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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Di 24. Jan 2017, 01:39

@ Shiva205
Ich finde es grundsätzlich nicht falsch, wenn man international darauf achtet, dass nationale Interessen und Errungenschaften gewahrt werden (z.B. Sicherheit, Schutz vor Fremdherrschaft, Erhalt der deutschen Sprache (zumindest im Moment noch) , Schutz des Grundeigentums (zumindest bis hin zum Familieneigenheim), soziale Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit ...).
In einer derartig international vernetzten Wirtschaft kann man nicht mehr in nationalen Kategorien denken, sei sei, der eigene Wirtschaftsraum ist entsprechend groß. Wir müssen dazu kommen, in europäischen Dimensionen zu denken und unsere wirtschaftlichen, sozialen und politischen Interessen aufeinander abstimmen und dabei die erreichten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Standarts aufrecht erhalten.

Die polarisierende Unterscheidung zwischen "rechts" und "links" finde ich daher nicht mehr sinnvoll.
Ich halte diese Unterscheidung für sehr wichtig, auch wenn ich weiß, dass bei den Extremisten der Unterschied nahezu aufgelöst ist. Die Rechten sind diejenigen, die alles Fremde ablehnen, nicht bereit sind, zu teilen, die alles ausgrenzen, was nicht so denkt, wie sie ticken. Die Linken denken, dass es keine sozialen Unterschiede mehr geben darf, das Eigentum allen gehört und keiner aus der Nutzung des Eigentums ausgeschlossen werden darf. Diese beiden politischen Positionen stehen sich feindlich gegenüber und ich muss wissen, wer mein Gegenüber ist, damit ich mich mit ihm richtig auseinander setzen kann. Bei den Rechten argumentiere ich völlig anders, als bei den Linken. Dieses muss ich, damit ich von denen auch verstanden werde.
Die Probleme, die die sog. "Rechten" zur Zeit machen, beruhen zum grossen Teil nicht auf echten Interessenkonflikten oder grundlegenden Gesinnungsdifferenzen, sondern auf irrationalen Ängsten.
Hier kann ich dir zustimmen. Aber ich muss eben wissen, wie ich auf diese irrationalen Ängste reagiere und ihnen diese Angst und innerliche Verkrampfung nehmen kann.
Die Ängstlichen rotten sich zusammen und wollen eine starke Macht, die sie beschützt, aber sie merken oft nicht, dass durch die Kombination von Zusammenrotten und politischer Inkompetenz die Gefahren eher noch zunehmen.
Ja, sie werden erst in einer Gruppe gleichgesinnter "stark". Aber bitte, dieses ist jedoch nur bei dem sog. "Fußvolk" so, nicht bei den leitenden Köpfen im Hintergrund.

@ Bummler
Nicht resignieren? Nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes zur NPD?
Was ist an dem Urteil des BVerfG falsch? Es hat festgestellt, dass die NPD eine verfassungsfeindliche Partei ist. Es hat aber auch gesagt, das man nicht alles nur verbieten kann. Es ist jetzt unsere Aufgabe, die NPD mit politischer Argumentation zu bekämpfen und einen Weg zu finden, solche Parteien aus der Parteienfinanzierung heraus nehmen zu können. Ich finde, dieses ist ein Urteil, welches einer wehrhaften Demokratie würdig ist.
Ich glaube wir sollten langsam mal anfangen zu begreifen, dass nicht die rechtslastigen Menschen das Problem sind, sondern es die realen Probleme sind, die Rechtslastigkeit erzeugen.
Es gibt keine Gründe, die eine Rechtslastigkeit der Bürger erzeugen. Es sind in der Tat irrationale Gründe.
Wenn die Justiz als unabhängige Gewalt glaubt, das ihre Unabhängigkeit unabänderbar ist, dann sitzt sie auf einem Thron von dem sie die Erde nicht mehr erkennt.
Ich denke, hier hast du dich jetzt verrannt. Denn du wirst doch hoffentlich nicht eine derartig gesteuerte Justiz haben wollen, wie dieses im 3. Reich und in den sog. sozialistischen Ländern der Fall war! Die Justiz muss unabhängig bleiben, um gerecht urteilen zu können. Ob man die Urteile immer versteht, ja dieses isrt eine andere Frage.
Wer nicht aus der Geschichte gelernt hat, wie schnell sich die Machtverhältnisse ändern können, der hat es nicht verdient von der Gemeinschaft (von der sie selbst aber Engagement einfordern) durchgefüttert zu werden.
:o :shock: Bummler, ich glaube fest daran, dass du nicht weißt, was du da gerade geschrieben hast. Denn das ist eine ausgesprochene rechte Positionierung, zu der jedoch auch die Linkern fähig sind.
Diese Tölpel sägen an dem Ast!
Ja, er weiß es nicht. Erkläre ihm dieses.

Das Schlagwort "Deutschland geht es gut" wird gekontert mit "aber mir nicht".
Dann muss gefragt werden, warum es ihm/ihr nicht gut geht. Nur so kannst du ihn/sie darauf aufmerksam machen, dass dieses subjektive Empfinden nicht seiner Realität entspricht.
Schon ist der Konflikt da.
Ohne Konflikte gibt es kein Leben. Nicht der Konflikt ist das Problem, sondern der Umgang mit diesem.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Di 24. Jan 2017, 16:14

Eule hat geschrieben:Dann muss gefragt werden, warum es ihm/ihr nicht gut geht. Nur so kannst du ihn/sie darauf aufmerksam machen, dass dieses subjektive Empfinden nicht seiner Realität entspricht.


Aha. Selber nachdenken schadet. Und das mit "seiner Realität" kommentiere ich unten.
Aber WIR leben alle in derselben Welt (also Realität).
Und da ändert sich gelegentlich etwas, das nennt man dann gesellschaftlichen Wandel.

Zum Beispiel hier:

Aggressive Wortwahl und Kapitalismuskritik. Es sind neue alte Töne, die zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums zu hören sind. Anprangern, attackieren, Klartext reden. Das Comeback der Kapitalismuskritiker in Davos ist deutlich erkennbar. Nicht etwa durch linke Demonstranten, die in den letzten Jahren ihre Protestaktionen nach und nach eingestellt haben, sondern intern bei der WEF-Elite.


Schau an, dass Weltwirtschaftsforum in Davos wird nicht von linken Demonstranten kritisiert, sondern von der Wirtschaftselite!
Und schau mal was die fordern:

Er prangert in einem offiziellen WEF-Papier «die Korruption des Kapitalismus» und die wachsende Ungerechtigkeit an. Und liefert für die Zurückgebliebenen der Globalisierung gleich die Lösung: ein bedingungsloses Grundeinkommen.


Ein BGE fordert der Meister. Also nicht etwa die Linke oder irgendwelche arbeitsscheuen Alternativen, sondern der Gründer des Weltwirtschaftsforums.
Und dann wird begründet, warum das gefordert wird und das solltest du dir ganz gründlich durchlesen, das gilt nämlich allgemein und auch für Deutschland:

In seinem WEF-Aufsatz schlägt Standing knallharte Töne an und attackiert «die fünf Lügen des ­Kapitalismus».
Lüge 1 sei die Mär vom freien Markt,
Lüge 2 die Notwendigkeit starker Patentrechte, um teure Forschung und Entwicklung abzusichern,
Lüge 3 die These, dass starke Eigentumsrechte Wachstum schaffen,
Lüge 4 die ­Behauptung, dass wachsende Profite die Effizienz eines Managements beweisen und
Lüge 5 das Argument, dass Arbeit der beste Weg aus der Armut sei.


Aha. Und so weiter und so fort:

Die Sorge, dass sich Menschen immer stärker von der Globalisierung abgehängt fühlten und dadurch die Demokratie unterminiert werde, sei berechtigt, schreibt die Wirtschaftsprofessorin Diane Coyle von der Universität Manchester in ihrem WEF-Beitrag.


Guy Standing erwartet aufgrund anhaltend wirtschaftlicher Ungewissheit eine steigende Wut auf Eliten und «ein Zeitalter des Zorns». Es ist «viel Wut da draussen», diagnostiziert er, eine «brodelnde Unzufriedenheit». Menschen mit dauerhafter Ungewissheit lebten in chronischer Furcht. Je länger der betrügerische Prozess von Bereicherung und ­Verarmung andauere, umso wütender werde das Prekariat, lautet ­seine Prognose.

Die hässlichen politischen ­Folgen sollten mittlerweile jedem klar sein. Die neue Klasse der Wohlstandverlierer füttert und beschleunigt weltweit den Aufstieg des Populismus und hinterlässt bereits jetzt deutliche Spuren – nun auch beim WEF.


Aber lies doch selber:
http://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszei ... y/16678440

oder hier:
https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... droht.html

Wer Kapitalismuskritik hören will, muss heutzutage nicht mehr zu Gewerkschaftstagen fahren oder zu Demonstrationen von Attac & Co. Eine Reise zum Weltwirtschaftsforum tut es auch. Die größten Kritiker der Kapitalisten sind heute selber welche.

Das Wohlstandsversprechen allein, das die politischen und wirtschaftlichen Eliten lange wie selbstverständlich mit der liberalen Weltwirtschaftsordnung verbanden, zieht nicht mehr. Sogar Christine Lagarde, die Chefin des urkapitalistischen Internationalen Währungsfonds, gab am Mittwoch in Davos zu, sie sei auf der Suche nach einem „positiven Narrativ“.


Nun kann man natürlich sagen, trotzdem geht es Deutschland gut. So viel Arbeit usw.
Aber man kann auch darüber nachdenken warum das so ist.
Dann kommt man von ganz alleine darauf, warum das subjektive Empfinden doch der Realität entspricht.
Nämlich SEINER

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Di 24. Jan 2017, 19:38

Kritische Artikel gibt es inzwischen viele. Wichtig ist aber auch die Erkenntnis, dass kein einziges der in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Probleme für sich allein gelöst werden kann, ohne dabei ein anderes der Probleme zu verschlimmern. Solange die Entscheider in allen Ländern nur darauf schauen, was für das eigene Wachstum das Beste ist, werden die sozialen Unterschiede und damit das Konfliktpotenzial größer.

Deutschland geht es so lange gut, wie unsere teuren Produkte gut in anderen Ländern verkauft werden können und solange unsere billigen Produkte für einen Hungerlohn in Drittländern hergestellt werden. Das kann nicht unendlich lange so funktionieren, genau so, wie bei Monopoly auch am Ende einer alles hat und alle anderen nichts mehr kaufen können. In dem Moment ist auch das Geld dessen, der alles hat, nichts mehr wert, da es nichts mehr gibt. Denn keiner, der pleite ist, produziert noch etwas. Die Monopoly-Entwicklung ist weltweit in vollem Gange und das haben manche jetzt erkannt. Dazu muss man kein Sozialist sein. Viele "Kapitalisten" haben erkannt, dass sie sich oder den Nachkommen das eigene finanzielle Grab schaufeln, wenn nicht drastisch etwas geändert wird.

Da aber keine Lösungsmöglichkeit gleichzeitig für alle Wirtschaftsprobleme in der Welt die optimale Lösung bedeutet, muss man gewichten, wo man mehr Verbesserungen will und wo man zu Eingeständnissen bereit ist. Wie aber soll da Einigkeit aufkommen bei derart unterschiedlichen Interessen der Staaten?

Ich empfehle noch diesen Link (und lasst euch nicht vom Titel stören - es geht eigentlich kaum um Trump):
https://flipboard.com/@flipboard/flip.i ... euters.com

Hier mal ein Zitat vom Schluss des Artikels:
Neue Überschriften und Wortkreationen reichen sicher nicht aus: "Es geht um die Umsetzung", lautet daher Schäubles Mantra. Worte ohne Folgen gebe es schon viele - und das ist einer der Gründe für den schlechten Ruf der Politik. Frankreichs Ex-Regierungschef Manuel Valls räumte kürzlich in Berlin ein: "Die Politik spricht eine tote Sprache." Und die Bürger hätten das gemerkt.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mi 25. Jan 2017, 12:22

Ich habe den Artikel gelesen. Ist ein wenig zu pessimistisch. Aber in einem hat er recht: Deutschland geht es gut, weil es (leicht eingeschränkt) in die ganze Welt und vor allem in die EU, einem Markt mit 500 Millionen Menschen, frei exportieren kann. Wenn es Trump gelingen sollte, einen weltweiten Handelskrieg zu entfesseln, wird das vor allem für Deutschland unangenehme Folgen haben.

Die weitere Folge wird sein: Radikalisierung der Politik, sprich extreme Parteien werden gewählt werden. Das wissen natürlich Leute wie Le Pen, Petry und Wilders und klatschen Trump begeistert Beifall. Deswegen lügt die AfD, wenn sie sagt, es gehe ihr darum, dass den Menschen in Deutschland besser gehe. Nein, sie will genau das Gegenteil: Der deutschen Wirtschaft – und damit den Deutschen! – soll es schlechter gehen, denn nur dann hat sie eine Chance, an die Macht zu kommen.

Und ich befürchte, es könnte ihr gelingen. Und hinterher, wenn wir wieder eine Diktatur und womöglich einen Krieg haben, werden Leute, die sie gewählt haben werden, wahrscheinlich wieder sagen: Man habe das nicht gewusst.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mi 25. Jan 2017, 13:02

Aria hat geschrieben:Wenn es Trump gelingen sollte, einen weltweiten Handelskrieg zu entfesseln, wird das vor allem für Deutschland unangenehme Folgen haben.


Nur hat das Deutschland schon vor Trump gewusst.

Deutschland wird in der neuen Art von Liste als tendenziell unfair eingestuft, weil es im Handel mit den USA einen deutlichen Überschuss erzielt – das heißt, der Wert seiner exportierten Waren übertrifft deutlich den der importierten Produkte. Auch wird Deutschland angelastet, dass es in seinem Außenhandel insgesamt einen Überschuss erzielt, der um mehr als drei Prozent höher ist als sein Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Damit erfüllt Deutschland aus Sicht der US-Regierung zwei Kriterien für unfaire Handelspraktiken.


https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... -Lupe.html

Dumm gelaufen kann man da nur sagen. Und! Sie haben es gewusst...
Unser ganzer schöner Wohlstand geht den Bach lang runter. Nur eben nicht wegen Trump, sondern wegen einem von uns selbst verschuldeten Missstand: Dem Exportüberschuss.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/export-113.html

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mi 25. Jan 2017, 15:04

Du, Bummler, hast das Wichtigste aus dem Welt-Artikel vom April 2016 nicht zitiert:
Neben Deutschland und China stehen Japan, Südkorea und Taiwan auf der Liste des US-Finanzministeriums. Keinem der Länder wirft das Ministerium jedoch vor, alle drei Kriterien zu erfüllen, und sich damit definitiv unfair zu verhalten. Eine solche Einstufung könnte dazu führen, dass die US-Regierung Gegenmaßnahmen ergreift.
Aber so wie es aussieht, kümmert das Trump nicht, er will ja, dass es nur den USA gut geht, die anderen (bisherigen) Partner können selbst sehen, wo sie bleiben. Ich meine, er könnte die US-Unternehmen von Industriegütern und Dienstleistungen auch auffordern, bessere Produkte herzustellen, um, wie Deutschland, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.

Was ich jedoch der AfD ankreide: Statt das angekündigte und teilweise bereits umgesetzte (Kündigung des TPP) egoistische Verhalten der USA zu kritisieren, klatscht AfD zu diesen Trump-Maßnahmen Beifall – weil alles, was Deutschland und/oder Europa schadet, dieser Partei neue Wählerstimmen bringt. Ihre Politik ist somit keine des "Deutschland zuerst", wie sie uns weißmachen will, sondern eine, die darauf abzielt, Deutschland schlechter zu machen als es jetzt ist.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Shiva205 » Mi 25. Jan 2017, 16:59

Aria hat geschrieben:Ihre (AfD) Politik ist somit keine des "Deutschland zuerst", wie sie uns weißmachen will, sondern eine, die darauf abzielt, Deutschland schlechter zu machen als es jetzt ist.
Das ist ein interessanter Gedanke. Es ist vielleicht so ähnlich wie das Geschäft mit der Angst, das manche Versicherungsvertreter oder Geldanlageberater machen, wenn sie ihren Kunden ein Horrorszenario vormalen und ihnen dann schlechte Verträge aufschwatzen, die angeblich Sicherheit bieten, obwohl sie sich in Wirklichkeit an diesen Kunden ja nur bereichern wollen.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Do 26. Jan 2017, 00:34

@ Bummler
Aha. Selber nachdenken schadet.
Wurde dieses von mir so gesagt oder angedeutet? Ich wüsste nicht, wo?
Aber WIR leben alle in derselben Welt (also Realität).
Es ist richtig, dass wir alle in derselben Welt leben. Und trotzdem kann die Realität der einzelnen Menschen sich hier gewaltig unterscheiden. Etwas, was für dich sehr gut ist, kann für mich hingegen ausgesprochen gefährlich sein. Die persönliche Realität eines jeden Menschen wird somit nicht nur von seiner Umwelt bestimmt.
Und da ändert sich gelegentlich etwas, das nennt man dann gesellschaftlichen Wandel.
Dieser Begriff des gesellschaftlichen Wandels bezeichnet immer einen Mengenbegriff, jedoch nicht unbedingt einen Individualbegriff.

Schau an, dass Weltwirtschaftsforum in Davos wird nicht von linken Demonstranten kritisiert, sondern von der Wirtschaftselite!
Ja, ich habe es auch vernommen. Nur ist diese Kapitalismuskritik mit der aus dem Kommunismus oder Sozialismus nicht zu vergleichen. Diese Kapitalismuskritik soll das Kapital schützen und keine soziale Gerechtigkeit oder Angleichung hervor rufen. Wir sind jetzt im Kapitalismus an einem Punkt angelangt, wo das Kapital seine reale Größe verlustig geht und zu einer virtuellen Größe wird.

Ein BGE fordert der Meister.
Die Frage ist, was denn das BGE darstellt und wie dieses berechnet werden muss. Aber das BGE stellt nicht eine neue Variante unseres gesellschaftlichen Lebens dar, es ist die Begleitmusik einer völlig neuen Gesellschaftsordnung. Die Korruption ist meines Erachtens nicht über ein BGE zu bekämpfen oder aufzuheben. Das kann nicht funktionieren, weil beide Begriffsinhalte unterschiedliche Sachverhalte beschreiben, die nicht zwingend in Verbindung miteinander stehen.

... die Mär vom freien Markt
ist eine Illusion. Selbst der neue amerk. Präsident wird dieses nicht umsetzen können und wollen. In der Bundesrepublik hatten wir die soziale Marktwirtschaft, von der wir uns jetzt aber schon weit weg bewegt haben.
...die Notwendigkeit starker Patentrechte, um teure Forschung und Entwicklung abzusichern
Hier taucht die Frage auf, wie willst du die teure Forschung und Entwicklung refinanzieren?
... die These, dass starke Eigentumsrechte Wachstum schaffen
Es liegt nicht an den starken Eigentumsrechten, die ein Wachstum schaffen, sondern an einer entsprechenden Bündelung des Kapitals. Wem das Kapital gehört, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
... die ­Behauptung, dass wachsende Profite die Effizienz eines Managements beweisen
Diese Begründung halte ich für nicht zutreffend. Es ist jedoch sehr schwierig, die Effiizienz eines Managements zu messen. Welche Kriterien sind geeignet, eine solche Messung sicher darzustellen?
... das Argument, dass Arbeit der beste Weg aus der Armut sei
Dieses entspricht dem alten Denken, welches heute überholt ist und durch ein neues Denken ersetzt werden muss. Wie dieses aussehen soll, ja dieses muss erst noch ausdiskutiert werden.
Auch vertrete ich die Meinung, dass wir uns von einem Klassedenken verabschieden müssen. Der Begriff der "Arbeiterklasse" war bei Karl Marx ein theoretischer Begriff, für den es in Deutschland keine Entsprechung gab. Die Frühindustrialisierung schaffte durch seine Verhältnisse eine Situation, die die Bildung dieses Begriffes auf das ungelernte Arbeitertum anwenden ließ. Es ist aber inzwischen völlig überholt und nicht mehr anwendbar.

Nun kann man natürlich sagen, trotzdem geht es Deutschland gut. So viel Arbeit usw.
Aber man kann auch darüber nachdenken warum das so ist.
Dann kommt man von ganz alleine darauf, warum das subjektive Empfinden doch der Realität entspricht.
Nämlich SEINER
Es gibt bei uns viele Menschen, denen es nicht gut geht, deren individuelle Realität mit der Realität der Gesamtgesellschaft nicht zu vergleichen oder gleichzusetzen ist. Die monitären Unterschiede in unserer Gesellschaft sind so erheblich, dass sich alleine aus diesem Umstand gesellschaftliche Spannungen ergeben können. Wir müssen sehen und erkennen, dass die Einkommensverhältnisse hier bei uns ein erhebliches soziales Problem in sich bergen und die Gewerkschaften dieses scheinbar noch nicht erkannt haben oder nicht erkennen wollen. Was wir dringend brauchen, ist eine völlige Revision unserer Einkommensstrukturen und eine Neubewertung der einkommensrelevaten Sachverhalte und Beschreibungen.

@ Hans H
Dein Beitrag ist klasse. :D

@ Aria
Deswegen lügt die AfD, wenn sie sagt, es gehe ihr darum, dass den Menschen in Deutschland besser gehe. Nein, sie will genau das Gegenteil: Der deutschen Wirtschaft – und damit den Deutschen! – soll es schlechter gehen, denn nur dann hat sie eine Chance, an die Macht zu kommen.
Auch wenn ich kein Freund der AfD bin und diese politisch heftig bekämpfe, aber hier irrst du. Die Annahme, dass es den Deutschen in Deutschland besser ginge, wenn wir nur uns selbst sehen, ist in der Tat falsch. Hier unterliegt die AfD, ebenso wie Trump, einem verhängnisvollem Irrtum.

Und ich befürchte, es könnte ihr gelingen.
Die AfD wird es ggf. bis in den Bundestag schaffen. Aber dort wird sie keine Rolle spielen, weil sie kein Konzept hat.
Und hinterher, wenn wir wieder eine Diktatur und womöglich einen Krieg haben, werden Leute, die sie gewählt haben werden, wahrscheinlich wieder sagen: Man habe das nicht gewusst.
Was nur belegt, wie kurzsichtig diese Menschen denken und handeln. :(

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Do 26. Jan 2017, 10:55

Aria hat geschrieben:Aber so wie es aussieht, kümmert das Trump nicht, er will ja, dass es nur den USA gut geht, die anderen (bisherigen) Partner können selbst sehen, wo sie bleiben.


Trump ist Pragmatiker. Er hat erkannt das die "Globalisierung", also weltweiter Handel, nicht das geliefert hat was sie versprochen hat, nämlich Wohlstand für alle. Die Gründe sind komplex und selbst von Ökonomen umstritten. Das interessiert Trump also nicht, er sagt nur das ist schlecht, also werden wir das ändern. Fertig.

Ich meine, er könnte die US-Unternehmen von Industriegütern und Dienstleistungen auch auffordern, bessere Produkte herzustellen, um, wie Deutschland, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.


Ja, das erinnert mich an die "Wende". Die ostdeutschen Produkte waren nicht konkurrenzfähig und wir hätten ja bloß bessere Produkte herstellen brauchen, dann wären wir auch konkurrenzfähig geworden. Das ist gescheitert und im nachhinein sind sich die Experten einig, dass Ostdeutschland mit etwas mehr Protektionismus heute noch eine Industrie hätte.
Genauso ergeht es den meisten Schwellenländern, die nicht hochkommen, weil die eigene Industrie gegen die Marktführer keine Chance haben.
Es ist also sinnvoll abzuwägen, ob man die eigene Industrie der überlegenen Konkurrenz aussetzt, oder im Interesse der eigenen Bevölkerung agiert. Weil letztendlich ein Importüberschuss auch schlecht ist (für die eigene Bevölkerung) und zwar genau in denselbem Maße wie ein Exportüberschuss gut ist (für die andere Bevölkerung). Anzustreben wäre eine Balance, wie auch immer.

Was ich jedoch der AfD ankreide: Statt das angekündigte und teilweise bereits umgesetzte (Kündigung des TPP) egoistische Verhalten der USA zu kritisieren, klatscht AfD zu diesen Trump-Maßnahmen Beifall – weil alles, was Deutschland und/oder Europa schadet, dieser Partei neue Wählerstimmen bringt. Ihre Politik ist somit keine des "Deutschland zuerst", wie sie uns weißmachen will, sondern eine, die darauf abzielt, Deutschland schlechter zu machen als es jetzt ist.


Nun muss man aber auch einmal anmerken, warum Deutschland so gut geworden ist. Nämlich durch Reformen, die letztendlich den Arbeitnehmern Nachteile gebracht und zumindest in Europa einen Wettbewerb zur Einschränkung der Sozialsysteme entfacht hat.
Unter dem Motto "wir wollen die Sozialsysteme erhalten" wurden Arbeitslosengeld, Renteneintritt, Niedriglohnsektor, Kündigungsgesetze usw. "angepasst". Mit dem Erfolg das es unserer Wirtschaft ganz gut geht (wobei diese Feststellung auch pauschal ist), während andere Nationen (z.B. Frankreich) plötzlich im Regen stehen.

Dort wird man jetzt nachbessern müssen (vorausgesetzt Fillon gewinnt gegenüber Le Pen) und schon haben wir wieder etwas, was wir eigentlich nicht wollen: Sozialabbau.
Da in den USA so was schon mal gar nicht möglich ist, weil deren Sozialsysteme im Vergleich mit europäischen praktisch nicht existieren, kann Trump gar nicht anders als sich abschotten. Denn Löhne und Gehälter sind schon massiv gesunken und Gewerkschaften sind dort weitgehend entmachtet. Sozialabbau kann er also gar nicht mehr machen, er macht einfach eine Alternative.

Also letztendlich macht die AfD (wobei es "die" gar nicht gibt, da gibt es innerhalb mehr unterschiedliche Richtungen als in allen anderen Parteien zusammen) nicht Deutschland schlecht, sondern sie will als Alternative zur gegenwärtigen geopolitisch ausgerichteten Wirtschaftspolitik, die zu Sozialabbau und Vertiefung der sozialen Spannung führt (und damit die populistischen und rechten Strömungen befeuert), eine national ausgerichtete Wirtschaftspolitik. Was unter Berücksichtigung und in Abwägung aller Faktoren zumindest vernünftig erscheint.

Einig sind wir uns dahingehend, das diese Politik zu einem Abbau des Exportüberschusses führen wird und damit natürlich zu Verlusten bei den Einnahmen. Aber wenn es dadurch zu einer Stabilisierung vor allem der mittelständischen Wirtschaft kommt, dann wird das langfristig das bessere und vor allem das nachhaltigere Konzept sein.
Immerhin, auch das muss mal gesagt werden. Dieser Exportüberschuss kommt ja nicht überall an. Wenn jetzt aufgrund der Sondereinnahmen die Kitaplätze kostenlos wären oder so, aber das passiert ja nicht. Im Gegenteil, vor dem Hintergrund das ja andere Nationen nachziehen könnten wird schon mal von der Rente mit 75 palavert.

Dann doch lieber die AfD.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 26. Jan 2017, 14:47

Bummler hat geschrieben:Also letztendlich macht die AfD (wobei es "die" gar nicht gibt, da gibt es innerhalb mehr unterschiedliche Richtungen als in allen anderen Parteien zusammen) nicht Deutschland schlecht, sondern sie will als Alternative zur gegenwärtigen geopolitisch ausgerichteten Wirtschaftspolitik, die zu Sozialabbau und Vertiefung der sozialen Spannung führt (und damit die populistischen und rechten Strömungen befeuert), eine national ausgerichtete Wirtschaftspolitik. Was unter Berücksichtigung und in Abwägung aller Faktoren zumindest vernünftig erscheint.
Vernünftig? Wenn Beispiel Trump Schule macht, wird der staatliche Protektionismus, den man als mit ursächlich für den I. und II. Weltkrieg ansah und als Konsequenz daraus nach 1945 schrittweise abbaute, wieder salonfähig. Jedenfalls bei den rechten Parteien wie Front National und AfD, die den Freihandel verteufeln. Dabei bedienen sie sich – wie Trump – sogenannter alternativen Fakten, die nichts anderes sind als Lügen.

Wer das nicht sehen will
Bummler hat geschrieben:Dann doch lieber die AfD.
weil er gefühlsmäßig anderer Meinung ist, den kann man mit Argumenten nicht erreichen. Deshalb schlage ich vor, diese Diskussion hier abzubrechen. Ich jedenfalls werde nicht mehr direkt darauf eingehen, obwohl das sicher zum gesellschaftlichen Wandel, dem Thema dieses Threads, gehört. Wir sollten lieber abwarten, wie die Reaktionen auf die protektionistischen Maßnahmen der neuen US-Regierung sein werden – wir können das Thema später wieder aufgreifen. Danke.

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