Das Thema „Neger“ hatten wir doch schon im alten Forum? Egal, ist ja immer wieder interessant und aktuell.
Als ich meinen Kindern Pippi Langstrumpf und den Struwwelpeter vorlas standen Begriffe wie Neger und Mohr noch nicht auf dem Index. Ich las die Geschichten so vor, wie sie da standen und die Kinder waren seelig. Und wie würde ich es heute (politisch korrekt) bei meinen Enkelkindern machen? Ich würde die alten Bücher hervorwühlen und sie im Wortlaut wie vor über zwanzig Jahren vorlesen. Allerdings würde ich heute beim Vorlesen kurz innehalten und den Kindern erklären, warum man heute Begriffe wie Neger oder Mohr nicht mehr benutzt. Das ist doch nicht schwierig. Ich denke, dass da Kinder besser begreifen können als manch Erwachsener.
Was ich für vollkommen daneben erachte ist, Bücher und sogar solche, die heute als Kulturgut eingestuft werden, inhaltlich zu verfälschen, indem darin befindliche Begriffe gemäß unserem Zeitgeist umbenannt werden. Ob das im Sinne der verstorbenen Schriftsteller ist? Bücher stellen ein Zeitdokument dar, sowohl inhaltlich als auch in Wort und Schrift. Ein altes Buch möchte ich im Original lesen und nicht übersetzt in einer heute! korrekten Form. Ich habe meinen Kindern Grimms Märchen aus dem Knaur Verlag von 1941vorgelesen und werde wohl auch meine Enkelkinder damit nicht verschonen. Witzig fand ich, dass meine Töchter stets dahinter kamen, wenn ich die heute teils schwer verständliche Sprache während des Vorlesens in die heutige Sprache übersetzte. Dann kam promt: „Papa, du sollst das so vorlesen, wie das da steht!“
Jetzt kann man zwar die teils grausigen Inhalte der Grimmschen Märchen kritisieren und hinterfragen, ob die zum Vorlesen kleiner Kinder geeignet sind. Aber das wäre ein anderes Thema, welches wir auch schon ausgiebig besprochen haben.
Hier noch etwas aus dem (Berufs)Alltag:
Ich kann es ja durchaus verstehen, wenn man heute den Begriff „Krüppel“ vermeidet. Aber welcher Begriff ist dann geeignet, einen Menschen nicht zu stigmatisieren? „Schwerbeschädigter“, „Versehrter“ „(Körper)Behinderter“? Um Himmels Willen! „Mensch mit körperlicher Beeinträchtigung“? Schon besser. Aktuell ist es so, dass alles, was nur irgendwie den Hauch des Begriffs Behinderung hat mündlich und schriftlich vermieden wird. Stattdessen wird die Form der Behinderung beschrieben. Entweder wird der lat. medizinische Fachbegriff verwendet oder der Zustand des betreffenden Menschen umschrieben, also statt „Max ist körperbehindert“ besser „Max ist wegen einer Cerebralparese auf einen Rollstuhl angewiesen“. Alles ganz schön und gut. Aber kann es sein, dass wir da alle ein wenig empfindlich geworden sind? Wenn wir jetzt so weit sind, dass sich Ämter und Beratungsstellen für diese Menschen nicht mehr einig sind wie sie sich bezeichnen sollen, um nicht gleich wieder mit der Stigmatisierungskeule eins rübergezogen zu bekommen, läuft doch da irgendetwas falsch.
Ich bin da gerade am Sinnieren: „Beratungsstelle für Menschen, die etwas anders sind“ oder verkürzt „Beratungsstelle für andere Menschen“?
Hier die Krone von poltical incorrectness:
http://www.spiegel.de/video/voll-doof-u ... 19217.html