Wolf2018 hat geschrieben:By the way, ich berichtete aus den späten 50iger Jahren, da war das bei den Katholischen so, wenn sie eine strenge Erziehung genossen.
Eben. In der Kleinstadt, in der ich aufwuchs und zur Schule und Kirche ging, war es noch in den 1970er Jahren üblich Kinder bei der Beichte auszufragen, ob sie sich unsittlich berührt haben.
Campingliesel hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Wer, wie offenbar du, die Bezüge zur Geschichte ablehnt und nur das Heute bzw. das Selbsterlebte als relevant ansieht, der ist vergleichbar einem Kind, der auch nur die Gegenwart kennt, sprich im Hier und Heute lebt, weil er anderes nicht kennt bzw. für Begriffe wie gestern oder morgen noch keine Vorstellung hat.
Im Gegensatz zu Dir lebe ich nicht nur im Heute, sondern habe auch das Gestern, was ich erlebt habe, nicht vergessen und kenne mehr als nur die Gegenwart.
Danke für die Bestätigung meiner Vermutung in Bezug auf das Selbsterlebte.
BOeinNackter hat geschrieben:Der Sprachgebrauch ist bei uns so gängig, dass wir es kaum wahrnehmen.
Es gab ja auch die schmutzigen Witze und es fällt fast allen Menschen immmer noch schwer, offen über Sexualität zu sprechen.
Der Sprachgebrauch verrät es: Schmutzigen Witze sind die, in denen von Sexualität die Rede ist.
Blood Moors hat geschrieben:Es ist schon erstaunlich, wie sich das Wort "Sünde" als Synonym für die Sexualität entwickelt hat. Die Vergnügungszentren in den Großstädten nennt man "Sündige Meile", ein wohlproportionierter Frauenkörper ist "sündhaft schön" usw.
Könnte es sein, dass jemand uns die Gleichung Sex=Schmutz jahrhundertelang gepredigt hat?
Campingliesel hat geschrieben:Die kath. Kirche hat diese Geschichte in dem Paradies so ausgelegt: Adam und Eva hatten durch ihren Ungehorsam bemerkt, daß sie nackt waren und sich deshalb schämten. Und diesen Satz hat sie dann so herausgestellt, daß man sich also wegen der Nacktheit schämen müßte.
Da musste nichts herausgestellt werden: Es steht so in der Bibel. Weil die Kirche das Märchen von Adam und Eva als Tatsache ansah und bis weit nach Darwin daran festhielt, konnte sie das mit der Nacktheit und Scham nicht verschweigen.
Man sollte festhalten: Im Garten Eden lebten die beiden nackt, offenbar ohne dass sie dessen schämten. Erst nachdem sie vom Baum der Erkenntnis aßen, erkannten sie, dass sie nackt waren, worauf sie sich Kleidung aus Feigenblättern anfertigten. Später macht Gott ihnen Röcke aus Fellen und zog sie ihnen auch persönlich an. Daraus schloss man richtigerweise, dass Gott nicht will, dass Adam und Eva und ihre Nachkommen nackt herumlaufen – das ist das biblische Verbot der Nacktheit, an das Juden, Christen und vielleicht auch Moslems glauben sollten und sehr viele immer noch glauben.
Campingliesel hat geschrieben:Es gibt zwar kein Gebot, daß das sagt, aber hinter dem 6. Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" steht als Auslegung: "Wir sollen keusch und zuchtvoll leben in Worten und Werken und in der Ehe einander lieben und ehren." DAs ist natürlich eine alte Sprache, aber bedeutet, daß Sex nur in eine Ehe gehört, und "keusch und zuchtvoll" würde ich heute als "anständig" übersetzen. Als Ehe kann man heute natürlich auch eine feste Beziehung ohne Papier betrachten. Es kommt also heute darauf an, wie die Partner das selbst sehen.
Das 10. Gebot sagt da: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd", was auch wieder das Fremdgehen meint und untersagt.
Völlig richtig.
Eule hat geschrieben:In der christlichen Religion gibt es im neuen Testament keinerlei Aussagen in Bezug auf die Sexualität.
Du irrst: Jesus ging noch weiter als das alte Testament – Zitat:
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen“ (Mt 5,27–28).Darauf hat die katholische Kirche die passende Antwort geliefert – in der Ohrenbeichte wurde gefragt: Hast du gesündigt, mein/e Sohn/Tochter, in
Gedanken, Worten und Taten?
Eule hat geschrieben:Die Aussagen im alten Testament sind geprägt von dem damaligen Eigentumsverständnis und daher nicht als Aussagen zur Sexualität insgesamt zu interpretieren. Dieses ist erst einmal eine grundsätzliche Aussage.
Die aber falsch ist – siehe Jesus Worte, die ich zitiert habe.
Eule hat geschrieben:Die Aussagen zur Sexualität innerhalb der kath. Kirche und bis zur Reformation ebenfalls innerhalb der protestantischen Kirche, waren geprägt von der heidnischen und griechischen Kultur.
Was soll diese Aussage? Vor der Reformation gab es keine protestantische Kirche.
Eule hat geschrieben:Somit ist die Aussage von Campingliesel nicht zutreffend und der Argumentationsstrang von Aria oftmals zu einseitig. Sie lässt es ausser Betracht, dass die frühen Aussagen der Kirche zur Sexualität von Mönchen für Mönche geschrieben wurde, also nicht für den normalen Gläubigen gedacht waren.
Es spielt keine Rolle, für wen die Aussagen der Kirche zur Sexualität gedacht waren, wichtig ist allein, dass sie der ganzen Christenheit beigebracht wurden, was auch du im Folgenden zugibst:
Eule hat geschrieben:Ja, Aria, es trifft auch zu, dass diese Aussagen im Mittelalter für die allgemeine Chrtistenheit für verbindlich erklärt wurden. Dieses Ändert jedoch nichts daran, dass diese Übertragung der Mönchsregeln auf alle Gläubigen der Kirche schon damals innerhalb der lehrenden Kirche höchst umstritten war und es heute noch ist. Ja, Aria, est trifft auch zu, dass die lehrende kath. Kirche ihre Position immer noch nicht verändert hat.
So ist es, ja. Zum Glück schwindet der Einfluss der katholischen Kirche, aber die der Evangelikaler – eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, deren Aussagen zur Sexualität in ihrer Rigorosität die der katholischen Kirche noch übertreten – wächst leider weltweit. Das ist möglich, weil es in der Welt offenbar wieder eine Sehnsucht nach mehr Kontrolle und festen Regeln gibt – siehe „meinen“ Thread über gesellschaftlichen Wandel.
Blood Moors hat geschrieben:Mit dem Synonym = Sünde meinte ich die derzeit umgangssprachliche Praxis. Mal wieder ausgehend von den 10 Geboten: Wer bezeichnet heute z. B. Diebstahl, fluchen, lügen und dergl. als Sünde? Allenfalls noch den Ehebruch. Aber fast alle sexuellen Aktivitäten, die sich außerhalb einer bestimmten Norm abspielen, werden als Sünde bezeichnet.
Eben – von nichts kommt nichts.