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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 9. Nov 2015, 14:06

Tim007 hat geschrieben:Gesellschaftlicher Wandel? Fehlanzeige.
Fehlanzeige? Hast wohl keine Zeitungen gelesen in letzter Zeit, weil sowieso alles nur Lügenpresse? Jedenfalls: Der AfD, dieser bekömmlicheren Version der NPD, werden in Umfragen mittlerweile 9 und mehr Prozent vorausgesagt - im Osten 14. Auf ihren Demos spielen sie Bach, weil es angeblich deutsches Kulturgut zu verteidigen gilt. Nur die Demonstranten wissen das nicht. Weil sie seine Musik gar nicht wiedererkennen.

Was nicht weiter tragisch ist - sie wollen sowieso nur eins: Flüchtlingen sollte zwar geholfen werden, aber sie sollten nicht ins Land gelassen werden, wenn sie Moslems sind. Denn sonst wird Deutschland islamisch, und wenn das geschieht, würde es vorbei sein mit der Freiheit und deutschem Kulturgut. Oder wurde Rom, damals kulturell hochstehend wie heute Deutschland, nicht von Barbaren überrannt? Ja, von Germanen. Egal, jetzt sind Syrier diese Barbaren, zur Hälfte Analphabeten, dafür aber strenggläubige Moslems, man müsse sich nur ihre Kopftücher tragende Frauen ansehen, etc.

Ein deutsches Kulturgut ist sicherlich auch das Nähen. Man muss vielleicht dazu sagen: Wieder. War für 40 Jahre leider in Vergessenheit geraten, nicht wahr? Aber jetzt haben wir es wieder. Dank Vox-Sendung „Geschickt eingefädelt“ – Zitat:

1,65 Mio. Leute sahen insgesamt die erste Ausgabe der neuen Vox-Show „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“ – ein Marktanteil von 5,1%. Bei den 14- bis 49-Jährigen reichte es mit 880.000 sogar für 7,9%.

Klar, die AfD-Demos und -Umfragewerte plus solche Sendungen stellen für sich genommen noch keinen gesellschaftlichen Wandel dar, aber zusammen mit anderen, u.a. in diesem Thread aufgezeigten Indizien zeigen sie klar in eine Richtung: Trautes Heim, Glück allein. Das hing, sauber in blauen Buchstaben auf weißem Tuch gestickt, auch bei meiner Oma in der Wohnküche. Ein Spruch wie zur Abwehr vor der „bösen“ Außenwelt, die sie nie kennenlernte, war sie doch Zeit ihres Lebens nie weiter als bis zur Kreisstadt vorgedrungen.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Friedjof » Mo 9. Nov 2015, 15:41

Aria hat geschrieben:Ein deutsches Kulturgut ist sicherlich auch das Nähen. Man muss vielleicht dazu sagen: Wieder. War für 40 Jahre leider in Vergessenheit geraten, nicht wahr? Aber jetzt haben wir es wieder. Dank Vox-Sendung [url=http://meedia.de/2015/11/04/guter-start-fuer-geschickt-eingefaedelt-bei-vox-versoehnliches-staffel-finale-fuer-the-flash/]„Geschickt eingefädelt“

Das ist Unsinn. Genäht und Gehandarbeitet wurde schon immer gerne und dies nicht nur in Deutschland. In den skandinavischen Ländern wird dieses Hobby noch viel mehr gepflegt. In den Nachkriegsjahren wurde vielleicht mehr genäht als heute. Dies dürfte daran gelegen haben, dass die Textilindustrie erst einmal wieder aufgebaut werden musste und es Billigklamotten aus China und Bangladesch noch nicht gab. Da saß die Mutter abends dann unter der Leselampe mit Fransenschirm und stopfte noch mit Hilfe eines Stopfpilzes unsere Socken und lauschte dabei Walther von Hollander in der Ratgebersendung "Was wollen sie wissen? im Röhrenradio. Heute ist Nähen ein Hobby, nicht mehr und nicht weniger. Es wird nicht genäht um Geld zu sparen sondern weil es Spaß macht. Wenn ein Hobby ein Kulturgut sein soll, dann doch wohl eher der Schützenverein.
Hier noch ein paar Zahlen:
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... chneidern/

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Mo 9. Nov 2015, 15:55

Tim007 hat geschrieben:Extremisten sind zeitlos.
Fanatismus, natürlich auch religiöser, ebenso ideologischer, hat immer Konjunktur.
Gesellschaftlicher Wandel? Fehlanzeige.


Habe ich etwas anderes geschrieben, Aria?

Auch wenn Du es nicht wahr haben willst: Die gute Behandlung von Flüchtlingen ist ein urchristliches Gebot.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 9. Nov 2015, 16:06

@ Aria
Mir ist nicht verständlich, was du mit dem Vergleich von NSDAP-Mitgliedern in den Verwaltungen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR beweisen willst? Jedes NSDAP-Mitglied, welches indie SED eintrat, war entnazifiziert worden und galt nicht mehr als NDSAP-Mitglied. Eine vergleichbare Regelung gab es in der Bundesrepublik nicht. Beide Verwaltungen waren nach dem Krieg auf Verwaltungsfachleute angewiesen und diese waren eben zum größten Teil NSDAP-Mitglieder.

Die DDR hat sich nie zu ihrer deutschen Vergangenheit bekannt und sie hat auch keine Wiedergutmachungszahlungen geleistet.

Ebenso wenig, wie ich einem NSDAP-Mitglied pauschal die Verbrechen des NS-Systems anlasten kann und darf, so ist nicht jeder SED-Funktionär in die Verbrechen des SED-Regims verstrickt. Hier helfen keine Pauschalisierungen und ebenso keine Statistiken. Man muss den Einzelfall sehen, jeden Einzelfall.

@ alle
Bei der Lohndiskussion habe ich den Eindruck, dass da viel Unsinn vorgetragen wird. Die Aussage von Tim ist völlig richtig, dass Deutschland zu den Hochlohnländern gehört. Wir Deutsche leben immer noch weit über unsere Verhältnisse. Und wir werden noch viele sog. Null-Runden oder sogar negative Lohnsrteigerungen erleben müssen, damit wir unser Lohnniveau auf das Lohnniveau des Weltmarktes anpassen können.

Mein Lehrer hat schon vor 55 Jahren die jetzige Situation vorausgesagt und gleichzeitig den Gewerkschaften vorgehalten, dass diese ihre Lohnpolitik ändern müssen. Nun, die Gerwerkschaften hängen immer noch der falschen Idee nach, was jedoch aus der Sicht der Gewerkschaftsbosse zu verstehen ist, denn sie sind die Nutznießer dieser Entwicklung.

Wer jetzt meint, mich anblaffen zu müssen, der möge doch bitte beim Statistischen Bundesamt nachfragen, ob er eine Statistik über die Lohn- und Preisentwicklung seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland bekommen könne. Und wem diese Statistik nicht aussagekräftig erscheint, der möge doch bitte eine Statistik der Entwicklung des Stundenlohnes daneben legen. Ich bin dann gerne bereit, mal die Berechnung der anderen Seite vorzulegen und zu erläutern. Ich erwarte jedoch die Vorarbeit mit den entsprechenden Statistiken, damit mein Gesprächspartner sich ein wenig in die Thematik dieses Problemfeldes einarbeitet und hier nicht nur mit unverstandenen Zahlen und Begriffen herum gewerkelt wird.

Die Lohndiskussion (Problemfeld "gerechter Lohn") wird dann sehr schnell die gesellschaftlichen Veränderungen aufzeigen, die wir hinter uns liegen haben und ich denke, dass Arias Ängste und Befürchtungen, wir würden uns wieder in eine Situation der 50/60ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein entwickeln, so nicht begründet sind.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Friedjof » Mo 9. Nov 2015, 19:49

Eule hat geschrieben:Bei der Lohndiskussion habe ich den Eindruck, dass da viel Unsinn vorgetragen wird. Die Aussage von Tim ist völlig richtig, dass Deutschland zu den Hochlohnländern gehört.

Das kann man so pauschal einfach nicht stehen lassen. Diese Aussage trifft nur zu, wenn die Niedriglöhne unter den Tisch gekehrt werden. In der von mir bereits verlinkten Statistik geht eindeutig hervor, dass der deutsche Niedriglohnsektor einer der größten der EU ist. Bei dieser Berechnung wurde ein Stundenlohn von ≤ 9,15 Euro zugrunde gelegt.

Ja, Deutschland gehört zu den Hochlohnländern innerhalb der EU. Nur wird mit dieser Aussage nur allzu gern die Tatsache unter den Teppich gekehrt, dass wir einen vergleichsweise recht hohen Anteil von Niedrigverdienern haben.
Hier noch einmal die Statistik:

http://www.boeckler.de/43185_43193.htm

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 9. Nov 2015, 20:38

Friedjof hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Ein deutsches Kulturgut ist sicherlich auch das Nähen. Man muss vielleicht dazu sagen: Wieder. War für 40 Jahre leider in Vergessenheit geraten, nicht wahr? Aber jetzt haben wir es wieder. Dank Vox-Sendung „Geschickt eingefädelt“
Das ist Unsinn. Genäht und Gehandarbeitet wurde schon immer gerne und dies nicht nur in Deutschland. In den skandinavischen Ländern wird dieses Hobby noch viel mehr gepflegt.
Soll das ein Argument dagegen sein? Dass auch in anderen Ländern gern genäht wird, darauf habe ich selbst in meinem ersten diesbezüglichen Posting hingewiesen:
Aria hat geschrieben:Nach diversen Koch- und Quizsendungen

Bild
"Fernsehkoch" Clemens Wilmenrod (1954)

Bild
"Hätten Sie's gewusst?" (um 1959)

wie in den 50er und 60er Jahren, gibt es jetzt eine Sendung, die auch aus der Zeit

Bild
"Gezeigt - gekonnt! - Handarbeiten im Fernsehen", Buch (1957)

stammen könnte: "Geschickt eingefädelt" - wer näht am besten. Ankündigung der Sendung auf vox.de – Zitat:

Nach dem großen Erfolg des englischen Originalformats 'The Great British Sewing Bee' der BBC kommen der Trend und die Begeisterung fürs Nähen nun auch ins deutsche Fernsehen.

Der Trend und die Begeisterung fürs Nähen? Bei uns? Jetzt, im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts?

Es besteht kein Zweifel, wir nähern uns in großen Schritten den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ich wundere mich nur, warum sie bei vox den englischen Originaltitel nicht mit übernommen bzw. direkt übersetzt haben: „Die große deutsche Nähbiene“ – das wäre doch was, oder? :D

Quelle für die obigen Bilder: wirtschaftswunder-museum.de.


Friedjof hat geschrieben:Heute ist Nähen ein Hobby, nicht mehr und nicht weniger.
Klar ist das ein Hobby, aber eines, für das sich 40 Jahre kaum jemand interessierte. Jetzt ist Interesse wieder so groß, dass es, nach England, auch bei uns ins Fernsehen kommt. Das ist das Entscheidende.


Eule hat geschrieben:@ Aria
Mir ist nicht verständlich, was du mit dem Vergleich von NSDAP-Mitgliedern in den Verwaltungen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR beweisen willst?
Eine solche Frage kann nur jemand stellen, der meine Posting nicht ganz gelesen oder nicht verstanden hat.

Also für dich noch einmal: Wie ich bereits in meinem Posting vom Sa 7. Nov 2015, 14:24 sagte, gab es hier Diskussionen, in welchem deutschen Staat nach dem Krieg mehr NSDAP-Mitglieder eine Anstellung beim Staat fanden. Die Fraktion um Tim und guenni meinte, es hätte da kaum Unterschiede gegeben, nur die DDR hätte es besser verstanden, das zu verschleiern. Die Studie des Instituts für Zeitgeschichte und des Zentrums für Zeithistorische Forschung hat nun diese Ansicht als Wunschdenken entlarvt – zumindest was das Personal der Innenministerien betraf. Das ist alles.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Mo 9. Nov 2015, 21:57

Aria, wann präsentierst Du uns das erste Schnittmuster?
Vielleicht für eine Badehose.
Mit Zwickel.

Dann wären wir wieder beim Thema.
Der Zwickelerlass gestern, heute und morgen.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Friedjof » Di 10. Nov 2015, 00:36

:lol: :lol: :lol:

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Friedjof » Di 10. Nov 2015, 01:21

Aria hat geschrieben:
Friedjof hat geschrieben:Heute ist Nähen ein Hobby, nicht mehr und nicht weniger.
Klar ist das ein Hobby, aber eines, für das sich 40 Jahre kaum jemand interessierte. Jetzt ist Interesse wieder so groß, dass es, nach England, auch bei uns ins Fernsehen kommt. Das ist das Entscheidende.

Nur weil der Blödkanal eine Nähsendung bringt leitest du davon ab, dass das Interesse am Nähen wieder Hochkonjunktur hat? Da sagt aber die von mir verlinkte Statistik etwas anderes. Wie siehts denn mit dem Kochen aus? Es gibt nicht einen Tag, wo auf den privaten Kanälen nicht um die Wette gekocht wird. Geschieht dies, weil Deutschlands Frauen sich wieder auf die heimische Küche besinnen und wieder Hausfrau mit Kittelschürze und Kopftuch sein wollen? Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Hätten ansonsten die Lieferdienste Hochkonjunktur? Mit Flying-Pizza hat es begonnen. Heute wird alles ins Haus gebracht bis hin zum Mehrgänge-Menü. Der letzte Elektroherd wird bald im Deutschen Museum zu bestaunen sein.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 10. Nov 2015, 15:10

Friedjof hat geschrieben:Nur weil der Blödkanal eine Nähsendung bringt leitest du davon ab, dass das Interesse am Nähen wieder Hochkonjunktur hat?
Erstens habe ich nicht von Hochkonjunktur gesprochen, sondern von wieder erwachtem Interesse, und zweitens wird in England diese Sendung von BBC gebracht (mit 2 Millionen Zuschauern bei einer um 1/3 geringeren Bevölkerung), d.h. die Wahl des Senders spielt hierbei kaum eine Rolle.

Friedjof hat geschrieben:Wie siehts denn mit dem Kochen aus? Es gibt nicht einen Tag, wo auf den privaten Kanälen nicht um die Wette gekocht wird. Geschieht dies, weil Deutschlands Frauen sich wieder auf die heimische Küche besinnen und wieder Hausfrau mit Kittelschürze und Kopftuch sein wollen? Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Hätten ansonsten die Lieferdienste Hochkonjunktur?
Du vermischt hier Dinge bzw. differenzierst nicht: Lieferdienste bedienen vor allem die Singlehaushalte, weil sich bei denen das Kochen nicht lohnt. Und weil es immer mehr Singlehaushalte gibt, haben auch Lieferdienste mehr zu tun. Capito?

Hier die jüngste Statistik über Singlehaushalte in Bayern - Zitat aus der Süddeutschen vom 29. Juli 2015:

Wie das statistische Landesamt in Fürth am Mittwoch mitteilte, gab es im vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen Singlehaushalte im Freistaat. Das entspricht einer Zunahme von 38 Prozent im Vergleich zu 1994.

Es müsste dir - und Eule! - zwar bekannt sein, aber für euch wiederhole ich das gern: Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht isoliert, sondern global innerhalb eines Kulturkreises. Für uns heißt das heute, dass die Veränderungen in den USA früher oder später auch in Europa stattfinden - vielleicht ein wenig abgewandelt oder nicht ganz vollständig, aber sie kommen. Was aber nicht heißt, dass das ewig so bleiben muss, schließlich gab vor dem 1. Weltkrieg Europa den Takt an.

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