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TOLERANZ versus AKZEPTANZ

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TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Balthasar » Mi 9. Aug 2017, 17:37

Toleranz versus Akzeptanz
Zur Begriffsklärung: Toleranz, abgeleitet von dem lateinischen Verb tolerare, versteht sich als passives Verhalten im Sinne von Gewährenlassen oder Dulden. Dagegen versteht sich Akzeptanz als eine aktive Haltung und leitet sich ab vom lateinischen Verb accipere für gutheißen, annehmen, billigen. Es geht also bei Toleranz und Akzeptanz um zwei verschiedene Verhaltensweisen und das ist im Sprachgebrauch zu beachten.

Mir geht es hier im Wesentlichen um die Toleranz. U. A. als Verfassungspatriot weiß ich die Möglichkeit in Deutschland aus Artikel 2 des Grundgesetzes zu schätzen, eine freie Entwicklung meiner Persönlichkeit, die dort nicht in engen Grenzen definierten ist, zu leben. Freiheit verlangt als Voraussetzung Toleranz, und ist in der Lebensführung, Wissenschaft, Kunst und Glauben nur den rechtlich notwendigen Einschränkungen ausgesetzt.

Eine solche Freiheit zu leben, bedarf aber auch eine größeres Maß an Selbstbe-wusstsein und ist nichts für Angsthasen, Kleinmütige und Verzagte. Hier im Forum geht es immer wieder um den Verzicht auf Kleidung im öffentlichen Raum. Und die Frage nach Akzeptanz bzw. Toleranz wird aufgeworfen. Leicht ist das Leben - insbesondere für Angsthasen, Kleinmütige und Verzagte – in einer sozialen Gruppe deren Moralvorstellungen zu entsprechen und eigene Freiheitsvorstellungen (Verzicht auf Kleidung…) zurückzustellen. Also ggf. lieber Kleidung tragen. Man wird dann akzeptiert und muss nicht Toleranz einfordern. Solche Zeitgenossen sollen sich dann nicht beklagen, ihr Leben nicht individueller gestalten zu können.

Es geht auch anders. Die gegebene Freiheit zu nutzen und Toleranz einzufordern oder auch auf Toleranz einer sozialen Gruppe zu verzichten. Toleranz ist nicht einklagbar und nicht gewährte Toleranz nicht strafbar. Aber auf Toleranz kann man zu Gunsten gelebter Freiheit auch verzichten.
Dazu einige weitere Überlegungen zur Toleranz
Unser kulturelles Selbstverständnis hat als wesentliche Basis u. A. den
Artikel 2 des Grundgesetzes:
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, so-weit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfas-sungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
Freie Entfaltung der Persönlichkeit eines jeden heißt im Ergebnis eine hochdifferenzierte Gesellschaft hinsichtlich der praktizierten Lebensart der einzelnen Bürger. Also eine offene Gesellschaft im Sinne von Karl R. Popper. Eine Gesellschaft dieser Art – gemäß Grundgesetz – entwickelt sich nur unter dem Gesichtspunkt der Pflicht zur Toleranz eines jeden Bürgers. Sie zeigt sich als Norm des Grundgesetzes, wenn auch nicht ausdrücklich formuliert, neben dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, andersartige Lebensarten zu tolerieren; zu dulden ohne sie ggf. zu akzeptieren. Diese wechselseitige Beziehung zwischen der Möglichkeit, der eigenen freien Gestaltung der Lebensart und der Toleranz anderen Lebensformen gegenüber, muss als Maß hoher Freiheit gesehen und begrüßt werden. Die Pflicht zur Toleranz ist so unbedingt mit Freude zu empfinden. Es erinnert an den zu schreibenden Aufsatz „Die Freuden der Pflicht“ in der Deutschstunde von Siegfried Lenz. Ohne Toleranz der anderen Bürger lässt sich die eigene Freiheitsliebe – die ganz subjektiv bestimmte eigene Lebensform - nicht leben.
Wenn das Grundgesetz die Pflicht zur Toleranz gebietet, besteht auch der Anspruch eines jeden anderen gegenüber auf Toleranz. Toleranz wird also nicht großzügig gewährt, sondern ist eine Selbstverständlichkeit jedem gegenüber, soweit dieser nicht konkrete Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
Beim miteinander Leben in einer offenen Gesellschaft bedarf es also neben dem Verständnis zur Pflichtübung der Toleranz auch eines bestimmten Verständnisses der Rechtsordnung. Fehlt im Einzelfall ein solches Verständnis, kommt es zu Kollisionen, die ggf. nur eine Auflösung im Gerichtswesen finden. Gewalt als Gewaltmonopol hat nur der Staat.
Allgemeine Moralvorstellungen auch ggf. getragen von einer Mehrheit der Bürger erzeugen keine Verbindlichkeit zur Lebensführung eines jeden. Moral ist nicht mehr als gelernte Verhaltensweise einer bestimmten sozialen Gruppe; eine „richtige“ Moral gibt es nicht. In diesem Sinn – das Verhalten der Mehrheit ist richtig - ist auch der Begriff „Sittengesetz“ im Artikel 2 nicht zu verstehen. Respekt anderen gegenüber fordert das Grundgesetz, wenn es von „Sittengesetz“ spricht. Der heute suspekt gewordene Begriff „Sittengesetz“ kann nicht bedeuten, dass das, was eine eventuelle Mehrheit der Bürger für Sitte hält, Verhaltenspflichten erzeugt, die der grundgesetzlich verbrieften freien Entfaltung der Persönlichkeit – Artikel 2 – zu wider läuft. Es geht um die Freiheit in Artikel 2; und Freiheit ist immer auch die Freiheit der anderen. Und die Wahrheit, wie das Leben zu gestalten ist, hat keiner im Besitz; das lässt sich bis hin zu den griechischen Philosophen nachlesen.
Ich wünsche mir eine heftige Diskussion
BALTHASAR

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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Nacktläufer » Mi 9. Aug 2017, 17:50

Auf die heftige Diskussion wirst Du nicht lange warten müssen. Du kannst nur hoffen, dass die Admins genug Speicherplatz nachgeordert haben. Mit weniger als 200 Seiten wird so ein Thema nicht auskommen.
Nackte Grüße

 
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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Herr K. aus B. » Mi 9. Aug 2017, 17:54

Warum werden mir hier ständig Begriffe erklärt?

Haltet ihr mich für doof?

 

Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Balthasar » Mi 9. Aug 2017, 18:28

Nur mit sauberer Begriffklärung kommt man zu dem Kern, dass Toleranz eine Pflicht und eine Norm des Grundgetzes ist. Daruf kamm es mir an.

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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Hans H. » Mi 9. Aug 2017, 18:42

Warum "heftige Diskussion"? Das ist doch (mit einer winzigen Ausnahme) alles korrekt und ich denke, dazu wird es weitestgehenden Konsens geben. Nur eine wirkliche Schlussfolgerung fehlt mir, nämlich, wie weit wir nun mit Nacktheit gehen und die Toleranz einfordern können.

Man kann natürlich über die Unterschiede von Toleranz und Akzeptanz diskutieren, weil sich das im Sprachgebrauch oft vermischt (oft auch unklar bis falsch verwendet) und sehr unscharf voneinander abgegrenzt wird. Aber gerade deshalb würde uns eine Diskussion über diese Feinheiten nichts nützen und ich hoffe, dass sie sich nicht an diesen Definitionen aufschaukelt.

Die einzige winzige Ausnahme ist:
Balthasar hat geschrieben:Gewalt als Gewaltmonopol hat nur der Staat.
Natürlich weiß ich, wie Du das im Kontext Deines Textes gemeint hast und daher braucht man auch darüber nicht zu diskutieren. Nur das Wort Monopol ist wegen der verfassungsgemäßen Gewaltenteilung nicht korrekt. Bei uns kann auch ein Verfassungsgericht einen staatlichen Gesetzesbeschluss kippen. Soweit ich es verstanden habe, ist diese Gewaltenteilung eine Grundforderung in der EU, weshalb sie jetzt gegen Polen und Ungarn etwas Druck machen wollen (zumindest reden sie ständig davon ...). Aber auch hierüber ist keine Diskussion nötig, da das nicht der Kernpunkt Deines Beitrages ist.

Der heute suspekt gewordene Begriff „Sittengesetz“ kann nicht bedeuten, dass das, was eine eventuelle Mehrheit der Bürger für Sitte hält, Verhaltenspflichten erzeugt, die der grundgesetzlich verbrieften freien Entfaltung der Persönlichkeit – Artikel 2 – zu wider läuft.
Wie dieser Begriff, der durch die Kirche mit deren Vorstellung von "Sitte" damals in das GG eingebracht worden ist, mit der Entwicklung der Regelwerke zur Homosexualität ad absurdum geführt wurde, hatte uns vor einiger Zeit Puistola an anderer Stelle vor Augen geführt. Ich will das jetzt nicht heraussuchen. Wenn es hier im Laufe der Diskussion wichtig ist, wird wohl noch jemand wissen, wo das stand. Jedenfalls wird im Rechtssystem seitdem weitestgehend vermieden, auf dieser Basis etwas zu entscheiden. In der Rechtsliteratur ist inzwischen das "Sittengesetz" mehrfach als "unbestimmter Rechtsbegriff" bezeichnet worden.

Für nackte Aktivitäten ("Nacktionen" - ja, ich weiß, mancher hört das Wort nicht gern) spielt deshalb vorrangig eine Rolle, ob man (1) die Rechte anderer verletzt, oder (2) gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstößt.

(1) ist bei reinem Nacktsein kaum vorstellbar, sofern man sich niemandem aufdrängt. Da haben wir auch den Unterschied zu Exhibitionismus, weil mit diesem die sexuelle Selbstbestimmung anderer verletzt wird und damit dieses Grundrecht des anderen verletzt wird.

Für (2) können wir die ganzen Diskussionen zum OWiG und wann es anwendbar ist oder auch nicht, wieder vorwärts und rückwärts durchnudeln, aber das wurde an anderer Stelle vollständig bis übermäßig ausdiskutiert.

Deshalb: so heftig kann doch die Diskussion eigentlich nicht werden, oder?

Herr K. aus B. hat geschrieben:Warum werden mir hier ständig Begriffe erklärt?
Haltet ihr mich für doof?

Auch das ist Toleranz, wenn man einfach mal hinnimmt, dass einer, der etwas schreibt, auch wenn man es selbst nicht nachvollziehen kann, bestimmt seine Gründe dafür hatte. Man muss es nicht lesen, wenn man sich nicht dafür interessiert! Wie oft muss man denn das noch sagen?

Die Einen verwenden Wörter wie "doof" oder bezeichnen etwas als "Schwachsinn", die anderen titulieren einen, der aufgrund seiner beruflichen Erfahrung in einer Sache gut Bescheid weiß als "Professor", "Oberlehrer" oder wenn man in Rechtsfragen mal etwas weiß, wird gleich geschrieben, man würde sich "als Rechtsanwalt" aufspielen und so weiter (kürzlich von einer Teilnehmerin mir gegenüber geschehen, aber dann den Unschuldsengel gespielt, wenn ich darauf anspreche).

Das ist die fürchterliche Intoleranz hier in diesem Forum, in dem alle so tun, als sei ihnen Toleranz ein hohes Gut! Und um das zweite Word des Titels zu verwenden: Diese Intoleranz bin ich nicht bereit, ständig weiter zu akzeptieren! Also entweder reagiere ich darauf, wie hier jetzt auf die Antwort vom User "Herr K. aus B." oder ich schließe das Forum und lese darin ein paar Tage oder mal Wochen nichts mehr.

 
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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Kantianer » Mi 9. Aug 2017, 21:29

Das konnte meine Oma kurz und prägnant erklären

Man tut was sich gehört
und man tut nichts was sich nicht gehört.


oder aber

Die Einfachheit hat nichts, was der Klugheit widerspricht.

Guiseppe Angelo Roncalli

Nimmt man beide Zitate Ernst, braucht man keine Zeit für weitere hochtrabenden Erklärungen zu verschwenden.

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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Zett » Mi 9. Aug 2017, 21:49

Herr K. aus B. hat geschrieben:Warum werden mir hier ständig Begriffe erklärt?

Haltet ihr mich für doof?

Aber doch nicht nur Dich :lol: :lol:

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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Zett » Mi 9. Aug 2017, 21:58

@Balthasar
Ist ja ganz schön, was Du schreibst (hab es überflogen). Nur ...
a) läuft das ja mehr oder weniger auch im täglichen Leben so ab mit der Toleranz. Worüber beschwerst Du Dich eigentlich?
b) Bist Du selber für uneingeschränkte Toleranzpflicht? Also wäre für Dich z.B. auch das Rudel-Bumsen im Supermarkt ok?
c) Weil man den Richtern ein Mittel in die Hand geben wollte, bei Toleranzfragen individuell entscheiden zu können, hat man ihnen den OWiG 118 geschrieben. Wird dieser Paragraph Deiner Meinung nach zu streng angewendet?

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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Zett » Mi 9. Aug 2017, 22:02

Balthasar hat geschrieben:Nur mit sauberer Begriffklärung kommt man zu dem Kern
Hier hast Du meine volle Unterstützung! Leider wollen hier im Forum viele nicht zum Kern kommen, sondern es geht ihnen mehr darum, Feinde ausfindig zu machen und diese mit allen Mitteln zu bekämpfen. Wahrheit und Erkenntnisgewinn ist nicht jedermanns Sache!

 
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Re: TOLERANZ versus AKZEPTANZ

Beitrag von Herr K. aus B. » Mi 9. Aug 2017, 22:13

Joar die üblichen verdächtigen sind gleich wieder dabei, aber bei was eigentlich? Hier hat jemand völlig unmotiviert einen ziemlich langen Text reinkopiert (ja man sieht das der kopiert ist) ohne konkreten Appell oder Frage. Tut mir leid aber ich beteilige mich nicht an ziellosen Diskussionen nur um des diskutierens Willen.

Der Aufruf nach einer „heftigen Diskussion“ werte ich jetzt mal als Angriff auf die von Horst geforderte Forenkultur.

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