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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Kurioses, Lustiges, Aufmunterndes was unsere Forengemeinschaft interessieren dürfte
 

Re: Re:

Beitrag von hajo » Fr 17. Feb 2017, 12:24

Aria hat geschrieben:Das ist wieder ein Indiz, dass sich die Zeiten mittlerweile geändert haben und immer weiter in Richtung öffentliche Prüderie driften. Ähnliche Doppelmoral herrschte auch im 19. Jahrhundert: Auf der Straße durfte nichts, nicht einmal ein weiblicher Knöchel zu sehen sein, aber die Bordelle hatten Hochkonjunktur.
Richtig.
Meines Erachtens dient das dazu, die Menschen wieder regelkonformer zu machen. Heute wissen doch fast alle, was man nicht "darf", was sich "nicht gehört".
Wenn ich eigentlich normale Bereiche meines Lebens in die Heimlichkeit verlagern muss, dann ermuntert das dazu, sich auch insgesamt "heimlich", sprich verlogen, zu verhalten.
Freiheit ist das nicht.
Nicht aktiv und nicht passiv.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » So 19. Feb 2017, 13:01

Das bisschen Prügel – in Russland werden die Strafen bei häuslicher Gewalt gelockert – Zitat:

Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Strafen bei häuslicher Gewalt gelockert werden - Entkriminalisierung von häuslicher Gewalt nennt sich das. Wer in Russland seine Frau, Kinder oder Angehörige verprügelt, der wird nicht mehr mit Haft von bis zu zwei Jahren bestraft. Den Tätern drohen nur noch eine Geldstrafe von bis zu 30.000 Rubel (rund 460 Euro) oder Freiheitsentzug bis zu 15 Tage. Prügel wird also zu einer Ordnungswidrigkeit heruntergestuft.
Das Strafgesetzbuch wird nur dann angewendet, wenn der Täter mehr als einmal im Jahr zuschlägt, bei den Opfern Blutergüsse sichtbar sind oder deren Knochen brechen.
[…]
"Wir wollen nicht, dass man zwei Jahre im Gefängnis sitzt, nur weil es einmal einen Klaps gegeben hat." Eine solche Haftstrafe verschlechtere nur das Klima in der Familie. Die russisch-orthodoxe Kirche unterstützt den Gesetzentwurf.


Im Februar des vergangenen Jahres befürwortete der Papst Franziskus Schläge als Erziehungsmittel, jetzt zieht die russisch-orthodoxe Kirche nach.

Daran sieht man, wer wofür steht bzw. wer die gesellschaftlichen Fortschritte wieder rückgängig machen will.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 20. Feb 2017, 04:21

Na ja. Aria kann halt nicht anders. Sie unterstellt dem Papst eine Aussage, die dieser so nicht gemeint hat.

@ Hajo
Heute wissen doch fast alle, was man nicht "darf", was sich "nicht gehört".
Richtig, fast alle. ;)

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Mo 20. Feb 2017, 09:20

Eule hat geschrieben:Na ja. Aria kann halt nicht anders. Sie unterstellt dem Papst eine Aussage, die dieser so nicht gemeint hat.

@ Hajo
Heute wissen doch fast alle, was man nicht "darf", was sich "nicht gehört".
Richtig, fast alle. ;)
DANKE!

Für den Beleg, dass du - mal wieder - nichts verstanden hast. :roll:

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 20. Feb 2017, 22:43

@ hajo
Nun, ich denke, dass ich genau das verstanden habe, was Aria meint. Sie hat dieses ja schon mehrfach deutlich gesagt.

Aber was ich hier:
Heute wissen doch fast alle, was man nicht "darf", was sich "nicht gehört".
Richtig, fast alle. ;)
DANKE!

Für den Beleg, dass du - mal wieder - nichts verstanden hast. :roll:
solltest du mal sagen, was ich den nun schon wieder nicht verstanden habe. Ich habe doch lediglich deine Aussage bestätigt.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 21. Feb 2017, 15:22

Schrebergärten sind auch bei jungen Leuten wieder beliebt – in den letzten 10 Jahren ist der Altersdurchschnitt der Besitzer um 10 Jahre gesunken. Sie nehmen auch am unvermeidlichen Vereinsleben teil. Es geht auch nicht anders, denn die Stadt München zum Beispiel verpachtet ihre Kleingärtenflächen nur an Vereine. Rund 400 Euro kostet der Spaß pro Jahr, die Ablöse – in die Regel um die 3000 Euro – für die Gartenlaube etc. an den früheren Besitzer nicht eingerechnet.

Wer Schrebergärten wegen ihres schlechten Rufs ablehnt (gelten aufgrund der strengen Vorgaben zurecht als spießig: 30% der Gartenfläche muss beispielsweise dem Gemüseanbau gewidmet sein, die Laube darf max. 24 qm und die Hecke zum Nachbarn nur eine bestimmte Höhe haben, Ruhezeiten sind exakt einzuhalten, etc.), der beteiligt sich am sog. Urban Gardening, was fast das gleiche ist: Auch da ist die Mitgliedschaft im Verein nötig, aber die Vereinssatzungen sind liberaler. Zumindest in Punkto äußerer Ordnung. Aber in den anderen Dingen sind sie rigoroser, weil politischer: Es wird nur aufgenommen, wer für den nachhaltigen Nahrungsanbau eintritt und/oder die kapitalistische Wirtschaftsweise ablehnt.

Nach Jahrzehnten der "Unordnung" gilt nun wieder: Ordnung ist das halbe Leben.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mi 22. Feb 2017, 18:47

@ Aria
Wer Schrebergärten wegen ihres schlechten Rufs ablehnt (gelten aufgrund der strengen Vorgaben zurecht als spießig: 30% der Gartenfläche muss beispielsweise dem Gemüseanbau gewidmet sein, die Laube darf max. 24 qm und die Hecke zum Nachbarn nur eine bestimmte Höhe haben, Ruhezeiten sind exakt einzuhalten, etc.), ...
Mir war nicht bekannt, dass Schrebergärtnern als spießig gelten soll. Ja, es gibt diese festen Regeln. Diese sind aber aus ihrer Geschichte heraus zu verstehen. Spießig würde ich es erst dann empfinden, wann da Gartenzwerge und dergleichen aufgestellt wurden.

... Urban Gardening, was fast das gleiche ist: Auch da ist die Mitgliedschaft im Verein nötig, aber die Vereinssatzungen sind liberaler.
Unter Urban Gardening habe ich bislang verstanden, dass dort unbebaute Grundstücke in der Stadt in Gärten umgewandelt wurden, bis dort dieses Grundstück bebaut oder einem anderen Zweck zugeführt wird. Aber muss man hierzu einen Verein gründen? :roll:

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Fr 3. Mär 2017, 14:17

Warum AfD, Pegida & Co. gegen Gutmenschen hetzen, ist gut erklärbar – Zitat aus der Süddeutschen von heute:

Vorbilder dienen als Referenzgröße, als Standard, an dem der Normalbürger sein Handeln misst. Jedoch bereitet es in keinem Bereich des Lebens Freude, sich mit weit überlegenen Menschen zu vergleichen: Werden einem zu deutlich die Grenzen aufgezeigt, kostet es Mühe, sich selbst trotzdem wertzuschätzen. Die schärfsten Abwehrreflexe, so die Psychologin Lauren Howe von der Stanford University, wecke aber der Eindruck moralischer Unterlegenheit. Als Laie neben einem Profimusiker zu dilettieren, kratzt das Selbstbild nur geringfügig an. Als moralischer Versager und schlechter Mensch dazustehen, weckt hingegen starke Minderwertigkeitsgefühle, die um beinahe jeden Preis vermieden werden.
[…]
Dabei reicht es schon, wenn der Vorwurf nur im Denken des Unterlegenen existiert. Aus der Forschung ist bekannt, dass Vegetarier deshalb oft so heftige Ablehnung auslösen, weil Fleischesser sich in ihrer Gegenwart automatisch unter ethischem Rechtfertigungsdruck wähnen. Das Gleiche haben Forscher in Versuchen beobachtet, in denen Probanden als Einzige in einer Gruppe moralisch richtig handeln: Statt Bewunderung schlägt den heiligen Abweichlern Hass entgegen, weil sie den anderen ihr Fehlverhalten vor Augen führen; und weil es leichter ist, andere zu schmähen, als eigenes Versagen einzugestehen.


Man kann annehmen, dass dieser Mechanismus des Ablehnens von Gutmenschen schon immer da war. Was sich aber inzwischen geändert hat, ist die Möglichkeit, diese Ablehnung im Internet anonym zu äußern – und von anderen in ihrer Ansicht bestätigt zu werden: Gleich und Gleich gesellt sich halt gern.

Das funktioniert auch in anderen Bereichen. So zum Beispiel in diesem Forum: Vorher brauchten FKK-ler Vereine, um sich mit gleichgesinnten zu treffen und auszutauschen, jetzt reicht es vielen schon, im Internet miteinander zu kommunizieren. Das ist das Neue – und aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Es ist ein Segen und gleichzeitig auch ein Fluch:

Ein Segen, weil man so mit räumlich weit entfernten Menschen in Kontakt kommt, mit denen man früher niemals ein Wort gewechselt hätte. Das erweitert den Horizont der Beteiligten, was nur gut sein kann, weil der Kirchturmsichtweise der früheren Zeiten entgegenwirkend.

Ein Fluch deswegen, weil da Minderheiten das Gefühl bekommen können, sie seien in der Mehrheit – und sich dann auch im realen Leben so benehmen. Typisches Beispiel dafür ist die von anfangs erwähnten Kreisen missbrauchte Formel: Wir sind das Volk.

Und weil diejenigen, die jetzt „Wir sind das Volk“ auf den Straßen skandieren, eher rückwärtsgewandt sind und einer angeblichen Größe in der Vergangenheit nachtrauern bzw. beschwören, wirken sie auch mit an dem gesellschaftlichen Wandel Richtung mehr Kontrolle der Bürger – und damit für weniger Freiheit für uns alle.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Fr 3. Mär 2017, 14:35

Aria hat geschrieben:... weil da Minderheiten das Gefühl bekommen können, sie seien in der Mehrheit – und sich dann auch im realen Leben so benehmen. Typisches Beispiel dafür ist die von anfangs erwähnten Kreisen missbrauchte Formel: Wir sind das Volk.
Auch 1989 war das eine Minderheit.
Es sind eigentlich immer Minderheiten, die Gesellschaften ändern. Denn die meisten sind passiv ("leidend") und lassen sich mit sich machen. Solange es nicht zu heftig wird. Aber ansonsten...
Das "Volk":
WAS ist das denn? Ein Konglomerat aus diversen Interessen, Ansichten, Vorstellungen, Glauben, Absichten...
An den Stellen, an denen man sich evt. "einigen" kann, läuft es einigermaßen.
Übereinkünfte gibt es so gut wie nie. Selbst die "demokratischen" Abstimmungen erscheinen nicht selten gesteuert, beeinflusst.
Wenn also Steuerung, Beeinflussung, dann doch...

Eben!

Was WAR das schön, als der Bürgermeister, der Landrat, der Graf, der Fürst, der König, der Kaiser... sagte, wo's lang ging!

WIR SIND DAS VOLK!

Aber regieren... och nee, jetz, nich wiarklich, oda? Wie denn?!

Und dann wundern, wenn "die da Oben" genau das tun, was wir eigentlich erwarten:
IHR DING machen...

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Fr 3. Mär 2017, 15:46

hajo hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:... weil da Minderheiten das Gefühl bekommen können, sie seien in der Mehrheit – und sich dann auch im realen Leben so benehmen. Typisches Beispiel dafür ist die von anfangs erwähnten Kreisen missbrauchte Formel: Wir sind das Volk.
Auch 1989 war das eine Minderheit.
Stimmt, aber jene mutige Minderheit wurde innerhalb weniger Wochen von der anfangs nicht so mutiger Mehrheit unterstützt, so dass schließlich Hunderttausende auf den Straßen waren. Wäre dem nicht so, das SED-Regime wäre nicht so schnell kollabiert.

Das ist bei Pegida anders: Die Bewegung existiert bzw. vegetiert seit mehr als 2 Jahren und hat nie die Mehrheit überzeugen können, dass sie für eine Sache eintritt, für die es sich lohnen würde, auf die Straße zu gehen.

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