Aktuelle Zeit: Sa 27. Apr 2024, 16:33

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Gesundheitswahn

Kurioses, Lustiges, Aufmunterndes was unsere Forengemeinschaft interessieren dürfte
Benutzeravatar
 
Beiträge: 4362
Registriert: 29.03.2010
Wohnort: Limbach-Oberfrohna
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 63

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Zett » Mo 4. Sep 2017, 12:26

@Aria
Gut recherchiert! Hier sieht man Probleme, die mehr oder weniger jede Studie hat: Zeit und Geld. Und daraus folgt dann das nächste Problem: die Abhängigkeit von Geldgebern. Dabei gibt es in Deutschland noch teilweise Gelder von öffentlicher Hand, während in den USA es wohl fast ausschließlich Gelder aus "Drittmittel" (von Sponsoren oder aus Veröffentlichungen) sind.
Deshalb sind eigentlich alle "Wahrheiten", die sich auf Studien berufen, mit gewisser Vorsicht zu betrachten und erst einmal nicht wesentlich besser als reine Meinungen.

Ich benutze deshalb neben diesen Studienergebnissen oder Meinungen gern den eigenen Menschenverstand und schaue auf das, was uns die Natur zeigt oder was wir aus der Geschichte wissen.
Ich meine, die menschliche Natur zeigt uns sehr einfach und deutlich, ob wir ausreichend Sonnen-Vitamin haben: Neben dem Schutzmechanismus einer akuten Überdosierung von Vitamin-D (Bei akuter zu hoher Sonnenbestrahlung wird die Umwandlung zur Vitamin-Stufe, die der Körper aufnehmen kann, automatisch gedrosselt) reagiert der Körper durch die Bräunung der Haut auf die UV-Aufnahme. Gemäß eines natürlichen Aufenthaltes, sprich ganzjährig mehrstündig im Freien, bräunt die Haut im Frühjahr und verblasst im Herbst - und regelt damit die UV-Aufnahme. Es gibt also nichts, was sicherer zeigt, dass man ausreichend Vitamin-D im Körper hat, als die deutlich sichtbare Bräunung der Haut - wenn es denn die ganze Haut ist. Je weniger wir Haut bräunen lassen, desto verfälschter ist das Zeichen, denn der Mensch ist von seiner Natur her unbekleidet und man wird nicht langsamer braun, wenn man den ganzen Körper bräunen lässt, sprich, die Einfärbung ist eine Reaktion auf die Menge der auf die entsprechende Hautstelle auftreffenden UV-Strahlen, keine Reaktion der tatsächlich im Körper befindlichen Vitamin-D-Menge.

Zu den Studien: Man wird bei jeder Studie Mängel finden. Man wird auch bei Studien Mängel finden, die behaupten, die Bevölkerung hätte keinen nennenswerten Mangel an Vitaminen, Mineralien und sonstigen Stoffen. Auch hier darf man von Interessenkonflikten ausgehen, weil der Pharma daran gelegen ist, viele kranke Menschen zu "produzieren".

 

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Mecki » Mo 4. Sep 2017, 16:01

Das ist es doch.... wenn "Pharma" eine Studie selbst ausführt oder in Auftrag gibt....über Pharmaka....
wird das Ergebnis "entsprechend" ausfallen. Jeder Konzern wäre mit Blindheit beschlagen, würde er ein
ggf. negatives Ergebnis publizieren....das Produkt könnte sofort in der Tonne abgelegt werden.

Und unabhängige Erhebungen sind unpopulär, wenn diese die tatsächlichen Inhalte aller relevanten
Daten und über die Probanden-Gruppen darlegen.

Und wer die Hinweise über den angeblichen Vitamin-D-Mangel auf die zusätzlichen Spurenelemente
wie zum Beispiel den Calzium-Bestand ausweitet und auf die sonst noch relevanten Spurenelemente
bezieht, wird erkennen können, dass ein Vitamin-D-Mangel nicht allein durch die fehlende Zufuhr
durch Nahrung (ja, es gibt Vitamin-D-haltige Nahrung, die allerdings für eine ausreichende Versorgung
nicht ausreicht), fehlende Sonnennutzung , "zu viel Sonnenschutzmitteln" ausgelöst wird.

Hans H.

Dein überaus großes naturwissenschaftlichen Wissen, deine beruflichen Erfahrungen, auch die da hinein-
greifenden med. Bereiche, können dem Wissen von Medizinern nicht standhalten...sorry.

Wenn mir mein Onkologe, mein Dermatologe, die Oberärzte, die Chefärzte der Klinik raten, wie ich mich
mit den angesprochenen Dingen verhalten sollte, lege ich großen Wert darauf. Und was die mir in 20
Jahren empfohlen haben, spricht immer GEGEN die Hinweise, die leider sehr verbreitet sind.

Studien - wer hat sie erstellt? Da scheiden sich meist schon die Geister! Die besagten Studien - ich lege sie
Mitte Sept. bei der nächsten Untersuchung in der Klinik den Ärzten vor...

...die Antwort kenne ich schon - diese von dir angesprochenen Studien sind weder medizinisch, noch
wissenschaftlich belastbar.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4362
Registriert: 29.03.2010
Wohnort: Limbach-Oberfrohna
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 63

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Zett » Mo 4. Sep 2017, 17:26

Mecki hat geschrieben:dass ein Vitamin-D-Mangel nicht allein durch die fehlende Zufuhr
durch Nahrung (ja, es gibt Vitamin-D-haltige Nahrung, die allerdings für eine ausreichende Versorgung
nicht ausreicht), fehlende Sonnennutzung , "zu viel Sonnenschutzmitteln" ausgelöst wird.

So ist das. Eine alleinige Gabe von künstlichem Vitamin-D soll laut (ich kenne es nur von alternativer Seite) aktuellem Stand nur Sinn machen, wenn es mit einer ausreichender Zufuhr (egal ob künstlich oder mit der Nahrung) von Magnesium und Vitamin K verbunden ist. Ansonsten würde Vitamin-D nur unzureichend vom Körper aufgenommen. Wahrscheinlich gilt gleiches bei Vitamin-D-Bildung über die Sonne.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4362
Registriert: 29.03.2010
Wohnort: Limbach-Oberfrohna
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 63

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Zett » Mo 4. Sep 2017, 19:20

Nun wäre nur noch interessant, auf welcher (wissenschaftlichen?) Datengrundlage die Behauptung fußt, die Mehrheit der deutschen Bevölkerung hätte keine Mangelernährung (Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe).
Ich vermute, dort wird die Datenlage keinesfalls besser aussehen, eher schlechter.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4833
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Di 5. Sep 2017, 00:44

Mecki hat geschrieben:Das ist es doch.... wenn "Pharma" eine Studie selbst ausführt oder in Auftrag gibt....über Pharmaka....
wird das Ergebnis "entsprechend" ausfallen. Jeder Konzern wäre mit Blindheit beschlagen, würde er ein
ggf. negatives Ergebnis publizieren....das Produkt könnte sofort in der Tonne abgelegt werden.

Das ist gelinde gesagt Quatsch (außer den letzten 9 Wörtern)! Es ist nun mal so, dass über 99% der Studien zu pharmakologischen Präparaten von der Pharmaindustrie entweder selbst durchgeführt oder in Auftrag gegeben wird. Wenn sie das nicht täten, hätten wir z.B. bereits seit 50 Jahren kein neues Antibiotikum mehr auf den Markt bekommen. Die damaligen Präparate sind allerdings bereits seit ca. 30 Jahren wirkungslos, weil es gegen die damals schon massenweise resistente Keime gab.

Sicher kann man gegen viele Mittel wettern, da es heute zu viele gibt, bei denen oft der Vorteil der Neuen nicht den Mehrpreis rechtfertigt, aber es gibt auch viele neue Mittel gegen die wirklich schweren Krankheiten wie Krebs (der Fortschritt der letzten 20 Jahre ist da enorm), wobei auch da ein großer Teil der Studien zur Prüfung der Wirksamkeit von der Industrie finanziert wurde.

Tatsache ist, dass bei weit mehr als 90% der Studien das Ergebnis zum Nachteil der Industrie ausfällt, die die Studien finanzieren und Tatsache ist auch, dass darüber dann klar berichtet und die weitere Entwicklung des Mittels in vielen Fällen gestoppt wird (bzw. wie oben zitiert, wird das Produkt "sofort in der Tonne abgelegt".

Nur ein sehr kleiner Teil der Mittel, die vom ersten Wirkstoff-Screening mit positivem Ergebnis in die Entwicklung kommen, schafft es tatsächlich zu einem zugelassenen Pharma-Wirkstoff. Das Argument "wenn "Pharma" eine Studie selbst ausführt oder in Auftrag gibt....über Pharmaka.... wird das Ergebnis "entsprechend" ausfallen." ist daher falsch. Außerdem würde eine Firma bei gefälschten Ergebnissen niemals eine Zulassung bekommen, denn die Studien werden von mehreren unabhängigen Fachleuten auf Herz und Nieren geprüft. Es ist richtig, dass es nachweislich eine Zeit lang Ergebnis-Fälschungen bei Studien gegeben hat, die erst Jahre später aufgeflogen sind. Das war auch weder im Auftrag noch im Sinne der Firmenleitung, sondern einfach nur aufgrund des krankhaften Ehrgeizes eines Wissenschaftlers in der Entwicklung. Das war aber bei neuen Wirkstoffen und nicht bei altbekannten Vitaminen. Aber da sind die Kontrollen inzwischen viel schärfer geworden, um eine Wiederholung zu vermeiden.

Mein Fazit hierzu: das Argument von Mecki zieht nicht. Es geht voll daneben.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4833
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Di 5. Sep 2017, 01:39

Aria hat geschrieben:In Bezug auf diese Studie habe ich meine Zweifel. Warum? Weil der Autor der Studie Christoph Kipshoven identisch ist mit Christoph Kipshoven, dem „med. Fachreferent der Med.-wiss.-Abtl. der Opfermann Arzneimittel GmbH“, einer Firma, die Vitamin D Präparate herstellt und diese Studie auch gesponsert hat.

Diese Zweifel teile ich nicht. Gründe:
Es handelt sich um eine Dissertationsschrift, die von mindestens zwei unabhängigen Universitätsprofessoren geprüft wurde, bevor sie überhaupt für die Dissertation angenommen wurde. Der Direktor des Akademischen Lehrkrankenhauses der Universität zu Köln steht im Titel der Arbeit als Verantwortlicher darüber. Prof. Dr. med. J. D. Ringe ist auch Leiter des Westdeutschen Osteoporose Zentrums. Er hatte also echte medizinisch-wissenschaftliche Interessen an der Arbeit. Sonst hätte er die auch nicht für eine Dissertation betreut. Immerhin darf man den Zusatzaufwand nicht vernachlässigen, der einem Prof. durch jede von ihm betreute Dissertation entsteht. Da wird in den Naturwissenschaften und in der Medizin schon gut ausgewählt, was man annimmt.

Außerdem musste diese Arbeit von allen Ethik-Kommissionen der Bundesländer, in denen Daten gesammelt wurden, bewertet und zugelassen werden. Die Ethik-Kommissionen prüfen natürlich in erster Linie den Persönlichkeitsschutz der Patienten, also wie gut mit pseudonymisierten Daten umgegangen wird, aus denen nicht durch Kombination mehrerer Merkmale dann doch eine Identifizierung möglich wäre. Sie prüfen aber grundsätzlich auch die Unabhängigkeit der verantwortlichen Studienleiter, insbesondere die Unabhängigkeit von jeglicher Einflussnahme des Sponsors. Ich habe so manche Berichte von Ethik-Kommissionen gesehen (um meine Stellungnahme dazu abzugeben), habe aber nie etwas daran zu kritisieren gefunden, auch wenn es den Auftraggebern manchmal nicht gefiel. Mit Einflussnahme geht da gar nichts!

Außerdem ist nun diese DEVID-Studie 7 Jahre alt und alle diejenigen, die eine andere Meinung nach wie vor vertreten (das sind ja nicht wenige in Deutschland) hatten genug Zeit sie zu "zerpflücken" wenn sie irgend etwas gefunden hätten, wo sie methodisch nicht einwandfrei gewesen wäre. Das ist aber nicht passiert! Es gab zusätzlich zur Dissertationsschrift eine Veröffentlichung in "Osteologie" 2008, 17:1-34:A 55; P48 und es gibt noch in MMW - Fortschritte der Medizin - Sonderheft 4/2011 die Arbeit: "Vitamin-D-Unterversorgung in Deutschland, Gefahr für erhöhte Morbidität und Mortalität? von Prof. Dr. med. Johann D. Ringe, Dr. med. Christoph Kipshoven. Das sind beides Medizinische wissenschaftliche Schriften, deren Verlage äußerst gut auf wissenschaftliche Qualität prüfen, was sie zur Veröffentlichung annehmen. Zu dem Zeitpunkt war Kipshoven bereits bei einer anderen Firma, nämlich Madaus.

Dass der Projektleiter zu den regionalen Aussendiensttagungen an vier Orten, verteilt im Bundesgebiet reisen musste, um die dortigen Mitarbeiter über den Verlauf zu informieren, ist wohl selbstverständlich, denn so eine Studie mit der Datensammlung kann einer nicht allein in wenigen Monaten durchführen. Alles was an Daten bei ihm einging war so gut pseudonymisiert, dass er auch nicht sehen konnte, was aus welcher Region kam. Also konnten die Außendienstmitarbeiter völlig unabhängig arbeiten, denn auf die konnte nichts zurückgeführt werden.
Abgesehen davon, dass die Mitarbeiter einer Pharmafirma die geeignete Ärzte aussuchten und damit mittelbar Einfluss auf die Auswahl der Probanden nahm,
Sie suchten nicht geeignete Ärzte aus, sondern sie nahmen alle Ärzte, die nach Anfrage der Außendienstmitarbeiter bereit waren, teilzunehmen.
so waren diese Probanden auch nicht gesund. Jedenfalls wurde ihnen aus irgendeinem Grund routinemäßig Blut abgenommen
Ein Teil der Probanden war nicht gesund, aber ein ausreichend großer Teil war gesund. Das ist im Verlauf des Textes irgendwo im Detail beschrieben. Der gesunde Anteil hatte eine vergleichbare Verteilung der Vit.-D-Spiegel, wie die anderen, denn solche, in denen die Krankheit von vornherein etwas mit Vit.-D zu tun hat, also das Ergebnis beeinflussen könnte, wurden aus statistischen Gründen nicht in die Bewertung aufgenommen.
Nur 34 % der Probanden waren jünger als 50 Jahre.
Und diese 34% waren dennoch eine ausreichend Anzahl, um auch für diese Altersgruppe die statistische Verteilung zu berechnen. Die Darstellung nach Altersklassen ist schließlich in der Arbeit zu finden, und gerade für diese Altersklasse war das Ergebnis wirklich katastrophal. Wenn es auch nicht so schlecht war, wie für die über 60-jährigen, hätte man erwarten sollen, da ja im Alter die Vitamin-D Bildung in der Haut deutlich geschwächt und auch die Aufnahme über die Nahrung reduziert ist, dass bei den jungen Leuten über 95% eine gute Versorgung gehabt hätten. Es waren aber bei der Altersgruppe unter 40 nur 26% (bei den 60-69Jährigen 16%, 70-79jährigen 10% und über 80jährigen 7%).

Im Übrigen gibt es inzwischen zahlreiche andere Veröffentlichungen zum Vitamin D-Mangel, die das wiedergegebene Bild gut bestätigen.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5133
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Di 5. Sep 2017, 13:56

Hans H. hat geschrieben:Der Direktor des Akademischen Lehrkrankenhauses der Universität zu Köln steht im Titel der Arbeit als Verantwortlicher darüber. Prof. Dr. med. J. D. Ringe ist auch Leiter des Westdeutschen Osteoporose Zentrums. Er hatte also echte medizinisch-wissenschaftliche Interessen an der Arbeit. Sonst hätte er die auch nicht für eine Dissertation betreut.
[…]
Außerdem musste diese Arbeit von allen Ethik-Kommissionen der Bundesländer, in denen Daten gesammelt wurden, bewertet und zugelassen werden.
Der Grund, warum der Professor mitmachte und die Ethik-Kommission dem Vorhaben zustimmte, könnte in der Tatsache liegen, dass es bis zu diesem Zeitpunkt keine vergleichbare für Deutschland geltende Studie gab. Das wird in der vorliegenden Studie selbst gesagt – Zitat: Für Deutschland gab es zur Zeit der Planung und Durchführung der Studie keine größeren Untersuchungen, die Rückschlüsse auf den Vitamin-D-Status in der Gesamtbevölkerung zulassen würden.

Es könnte also sein, dass die genannten Beteiligten trotz der Bedenken in den in sauren Apfel bissen.


Hans H. hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Abgesehen davon, dass die Mitarbeiter einer Pharmafirma die geeignete Ärzte aussuchten und damit mittelbar Einfluss auf die Auswahl der Probanden nahm,
Sie suchten nicht geeignete Ärzte aus, sondern sie nahmen alle Ärzte, die nach Anfrage der Außendienstmitarbeiter bereit waren, teilzunehmen.
Niemand weiß, ob tatsächlich alle Ärzte gefragt wurden, oder z.B. vor allem diejenigen, die überwiegend Prekariatspatienten betreuten, die sich bekanntlich weniger gesund ernähren als die Mehrheit der Bevölkerung.


Hans H. hat geschrieben:
Aria hat geschrieben: … so waren diese Probanden auch nicht gesund. Jedenfalls wurde ihnen aus irgendeinem Grund routinemäßig Blut abgenommen
Ein Teil der Probanden war nicht gesund, aber ein ausreichend großer Teil war gesund.
Das ist eine ziemlich abenteuerlich Behauptung, denn in der Studie werden von den 1340 Probanden 1133 (84,5%) mit mindestens eine Dauerdiagnose genannt. Das heißt nur 15 % der Probanden war nicht mit irgendwelcher Krankheit vorbelastet in der Praxis erschienen. Dazu gab es 683 (50,97%) Patienten mit mindestens einer aktuellen Diagnose. Nimmt man die beiden Zahlen zusammen, bedeutet das für mich: So gut wie kein vollkommen gesunder Mensch hat sich da Blut abnehmen lassen.


Hans H. hat geschrieben:Im Übrigen gibt es inzwischen zahlreiche andere Veröffentlichungen zum Vitamin D-Mangel, die das wiedergegebene Bild gut bestätigen.
Wenn die Blutproben auf ähnliche Weise gewonnen wurden wie in der hier besprochenen Studie, dann wundert mich das nicht.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4833
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Di 5. Sep 2017, 16:07

@Aria: dann versuch es mal herauszufinden, wie bei den folgenden Zitaten die Blutproben genommen worden sind, und ob es auch bei den Untersuchungen der DGE mit 3917 Teilnehmern (3. Zitat) einen Interessenskonflikt gegeben haben kann.

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ ... p?id=40818

http://www.focus.de/gesundheit/ernaehru ... 88149.html

Sehr "konservativ" bewertet das noch die DGE:
https://www.dge.de/fileadmin/public/doc ... 111220.pdf
aber immerhin wird ab 65 auf jeden Fall eine zusätzliche Einnahme empfohlen und (Zitat): "Serumkonzentrationen von > 50 mmol/l (> 20 ng/ml) 25(OH)D könnten auch für jüngere Erwachsene sinnvolle Zielwerte sein." Nach der im Text veröffentlichten Statistik ist das aber nur bei weniger als der Hälfte der Fall (Jungen 1-17 Jahre: 37,9% Mädchen 1-17 Jahre 36,1%, Männer 18-79 Jahre 43,2%, Frauen 18-79 Jahre 42,2%).
Zu beachten: der Zielwert nach den US-Forschungsergebnissen mit signifikanten Gesundheitsunterschieden sollte um 50% höher liegen (30 ng/ml), als nach der DGE, und das erreichen nach den Daten in dieser Arbeit nur 14,2% (Gesamt-Mittel aller Altersstufen).

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4536937/

http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMra070553 (das ist eins der rennomiertesten europäischen Journale in der Medizin, daher steht der volle Text leider nicht kostenfrei zur Verfügung)

http://www.sunarc.org/ (Liste der Veröffentlichungen mit Links etwas weiter unten auf der Seite)

http://www.osd-ev.org/osteoporose-thera ... d8QAvD_BwE

http://www.labor-enders.de/vitamin_d.html

http://www.heilpraktiker-heitland.de/di ... k/vitamin/

http://www.vitamindelta.de/faq-frage-an ... s&start=22

https://www.semanticscholar.org/paper/T ... ba5f872731

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2196219/

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... D71.f02t01 (nur Kurzfassung kostenfrei verfügbar)

Bücher mit einigen Leseproben unter Google-Books:
https://books.google.de/books?id=7PHdsY ... y.&f=false

https://books.google.de/books?id=ktT5CJ ... y.&f=false

https://books.google.de/books?id=ftILCw ... y.&f=false


Weitere Artikel, die Zitate sind so aus einer Literaturliste eines zusammenfassenden Artikels kopiert (bitte selbst suchen, ob im Internet zu finden - meistens reicht die Kopie der Autorennamen und des ersten Teils des Titels für die Google-Suchzeile aus):

Bischoff-Ferrari H.A. et al. Monthly High-Dose Vitamin D Treatment for the Prevention of Functional Decline: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med, online 4. Januar 2016
Fabri M. et al.: Vitamin D is required for IFN-gamma-mediated antimicrobial activity of human macrophages. Sci Transl Med. 2011 Oct 12;3(104):104ra102.
Muehleisen B, Gallo RL.: Vitamin D in allergic disease: shedding light on a complex problem. J Allergy Clin Immunol. 2013 Feb;131(2):324-9
Szodoray P. et al.: The complex role of vitamin D in autoimmune diseases. Scand J Immunol. 2008 Sep;68(3):261-9.
Jeffery L.E. et al.:Vitamin D in rheumatoid arthritis-towards clinical application. Nat Rev Rheumatol. 2015 Oct 13. doi: 10.1038/nrrheum.2015.140.
Raftery T. et al.: Vitamin D: new roles and therapeutic potential in inflammatory bowel disease. Curr Drug Metab. 2012 Nov;13(9):1294-302.
Ascherio A. et al.: Vitamin D and multiple sclerosis. Lancet Neurol. 2010 Jun;9(6):599-612
Judd S.E., Tangpricha V.: Vitamin D deficiency and risk for cardiovascular disease. Am J Med Sci. 2009 Jul;338(1):40-4.
Mitri J, Muraru M, Pittas A. Vitamin D and type 2 diabetes: a systematic review. European journal of clinical nutrition. 2011;65(9):1005-1015.
Jääskeläinen T. et al.:Higher serum 25-hydroxyvitamin D concentrations are related to a reduced risk of depression. Br J Nutr. 2015 May 14;113(9):1418-26.

Ich kommentiere jetzt nichts weiter aus den Arbeiten. Da kann sich jeder selbst ein Bild machen.
Es liegt mir fern, irgend jemanden zu überzeugen, aber erinnert Euch daran, wenn Ihr mit 55 bis 65 vorzeitig irgendwelche Alterskrankheiten bekommt, die man hätte verhindern können.

 

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Mecki » Di 5. Sep 2017, 16:27

Studien werden wohl oft nach Gusto gesehen...wenn sie "passt", die die Studie das Maß der Dinge.
Passt eine Studie im Ergebnis nicht, wird sie "zerrissen".

Mir kann doch keiner plausibel erklären, dass von Pharmakonzernen in Auftrag gegebene Studien
bei einem negativen Ausfallen publiziert würde - egal um welches Präparat es sich handelt und egal,
ob unabhängig eingesetzte Professoren ihre Zustimmung zur Durchführung einer Studie gegeben
haben. Da geht es um Milliarden-Geschäfte....und dann sind "Milliönchen" an Euro ein Klacks, die
ggf. in den Sand zu setzen, wenn eine Studie NICHT zu dem Ergebnis kommt, was angestrebt wird,
um das mal sehr salopp auszudrücken.

Und wie seriös die Probanden für eine derartige Studie ausgesucht werden - bieten die Probanden
WIRKLICH die Ansprüche, um überhaupt ein hieb- und stichfestes Ergebnis zu liefern? Wenn bereits
gesundheitlich angeschlagene Probanden z. B. an einer Studie Rachitis/Vitamim-D teilnehmen sollen,
dann fehlt doch etwas, um zu einem wirklich aussagekräftigen Ergebnis der Studie zu kommen.

Ich war 1998 in eine Studie eingeschrieben. Es ging um den Test an einem Medikament, was in der
Erprobung war. Dass ich Voraussetzungen erfüllen musste, um überhaupt zugelassen zu werden, versteht
sich von selbst - die Datenblätter wurden vor Beginn der Studie vom Auftraggeber der Studie geprüft.

Ja...es gibt unterschiedliche klinisch-medizinische Studien... Blindstudie oder Doppelblindstudie.

Warum gerade bei dem Milliarden abwerfenden Markt von Nahrungsergänzungsmitteln "irgendwelche"
Probanden herhalten sollen, die offensichtlich keine Voraussetzungen zu erbringen haben. lässt doch
den Schluss zu, dass dann ggf. eine Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln gegeben ist. Würde vorher
der gesamte Immunstatus ermittelt, BEVOR ein Proband sich der Studie stellt.... muss ich ausführen,
zu welchen Ergebnissen Studien man kommen würde?

Wer lässt den gesamten Immunstatus testen - die wenigsten. Als ich mich dafür interessierte, lag die
Pauschale bei über 200 €...weil "IGeL-Abrechnung"

Was ist denn, wenn ein Missverhältnis verschiedener Vitamine zu Spurenelementen/Mineralstoffen
vorliegt, was durchaus einen Mangel an dem einen "Stoff" nachweißt, ein "Auffüllen" aber lebens-
gefährlich sein kann, weil ein relevanter Wert ggf. viel zu hoch ist?

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5133
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Di 5. Sep 2017, 19:35

Vielen Dank, Hans H., für die Links. Allerdings habe ich mir aus Zeitgründen nur 2 Dokumente genauer angeschaut: das 1. und das 3.


Hans H. hat geschrieben:@Aria: dann versuch es mal herauszufinden, wie bei den folgenden Zitaten die Blutproben genommen worden sind, und ob es auch bei den Untersuchungen der DGE mit 3917 Teilnehmern (3. Zitat) einen Interessenskonflikt gegeben haben kann.
Ob es bei den Untersuchungen der DGE mit 3917 Teilnehmern einen Interessenkonflikt gegeben hatte, kann ich nicht erkennen, ich halte es ab für ausgeschlossen, dass sich der durchführende Robert Koch Institut dabei einer Pharmafirma bedient hätte.

Fest steht jedenfalls, dass sich die Ergebnisse der DGE-Untersuchung auffallend von der von uns zuvor besprochenen Doktorarbeit unterscheiden.


Hans H. hat geschrieben:Es liegt mir fern, irgend jemanden zu überzeugen, aber erinnert Euch daran, wenn Ihr mit 55 bis 65 vorzeitig irgendwelche Alterskrankheiten bekommt, die man hätte verhindern können.
Auch ich habe kein Interesse, dieses Thema weiter zu wälzen, deshalb sollten wir es ad acta legen, bis neuere/zuverlässigere/bessere Erkenntnisse vorliegen.


Jetzt aber was Neues. Im Deutschlandfunk habe ich heute gehört, dass in dem Fachmagazin "The Lancet" gerade eine Langzeitstudie veröffentlicht wurde, die über 7 Jahre lief und mehr als 135.000 Menschen aus 18 Ländern umfasste – Zitat aus der Zusammenfassung des Deutschlandfunks:

Ein hoher Anteil von Kohlenhydraten in der Nahrung ist ungesund. Laut der Studie erhöhen Kohlenhydrate das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Fette hingegen erhöhen dieses Risiko neuesten Erkenntnissen nach nicht. Damit geraten alte Medizin-Dogmen ins Wanken.

Link: http://www.deutschlandfunk.de/ernaehrun ... _id=395140

Dort auf “HÖREN” klicken, um das interessante Interview mit Michael Ristow von der ETH Zürich zu hören. Erst dann kann man das Ganze halbwegs richtig einordnen.

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 109 Gäste