PundV hat geschrieben:Richtige Antwort: Facebook nicht nur kritisieren, sondern nicht mehr nutzen. Punkt. Wer meint, man ist irgendwie dazu gezwungen, hat schon verloren.
Hans H. hat geschrieben:Das halte ich auch so und habe mich nie bei facebook angemeldet.
Dito! 7.458.993.276 Menschen gefällt das!
In diesem Zusammenhang gibt es noch zwei weitere Ärgernisse:
- Viele Betreiber binden in ihre Internetseiten Inhalte von Facebook ein (Graphiken, I-Frames etc.). Die werden dann auch von Besuchern aufgerufen, die nie bei Facebook angemeldet waren, was dazu führt, daß auch deren Bewegungen im Internet von Facebook verfolgt werden können.
Kleiner Tip dazu als Abwehrmaßnahme:
In Linux-Sytemen gibt es die Datei /etc/hosts. Trägt man dort folgende Zeilen ein:
- Code: Alles auswählen
127.0.0.1 facebook.de
127.0.0.1 www.facebook.de
127.0.0.1 facebook.com
127.0.0.1 www.facebook.com
127.0.0.1 staticxx.facebook.com
127.0.0.1 facebook.net
127.0.0.1 www.facebook.net
werden alle Anfragen an die entsprechenden Adressen auf den lokalen Rechner umgeleitet. D. h. die entsprechenden Inhalte werden nicht abgerufen und angezeigt, und Facebook erfährt nicht, wo wir uns herumtreiben. - Nicht nur Geo, sondern auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten verbinden sich immer mehr mit Facebook: Sogar Monitor ruft seit gestern am Ende der Sendung dazu auf, über Facebook mit der Redaktion zu diskutieren. Bis zur vorigen Ausgabe haben sie noch einen eigenen Chat betrieben, und man konnte bis 1 Uhr nachts anrufen.
Andere Redaktionen praktizieren dies und ähnliches schon lange. Dabei haben die öffentlich-rechtlichen die personelle, finanzielle und technische Möglichkeit, so etwas selbst umzusetzen. Und sie haben mit ihrem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag eine Neutralitätspflicht.
Völlig zu recht würde ein Sturm der Entrüstung ausbrechen, wenn eine Redaktion in jeder Sendung dazu aufrufen würde:
- Sie können in der katholischen Kirche in Soundso mit uns diskutieren.
- In Ihrem VW Diesel mit Apple-Smartphone finden Sie weitere Informationen zu unserer Sendung und können Sie mit uns Kontakt aufnehmen.
- Dieses unser Programm für Betriebssysteme von Microsoft können Sie kostenlos bei uns herunterladen. (Versionen für andere Systeme sind weder vorhanden noch geplant.)
- Auf jeder Tüte Kartoffelchips von Chio (oder auf jeder Packung Ernte 23) gibt es fünf Sammelpunkte von unserer Sendung. Für 100 Punkte erhalten Sie eine mörder Duschhaube.
Aber bei Facebook (wo man nur mitmachen kann, wenn man sich komplett auszieht (natürlich im übertragenen Sinn, das andere wäre ja bäh!) und seine Daten einem US-Konzern schenkt) scheint das alles kein Problem zu sein. (Und das alles mit unseren Rundfunkgebühren.)
Und nun zum eigentlichen Thema:
Da sieht man mal, wohin die hysterische Diskussion (auch hierzulande!) führt: Bilder von nackten Kindern = Kinderpornographie = Kindesmißbrauch. Manchmal hat man im öffentlichen Diskurs den Eindruck, der Besitz von Kinderbildern sei schlimmer als das tatsächliche Verbrechen an Kindern. Diese verzerrte Sicht hat vor kurzem auch bei uns Eingang ins Strafrecht gefunden. Danach wäre das Anfertigen und der Besitz des besagten Fotos 1. verboten und 2. strafbar, es sei denn
- man wäre selbst die abgebildete Person oder
- deren Eltern oder
- man hätte deren Einverständnis.
Eine Ausnahme für historische Fotos oder Gemälde gibt es nicht und wäre auch nicht sachgerecht: Der einzige Grund für diese Gesetzesänderung war, daß Bilder nackter Kinder angeblich „Futter“ für Pädophile seien. Wenn das so ist, gilt das natürlich auch für bereits vorhandene Bilder.
Insofern handelt Facebook hier im Einklang mit der deutschen Rechtslage. Strenggenommen würden sie sich sogar strafbar machen. Die (berechtigte) Empörung rührt daher, daß dieses Foto schon seit 50 Jahren existiert, millionenmal veröffentlicht wurde und niemand daran Anstoß genommen hat unter dem Gesichtspunkt, das sei Kinderpornographie. Und das soll auf einmal strafbar sein?
Für Millionen anderer Kinderbilder (wir erinnern uns an die Schwarzweißfotos unserer Großeltern als Säuglinge auf Bärenfell) gilt das nun aber auch. Und natürlich für alle aktuellen Bilder, die wir FKK-Freunde machen und auf denen Kinder zu sehen sind, die nicht unsere eigenen sind. Der einzige Unterschied ist, daß das keine Dokumente der Zeitgeschichte sind.
Vielleicht sollte man diesen Skandal der Facebook-Zensur zum Anlaß nehmen, die völlig überzogene und absurde neue Rechtslage in Deutschland zu thematisieren.
Nicht alles, was nicht strafbar ist, ist deswegen schon erlaubt: Von den gesetzlichen Ausnahmen abgesehen, hat jeder das Recht am eigenen Bild. Das bedeutet im Fall der Veröffentlichung Schadensersatz-, Unterlassungs- und ggf. Schmerzensgeldansprüche und gilt für Kinder wie Erwachsene, gleichgültig ob nackt oder angezogen. Als Jurist sollte das unser Justizminister eigentlich wissen. Wider besseres Wissen ist er den Hysterikern in der Groko gefolgt, die nach dem Fall Edathy glaubten, ihre Handlungsfähigkeit beweisen zu müssen. Das ist leider das gängige Handlungsschema bei vielen Skandalen und Ärgernissen in allen möglichen Gebieten: Man macht Symbolpolitik mit Gesetzesverschärfungen, um die angeblich aufgeregten Massen zu beruhigen, statt das bestehende Recht konsequent anzuwenden und (soweit notwendig) Polizei und Justiz besser auszustatten. Härtere Strafen gegen Raser nützen überhaupt nichts, wenn sie nicht kontrolliert und verfolgt werden. Daß dies mit den bestehenden Mitteln geht, zeigt der Strafprozeß, der gestern in Berlin begonnen hat: Zwei kriminelle Raser, die sich ein illegales Autorennen auf öffentlichen Straßen geliefert, mit über 200 km/h elf rote Ampeln überfahren und schließlich einen unschuldigen und unbeteiligten Mann getötet haben, sind wegen Mordes angeklagt - erstmals in Deutschland und völlig zu recht. Nach meiner Einschätzung von ferne und mit den Informationen, die ich habe, sind alle Voraussetzungen gegeben. Am schwierigsten wird wohl sein, ihnen den bedingten Vorsatz nachzuweisen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß das Verfahren in die Revision gehen wird, denn jede Seite, die unterliegt, wird zu diesem wichtigen Thema ein Grundsatzurteil anstreben.
Grüßle
Waldkauz