Aktuelle Zeit: Do 23. Mai 2024, 12:03

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Kurioses, Lustiges, Aufmunterndes was unsere Forengemeinschaft interessieren dürfte
 
Beiträge: 3541
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Di 3. Feb 2015, 10:16

PundV hat geschrieben:Dies habe ich auch gelesen. Ich konnte es wirklich nicht glauben. Bemerkenswert, dass keine dagegen vorgegangen sind. So etwas ist bestimmt nicht mit europäischem Recht vereinbar.



Ich finde gewisse Vorgaben richtig.

Solche gibt es auch in anderen Berufen mit Publikumsverkehr.
Bei Versicherungen, Banken, freien Berufen etc.

Das einzige, was traurig ist: dass es solcher Vorgaben überhaupt bedarf.

Wenn ich Lehrer wäre, wäre es für mich eine Selbstverständlichkeit, nicht wie der letzte Henker herumzulaufen.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 948
Registriert: 16.10.2007
Wohnort: Kanton AR
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 71

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Puistola » Di 3. Feb 2015, 11:47

PundV hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:2. In Kreuzlingen in der Schweiz gibt es einen Dresscode für Lehrer, darin u.a. folgende Bestimmungen - Zitat: Spaghettiträger sind ein klares No-Go. Die Träger von Tops oder Kleidern sollen mindestens drei Finger breit sein, wobei auf jeden Fall die Achseln zu rasieren sind


Dies habe ich auch gelesen. Ich konnte es wirklich nicht glauben. Bemerkenswert, dass keine dagegen vorgegangen sind. So etwas ist bestimmt nicht mit europäischem Recht vereinbar.


Ihr seid da dem kulturellen Unterschied zwischen Nachbarländern aufgesessen:

Kein Lehrer etwa in Konstanz würde sich so bekleidet in die Schule wagen, wie dies "Lehrpersonen" im schweizerischen Vorort Kreuzlingen tun.
Ein Grund, dass ausgerechnet Kreuzlingen einen Dresscode für Lehrer suchte, sind die vielen Migranten aus dem Balkan und aus Deutschland (Ausländeranteild fast 50%). Sowohl Eltern als auch Schüler aus diesen beiden Gruppen haben Mühe damit, die legeren Umgangsformen an hiesigen Schulen zu akzeptieren.

Wollte die Schule in Konstanz Kleidungsregeln erlassen, würde sie sich damit an den Regierungsbezirk Freiburg wenden, und das Ergebnis müsste vom Kultusministerium in Stuttgart als landesweit zwingende Vorschrift abgenickt werden. Gehässige Szenen im Landtag wären programmiert.

Die Schule Kreuzlingen sucht autonom die Hilfe des NZZ-Stilberaters Jeroen van Rooijen, der übrigens vom Nacktwandern aus stilistischen Gründen abrät und auch sonst konsequent eine eher elegante, konformistische Linie fährt, und veranstaltet ein Seminar, in dem die jüngeren "Lehrpersonen" ihre Vorstellungen gegen die wenigen verbliebenen 68er durchsetzen. Letztere werden sich ihren Kleidungsstil für ihre verbliebenen zwei, drei Jahre im Schuldienst kaum vorschreiben lassen.
Der Dresscode hilft vielleicht PH-Abgängern, den stilmässigen Übergang vom Studenten- zum Berufsleben ohne allzugrosse Unsicherheit zu schaffen.

Irgendwelche Vorschriften wurden in Kreuzlingen nicht erlassen.
Das entspricht dem europäischen Ideal der Subsidiarität:
Nur dort regeln, wo es zwingend erforderlich ist, und auf der tiefstmöglichen Entscheidungsebene regeln.
Leider wird das oft nicht so gehandhabt, sei das in Frauenfeld, Bern, Berlin oder Brüssel.
Kreuzlingen zeigt, wie es geht.

van Rooijen schrieb in der NZZ:
Nachsatz: Dieser von Lehrerinnen und Lehrern selbst formulierte, fakultative Dresscode ist kein Regelwerk, das, einmal formuliert und verabschiedet, auf längere Zeit unverändert bleibt, sondern eine Diskussionsbasis, die regelmässig überprüft werden soll und dabei helfen kann, etwas bewusster eine zum Beruf des Pädagogen passende Kleidung von Freizeitklamotten zu unterscheiden.

http://www.nzz.ch/lebensart/stil/so-sol ... 1.18428872

Heute mal grüsse aus dem dünnverschneiten Zürich
Puistola

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3200
Registriert: 05.12.2005
Wohnort: Lübben im Spreewald
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 68

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Di 3. Feb 2015, 15:03

Also so eine Art vorausschauende Selbstzensur? ;)

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5133
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 3. Feb 2015, 15:06

Puistola hat geschrieben:van Rooijen schrieb in der NZZ:
Nachsatz: Dieser von Lehrerinnen und Lehrern selbst formulierte, fakultative Dresscode ist kein Regelwerk, das, einmal formuliert und verabschiedet, auf längere Zeit unverändert bleibt, sondern eine Diskussionsbasis, die regelmässig überprüft werden soll und dabei helfen kann, etwas bewusster eine zum Beruf des Pädagogen passende Kleidung von Freizeitklamotten zu unterscheiden.

http://www.nzz.ch/lebensart/stil/so-sol ... 1.18428872
Die schlimmste aller Zensuren ist die selbstauferlegte, auch die im eigenen Kopf.

Warum in aller Welt gilt Achselhaar als etwas, das entfernt oder wie Schamhaar unter Kleidung versteckt werden muss?

Nicht dass es da in Kreuzlingen diese Empfehlung gibt, ist ein Skandal, sondern dass es diese, jetzt verschärfte Meinung über das, was zu sehen sein darf, gibt.

 
Beiträge: 2344
Registriert: 21.08.2012
Wohnort: bei Jena

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von norbert » Di 3. Feb 2015, 16:16

aria:
Warum in aller Welt gilt Achselhaar als etwas, das entfernt oder wie Schamhaar unter Kleidung versteckt werden muss?

Weil´s ungepflegt aussieht.

Das ist u.a. eine Frage der Mode.

 
Beiträge: 3541
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Di 3. Feb 2015, 16:18

stimmt.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5133
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 3. Feb 2015, 16:58

norbert hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Warum in aller Welt gilt Achselhaar als etwas, das entfernt oder wie Schamhaar unter Kleidung versteckt werden muss?
Weil´s ungepflegt aussieht.
Ah, und vorher, d.h. bis jetzt, hat das nicht ungepflegt ausgesehen?

Die Antwort darauf ist einfach: Das Achselhaar hat – wie das Schamhaar! – immer gleich ausgesehen, nur jetzt trauen sich Leute, anderen vorzuschreiben, wie sie sich kleiden, rasieren und welche Frisuren sie tragen dürfen.

Das ist wie in den 60-er-Jahren als die ersten Männer lange Haare und Frauen zunehmend Minikleider trugen. Das hatte damals nichts mit Mode zu tun gehabt, sondern mit Moral. Und dem ist auch heute so – die Kreuzlinger Empfehlungen sagt das ganz deutlich:

Spaghettiträger sind ein klares No-Go. Die Träger von Tops oder Kleidern sollen mindestens drei Finger breit sein, wobei auf jeden Fall die Achseln zu rasieren sind; Außerdem nicht zu empfehlen: hautenge Jeans*, transparente Stoffe, tiefe Ausschnitte, Adiletten, kurze Hosen bei Männern, Punkfrisuren, penetrante Rasierwasser oder Parfums. Als "korrekt und passend" empfanden die Lehrer für sich: Hemden, Blusen, dehnbare Soft-Jacketts, einfarbige Shirts, dunkle Jeans, knielange Röcke.

* Ich habe Bilder aus den 70-er-Jahren Bilder gesehen, da trugen Männer so enge Hosen, dass sie nichts in die Hosentaschen stecken konnten und deswegen die sogenannten Herrentäschchen mit sich trugen. Damals hat sich keiner darüber aufgeregt, jetzt soll das aber nicht mehr opportun sein. Weil jeder Hinweis auf die Körperlichkeit getilgt werden soll – wenn schon Jeans, dann bitte keine enge und helle, sondern weite und dunkle.

Das ist so wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als die Badesachen auch aus dunklem Stoff sein mussten, damit sie auch im nassen Zustand nicht zu viel vom Körper freigaben.

Und wenn ich auf solche Parallelen hin weise und von neuer Prüderie spreche, wird das zurückgewiesen oder, wie in diesem Fall, mit dem Recht des Arbeitgebers, Kleidungsvorschriften zu erlassen entschuldigt. Nur um nicht zu sehen, was schon seit 30 Jahren im Gange ist.

 
Beiträge: 3541
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Di 3. Feb 2015, 21:10

Aus einem Leserbrief:

"Ein Mann über 40 sollte keine kurzen Hosen mehr tragen, das ist eine Stilfrage. Ein Lehrer, der eine solche Frage stellt, sollte sich überlegen, ob er den richtigen Beruf hat. "

Aria, wenn Du Lehrerin bist: meinethalben darfst Du Dein Schamhaar offen tragen.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Di 3. Feb 2015, 22:08

Aria hat geschrieben:... nachdem der Pegida-Initiator Bachmann sein wahres Gesicht gezeigt hat...


Echt?

Ich hatte gelesen, er habe das nur des einen Fotos wegen so "gestaltet"... ;)

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Mi 4. Feb 2015, 00:17

Aria hat geschrieben:... Das Achselhaar hat – wie das Schamhaar! – immer gleich ausgesehen, nur jetzt trauen sich Leute, anderen vorzuschreiben, wie sie sich kleiden, rasieren und welche Frisuren sie tragen dürfen.

Wieder mal.

Irgendwann...

... nein - womöglich schon (zu) - bald wird es diese "Vorschriften" WIEDER geben. Wir sind doch auf dem besten Weg!

Ich erinnere: vor etwa knapp 10 Jahren trugen vor allem junge Frauen (Mädchen) "bauchfrei". Im doppelten Sinn: Sie hatten (noch) keinen "Bauch" und zeigten das.
Exakt zu diesem Zeitpunkt kam die Diskussion auf, ob man denn in Deutschland nicht "besser"(!) auch Schuluniformen einführen solle...
Na ja, damit die "Armen", die sich keine "Marken"klamotten leisten könnten, nicht per se in der - eigentlich "pädagogisch" nicht mehr vorhandenen - Ecke stehen müssten.
Ah ha.

Ich war seinerzeit in dem Beruf des Lehrers tätig - wie hier so mancher meinte, negativ ausnutzen zu müssen.
Auch mir wurde gesagt, Unterricht sei schlechterdings kaum noch möglich, weil die pubertierenden Jungens permanent den Mädchen auf den offenbarten Bauchnabel starrten und daher logischerweise für Englisch, Musik oder Biologie (na ja hier schon...) kaum noch Interesse zeigten.
Es gab Konferenzen deswegen!

Nun, ich hab dann mal beobachtet, wie sehr die schmachtenden Jungen den bauchfreien Mädchen auf eben diesen starrten.

Es kam nicht vor!

Neieieinnnn....

Die LEHRER waren es, die sich ertappt fühlten!

Die männlichen, weil sie hier etwas sahen, was sie zu Hause seit Jahrzehnten vermissen mussten.

Die weiblichen, weil sie NIE auf den Gedanken heruntergekommen wären, ihren nur mühsam kaschierten Bauch der belustigten Öffentlichkeit anzubiedern.

Verlogenheit pur.

Ich bin mittlerweile überzeugt:

Wenn immer jemand schnell nach dem Gesetzgeber sich zu rufen genötigt fühlt...
... PRÜFE dessen Motive.

Ich...

Nee.
Schluss jetzt.

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste