PundV hat geschrieben:Aria hat geschrieben:2. In Kreuzlingen in der Schweiz gibt es einen
Dresscode für Lehrer, darin u.a. folgende Bestimmungen - Zitat:
Spaghettiträger sind ein klares No-Go. Die Träger von Tops oder Kleidern sollen mindestens drei Finger breit sein, wobei auf jeden Fall die Achseln zu rasieren sind
Dies habe ich auch gelesen. Ich konnte es wirklich nicht glauben. Bemerkenswert, dass keine dagegen vorgegangen sind. So etwas ist bestimmt nicht mit europäischem Recht vereinbar.
Ihr seid da dem kulturellen Unterschied zwischen Nachbarländern aufgesessen:
Kein Lehrer etwa in Konstanz würde sich so bekleidet in die Schule wagen, wie dies "Lehrpersonen" im schweizerischen Vorort Kreuzlingen tun.
Ein Grund, dass ausgerechnet Kreuzlingen einen Dresscode für Lehrer suchte, sind die vielen Migranten aus dem Balkan und aus Deutschland (Ausländeranteild fast 50%). Sowohl Eltern als auch Schüler aus diesen beiden Gruppen haben Mühe damit, die legeren Umgangsformen an hiesigen Schulen zu akzeptieren.
Wollte die Schule in Konstanz Kleidungsregeln erlassen, würde sie sich damit an den Regierungsbezirk Freiburg wenden, und das Ergebnis müsste vom Kultusministerium in Stuttgart als landesweit zwingende Vorschrift abgenickt werden. Gehässige Szenen im Landtag wären programmiert.
Die Schule Kreuzlingen sucht autonom die Hilfe des NZZ-Stilberaters Jeroen van Rooijen, der übrigens vom Nacktwandern aus stilistischen Gründen abrät und auch sonst konsequent eine eher elegante, konformistische Linie fährt, und veranstaltet ein Seminar, in dem die jüngeren "Lehrpersonen" ihre Vorstellungen gegen die wenigen verbliebenen 68er durchsetzen. Letztere werden sich ihren Kleidungsstil für ihre verbliebenen zwei, drei Jahre im Schuldienst kaum vorschreiben lassen.
Der Dresscode hilft vielleicht PH-Abgängern, den stilmässigen Übergang vom Studenten- zum Berufsleben ohne allzugrosse Unsicherheit zu schaffen.
Irgendwelche Vorschriften wurden in Kreuzlingen nicht erlassen.
Das entspricht dem europäischen Ideal der Subsidiarität:
Nur dort regeln, wo es zwingend erforderlich ist, und auf der tiefstmöglichen Entscheidungsebene regeln.
Leider wird das oft nicht so gehandhabt, sei das in Frauenfeld, Bern, Berlin oder Brüssel.
Kreuzlingen zeigt, wie es geht.
van Rooijen schrieb in der NZZ:
Nachsatz: Dieser von Lehrerinnen und Lehrern selbst formulierte, fakultative Dresscode ist kein Regelwerk, das, einmal formuliert und verabschiedet, auf längere Zeit unverändert bleibt, sondern eine Diskussionsbasis, die regelmässig überprüft werden soll und dabei helfen kann, etwas bewusster eine zum Beruf des Pädagogen passende Kleidung von Freizeitklamotten zu unterscheiden.
http://www.nzz.ch/lebensart/stil/so-sol ... 1.18428872Heute mal grüsse aus dem dünnverschneiten Zürich
Puistola