Zett hat geschrieben:Deshalb ist es sinnvoll von Schadismus zu sprechen.
Nein! Es ist nicht sinnvoll, neue Begriffe zu erfinden und in die Welt zu setzen, die es in unserer Sprache nicht gibt, und erst recht nicht in einer Silbenkombination, die nicht passt. Wörter mit -ismus bezeichnen zum Beispiel (Zitate aus Wikipedia): "ein Kollektiv von Anhängern einer theoretischen Bewegung bzw. Ideologie bezeichnen (z. B. Sozialisten, Liberalisten, Putschisten)" oder: "um jemanden zu charakterisieren oder zu klassifizieren (Egoismus, Narzissmus)".
In diesem Sinne sind deine Wortschöpfungen jedenfalls völlig unpassend, da es weder eine Ideologie für Porno oder schädliche Dinge noch eine Charaktereigenschaft von Menschen in diesem Sinne gibt.
Also sind diese Worterfindungen schlicht und einfach Unsinn und
Zett hat geschrieben:Dass man dieses »oversexed« auch als Porno-ismus bezeichnen könnte, ist für einige zu hoch, ok.!
ist Quatsch, denn das ist für niemanden zu hoch, sondern für jeden normal denkenden Menschen eben nicht so, dass diese Bezeichnung passt. Ich denke, alle außer dir erkennen, dass "oversexed", da wo dieser Begriff entstanden ist und in gesellschaftskritischen Texten in die Welt gesetzt wurde, überhaupt nichts mit Porno zu tun hatte, sondern mit der ständigen Konfrontation der Menschen mit aufreizenden Bildern in Werbeplakaten und der Zeitschriftenauslage.
Diese Kritiker, die von "Oversexed but underfucked" gesprochen haben, kritisieren auch die freizügige Kleidung wie Miniröcke, Hot-Pants etc. stammen also aus einer streng konservativen Denkrichtung. Aber gerade deshalb ist deren Aussage - auch wenn es, wie du schreibst es Leute "mit staatlichen Abschlüssen und Auftritten in den Medien" sind - auch unter deren Fachkollegen mehrheitlich nicht anerkannt. Tatsache ist, dass die jungen Leute von heute, die in diesem Umfeld aufgewachsen sind, überhaupt nicht mehr von solchen Bildern in der Werbung emotional angesprochen werden. Wenn diese Bilder zur Normalität werden - für die heute unter 40jährigen ist es seit ihrer Kindheit Normalität - dann funktioniert auch "sex sells" nur noch sehr schwach, weil der Reiz des Besonderen daran fehlt.
Also, aus meiner Sicht ist "Oversexed" eine Erfindung der streng Konservativen, die beim Anblick eines jeden Minirocks in innerliche Aufregung geraten und dann noch laut sagen, die Frauen wären selbst daran schuld, wenn sie angegrabscht werden. "Underfucked" ist ohnehin ein blödsinniges Schlagwort, das in der ersten dieser Veröffentlichungen einfach als Verkaufsstrategie auf die Titelseite eines bekannten Magazins gesetzt wurde. Der Zusammenhang, der da hergeleitet wurde, ist schon deshalb falsch, weil das, was mit diesem Schlagwort gesagt werden sollte viel eher für die ältere Generation gilt, die lange vor der heutigen Freiheit der Darstellung aufgewachsen war.
Dieses Problem der Generation der Jahrgänge vor ca. 1935, das damals z.B. O. Kolle erkant hatte und wogegen er mit seinen filmischen Mitteln versucht hat etwas zu bewirken, existiert ja heute bei jüngeren Leuten erheblich weniger, als früher. Die wenigen psychologischen Problemfälle in Bezug auf das Eingehen intimer Partnerschaften, die es heute noch gibt (und immer geben wird), werden dann von solchen Veröffentlichungen mit dem verallgemeinerten Schlagwort "underfucked" belegt und dann noch ein Zusammenhang mit der heutigen Freizügigkeit konstruiert. Jeder, der ein wenig weiter als bis drei zählen kann, und nicht zu den Erzkonservativen zählt, erkennt doch sofort, dass es dabei nicht um wissenschaftliche Fakten, sondern um ein moralisches Mahnen der Gesellschaft ging, mit dem kleinen Zusatz, dass es den Menschen trotz der als unmoralisch verdammten heutigen Offenheit der Darstellung den Menschen schlecht ginge, diese Offenheit also etwas Negatives bewirke. Und dieser Zusammenhang ist in der Fachwelt definitiv nicht mehrheitsfähig!