Eule hat geschrieben:
Muss ich dieses dir wirklich erklären?
Ja, gerne. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass Ostdeutschland seit der Wende ca. 2 Millionen Bürger durch Abwanderung verloren hat. In manchen ostdeutschen Ländern sind 20 % der Bevölkerung abgewandert.
Jetzt, 25 Jahre nach der Wende, stellen die Wirtschaftsinstitute fest, dass die Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland immer noch hinter der des Westens hinterherhinkt. Warum wohl?
Migration ist ein Prozess bei dem die Starken gewinnen und die Schwachen verlieren. Immer!
Insofern ist es moralisch verwerflich davon zu sprechen, dass Deutschland Zuwanderung braucht. Die Probleme, die wir haben, also Fachkräftemangel und Überalterung, haben die, wo diese Zuwanderer herkommen auch. Wir verschärfen dadurch diese Probleme sogar noch.
Japan ist übrigens trotz Überalterung (da werden mehr Windeln für Erwachsene als für Kinder verkauft) strikt gegen Zuwanderung.
Und dann gibt es noch den Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dieser sieht vor, dass eine länderübergreifende Anwerbung von Gesundheitspersonal nur erfolgen soll, wenn im Ausgangsland kein Fachkräftemangel besteht.
Komischerweise gibt es diesen Fachkräftefluss nur in einer Richtung, von Ländern mit niedrigen Löhnen in Länder mit höheren Löhnen. Anders herum nicht.
Außerdem wird Zuwanderung das Problem nicht lösen. Wenn ich jetzt mal das Beispiel Pflegekräfte in Zahlen nehme:
Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di sieht schon heute
ein Defizit von 160.00 Vollzeitstellen in deutschen
Krankenhäusern.
Und Achtung! -> Initiative der Bundesrepublik, Frau von der Leyen:
Am 19. März 2013 fand in Manila eine Vermittlungsabsprache
zwischen den Philippinen und der BRD
über die Anwerbung von 500 philippinischen Krankenpflegekräften
statt. Die Anwesenheit der Bundesministerin
für Arbeit und Soziales, Ursula von der
Leyen, verlieh dem Akt Bedeutung.
500 Anwerbungen für 160.000 Stellen. Da werden unsere Probleme ja ganz schnell gelöst.
Das Land Brandenburg warnt ja schon vor der Gefahr "Abwanderung":
Zusätzlich belastend für das Land steht eine Tendenz der Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte in wirtschaftlich besser gestellte Regionen in Deutschland.
Aber es geht ja weiter. Es gibt immer wieder Prozesse, wo Politik und Arbeitgeber jahrelang mit der Schulter gezuckt haben und Änderungen nicht in Sicht waren, woraufhin die Ostdeutschen ihre Reproduktion eingestellt haben.
Es gibt noch eine hohe Zahl Arbeitsuchender im Land, das wird sich entsprechend demografischer Prognosen in den nächsten Jahren rapide ändern.
Der letzte Teilsatz bezieht sich auf den Geburtenknick nach der Wende. "Plötzlich" gibt es freie Lehrstellen. Die Arbeitslosenzahlen sinken stetig, weil mehr Leute in Rente gehen, als neu auf den Arbeitsmarkt dazu kommen. Dazu kommt noch die Abwanderung.
Wenn die Prognose eintritt, dann werden demnächst für Arbeitnehmer paradiesische Zustände eintreten.
Sie müssen nicht mehr nach einer Arbeit suchen, sondern können sich eine Arbeit aussuchen.
Offensichtlich ein Horror für Arbeitgeber. Deshalb gibt es diesen Slogan vom Fachkräftemangel.
Ich fasse zusammen:
1. Zuwanderung kann den Fachkräftemangel insbesondere bei Massenberufen nicht lösen. Die Probleme, die dabei durch begleitende Familien entstehen, habe ich noch gar nicht erörtert. Außerdem wird das Problem der eigenen Arbeitslosigkeit nicht gelöst.
2. Ein Mangel auf einem Markt (hier Arbeitsmarkt) wird in Marktwirtschaften immer durch steigende Preise (Löhne) gelöst. Das soll offensichtlich verhindert werden.
Aber Du kannst ja gerne anderer Meinung sein.