich der Bewertung bewegen, werden in der Tat die Bewertungskriterien wichtiger als die wesentlichen Bestandteile der Begriffe, die bewertet werden. Ich fürchte, man kommt so ins Rutschen und eine Besinnung auf das, worum es wirklich geht, wird so erschwert oder gar verhindert.
Darum betrachte ich die Begriffe der Nacktheit und der Sexualität nach dem, was das Wesentliche dieser Begriffe darstellt und untersuche dann, ob es hier Gemeinsamkeiten gibt oder nicht. Die Schwierigkeit bei der Bestimmung des Begriffes Nacktheit ist innerhalb der deutschen Sprache deswegen recht schwierig, weil wir diesen Begriff jeweils unter völlig anderen Gesichtspunkten nutzen und diese Nutzhung sich teilweise so verselbständig hat, dass die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr zutage tritt.
Das Wesentliche der Nacktheit ist ein Fehlen. Nicht nackt ist man, wenn dieses Fehlen nicht auftritt. Sehe ich also den Begriff der Nacktheit biologisch, so wird in der Biologie die Nacktheit über das Fehlen eines Felles definiert. Der moderne Mensch hat sein Fell nahezu vollständig verloren und ist deswegen Nackt. Kulturell wird die Nacktheit einmal beschrieben als das Fehlen einer kompletten oder manchmal die einer ausreichenden Kleidung. Hierbei geht es jetzt nicht darum, ob ich zum Ablegen dieser Kleidung hingeführt werden musste oder eine solche niemals angelegt habe, es geht lediglich darum, dass diese fehlt. Die Nacktheit verlangt somit keine Aktivität, sie wird durch das Erreichen eines Zustandes bzw. Beschreibung dieses Zustandes erreicht.
Das Wesentliche der Sexualität ist ein zielgerichtetes Handeln. Diesem zielgerichtetem Handeln geht natürlich ein entsprechendes Empfinden voraus und gehört somit zum Handlungsbegriff. Sexualität ist kein Zustand, weil hier immer ein Handeln erforderlich ist und nur über dieses Handlungskonzept als solches erklärt und verstanden werden kann. Bei den Primaten und insbesondere beim Menschen umfasst dieses Handlungskonzept der Sexualität nicht nur den Drang, die eigene Art zu erhalten und/oder zu vermehren, es umfasst auch soziale Komponette.
Darum komme ich zu dem deutlichen Unterschied zwischen der Nacktheit und der Sexualität. Die Nacktheit beschreibt einen Zustand, ein so sein; die Sexualität beschreibt ein Handeln, ein so tun oder so tun wollen. Und dieser Unterschied ist über alle Generationen und Kulturen hinweg gleich. Also auch unabhängig davon, wie dieses so sein oder dieses so tun bewertet wird.
Der Gegenbeweis für die Richtigkeit dieser meiner Feststellung kannst du darin sehen und erkennen. Für die Nacktheit ist es unerhablich, ob du dich sexuell betätigen willst oder nicht und für die Sexualität ist es unerheblich, ob du im kulturellen Sinne nackt bist oder nicht. Nackt im biologischen Sinne bist du immer, weil du dir kein Fell wachsen lassen kannst.
@ Aria
Für die Bestimmung des Unterschiedes zwischen den Begriffen der Nacktheit und der Sexualität ist es völlig unerheblich, wie andere Menschen diese bewerten. Hier geht es um eine grundsätzliche Begriffsbestimmung und Beschreibung des Unterschiedes. Es geht nicht darum, wie der eine Begriff vom anderen unterschiedlich bewertet werden wird. Um bei deinem Bild zu bleiben, es ist unerheblich, ob du nackt im Auto fährst, mit dem Motorrad oder sonstwie. Es kommt auch nicht darauf an, ob alle Menschen dieses gleich bewerten, also in der gleichen Richtung fahren. Es kommt lediglich darfauf an, worin der Unterschied zwischen diesen Begriffen besteht. Dein Beispiel berührt nur die Ebene der Bewertung und diese Ebene ist hier nicht gefragt.
@ Eisbär
Ich denke, dass Du manchmal zu strenge Erwartungen an den Threadverlauf hast.
Ich erwarte doch nur logisches Denken. Mehr nicht.
Ähnlich wie bei den Bilddiskussionen kannst Du nicht erwarten, dass jeder eingeloggte User nun brav einen Aufsatz zum Thema anfertigt.
Stimmt, das erwarte ich auch nicht. Aber wenn wir uns auf der logischen Ebene bewegen, da kann selbst mir ein User auf einen Irrtum hinweisen, auch wenn sie/er es nicht so wissenschaftlich streng auszudrücken vermag.
@ Bummler
Ich sehe es auch so. Aber wenn wir diese Abgleitung auf eine andere Ebene bemerken und darauf hinweisen, dann werden wir dem User für dieses Abgleiten keinen Vorwurf machen und dann versuchen, das zu erkennen, was diese/r damit aussagen wollte.
Begriffsbestimmungen sind in der Regel immer konkret und von anderen Begriffsbestimmungen immer abgrenzbar(man kann diese auch als totalitär bezeichnen). Nur so können Unterschiede herausgearbeitet werden. Alle Begriffsbestimmungen, die man aufweicht und somit trennungsunscharf macht (also demokratisiert), können so einem persönliches Empfinden besser entsprechen, jedoch halten sie keiner Diskussion stand, weil ja jeder diesen Begriff anders empfinden kann. Dann würde aus einem vernünftigen Gespräch nur noch ein unverbindliches Stammtischgeschwätz.