Mode folgt einigen Grundregeln, die immer gleich sind.
1. Regel, die Sommerbekleidung wird mit hellen und bunten Farben ausgestattet, die Winterkleidung mit bedeckten bis dunklen Farbtönen.
2. Regel, die farbliche Mischung wird jedes Jahr verändert.
3. Regel, der Schnitt wird jedes Jahr etwas anders gesetzt.
4. Regel, die Stoffe werden jeweils aus anderen Fasermischungen zusammen gestellt.
Diese vier Regeln ermöglichen eine derartige Gestaltungsvielfallt, so dass modische Wiederholungen erst in der nächsten bis übernächsten Generation zu erwarten sind. Wenn man sich die Geschichte der Mode und ihre Veränderungen ansieht, so stellt man fest, dass der Zyklus der Veränderungedn jetzt erheblich kürzer ist und dieses nicht zwingend auf eine Veränderung der Auffassung von Sexualität in der Bevölkerung hinweist. Gleiches trifft auf die Literatur und die bildgebenden Künste zu.
Aria, es trifft auch zu, dass aus Einzelmeinungen sich ein Trend entwickeln kann. Wir unterscheiden uns nur in der Bewertung der Einzelmeinung. Es hat stets sog. Ausreißermeinungen gegeben, mal in der einen und ein anderes Mal in die andere Richtung. Mir scheint es so, dass du diese Ausreißerfunktion (ein Begriff aus der Statistik) nicht berücksichtigst.
Und Europa ist in dieser Hinsicht immer noch frei. Aber die Aufklärung war weniger eine Befreiung der Moral, es war eine Befreiung der Wissenschaft. Die Befreiung der Moral erfolgte über die Philosophie und später daraus folgend aus der Pädagigik. Es trifft jedoch zu, dass die Theologie dieser Entwicklung stets nachhinkt.Europa war schon einmal sehr frei: Als sie sich vom Joch der christlichen Kirchen befreite, die bis dahin das Sagen in moralischen Frage hatte. Das war die Zeit der Aufklärung.
Ich kann hier deinem Gedankengang nicht folgen. Die Aufklärung hat keine moralische Lehrsätze gesetzt, aufgehoben oder umformuliert. Schau dir doch die Haltung von Rousseau an, die er in seinem Buch "Emil oder Über die Erziehung" veröffentlich hat. Die heutige Pädagogik hat hier eine andere Einstellung, die jedoch nicht von der Theologie in der einen oder anderen Richtung beeinflusst wurde. FKK war eine Bewegung einer kleinen Minderheit und hatte zu keinem Zeitpunkt eine durchschlagende Wirkung auf die Gesamtgesellschaft. Die Reformgedanken wurden durch den Faschismus abgewürgt. Die sog. sexuelle Revolution hat zu keiner echten Veränderung der moralischen Auffassung der Bevölkerung geführt. Man redet jetzt mehr oder weniger offen über Sexualität, aber eine Verhaltensänderung oder Neuberwertung der Sexualität hat nicht oder wenn dann kaum stattgefunden. Ich kann jetzt wirklich keine Veränderung in der moralischen Auffassung der Prüderie der 50ger Jahre sehen und erkennen.Die Freiheit wurde aufs Neue mit alter, bisweilen noch rigoroseren Moral ersetzt – man nannte es hinterher das viktorianisches Zeitalter.
Was ich jedoch deutlich sehe, ist eine sehr starke Verunsicherung aufgrund der neuen Medien. Da mag Einiges beim oberflächlichen Betrachten so aussehen, als ob man in die vergangene Prüderie zurück fallen würde. Wenn man aber genauer hinsieht, so stellt sich dieser Sachverhalt von der inneren Motivation anders dar.
Dort, wo du eine Abkehr von der christlichen Moralvorstellung feststellen kannst, war der Kommunuismus in seinen Anfangszeiten, deutlich in der UdSSR und Kuba. Dort wurde aber die Freizügigkeit relativ schnell wieder kassiert, und dieses ohne Einfluss von religiösen Vorstellungen.
Jede betonte Vorwärtzbewegung wird später in einem gewissen Teil wieder zurück genommen, ohne dass dieses gesellschaftspolitisch Bedeutsam ist. Es kommt eben nicht nur auf das äußere Bild an, es kommt auf die Motivation an. Welche gesellschaftspolitische Bededutung hat es für die Gesamtgesellschaft, ob in einem abgeschlossenem FKK-Gebiet in einem Laden nackt oder mit gewisser Grundbekleidung eingekauft wird? Da spielt sich etwas innerhalb eines geschlossenen Raumes ab, was außerhalb dieses Raumes nicht zur Kenntnis genommen wird. Verdammt noch mal, wo liegt hier der gesellschaftspolitische Wert für die Gesamtgesellschaft? Es hat ja auch für dich keine Bedeutung, ob in einem Kloster in der Klasur die Möncher eine Kutte tragen oder nicht. Und weil du dieses nicht wahrnimmst und nicht wahr nehmen kannst, hat dieses doch für dich keine Bedeutung. Und genauso verhält es sich mit der Frage, ob die Nudisten innerhalb eines abgeschlossenen FKK-Geländes in einem nur dort zugänglichen Laden nackt einkaufen oder nicht. Auch wenn Campingliesel diese Beobachtung im alten Forum berichtete und ich zweifel die Richtigkeit des Berichtes von Campingliesel nicht an, das ändert doch nichts an der fehlenden Außenwirkung auf die Gesamtgesellschaft. Denke doch bitte den Gedanken zu ende und bleibe nicht bei dem formalen Bild hängen.Eule hat geschrieben:
Den von Aria befürchteten gesellschaftlichen Wandel in die Prüdedrie der 50ger/60ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sehe ich nicht. Ich sehe lediglich eine sehr starke Verunsicherung der Menschen wegen der neuen Medien, der Nutzung der neuen Medien und der Unmöglichkeit, Nachrichten aus den neuen Medien entfernen zu können.
Auch das ist falsch, Eule, denn dieser Wandel setzte ein als es die sogenannten neuen Medien noch nicht gab.
Der Bezug auf FKK ist hier nicht richtig gesetzt. Es gibt eine zeitweilige, also Entwicklungsperiodisch bedingt, Abkehr der Jugendlichen vom FKK. Viele kehren später zum FKK zurück. Damit ist die gefällte Aussage im Bezug auf FKK nicht unbedingt richtig und daher falsch.Zett hat geschrieben:
Hinzu kommt wahrscheinlich ein ohnehin ständiger Wechsel, weil Kinder dazu neigen, den Ansichten der früheren Generation entgegenzustehen.
Das trifft die Sache schon eher: Es sind die neuen Generationen, die den Zeitgeist bestimmen. Konkret auf die FKK bezogen: Waren die älteren Generationen prüde, war das die Jugend nicht – und umgekehrt.