@ Aria
Ein Buch dem Zeitgeist anzupassen, bedeutet es zu fälschen.
Ein sehr hartes Urteil, dass ich so nicht teilen kann.
Eule hat geschrieben:Die Umschreibung von altgebrauchten Worten, die einen negativen Eindruck hinterlassen können, sehe ich ebenfalls nicht als einen Beleg des gesellschaftlichen Wandels.
Ich schon, denn es gibt Parallele aus dem 19. Jahrhundert: In jener Zeit war man so verklemmt, dass man öffentlich nicht mal das Wort „Hintern“ über die Lippen brachte: Man sagte stattdessen „verlängerter Rücken“. Auch Brüste gab es nicht, sondern höchstens Busen, meistens aber bediente man sich eines Fremdwortes: Dekolleté.
Gerade dieser Widerspruch zwischen dem offiziellen Sprachgebrauch und dem tatsächlichen Handeln hatte zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Jugend-, zurück zur Natur Bewegung FKK-Bewegung ausgelöst begleitet und wesentlich getragen vom Willen zum natürlichen und gesunden Leben zurück kehren zu können.
Diese Bewegung wurde durch den Faschismus abgebrochen und nach dem II. Weltkrieg in veränderter Form wieder aufgenommen. Im Westen im Wesentlichen als Verein und im Osten im Badebereichen. Diese Öffnungsbewegung wurde durch die Entwicklung und Verbreitung der digitalen Fotografie und hier insbesonder über die Handy's wieder umgekehrt. Wieweit hier sich die Entwicklung zurück bewegt, bleibt noch abzuwarten.
Eule hat geschrieben:Wir leben jetzt in einer Zeit großer technischedr Änderungen im Kommunikationsbereich. Dieses führt erst einmal zu einer allgemeinen Verunsicherung. Bis die Möglichkeiten und Gefahren dieser neuen Kommunikationsmittel beherrscht werden, wird es noch eine gewisse Zeit dauern.
Ja, von manchen früher, von den meisten später. Die Letzteren sehen vor allem Gefahren. Haben sie jedes Mal: Als Buchdruck, Zeitungen, Fotografie, Kino, Radio, Fernsehen und Video kamen, haben sie das Ende des Abendlandes, mindestens aber der Kultur gesehen; und jetzt, beim Internet, sehen sie das auch. Überall nur Bedenkenträger.
Du hast scheinbar mein Argument nicht verstanden. Es geht hier nicht um Bedenken gegen die neuen Medien, es geht hier um Sorgen und Ängste bezüglich des Machtverlustes über das eigene Bild. Dieses ist etwas anderes und eine neue Qualität. Um dich zu beruhigen, die neuen Medien führen nicht zum Untergang des Abendlandes und ebenfalls führen diese nicht zum Bruch in der Kultur des Abendlandes. Was sich jedoch verändert ist das Selbstbild des Einzelnen über sich und sein Bild der Anderen in der Gesellschaft. Aber ob dieses als Beleg für einen gesellschaftlichen Wandel angesehen werden kann, dieses vermag ich noch nicht abzuschätzen. Obgleich dieses als zwingend angesehen werden kann, fehlt mir der Glaube dazu. Die Oberflächlichkeit und Unfähigkeit großer Teile der Bevölkerung, aus der Fülle der Informationen die wirklich wesentlichen heraus zu filtern, hat sich nicht verändert und es sieht nicht so aus, dass dieses sich wirklich verändern wird. Und hier stellt sich für mich die Frage, ob die modernen Kommunikationsmittel mit ihrer ständigen Verfügbarkeit und großen Reichweite die große Mehrheit unserer Bürger dazu bringen kann, kritisch und selbstbewusst mit diesen Medien umzugehen. Erst wenn dieses gelingt, kann von einem gesellschaftlichen Wandel gesprochen werden.
Die Macht der Zukunft liegt nicht mehr in der Wirtschaftskraft oder Ideologie eines Staates, sondern in der Verfügbarkeit über das Trinkwasser und die Daten der Menschen. Auch wenn die Frage über die Verfügbarkeit der Rohstoffe eine bedeutende Rolle behalten wird, so werden diese wirtschaftlichen Fragen dem der Frage über die Verfügbarkeit über das Trinkwasser und den Daten der Menschen nachgeordnet werden. Also, deine Meinung
Überall nur Bedenkenträger.
geht fehl. Es geht um die Erkenntnis der Neuordnung des gesellschaftlichen Lebens unter neuen und veränderten Voraussetzungen.
Eule hat geschrieben:Aria, ich vermisse bei deinen Beispielen immer noch den Zeitbezug.
Ja, Eule, bei jedem meiner Beispiele vermisst Du irgendetwas, sagst, das könne man nicht als Beispiel eines gesellschaftlichen Wandels nehmen. Aber gleichzeitig leugnest Du nicht, dass dieser Wandel stattfindet – es wird Zeit, dass Du die Augen öffnest und bemerkst, was vor sich geht!
Ja, Aria, nicht jedes einzelne Dokument, und mag dieses noch so drastisch sein, eignet sich als Beleg für den von dir apostolierten gesellschaftlichen Wandel. In dem du dieses Dokument in die gesellschaftliche Gesamtgsituation seiner Zeit stellst, kannst du die Veränderung des gesellschaftlichen Lebens richtig aufzeigen. Ich bezweifle ja nicht grundsätzlich die Richtigkeit deines Beleges, auch wenn mir dieses konkret so nicht bekannt war und ist. Ich kenne ja die geistige Strömung dieser Zeit, habe diese ja selbst erlebt, und kann daher dein Beispiel in den entsprechenden Zeitgeist einordnen. Diese Einordnung wird von dir in der Regel nicht vorgenommen, du belässt es bei dem einen Beispiel und fixierst dich so darauf , als ob dieses Beispiel die reale Abbildung dieser Zeit gesamtgesellschaftlich darstellen würde. Und hier fordere ich dich immer wieder auf, dieses dein spezielles Beispiel in Bezug zu der gesamtgesellschaftlichen Strömung seiner Zeit zu stellen, um dein Beispiel besser einordnen und bewerten zu können.
Sie tun so, als könnte man mit dem Verbot von Worten die Fremdenfeindlichkeit in den Menschen ausrotten. Die alltäglichen Rassismen finden in den Köpfen statt.
Die Fremdenfeindlichkeit spielt sich in der Tat in den Köpfen ab. Aber in unseren Köpfen wird dieses bildhaft abgespeichert und die Beschreibung dieser Bilder findet über das Wort statt.
Dort ist das Problem, nicht in den Worten.
Doch, denn nur durch das Wort und der dem Wort beigegebenen Bedeutung können wir unsere Vorstellungsbilder vor uns selbst und dem Anderen darstellen und erläutern.
Deswegen werden immer wieder neue Worte für alte Tatbestände gesucht. Das ist nur Kosmetik, weiter nichts.
Ja, wenn es nur Kosmetik bleibt, dann verfehlt diese veränderte Wortwahl in der Tat seine beabsichtigte Wirkung. Es geht also nicht nur um die Wahl eines neuen Wortes. Es geht darum, mit dem neuen Wort ein neues Bewusstsein zu schaffen.
Gewalt ist ein elementares Ding beim Menschen - wenn Du sie aus den Medien verbannst, kommt sie in realer Gestalt wieder.
Dieser deiner Meinung kann ich nicht beitreten. Wenn du die Gewalt in den Filmen als Methode der realen Gewaltbekämpfung nutzt, kann dieses in das Gegenteil umschlagen. Du wirst die reale Vergewaltigung von Frauen und Kindern nicht dadurch bekämpfen können, in dem du diese in Filmen darstellst. Gewalt ist ein elementares Ding bei allen Lebeswesen, nicht nur beim Menschen. Es kommt jedoch auf die Art und Weise der Gewalt und ihre Dosierung an.