@ Aria
Du sagst mit anderen Worten das gleiche wie ich, gehst aber, im Gegensatz zu mir, mit keinem Wort auf den Grund ein, warum dem so ist. Unter Diskussion verstehe ich was anderes.
Die filmische Aufnahme eines normalen sexuellen Aktes ist höchst langweilig, weil das Wesentliche eines liebenden Aktes nicht auf diesem Wege gezeigt werden kann. Wie willst du eine liebende, innige und aufeinander eingehende sexuelle Vereinigung darstellen? Alles, was du im Bild festhalten kannst, ist der Anblick der Organe und ggf. das mechanische Einwirken der äußeren Organflächen aufeinander. Aber die hier tragende emotionale Beziehung kannst du nicht in Bilder fassen.
Bei der Pornographie wird dieses mechanische Einwirken der Organe im Großbild gezeigt, ohne dass der Konsument hierbei eine emotionale Beziehung zu den bildlich gezeigten Personen herstellt. Um es mal brutal einfach auszudrücken. Bildlich darstellen kannst du nur eine Steckverbindung, aber nicht den Strom, der hier durchfließen soll. Das gezeigte emotionale Gehabe ist derartig übertrieben, so dass dieses schon nicht mehr glaubwürdig ist.
Sobald du die Sexualität auf die Genitalien begrenzt und fokussierst, wirst du der Sexualität als Träger einer liebenden Bindung nicht mehr gerecht. Sexualität würde so nur noch zu einer mechanischen Triebabreaktion und zu einer selbstsüchtigen Handlung reduziert.
Mein Hinweis, dass die Textmedien und die Bildmedien eine völlig andere Dramaturgie erfordern, liegt einfach darin, dass du viele Sachen im Text völlig anders darstellen kannst und musst, als dieses in den Bildmedien möglich ist und umgekehrt.
Jetzt hoffe ich, dir die Problematik mit der fototechnischen Aufnahme eines Sexualaktes verständlich erläutert zu haben. Du kannst diese Problematik aber jedem Film sehen, wenn es zu diesem Film einen entsprechenden Roman gibt bzw. umgekehrt. Da treten die gleichen Probleme und die gleichen deutlich sichtbaren Unterschiede auf.
Eule hat geschrieben:Zum Anderen möchte ich auch feststellen, dass die Pornographie keine Kunst darstellt.
Das sieht das Bundesverfassungsgericht anders – Zitat: Ein pornographischer Roman kann Kunst im Sinne von Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG sein.
Ein pornographischer Roman kann auch Kunst sein, ist es aber in der Regel nicht. Ein Film mit fürchterlichen Gewaltexzessen kann Kunst sein, ist es aber in der Regel nicht. Du darfst auch hier nicht von Einzelfällen auf die Gesamtheit schließen.
Eule hat geschrieben:Die Pornographie war auch in den Gesellschaften vorhanden, bei denen die Sexualität nicht tabuisiert wurde.
So? Bitte um Zitate und/oder Quellenangaben.
Ich will dir jetzt hier mal Beispiele aus einem Buch vorstellen. Das Buch von Anton-Andreas Guha: "Sexualität und Pornographie" aus dem Jahre 1971, erschienen im Fischer Tachenbuch Verlag, Reihe Bücher des Wissens, ISBN 3 436 01467 2 zeigt auf der Seite 39 eine altägyptisc he Felszeichnung um 700 v. Chr., auf der S. 43 die Darstellung des Geschlechtsaktes aus Pompeji aus dem Jahre 79 n. Chr., eine weitere römische Darstellung aus Pompeji auf der Seite 46 und auf der Seite 190 eine solche auf einer altpersischen Spielkarte, jedoch ohne Altersangabe. Sämtliche Bilder sind pornographischen Inhalts. Ich hoffe, du hast die Möglichkeit, diese meine Angaben zu überprüfen.
Eule hat geschrieben:Es gibt viele Filme, die erst ab 18 freigegeben wurden und trotzdem Gewinne einspielten.
Das dürfte eine Minderheit sein.
Ich kann die diese deine Schätzung nicht mit qualifizierten Zahlen beweisen oder widerlegen. Ich habe heute keinen Kontakt mehr zu dem Betreiber einer Kinokette.
Wenn die Pornografie der Triebabfuhr dient, dann ist sie doch für etwas gut: Jemand, der sich beim Lesen/Betrachten von Pornografie einen Orgasmus bereitet hat, hat noch Stunden danach vermutlich wenig Neigung, noch etwas Sexuelles zu erleben, z.B. real jemand sexuell zu missbrauchen oder sexuell zu belästigen.
Genau dieses ist der Grund, warum ich trotz meiner religiösen Aktivitäten die Pornographie nicht grundsätzlich ablehne und verteufel. Pornographie kann auch eine nicht zu unterschätzende positive Wirkung haben, auch wenn wir das Gefährdungspotential, welches in ihr liegt, dabei nicht vergessen dürfen.
Die [Eltern] fragen sich derweil angstvoll, ob das Online-Gevögel die gesunde Entwicklung ihrer Kinder gefährden könne. Forscher haben sich dieser Frage intensiv angenommen und dabei erkannt, dass von einer generellen Gefährdung durch Pornos nicht auszugehen ist. Weder haben Teenies heute früher Sex, noch treiben sie wildere Spiele als Jugendliche vor 15 Jahren.
Der englische "Children's Commissioner" hat letztes Jahr einen Report über die bestehende Forschung vorgelegt. Das zentrale Ergebnis: Eine "kausale Beziehung" zwischen Pornografie und riskantem Verhalten von Jugendlichen "kann nicht nachgewiesen werden".
Da du hier derjenige bist, der das Gegenteil behauptet, sollst du bitte Belege für deine These bringen oder schweigen.
Also Aria, du solltest hier nicht so autoritär auftreten und mir sagen, ich müsse schweigen. Du zitierst die Meinung, die einige Forscher im Spiegel geäußert haben. In der Wissenschaft ist es aber so, dass viele Meinungen kontrovers diskutiert werden. Die Frage ist, was und wie wird die Schädlichkeit der Pornographie gemessen und definiert? Ich habe in meiner sozialpädagogischen Arbeit viele Personen als Probanden/Klienten gehabt, wo eine entsprechende schädigende Wirkung der Pornographie auf diesen Menschen nicht ausgeschlossen werden konnte. Ich habe jedoch keinen einzigen Menschen angetroffen, der über die Pornographie zu einem erfüllten Sexualleben gekommen ist. Als eine schädliche Wirkung auf junge Menschen habe ich die Entpersonalisierung der Sexualität genannt und insbesondere bei jungen Menschen die Bildung einer falschen sexuellen Prägung im Sinne einer Reduzierung der Sexualität auf einen reinen mechanischen Vorgang. Ich denke, diese meine Begründung ist umfassend, klar und nachvollziehbar. Du musst diese nicht teilen. Aber das ändert nichts daran, dass diese meine Aussage so ausreichend begründet ist.
Eule hat geschrieben:Aria, du musst bitte mal sehen, wie in der Philosophie der Begriff der Erotik gefasst ist. Es ist für viele Begriffe besser, man würde diese in ihrer Ursprungsbedeutung belassen und nicht nur sehen, wie diese falsch angewendet werden und dann so in den Lexika übernehmen.
Das ist wieder typisch Eule: Lexika haben Unrecht, weil Eule immer Recht hat. Und wenn er nicht Recht hat, dann variiert er seine ursprüngliche Aussage so, dass es so aussieht, als ob er von Anfang an Recht gehabt hatte – zuletzt versuchte er es hier.
Eule hat geschrieben:Ich würde auch die Vergewaltigung nicht als einen Teil des Sexuallebens der Menschen bezeichnen.
Zu was denn sonst?
Weißt du, Aria, es geht hier nicht darum, ob Eule Recht hat oder nicht. Ich vertrete die Auffassung, dass wir die Begriffe so nutzen sollten, wie sie ursprünglich gebildet wurden. Nur so lassen sich Unterschiede in Problembeschreibungen klar und deutlich heraus arbeiten und darstellen. In unserer heutigen wischi-waschi-Sprache ist diese feine Differenzierung nicht mehr möglich und so kommt es vor, dass Begriffe genau dafür genutzt werden, wogegen dieser Begriff gesetzt wurde. Weiter hoffe ich, dass du eine Vergewaltigung nicht wirklich als Bestandteil eines normalen Sexuallebens des Menschen ansiehst. Spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn du mal Opfer einer Vergewaltigung werden solltest, was hoffentlich niemals eintreten wird, wird dir dann klar werden, dass die Vergewaltigung kein Teil des menschlichen Sexuallebens darstellt.
@Aria + Bummler
Euer Streit ob erst Gewalt und dann Respektlosigkeit oder umgekehrt vorhanden sein muss, ist wenig sinnbringend. Beide Varianten sind möglich.