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Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von hajo » Di 25. Apr 2017, 13:28

Ich gehe mal davon aus, dass hier der Gewöhnungseffekt eine Rolle spielt. Ein Effekt, der in der Sinnesphysiologie eine wichtige Rolle spielt, da Sinneszellen dann "Alarm" schlagen, wenn deren Reizung über dem beständigen Reiz der länger andauernden Erregung durch die momentane Umgebung hinausgeht.
Wenn in einem ruhigen Wald auf einmal jemand laut in die Hände klatscht, dann erschrickt man. Ein Knall gleicher Intensität mag in einer überlauten Disko nicht einmal von allen Anwesenden registriert werden...
Ein überaus wichtiger Vorgang, den jeder kennt.
Man mag das "Abstumpfung" nennen...
Womit man sich dann allerdings einer (Be)wertung dieses Vorganges - aus welchen Gründen auch immer - nicht wirklich entzieht (oder sie sogar bewusst tätigt).

 
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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Eule » Di 25. Apr 2017, 22:19

@ Aria
Es ist echt lustig: Einige, die in anderen Threads gesagt haben, häufiger Konsum von Pornos stumpfe ab, sagen hier: Häufige Nacktheit stumpft nicht ab.

Offenbar bestimmt ihre Weltanschauung ihr Urteilsvermögen.
Hier spielt nicht die Frage der Weltanschauung eine Rolle. Du musst dir hier genau die Fragestellung dieses Threads ansehen und die Beiträge daraufhin untersuchen, was diese zu dieser Fragestellung sagen.

Pornographie ist eindeutig ein Instrument der Sexualität. Nacktheit als solches jedoch nicht. Darum kannst du diese beiden Aussagen nicht so verbinden, wie du es hier irrig gemacht hast.

@ Hajo
Deinen 1. Beitrag vom 24.04.2017 finde ich sehr gut.

Blood Moors hat geschrieben:Pornos fördern zwar auch die sexuelle Begierde, aber der Sex findet dabei häufig als "Ein-Mann-Veranstaltung" statt.
Eine Interpretation.
Die Aussage von Blood Moors ist richtig und zutreffend.
Eine andere kann jedoch auch sein, dass da zunächst die sexuelle Begierde ist, die nun einmal ohne entsprechenden Partner "an und für sich" allein befriedigt werden muss.
Diese Aussage ist in der Aussage von Blood Moors schon enthalten.
Wenn Menschen miteinander positiv umgehen, sich nicht einreden lassen, Porno sei "iih" und/oder Nacktheit sei "iih", sondern ihr Leben und den Umgang miteinander bewusst und aktiv gestalten, dann stumpft weder das eine (Porno) noch das andere (Nackheit) ab, sondern dient bestenfalls der Anregung.
Hier begibst du dich in eine wertende Interpretation, die sehr leicht fehl gehen kann. Ich kann hier nur allen raten, sich nicht mit der Interpretation der Frage, warum ein Mensch Pornographie konsumiert und welche Folgen dieses auf diesen bestimmten Menschen haben kann, zu beschäftigen. Die Gründe und die Folgen sind sehr vielfältig und in der Regel mit einer relativ einfachen Begründung nicht zu erfassen.
Die Aussage von Blood Moors finde ich deswegen sehr hervorragend, weil er zur Frage der Begründung des Konsums der Pornographie nichts sagt, jedoch die Funktion recht allgemein und umfassend beschreibt.
Mitmenschen, die Pornos als Ersatz brauchen und/oder bei denen Nacktheit zur Abstumpfung führt, solche Mitmenschen haben womöglich Probleme, die nicht auf "häufige Nacktheit" oder "Pornokonsum" zurückzuführen sind...
Ja, das kann man so stehen lassen. Der Pornokonsum als solches ist nicht das Problem, sondern ein Symtom.

@ Aria
Es wird unisono hier behauptet, anfangs rege sich bei den Männern auf einem FKK-Strand durchaus was, aber mit der Zeit verliert sich das: Das spricht dafür, dass die häufige Nacktheit durch Gewöhnung ihre erotische Komponente verliert, d.h. in dieser Hinsicht unempfindlicher macht.
Hier muss ich dir widersprechen. Du hast behauptet, derartiges auf FKK-Geländen schon mal beobachtet zu haben. Weil ich dem widersprach, haben einige User berichtet, dass bei ihnen ähnliches mehr oder weniger auch mal aufgetreten sei. Diese deine oben aufgeführte Behauptung wurde selbst von dir nicht so absolut aufgestellt, wie du dieses jetzt hier machst. Ich kann nur sagen, ich habe derartige Beobachtungen weder auf Vereins- noch auf offen zugänglichen FKK-Geländen gemacht. Diese deine unisono hier aufgestellte Behauptung ist nicht zutreffend.

Aber wenn das auch diejenigen behaupten, die bei Pornos Gewöhnung und infolgedessen abnehmende Libido diagnostizieren, wird das für mich unglaubwürdig – für dich nicht?
Aria, das Problem ist sehr viel differenzierter zu betrachten. Ein derartiger Schnellschuss, wie du diesen hier vornimmst, geht in der Regel fehl.

@ Shiva205
Künstlerisch gut gemachte Porno-Erotik-Filme stumpfen genauso wenig ab wie gute Musik oder gutes Theater.
Was zum Teufel ist ein künstlerisch gut gemachter Porno-Erotik-Film? Kann Pornographie überhaupt erotisch sein? Nach meinem Verständnis nicht. Pornographie ist einzig und ausschließlich auf den Sexus ausgerichtet und dieses nur in der handelnden Variante. Reine Triebbefriedigung ohne erotischen Charakter.
Bei der Nacktheit stumpft sich vielleicht die Tatsache ab, dass das nackt rumlaufen am Anfang eine Art Mutprobe ist, die dann allmählich in eine Gewohnheit übergeht.
Ich vertrete die Meinung, dass die Gewöhnung an sich keine Abstumpfung darstellt, beide Begriffe also unterschiedliche Inhalte beschreiben.
Die Ästhetik des nackten Körpers bleibt aber erhalten, wenn man sich wirklich für die Menschen interessiert und nicht nur für die Angst bei einer solchen Mutprobe.
Die Ästhetik des nackten Körpers bleibt auch dann erhalten, wenn ich mich für den betreffenden Menschen nicht interessiere. Ich denke, du hast dich hier lediglich in der Formulierung verrannt.

@ Aria
Sicher ist das auch eine Frage des Alters, aber dass der Ort nichts damit zu tun hätte, ist nichts als Wunschdenken, denn die einfache reale Nacktheit gibt es nur auf dem FKK-Gelände und bei den FKK-lern und den Nicht-FKK-lern zu Hause im Bett.
Aria, langsamer reagieren. Nacktheit gibt es ebenso in der Sauna.

@ Blood Moors
Wäre ja mal interessant zu erfahren, wie das bei den Frauen ist, die ja keine "sichtbare" Regung präsentieren.
Die erröten und können sich kaum bewegen. Dieses habe ich schon genau so beobachtet.

Die Fortsetzung deines Beitrages findet meine volle Zustimmung. So sehe und erlebe ich es auch, auch wenn ich erst sehr viel später zum FKK gekommen bin.

@ Hajo
Beim Lesen deines letzten Beitrages habe ich den Eindruck gewonnen, dass für die die Begriffe Gewöhnung und Abstumpfung entweder den gleichen oder einen sehr ähnlichen Bedeutungsinhalt haben. Wenn dem so ist, dann argumentierst du immer mit dem Begriffsinhalt der Gewöhnung und verfehlst daher den Begriffsinhalt der Abstumpfung. Bei einer Gewöhnung wirst du mit dem Anblick oder einer Situation konfrontiert, die du in dieser oder ähnlichen Form erwartet hast und die für dich keinen besonderen Reiz mehr auslöst. Bei einer Abstumpfung wirst du mit einer Situation konfrontiert, die du so oder auch so nicht erwartet hast, die jedoch aus verschiedenen Gründen keinen Reiz in dir mehr auslösen kann.

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Shiva205 » Mi 26. Apr 2017, 10:07

Eule hat geschrieben:Was zum Teufel ist ein künstlerisch gut gemachter Porno-Erotik-Film?
Das könnte ein ganz normaler Film sein, der das Leben von Menschen darstellt, in dem lediglich die Nackt- und Sex-Szenarios nicht wegzensiert sind und in dem ehrlich und im Detail gezeigt wird, wie die Akteure sich verhalten und aufeinander reagieren - in dem die Orgasmen vielleicht sogar echt sind nur nicht nur simuliert, wie in den meisten Pornos.

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Bummler » Mi 26. Apr 2017, 11:05

Shiva205 hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:Was zum Teufel ist ein künstlerisch gut gemachter Porno-Erotik-Film?
Das könnte ein ganz normaler Film sein, der das Leben von Menschen darstellt, in dem lediglich die Nackt- und Sex-Szenarios nicht wegzensiert sind und in dem ehrlich und im Detail gezeigt wird, wie die Akteure sich verhalten und aufeinander reagieren - in dem die Orgasmen vielleicht sogar echt sind nur nicht nur simuliert, wie in den meisten Pornos.


Und in einem guten Krimi werden dann die Leute echt erschossen?

 

Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von hajo » Mi 26. Apr 2017, 11:19

Eule hat geschrieben:@ Hajo
Beim Lesen deines letzten Beitrages habe ich den Eindruck gewonnen, dass für dich die Begriffe Gewöhnung und Abstumpfung entweder den gleichen oder einen sehr ähnlichen Bedeutungsinhalt haben.
Ich weiß nicht, an welcher Stelle man diese Interpretation aus meinem Beitrag entnehmen kann.
Ich versuchte das Gegenteil auszudrücken:
Man mag das "Abstumpfung" nennen...
Womit man sich dann allerdings einer (Be)wertung dieses Vorganges ... nicht wirklich entzieht (oder sie sogar bewusst tätigt).

Sich an etwas gewöhnen muss ja nicht bedeuten, dass dieses etwas per se schlecht ist.
So kann ich mich an gutes Essen gewöhnen oder an schönes Wetter...

Abstumpfung hat was mit "Entfernung" zu tun.
Ein Baumstumpf oder ein Beinstumpf sind Relikte einer mal vollständigen Erscheinung.
Wenn ich abgestumpft bin z.B. bzgl. Nacktheit, dann ging mir etwas verloren.
Das ist etwas völlig anderes als Gewöhnung. Meiner Meinung nach.

Daher halte ich den Begriff Abstumpfung in Bezug auf die Nacktheit für eine negative Bewertung.

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Aria » Mi 26. Apr 2017, 12:30

Vor Jahren habe ich der Taz einen sehr guten Kommentar zum Thema Pornos gelesen - Zitat (Fettschreibung ist von mir):

Gerne wird Porno ja auch mit dem Genre Musical verglichen. Im Musical setzt unvermittelt Musik ein und die Darsteller beginnen plötzlich – oftmals in völlig unpassender Umgebung wie Straßen oder öffentlichen Verkehrsmitteln – zu tanzen und zu singen. Ähnlich verhält es sich mit dem Geschlechtsverkehr im Porno, der oft ansatzlos und in unvermuteter Umgebung stattfindet. Der Rahmen ist unrealistisch und wirkt – genau wie in vielen Musicals – künstlich. Die genretypische Sprache des Musicals ist dabei genauso durchschaubar wie die des Pornos – und genauso wirkungsvoll. Hier Musik und Tanz, um große Gefühle der Protagonisten zu vermitteln und beim Publikum zu erzeugen, dort Geschlechtsorgane und bestimmte Bewegungen, um Lust und Sexualität zu zeigen und zu bewirken. Somit haben wir es beim Porno also nicht mit einem völlig aus dem kulturellen Zusammenhang gelösten Underground-Medium zu tun, sondern mit einem Genre, das wie jedes andere mit stinknormalen, immer gleichen und vorhersehbaren Mitteln arbeitet.

Nun geht es aber im Porno um Sex. In anderen Genres wie beim Krimi, Thriller, Horror oder Liebesdrama geht es lediglich um Mord und Totschlag, um Korruption und politische Machenschaften, wildgewordene Menschenfresser oder um Liebe, Leid und Eifersucht. All das, möchte man meinen, sollte die Leute doch viel mehr auf die Barrikaden bringen und über seine Darstellung diskutieren lassen als simples Vögeln. Und doch ist es ausgerechnet die Pornografie, die so verhasst, so viel diskutiert, so leidenschaftlich verdammt oder verteidigt wird. Die immer wieder in den Untergrund und die Illegalität verbannt ist und doch einen riesigen Geschäftsbereich in westlichen Kulturen ausmacht.

Wann immer über Sexualität und Geschlechterverhältnisse geredet wird, kommt man beinahe zwangsläufig auf das Thema Pornografie.


So auch hier. :D

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Shiva205 » Mi 26. Apr 2017, 12:36

Bummler hat geschrieben:Und in einem guten Krimi werden dann die Leute echt erschossen?
Guter Einwand! Ich finde Krimis generell viel problematischer als Pornos. Filme, in denen oft Leute auf grausame oder hinterhältige Weise umgebracht werden (wenn auch nur dargestellt), sind doch jugendgefährdender als viele Pornos, in denen eigentlilch überhaupt nichts Schlimmes passiert. Ich erinnere mich gerade an einen Tatort, in dem ein Bauer, der sein Land nicht verkaufen wollte, von geldgierigen Dorfbewohnern lebending in einen Häcksler gesteckt wurde - danach wurden seine Reste entsorgt, indem man sie den Hühnern zum Fressen gab (freigegeben vermutlich ab 12 Jahre, sonst hätte der Film nicht um 20h gezeigt werden dürfen).

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Shiva205 » Mi 26. Apr 2017, 16:07


 

Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von hajo » Mi 26. Apr 2017, 16:18

Shiva205 hat geschrieben:
Bummler hat geschrieben:Und in einem guten Krimi werden dann die Leute echt erschossen?
Guter Einwand! Ich finde Krimis generell viel problematischer als Pornos.
Da bin ich voll bei dir.
Es ist ja wohl auch nach wie vor so, dass Sexualität weltweit häufiger und einvernehmlicher geschieht, als es bei Mord der Fall ist.
Das soll sogar auf Mittelamerika zutreffen.
Ob das in Saudi-Arabien so ist, weiß ich jedoch nicht. ;)

Weil Sexualität häufiger ist, werden auch nach wie vor wesentlich mehr Pornos produziert als Krimis...

Aber womöglich interessiert manche Menschen das Abnorme mehr als das Normale.
Daher Krimis.

Seltsam nur, dass dann das Normale als pervers verschrien ist, während das Perverse beinahe alltäglich als normal erscheint.

tja... Welt verstehen ist so einfach nicht.

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Re: Abgestumpft durch häufige Nacktheit?

Beitrag von Bummler » Do 27. Apr 2017, 09:06

hajo hat geschrieben:Es ist ja wohl auch nach wie vor so, dass Sexualität weltweit häufiger und einvernehmlicher geschieht, als es bei Mord der Fall ist.


Wer will schon sehen was normal ist?
Es ist doch das Außergewöhnliche was den Menschen berührt.

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