Evolution ist nichts, was in Schwung gerät und dann über das Ziel hinaus wächst. Evolution ist ein Selektionsverfahren, dass ungenügend angepasste Lebewesen durch geringere Fortpflanzungshäufigkeit aussterben lässt und besser angepasste Lebewesen durch größere Fortpflanzungshäufigkeit zu größerer Verbreitung bringt. Dies geschieht durch Mutation, die in gewissen Rahmen (gewisser Häufigkeit) immer stattfindet. Also, selbst wenn es zu viel Mutationen kommt, setzten sich immer nur die durch, die durch ihre Besonderheiten einen besonderen Vorteil (hier bessere Vitamin-D-Versorgung) haben, die auf die Fortpflanzung einen Einfluss hat (bessere Fruchtbarkeit, keine Verkrüppelung und Tod vor der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter durch Rachitis). Mutanten, die eine zu helle Haut haben, haben keinen Vorteil mehr gegenüber denen, die eine optimal helle Haut haben. Damit werden sie auch nicht mehr Nachkommen zeugen als die, die eine optimal an die Umgebung (Breitengrad und Bewaldung) angepasste Haut haben. Falls die unnötig helle Haut gesundheitlich deutliche Nachteile hat, werden diese Mutationen eher zurückgedrängt. Es kann also keine Evolution "über das Ziel hinaus" geben. Evolution ist immer eine Optimierung, erst wenn die optimierten Lebewesen auf neue Lebensbedingungen stoßen, kann die bis dahin erreichte Errungenschaft sich als Nachteil erweisen: z.B. helle Haut ist trotz ihrer geringen Pigmentierung immer noch nicht aufnahmefähig genug, wenn jemand Stubenhocker ist. Oder: "Mittelmeer"-Hauttyp zieht nach Nordeuropa. Oder auch umgekehrt: Hellhäutige ziehen in Äquatornähe. Wenn sie sich da "mit ganzem Körper stunden-, tage-, ja wochenlang ungeschützt der Sonne aussetzen", werden sie vor allem nach den ersten 10 Minuten einen Sonnenbrand haben und darüber hinaus, bringt die unnötig viele Sonneneinstrahlung keinen Vorteil, denn es kommt durch eine über das Optimum hinausgehende Sonneneinstrahlung und Vitamin-D-Bildung zu keiner höheren Fortpflanzungsrate.hajo hat geschrieben:Wenn es denn tatsächlich so ist, dass die helle Haut vor erst ca. 5000 Jahren evolutiv entstanden ist - wohl um genügend Sonneneinstrahlung aufnehmen zu können, dann wird die Evolution wahrscheinlich auch in die Richtung weiter gegangen sein, hier eine besondere Effektivität zu fördern.
Diese jedoch ist bei den meisten Hellhäutigen jetzt längst überschritten, wenn sie sich mit ganzem Körper stunden-, tage-, ja wochenlang ungeschützt der Sonne aussetzen. Zudem in Gegenden, in denen diese ausgeprägte Hellhäutigkeit gar nicht entstanden ist.
Gegen eine zu vermutende Vitamin-D-Überversorgung (= Vergiftung) kommt es aber trotzdem nicht, da der Körper über verschiedene Mechanismen verfügt, dem entgegenzuwirken.
Der nötige "Schutz" vor der Sonne braucht also lediglich im Vermeiden von Sonnenbrand zu bestehen. Wenn dies gegeben ist, kann auch der Hellhäutige stunden-, tage- und wochenlang in die Sonne - und profitiert von der optimalen UV-Versorgung (ein anderes Thema, das aber nichts mit Evolution zu tun hat, ist die Frage, inwieweit Sonne zu einer vorzeitigen Hautalterung führt).
Das beste Mittel, um Sonnenbrand zu vermeiden, ist eine ganzjährige, vor allem bereits im Winter und frühen Frühling beginnende Gewöhnung des ganzen Körpers an die Sonne. Erreichbar auch bei Kälte durch stärkere Bewegung - z.B. in Form von Joggen.
Nur wenn die Differenz zwischen Gewöhnung (leichte Färbung in Richtung braun, nicht akute Rötung) und Sonneneinstrahlung wirklich absehbar zu hoch ist, sollte als Notlösung Sonnenschutzmittel verwendet werden.