Vor ein paar Tagen habe ich in einem berühmten Buch, das heute eher unbekannt ist, die kurze Beschreibung eines Hitze-und Dürre-Sommers gelesen, wie wir sie jetzt schon zum dritten Mal hintereinander erlebt haben. Das Buch heißt "Seefahrt ist Not" und wurde von einem gewissen Johann Willhelm Kinau geschrieben, besser bekannt unter dem Pseudonym "Gorch Fock". Nach ihm wurde das Segelschulschiff der deutschen Bundesmarine benannt. In diesem Buch kommt sogar eine kurze "FKK-Szene" vor. Der Wind schläft ein und der Fischerei-Ewer von Klaus Mewes treibt manövrier-unfähig tagelang auf der Nordsee. Die Sonne brennt gnadenlos und der Aufenthalt auf Deck und erst recht unter Deck wird unerträglich. Irgendwann zieht sich Hein Mück, der Koch, nackt aus und flüchtet sich in das Wasserbecken unter Deck, in dem lebende Schollen bis zum Verkauf frisch gehalten werden. Wenig später zieht sich auch der Eigner und Käpt'n des Ewers "Laertes" nackt aus und schwimmt eine Runde in der Nordsee. Sein 11 - 13 (?) Jahre alter Sohn, der mit auf Schiff fährt, macht es seinem Papa nach, und alle wundern sich, daß Klaus Mewes Junior schon schwimmen kann. Von dieser kleinen Nacktionen-Szene ist her mein Beitrag nicht komplett off-topic. Wissen über den Schiffstyp "Ewer" gibt es auf Wikipedia. Hier jetzt die literarische Beschreibung eines Brutalo-Sommers aus der Feder von Gorch Fock:
"Sommer heißt der gewaltige Herr, den die Welt hat. In königlicher Pracht schreitet er einher, weithin über Land und See gleißt und
funkelt sein Purpurmantel. Groß und ehern sind seine Schritte. Alles wirft er nieder, alles muß sich vor ihm beugen! Das grüne Korn
erbleicht und senkt die Ähren, die Blumen verdorren, die Vögel verstummen, die Tiere verkriechen sich.
Nach dem spielenden Kind, nach dem lachenden Jüngling ist der [b]Mann[/b] gekommen, der Riese. Stückwerk ist nicht sein
Handwerk: er macht ganze Arbeit. Mit gewaltiger, furchtbarer Kraft drückt er alles Freundliche, Milde, Leichte in Grund und Boden,
zermalmt er es zu Staub, bis er allein dasteht. Dann zuckt es in seinen Fäusten, dann reckt er die Arme, dann stemmt er die Beine,
dann sprüht es aus seinen Augen, dann glüht und dampft sein Atem, und hart lacht es um seine Zähne. Selbst die großen Meister
der Winde müssen vor ihm ducken, und wollen sie sich erheben, so fegt er sie mit Blitz und Donner von dannen.
Eö weiß, was er zu tun hat, weiß, daß es um Brot und Leben geht, weiß, daß der Winter kommt. Was andere nicht gekonnt haben
in all den langen Tagen, in all den milden Monden, das vollbringt er in wenigen Wochen: in unerbittlichem Ernst, in kochendem Eifer,
in glühendem Haß, in flammendem Zorn, - und all sein Ernst, und Zorn ist wilde, gewaltige Liebe!"
Nun ja, was massenhaftes Baumsterben durch extreme Trockenheit mit Liebe zu tun hat, ist mir nicht so recht klar. Auch weiß ich
nicht, wer oder was "Eö" ist. Vielleicht wissen die Nordlichter auf diesem Forum darüber Bescheid. Ich finde allerdings, daß mit diesem
Text die Atmosphäre eines brutalen Hitze-Sommers perfekt eingefangen ist. Wie seht Ihr die Sache? Ich jedenfalls habe die Schnauze
voll von Backofen-Sommern!
gezeichnet bc53