Aria hat geschrieben:In Bezug auf diese Studie habe ich meine Zweifel. Warum? Weil der Autor der Studie Christoph Kipshoven identisch ist mit Christoph Kipshoven, dem „med. Fachreferent der Med.-wiss.-Abtl. der Opfermann Arzneimittel GmbH“, einer Firma, die Vitamin D Präparate herstellt und diese Studie auch gesponsert hat.
Diese Zweifel teile ich nicht. Gründe:
Es handelt sich um eine Dissertationsschrift, die von mindestens zwei unabhängigen Universitätsprofessoren geprüft wurde, bevor sie überhaupt für die Dissertation angenommen wurde. Der Direktor des Akademischen Lehrkrankenhauses der Universität zu Köln steht im Titel der Arbeit als Verantwortlicher darüber. Prof. Dr. med. J. D. Ringe ist auch Leiter des Westdeutschen Osteoporose Zentrums. Er hatte also echte medizinisch-wissenschaftliche Interessen an der Arbeit. Sonst hätte er die auch nicht für eine Dissertation betreut. Immerhin darf man den Zusatzaufwand nicht vernachlässigen, der einem Prof. durch jede von ihm betreute Dissertation entsteht. Da wird in den Naturwissenschaften und in der Medizin schon gut ausgewählt, was man annimmt.
Außerdem musste diese Arbeit von allen Ethik-Kommissionen der Bundesländer, in denen Daten gesammelt wurden, bewertet und zugelassen werden. Die Ethik-Kommissionen prüfen natürlich in erster Linie den Persönlichkeitsschutz der Patienten, also wie gut mit pseudonymisierten Daten umgegangen wird, aus denen nicht durch Kombination mehrerer Merkmale dann doch eine Identifizierung möglich wäre. Sie prüfen aber grundsätzlich auch die Unabhängigkeit der verantwortlichen Studienleiter, insbesondere die Unabhängigkeit von jeglicher Einflussnahme des Sponsors. Ich habe so manche Berichte von Ethik-Kommissionen gesehen (um meine Stellungnahme dazu abzugeben), habe aber nie etwas daran zu kritisieren gefunden, auch wenn es den Auftraggebern manchmal nicht gefiel. Mit Einflussnahme geht da gar nichts!
Außerdem ist nun diese DEVID-Studie 7 Jahre alt und alle diejenigen, die eine andere Meinung nach wie vor vertreten (das sind ja nicht wenige in Deutschland) hatten genug Zeit sie zu "zerpflücken" wenn sie irgend etwas gefunden hätten, wo sie methodisch nicht einwandfrei gewesen wäre. Das ist aber nicht passiert! Es gab zusätzlich zur Dissertationsschrift eine Veröffentlichung in "Osteologie" 2008, 17:1-34:A 55; P48 und es gibt noch in MMW - Fortschritte der Medizin - Sonderheft 4/2011 die Arbeit: "Vitamin-D-Unterversorgung in Deutschland, Gefahr für erhöhte Morbidität und Mortalität? von Prof. Dr. med. Johann D. Ringe, Dr. med. Christoph Kipshoven. Das sind beides Medizinische wissenschaftliche Schriften, deren Verlage äußerst gut auf wissenschaftliche Qualität prüfen, was sie zur Veröffentlichung annehmen. Zu dem Zeitpunkt war Kipshoven bereits bei einer anderen Firma, nämlich Madaus.
Dass der Projektleiter zu den regionalen Aussendiensttagungen an vier Orten, verteilt im Bundesgebiet reisen musste, um die dortigen Mitarbeiter über den Verlauf zu informieren, ist wohl selbstverständlich, denn so eine Studie mit der Datensammlung kann einer nicht allein in wenigen Monaten durchführen. Alles was an Daten bei ihm einging war so gut pseudonymisiert, dass er auch nicht sehen konnte, was aus welcher Region kam. Also konnten die Außendienstmitarbeiter völlig unabhängig arbeiten, denn auf die konnte nichts zurückgeführt werden.
Abgesehen davon, dass die Mitarbeiter einer Pharmafirma die geeignete Ärzte aussuchten und damit mittelbar Einfluss auf die Auswahl der Probanden nahm,
Sie suchten nicht geeignete Ärzte aus, sondern sie nahmen alle Ärzte, die nach Anfrage der Außendienstmitarbeiter bereit waren, teilzunehmen.
so waren diese Probanden auch nicht gesund. Jedenfalls wurde ihnen aus irgendeinem Grund routinemäßig Blut abgenommen
Ein Teil der Probanden war nicht gesund, aber ein ausreichend großer Teil war gesund. Das ist im Verlauf des Textes irgendwo im Detail beschrieben. Der gesunde Anteil hatte eine vergleichbare Verteilung der Vit.-D-Spiegel, wie die anderen, denn solche, in denen die Krankheit von vornherein etwas mit Vit.-D zu tun hat, also das Ergebnis beeinflussen könnte, wurden aus statistischen Gründen nicht in die Bewertung aufgenommen.
Nur 34 % der Probanden waren jünger als 50 Jahre.
Und diese 34% waren dennoch eine ausreichend Anzahl, um auch für diese Altersgruppe die statistische Verteilung zu berechnen. Die Darstellung nach Altersklassen ist schließlich in der Arbeit zu finden, und gerade für diese Altersklasse war das Ergebnis wirklich katastrophal. Wenn es auch nicht so schlecht war, wie für die über 60-jährigen, hätte man erwarten sollen, da ja im Alter die Vitamin-D Bildung in der Haut deutlich geschwächt und auch die Aufnahme über die Nahrung reduziert ist, dass bei den jungen Leuten über 95% eine gute Versorgung gehabt hätten. Es waren aber bei der Altersgruppe unter 40 nur 26% (bei den 60-69Jährigen 16%, 70-79jährigen 10% und über 80jährigen 7%).
Im Übrigen gibt es inzwischen zahlreiche andere Veröffentlichungen zum Vitamin D-Mangel, die das wiedergegebene Bild gut bestätigen.