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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Sa 28. Feb 2015, 22:12

guenni hat geschrieben:du rührst mal wieder alles in einen topf. ritter ist heute kein schimpfwort und hexen gibt es in unserer heutigen welt nicht mehr. dagegen sind begriffe wie neger, krüppel etc. lediglich bezeichnungen für bestimmte menschen, die heute diskiriminierend sind.
Schimpfwörter ändern sich - ich habe Dir das anhand der Reihenfolge Nigger, Neger, Schwarzer und Schwarzafrikaner zu erklären versucht.

Auch Idiot war anfangs kein Schimpfwort, sondern ein Fachbegriff in der Medizin. Als das Wort von der breiten Öffentlichkeit aufgegriffen wurde, änderten die Mediziner das Wort in Schwachsinnig. Als auch das zum Schimpfwort wurde, verwendete man das Wort minderbegabt und jetzt sind die Idioten lediglich intelligenzgemindert. Jedes dieser Worte steht für eine Zeit, sie jetzt aus den Büchern zu tilgen und statt Idiot intelligenzgemindert zu sagen, bedeutete Geschichtsfälschung.

Ich wiederhole: Wir haben uns für unsere Vergangenheit nicht zu schämen. Die war, wie sie war. Punkt.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Nackidei » So 1. Mär 2015, 20:44

Das Thema „Neger“ hatten wir doch schon im alten Forum? Egal, ist ja immer wieder interessant und aktuell.
Als ich meinen Kindern Pippi Langstrumpf und den Struwwelpeter vorlas standen Begriffe wie Neger und Mohr noch nicht auf dem Index. Ich las die Geschichten so vor, wie sie da standen und die Kinder waren seelig. Und wie würde ich es heute (politisch korrekt) bei meinen Enkelkindern machen? Ich würde die alten Bücher hervorwühlen und sie im Wortlaut wie vor über zwanzig Jahren vorlesen. Allerdings würde ich heute beim Vorlesen kurz innehalten und den Kindern erklären, warum man heute Begriffe wie Neger oder Mohr nicht mehr benutzt. Das ist doch nicht schwierig. Ich denke, dass da Kinder besser begreifen können als manch Erwachsener.
Was ich für vollkommen daneben erachte ist, Bücher und sogar solche, die heute als Kulturgut eingestuft werden, inhaltlich zu verfälschen, indem darin befindliche Begriffe gemäß unserem Zeitgeist umbenannt werden. Ob das im Sinne der verstorbenen Schriftsteller ist? Bücher stellen ein Zeitdokument dar, sowohl inhaltlich als auch in Wort und Schrift. Ein altes Buch möchte ich im Original lesen und nicht übersetzt in einer heute! korrekten Form. Ich habe meinen Kindern Grimms Märchen aus dem Knaur Verlag von 1941vorgelesen und werde wohl auch meine Enkelkinder damit nicht verschonen. Witzig fand ich, dass meine Töchter stets dahinter kamen, wenn ich die heute teils schwer verständliche Sprache während des Vorlesens in die heutige Sprache übersetzte. Dann kam promt: „Papa, du sollst das so vorlesen, wie das da steht!“
Jetzt kann man zwar die teils grausigen Inhalte der Grimmschen Märchen kritisieren und hinterfragen, ob die zum Vorlesen kleiner Kinder geeignet sind. Aber das wäre ein anderes Thema, welches wir auch schon ausgiebig besprochen haben.

Hier noch etwas aus dem (Berufs)Alltag:
Ich kann es ja durchaus verstehen, wenn man heute den Begriff „Krüppel“ vermeidet. Aber welcher Begriff ist dann geeignet, einen Menschen nicht zu stigmatisieren? „Schwerbeschädigter“, „Versehrter“ „(Körper)Behinderter“? Um Himmels Willen! „Mensch mit körperlicher Beeinträchtigung“? Schon besser. Aktuell ist es so, dass alles, was nur irgendwie den Hauch des Begriffs Behinderung hat mündlich und schriftlich vermieden wird. Stattdessen wird die Form der Behinderung beschrieben. Entweder wird der lat. medizinische Fachbegriff verwendet oder der Zustand des betreffenden Menschen umschrieben, also statt „Max ist körperbehindert“ besser „Max ist wegen einer Cerebralparese auf einen Rollstuhl angewiesen“. Alles ganz schön und gut. Aber kann es sein, dass wir da alle ein wenig empfindlich geworden sind? Wenn wir jetzt so weit sind, dass sich Ämter und Beratungsstellen für diese Menschen nicht mehr einig sind wie sie sich bezeichnen sollen, um nicht gleich wieder mit der Stigmatisierungskeule eins rübergezogen zu bekommen, läuft doch da irgendetwas falsch.
Ich bin da gerade am Sinnieren: „Beratungsstelle für Menschen, die etwas anders sind“ oder verkürzt „Beratungsstelle für andere Menschen“?

Hier die Krone von poltical incorrectness:

http://www.spiegel.de/video/voll-doof-u ... 19217.html

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 2. Mär 2015, 03:39

Soll ich jetzt ein Gesundheitsbuch von 1900 aufführen, um moralische Vorstgellungen gewisser Kreise dieser Zeit zu belegen und dann dieses als Zeichen einer gesellschaftlichen Wandels ansehen? Also, die Diskussion hier nimmt ab und zu Formen an, die dem eigentlichen Thema dieses Threads zuwider laufen.

Eine isolierte Badeverordnung aus dem Jahre 1959 ist als Bedleg für den gesellschaftlichen Wandel wenig geeignet, weil diese Badeverordnung nicht stellvertretend für diese Zeit angesehen werden kann. Die Umschreibung von altgebrauchten Worten, die einen negativen Eindruck hinterlassen können, sehe ich ebenfalls nicht als einen Beleg des gesellschaftlichen Wandels. Ob diese veränderte Wortwahl wirklich eine Veränderung im Ansehen der betreffenden Personen herbei führt, ist im Augenblick noch nicht erkennbar. Für mich ist es bislang eine "Feigenblattaktion". Natürlich kenne ich die Bedeutung des Wortes, setze diese Bedeutung des Wortes ja auch oft ganz bewusst ein, aber ich achte eben auf den Unterton, weil dieser Unterton aussagekräftiger ist.

Aria, ich vermisse bei deinen Beispielen immer noch den Zeitbezug. Das gesellschaftliche Leben spielt sich immer innerhalb einer Bandbreite (von ... bis ...) ab. Veränderungen ergeben sich nicht immer im Grenzbereich, sondern recht häufig mit einer leichten Verlagerung des Zentrums. Ein jedes Mal, wenn sich die wirtschaftlichen und/oder technischen Voraussetzungen ändern, hat dieses etwas zeitversetzt Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben. Ob diese Auswirkungen als Beleg für einen Wandel dienen können, wird sich erst später zeigen. Wir leben jetzt in einer Zeit großer technischedr Änderungen im Kommunikationsbereich. Dieses führt erst einmal zu einer allgemeinen Verunsicherung. Bis die Möglichkeiten und Gefahren dieser neuen Kommunikationsmittel beherrscht werden, wird es noch eine gewisse Zeit dauern.

Nimm doch mal als Beispiel die beiden Threads bezüglich des nackten Museumsbesuches (Medien). Einmal als Gruppe angemeldet mit Führung seitens des Museums, geduldet und durchgeführt, ein anderes Mal als Einzelperson nicht angemeldet, nach 5 Minuten durch das Museum unterbunden. Was hat dieses nun zu bedeuten bezüglich der Frage des gesellschaftlichen Wandels?

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mo 2. Mär 2015, 10:10

Aria hat geschrieben:Und es wird nicht mehr lange dauern, bis Filme, in denen geraucht und Alkohol getrunken wird, auf Index gesetzt werden, um sie so aus dem Fernsehen zu verbannen. Schon jetzt gibt es kaum noch einen Tatort-Kommissar mehr, der raucht. Warum? Weil diese Krimis schon ab 20:15 Uhr laufen und sie Kinder und Jugendliche sehen könnten.

Das wird möglich sein, weil sich für all diese Maßnahmen gute Gründe finden lassen, d.h. sehr viele Menschen werden sie begrüßen. Denn wir sind das Volk, das für den gesellschaftlichen Wandel sorgt, niemand sonst.


Dann wäre es auch schön, wenn Gewalt aus den Medien verschwinden würde. Musikantenstadl und Rosamunde Pilcher anstatt Tatort und Rambo. Ja, das wäre gut.

Apropos Wandel. Ich war ja immer der Meinung das der Rückgang der Freikörperkultur im Osten auch ökonomische Ursachen hatte.
Das wird jetzt m.M. in einem Interview mit der Ostbeauftragten Iris Gleicke bestätigt:

Die Treuhand hat vielen, wenn nicht den meisten Ostdeutschen traumatische Erlebnisse beschert. Sie gilt im Osten definitiv nicht als Symbol einer funktionierenden sozialen Marktwirtschaft, sondern als das Symbol eines brutalen, ungezügelten Kapitalismus, verbunden mit Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit. Das alles hat das Vertrauen in den neuen Staat schwer erschüttert und zu einer unglaublichen Enttäuschung geführt, deren Nachwehen wir bis heute spüren.


Quelle: http://www.bmwi.de/DE/Presse/reden,did=690742.html

Manch einer ist nach 25 Jahren offenbar in purer Feierlaune und möchte heute den Aufbau Ost als reine Erfolgsgeschichte verkaufen. Das ist für mich Geschichtsklitterung, und das mache ich nicht mit.


Genau so ist es.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von norbert » Mo 2. Mär 2015, 13:58

Bin erschüttert.
In der neuen VIEW, Heft 3/2015, Seite 137, wird einem Hund das Geschlechtsteil verpixelt!
Ein auf dem Rücken liegender Rüde.

Andererseits auf Seiten 82/83 nackte spielende glückliche Kinder.

Habe leider keine links dazu.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Nackidei » Mo 2. Mär 2015, 14:21

Bin erschüttert darüber, was manche Leute erschüttern kann. ;)

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Mo 2. Mär 2015, 14:56

Bummler hat geschrieben:Apropos Wandel. Ich war ja immer der Meinung das der Rückgang der Freikörperkultur im Osten auch ökonomische Ursachen hatte.
Das wird jetzt m.M. in einem Interview mit der Ostbeauftragten Iris Gleicke bestätigt:


Andere brauchen morgens eine Tasse Kaffee, um in Schwung zu kommen.
Du brauchst ein paar Zeilen Systemkritik.

Gut, dass bald keiner mehr weiß, wie menschenverachtend das System war, das vor der Wende seine Bürger eingesperrt und bespitzelt hatte.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mo 2. Mär 2015, 15:33

Tim007 hat geschrieben:Gut, dass bald keiner mehr weiß, wie menschenverachtend das System war, das vor der Wende seine Bürger eingesperrt und bespitzelt hatte.


Die Menschen waren aber trotzdem so frei um dieser Nacktkultur zu frönen.
Warum sie das jetzt in dieser freien Gesellschaft nicht mehr tun, obwohl sie es doch ohne Repressalien befürchten zu müssen, tun könnten, das ist doch die große Frage.

Die ich Dir aber beantworten kann, falls Du die Antwort nicht schon weißt. :mrgreen:

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Mo 2. Mär 2015, 15:50

Bummler hat geschrieben:
Die Menschen waren aber trotzdem so frei um dieser Nacktkultur zu frönen.
Warum sie das jetzt in dieser freien Gesellschaft nicht mehr tun, obwohl sie es doch ohne Repressalien befürchten zu müssen, tun könnten, das ist doch die große Frage.


Warum gab es in der DDR besonders viele Kinder mit südeuropäischen Namen?

Lag's an der Sehnsucht?
War der Drang, auf FKK bezogen, besonders groß, sich einen kleinen persönlichen Freiraum zu verschaffen?

Du wirst es wissen.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mo 2. Mär 2015, 16:11

Naja, Frauen.....

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