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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Di 2. Mai 2017, 17:35

Diesen Satz:
Fakt ist doch auch das dieses Klimaschutzabkommen unseren Lebensstandard verringern wird.
habe ich eben erst in der Antwort von Eule gelesen. Wenn ich das Zitat richtig verstehe, kam es von Bummler.

@Bummler und alle anderen eventuellen Klimaschutzabkommen-Kritiker:
Wie wird denn die Klimaveränderung unseren Lebensstandard verringern,
- wenn zunächst die Trockenheit in weiten Zonen Afrikas fortschreitet und Zig-Tausende Klima-Flüchtlinge nach Europa drängen?
- wenn Bangladesh durch den steigenden Meeresspiegel überschwemmt wird und Millionen von dort sich in der Welt als Flüchtlinge neu verteilen?
- wenn das Grönlandeis schmilzt und der Meeresspiegel soweit ansteigt, dass nicht nur die Niederlande, sondern auch erhebliche Teile von Niedersachsen überschwemmt werden?
- wenn durch den plötzlichen Erguss des riesigen Sees ins Meer, der jetzt noch sehr tief unter dem Grönlandeis verbogen ist, der Golfstrom zum Erliegen kommt, und wir hier auf einmal trotz der Klimaerwärmung ein Klima wie im Norden von Neufundland (Breitengrad wie Hessen) mit sechs Monaten Winter im Jahr bekommen?
- wenn orkanartige Herbst- und Winterstürme keine Seltenheit mehr sind, sondern jährlich mehrfach vorkommen und dann regelmäßig Windgeschwindigkeiten von 200 Km/h und ggf. mehr erreichen?

Ist es dann noch relevant, wie evtl. das Klimaschutzabkommen unseren Lebensstandard verringern könnte?

Es ist ja jetzt schon Augenwischerei, wenn man davon spricht, man sollte die Begrenzung auf 2° Temperaturerhöhung anpeilen. Jeder Fachmann weiß, dass dies nicht einmal erreicht werden kann, wenn man von heute auf morgen sämtliche Verbrennung fossiler Brennstoffe ganz einstellt, weil durch die Waldrodungen in Südamerika und Asien so viel an CO2-Bindungskapazität verloren gegangen ist, dass dies mit unseren Klimaschutzmaßnahmen längst nicht mehr aufgefangen werden kann. In den vergangenen 20 Jahren ist jeweils in zwei Jahren so viel an CO2-Bindungskapazität verloren gegangen, wie dem gesamten CO2-Ausstoß der BRD entspricht! Alles was wir tun, kann nur als Vorbildfunktion für die großen Länder wie USA, Russland, China und Indien eine Wirkung haben. Auf den Klimawandel haben aber die derzeit vorgesehenen Einsparungen bei uns nur Auswirkungen im Promillebereich. Manche sagen, deshalb bringen sie ja nichts außer Kosten, und wenn es viele Länder so sehen, dann gibt es tatsächlich keine Verbesserung. In der Gesamtsumme machen auch die kleinen Beträge von uns und selbst der kleineren Nachbarländer noch etwas aus und die Vorbildfunktion für größere Länder ist nicht zu vernachlässigen.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Blood Moors » Di 2. Mai 2017, 21:09

Eule hat geschrieben:
Fakt ist doch auch das dieses Klimaschutzabkommen unseren Lebensstandard verringern wird.
Mir sind solche Fakten nicht bekannt. Weiter ist zu beachten, dass unser Lebensstandard zu hoch ist, wir leben auf Kosten der Völker in den weniger entwickelten Gebieten. :!: Das ist ein Fakt.

Und auf Kosten der nachfolgenden Generationen :!: Im vergangen Jahr waren die von der Erde zur Verfügung gestellten Ressourcen bereits am 8. August verbraucht. Von diesem Tag an wurde auf "Vorschuss" gelebt. :roll:
Quelle: http://www.n-tv.de/wissen/Ressourcen-fu ... 49891.html

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mi 3. Mai 2017, 09:25

Hans H. hat geschrieben:Diesen Satz:
Fakt ist doch auch das dieses Klimaschutzabkommen unseren Lebensstandard verringern wird.
habe ich eben erst in der Antwort von Eule gelesen. Wenn ich das Zitat richtig verstehe, kam es von Bummler.

@Bummler und alle anderen eventuellen Klimaschutzabkommen-Kritiker:
Wie wird denn die Klimaveränderung unseren Lebensstandard verringern,
....

Ist es dann noch relevant, wie evtl. das Klimaschutzabkommen unseren Lebensstandard verringern könnte?

Es ist ja jetzt schon Augenwischerei, wenn man davon spricht, man sollte die Begrenzung auf 2° Temperaturerhöhung anpeilen. Jeder Fachmann weiß, dass dies nicht einmal erreicht werden kann, ...
...
In der Gesamtsumme machen auch die kleinen Beträge von uns und selbst der kleineren Nachbarländer noch etwas aus und die Vorbildfunktion für größere Länder ist nicht zu vernachlässigen.


Hans ich glaube Dir schon. Das Problem ist aber ein gesellschaftliches und nicht ein Klimaproblem.
Konsequent wäre es doch, dass z.B. in Deutschland ein Tempolimit eingeführt wird.
Konsequent wäre es doch auch wenn bestimmte Energiefresser, die uns das Leben so angenehm machen, verboten werden, z.B. Smartphones, Wäschetrockner, Haarföns usw.
Konsequent wäre es auch wenn z.B. der Versandhandel begrenzt würde, genau wie der Pendlerverkehr.

Das Problem ist doch, das die Klimakatastrophe deswegen kommt, weil sich die Menschen in diesem Land (also ganz konkret in der Bundesrepublik Deutschland) nicht auf wirksame Maßnahmen einigen können.

Und warum können sie sich nicht einigen? Weil es Deutschland gut geht. Und das so bleiben soll, damit Frau Merkel weiter in der großen Koalition regieren kann. Es ist ein Machtproblem von einer falschen Frau mit einer falschen Partei.
Frau Merkel könnte mit der großen Koalition soviel durchsetzen, von dem was aus Klimasicht nötig wäre, weil einfach die Mehrheiten da sind. Aber sie tut es nicht. Warum? Weil sie anschließend abgewählt werden würde. Und warum würde jede Kanzlerin die dergleichen tut abgewählt werden?

Weil jede Änderung neben Gewinnern auch Verlierer hervorbringt.

So ist das nun mal. Wenn die Braunkohlekraftwerke 2030 abgeschaltet werden, dann geht wieder eine Industrie mit vielen gut bezahlten Arbeitsplätzen den Bach lang runter. Neue Arbeitsplätze gibt es nicht, denn sonst könnten diese Kaftwerke ja gleich abgeschaltet werden. Da gäbe es überhaupt keinen Widerstand. Tillich (Ministerpräsident Sachsen CDU) hat ja erst gestern wieder gegen den Braunkohleausstieg gewettert.

Also wenn es nötig ist das Klima zu retten, dann muss man den Menschen, die von klimazerstörenden Technologien leben eine Alternative oder einen Ausgleich ermöglichen, sonst werden sie um ihre Existenz kämpfen oder besser sie müssen darum kämpfen.

Aber das ist nur die eine Seite. Die andere Seite ist die der Freiheit und ein Synonym für Freiheit ist das fehlende Tempolimit.
Keine deutsche Regierung würde die Einführung eines Tempolimits überleben (also im umgangssprachlichen Sinne = abgewählt werden).

Also resümierend muss ich feststellen, das die Klimakatastrophe kommen wird.
Gründe sind erstens unser Wirtschaftssystem und zweitens unsere freiheitliche Ordnung. Das ist der Punkt. Und wer das nicht begreift, der braucht auch nicht über andere herziehen.

Wir sind schuld, selbst und ganz allein. Wir WOLLEN nicht auf unseren Lebensstandard verzichten. Die Maßnahmen der Regierung und der EU werden als Gängelung und Zwang empfunden und nicht als vom Bürger gewollte Maßnahmen. Und das ist ja auch klar woher das kommt. Wenn ein Wirtschaftssystem nur über den Konkurrenzkampf funktioniert, dann ist der Kampf ein Automatismus, der in alle Lebensbereiche dringt. Es wird nur noch gekämpft, jeder gegen jeden und die Gruppe gegen die anderen.

Es wird nicht funktionieren, dieser Klimaschutz.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mi 3. Mai 2017, 18:18

@ Bummler
Dass die Frage der Klimapolitik ein gesellschaftliches Problem ist, dürfte unbestritten sein. Aber so einfach den Schwarzen Peter der Frau Merkel zuzuschieben, ist falsch. Hier in NRW haben die Grünen, nur um an der Macht zu bleiben, mehrmals ihren Anspruch auf den Kohleausstieg verraten und nach hinten geschoben. Jetzt im Wahlkampf wettern sie gegen ihre eingenen, in der Koalition mit der SPD gefassten, Beschlüsse.

Klimapolitik wirkt sich ebenso nicht in kurzer Zeit aus. Es dauert bis zu 50 Jahre, bis eine deutliche Veränderung festgestellt werden kann.

Ich denke, wir müssen uns alle selbst die Frage stellen, ob wir wirklich bereit sind, die erforderlichen Schritte zu machen oder zu lassen, damit die Klimakatastrophe noch vermieden werden kann?

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Do 4. Mai 2017, 16:55

Eule hat geschrieben:Sarrazin ist das Problem, nicht die muslemische Zuwanderung!
Ekelhafte Diffamierung.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Do 4. Mai 2017, 17:31

Ich sehe das Hauptproblem des sogenannten Klimaschutzes zunächst einmal in der Definition des "richtigen" Klimas.
Welches meinen wir? Das vor 500000 Jahren als der homo sapiens auftauchte? Das vor 30000 Jahren, als trotz der noch existenten Eiszeit im heutigen Mitteleuropa Menschen lebten? Oder das während der "kleinen"Eiszeit?
Meinen wir das Klima, das die Maori nach Neuseeland brachte oder das, was die Inuit in Nordwestgrönland ansässig werden ließ?
Wollen wir wieder in SüdEngland Wein anbauen oder unsere Orangen aus Regionen südlich des Mittelmeer beziehen?

Alle Lebewesen haben Klima geschaffen. Immer. Angefangen bei den Cyanobakterien bis zu uns. Alle Lebewesen haben immer ihre Vorteile verfolgt. Ihre.
Der Rest war und ist ihnen egal. Das ist beim Menschen nicht anders.
Natürlich sind wir wesentlich verantwortlicher.Deswegen beklagen wir gern, dass wir hier mit stromfressenden Geräten schreiben, Auto oder Motorrad fahren müssen, uns Waren schicken lassen und den Urlaub in Spanien verbringen müssen...
Aber ändern?
NICHT in die Berge zum Wandern fahren?
Fahrrad statt Auto?
Verzicht statt Konsum?

Nein.
Denn dafür können WIR ja nichts!

Da gibt's doch noch die Merkel.
Den Putin.
Den Sarrazin.

Oder einfacher:
Die anderen...

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 4. Mai 2017, 20:12

Bummler hat geschrieben:Frau Merkel könnte mit der großen Koalition soviel durchsetzen, von dem was aus Klimasicht nötig wäre, weil einfach die Mehrheiten da sind. Aber sie tut es nicht. Warum? Weil sie anschließend abgewählt werden würde. Und warum würde jede Kanzlerin die dergleichen tut abgewählt werden?

Weil jede Änderung neben Gewinnern auch Verlierer hervorbringt.
Fortschritt bringt immer Gewinner und Verlierer hervor. Als die Eisenbahn erfunden und ihren Siegeszug durch alle Länder machte, gab es auch Verlierer: Die auf Pferdkraft basierenden Transportunternehmen. Und niemand war da, um ihnen zu helfen – sie mussten sich von alleine an die neue Situation anpassen.

Ähnliches, wenn auch nicht so schlimm, passierte der Eisenbahn, als die Autos aufkamen. Und jetzt, mit der Freigabe der Langstrecken für Autobusse, geht diese Umstellung weiter. Davor schon gab es Einbußen durch die damals neu aufkommenden Flugzeuge.

Das Leben geht weiter und der Beste gewinnt. Und der Beste ist, wer uns das beste Preis/Leistungsverhältnis bietet.

Nicht Frau Merkel oder irgendeine Regierung bestimmt, was geschieht, sondern wir: Die Konsumenten und Wähler. Und bisher haben wir uns immer dann für das Neue entschieden, wenn dieses besser war als das alte. Damit sind wir immer gut gefahren.

Wer, wie die AfD, das Alte behalten will, setzt auf das falsche Pferd. Ich meine, als die Eisenbahn aufkam und das Reisen schneller, aber erstmal auch teuer machte, gab es auch Stimmen, die sagten, das mit der Eisenbahn wird nichts. Und tatsächlich gab es anfangs reihenweise Pleiten der Eisenbahngesellschaften, aber am Ende siegte die Eisenbahn über die Pferde.

Und so wird, trotz mancher Pleiten, auch Wind- und Solarenergie letztlich über die Kohle triumphieren. Weil sie umweltschonender agiert und letztlich preiswerter sein wird.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Fr 5. Mai 2017, 00:44

Die Windenergie hat diesen Punkt an der Nordsee bereits erreicht. Dazu hatte ich weiter oben im Thread einen Link eingestellt.

Zur Diskussion darüber, was die deutsche Politik erreichen könnte oder nicht, möchte ich einmal ein paar Zahlen einwerfen. Man sollte mal darüber nachdenken, bevor man kritisiert, was alles die Politik bei uns tun könnte, aber nicht tut.

Die folgenden Zahlen beziehen sich alle auf CO2 aus fossilen Brennstoffen.
- Beim Pro-Kopf-Ausstoß sind es Werte in Tonnen CO2 im Jahr 2014,
- beim Anteil ist es der Prozentwert des CO2-Ausstoßes im Jahr 2016 bezogen auf die weltweite CO2-Emission aus fossilen Brennstoffen.
- Die Veränderungen beziehen sich auf den Zeitraum von 1990 bis 2014 und sind Werte in Prozent des Ausgangswertes.

Deutschland: pro Kopf: 8,93; Anteil: 2,23% und Veränderung: -23,1%
China: pro Kopf nur 6,66; aber Anteil: 28,21% und Veränderung: +331,1%
Indien: pro Kopf nur 1,56; aber Anteil: 6,24% und Veränderung: +280,8%
USA: pro Kopf: 16,22; Anteil: 15,99% und Veränderung: +7,8%
Russland: pro Kopf: 10,2; Anteil: 4,53% und Veränderung: -32,2% (die Abnahme dürfte mit der Wirtschaft zu tun haben)
Japan: pro Kopf: 9,35; Anteil: 3,67% und Veränderung: +14,2%
S.-Korea: pro Kopf: 11,24; Anteil: 1,75% und Veränderung: +145%
Kanada: pro Kopf: 15,61; Anteil: 1,71% (Veränderung ?)
Saudi Arabien: pro Kopf: 16,4; Anteil: 1 ,56% (Veränderung ?)

Spitzenreiter pro Kopf sind (die anderen Daten zu denen habe ich nicht):
Katar: 35,73
Vereinigte Arabische Emirate: 19,31

Weitere Spitzenreiter nach China und Indien in den Veränderungen sind, soweit oben noch nicht genannt:
Brasilien: pro Kopf: 2,31; Veränderung: +158,4%,
Türkei: pro Kopf: 4,01; Veränderung: +141,6%,
Nigeria: (pro Kopf ?); Veränderung: +114,4%

Weitere Werte ohne Angaben für den Anteil, der bei diesen Ländern unter 1,5% liegt:
Frankreich: pro Kopf: 4,32; Veränderung: -17,3% (niedriger pro Kopf Wert wegen hohem Anteil an Atomstrom)
Italien: pro Kopf: 5,26; Veränderung: -17,9%

Noch ein paar weitere Länder, zu denen ich nur die Werte pro Kopf vorliegen habe (der Wert für Deutschland war 8,93; s. oben):
Australien: 15,81
Niederlande: 8,8
Finnland: 8,28
Südafrika: 8,1
Österreich: 7,11 (hat viel Wasserkraft)
Neuseeland: 7,01 (obwohl die Heizungen deutlich mehr Tage laufen müssen, als in Australien, die wahrscheinlich viele Klimaanlagen haben)
Norwegen: 6,87 (sehr viel Wasserkraft)
Großbritannien: 6,31 (keine Ahnung warum die so niedrig liegen)
Griechenland: 6,03
Italien: 5,26
Spanien: 4,99
Schweiz: 4,61 (die haben auch viel Wasserkraft, aber ich dachte immer, die Norweger hätten mehr?)
Frankreich und die Türkei kommen hier in der Reihe (s. oben)
Mexiko: 3,6
Brasilien: 2,31 (viele Menschen in Slums, die nicht einmal Stromanschluss haben, spielen bei dem Wert auch eine Rolle)
Indonesien: 1,72
und hier kommt in dieser Reihe erst Indien, das in den anderen Werten sehr weit oben steht (s. oben)

Nun, man kann sich ja mal Gedanken über diese Zahlen machen, vor Allem über die oben genannten mit hohem Anteil und extremem Anstieg - muss man aber nicht, denn man kann ja auch ruhig blind weiter diskutieren. Damit bewegt man bestimmt am meisten :roll: :lol:

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Fr 5. Mai 2017, 09:44

Aria hat geschrieben:Und so wird, trotz mancher Pleiten, auch Wind- und Solarenergie letztlich über die Kohle triumphieren. Weil sie umweltschonender agiert und letztlich preiswerter sein wird.


Nun gibt es die Windenergieanlagen aber schon seit 100 Jahren und sie hatten ja Zeit genug sich im Wettbewerb durchzusetzen.
Haben sie aber nicht. Erst ...

Wikipedia hat geschrieben:Mit dem Stromeinspeisungsgesetz von 1991 begann der Aufschwung der Windenergie auch in Deutschland; er setzte sich mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (in Kraft seit dem 1. April 2000) fort. Diese politischen Rahmenbedingungen trugen dazu bei, dass deutsche Windkraftanlagenhersteller heute weltweit zu den Technologie- und Weltmarktführern zählen.


Insofern ist deine Aussage:

Nicht Frau Merkel oder irgendeine Regierung bestimmt, was geschieht, sondern wir:


nicht korrekt.
Natürlich hat die Regierung diese politischen Entscheidungen getroffen. Kein Wähler hatte je die Möglichkeit zu entscheiden, ob er denn wirklich mehr zahlen will für den Strom aus Windkraft.

Das ist ja auch ganz klar. Außerdem, das will ich auch mal klar stellen, ist es ja auch manchmal nötig gegen den Willen der Mehrheit etwas durchzusetzen. Wenn es vernünftig ist.
Aber es ist natürlich Quatsch dann zu sagen die Menschen wollten es.
Kein Mensch will mehr Geld für Strom bezahlen oder später in Rente gehen müssen oder für weniger Geld mehr arbeiten usw. um auch mal ein paar andere Beispiele aus der Politik zu benennen.

Erst gestern las ich in der Zeitung das die Grünen momentan bei den Umfragen nicht so doll da stehen. Für mich klar, weil einige der Ziele der Grünen von der Regierung umgesetzt werden und damit erlebbar zu einem Wohlstandsverlust von Teilen der Bevölkerung führen. Der ständig steigende Strompreis ist nur ein Fakt, der andere ist, ich habe es oben schon geschrieben, der Verlust von Arbeitsplätzen in der Braunkohle.

Die Zahlen von Hans belegen auch wunderschön, wie eng die Energiefrage mit dem Wunsch nach Wohlstand zusammenhängt.
Das ist nicht neu, schon Lenin hatte formuliert "Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes", also ein alter Hut. In die heutige Zeit transformiert heißt das "Wohlstand ist Marktwirtschaft und billige Energie".

Nun ist diese Energie aber am billigsten wenn man die Tertiär- und Karbonwälder (jetzt Kohle) verbrennt. Dummerweise erzeugt man damit wieder das Klima aus diesen Zeiten.

Wikipedia hat geschrieben:Das Klima auf der Erde war im Tertiär wesentlich wärmer als heute.


Wikipedia zu Karbon hat geschrieben:Eine Ursache in den weitverbreiteten Kohleablagerungen des Oberkarbon kann in glazio-eustatischen Meeresspiegelschwankungen gesehen werden, die durch wiederholte Bildung großer Inlandseismassen im Südbereich von Gondwana hervorgerufen wurden. In Äquatornähe prägten subtropische Bedingungen die Karbonlandschaft. Der Sauerstoffanteil der Luft war sehr hoch und betrug ungefähr 35 %.[4] Dies ermöglichte ein Riesenwachstum bei Insekten und anderen Gliedertieren.
...
Am Ende des Devon kam es zu einem Massenaussterben, bei dem 50 % aller Arten ausstarben, darunter einige Fische, Korallen und Trilobiten. Es starben auch etliche Riffbauer unter den Korallen.
...
Man kann das Karbon, zumindest das Oberkarbon, auch als das Zeitalter der Farne bezeichnen. In weit ausgedehnten Kohlesümpfen entstanden die weltgrößten Vorräte an Steinkohlen. Die beherrschenden Vertreter der Flora in den Kohlesümpfen waren die Gattungen Schuppenbäume (Lepidodendron) und Siegelbäume (Sigillaria), baumartige Pflanzen, die zur Klasse der Bärlapppflanzen (Lycopodiopsida) gezählt werden. Die Vertreter beider Gattungen erreichten Größen von bis zu 40 Metern und Stammdurchmesser von über einem Meter.

Die Schachtelhalme (Equisetopsida) brachten mit den Kalamiten (Calamites) ebenfalls bis zu 20 Meter große Baumformen hervor (meist sind von den Stämmen nur Steinkerne der verholzten Markröhren erhalten).


Die Schachtelhalme ärgern mich ja heute schon im Garten. Wenn die jetzt wieder so groß werden wie im Karbon, na dann gute Nacht...
ok, jetzt wieder ernst, ein Spaß muss ja auch mal sein.

Also was ich eigentlich sagen wollte, der Klimawandel wird kommen, auch wenn er uns nicht gefällt.
Wir hätten die Möglichkeit zumindest etwas gegenzusteuern, aber nur bei der Option "Wohlstandsverzicht".

Das wird aber nicht publiziert. Sondern es wird so getan, als ob man auch ohne Wohlstandsverzicht die Energiewende hinbekommt und wer das als erster macht, der hat sogar noch einen Wettbewerbsvorteil (oder so eine Art Kondratjew-Zyklus). Naja.
Donald Trump sieht das wohl pessimistischer. Freilich leugnet er einfach den Klimawandel anstelle sich auf meine Argumentation einzulassen. Das ist dumm.

Besser wäre es einen Volksentscheid zu machen, ob wir für das Klima auf Wohlstand verzichten wollen oder nicht.
Auf der Grundlage kann man dann auch die Zukunft gestalten. Entweder eben allerlei Verbote einführen oder aber so weiter machen und sich den Folgen des Klimawandels stellen. Das ginge ja auch. Dämme bauen gegen die Wasserfluten, Bewässerungsanlagen für die verdorrten Felder, Gebäude die den Stürmen trotzen usw. Das würde mir als Statiker ja auch nützen.

Nur muss eben ein gesellschaftlicher Konsens gefunden werden. Die Methode mit den Verpflichtungen von Regierungen sehe ich äußerst skeptisch.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Fr 5. Mai 2017, 13:23

Noch ein paar Zahlen, um zu zeigen, dass wir hier nur eine Vorbildfunktion einnehmen, aber nicht wirklich etwas in Richtung CO-Abnahme bewirken können. Natürlich ist dennoch gut, was getan wurde, denn so wird jetzt vielen Ländern gezeigt, wie man effektiv Wind- und Sonnenenergie herstellen kann. Chinesische Delegationen haben sich ja auch bereits Windparks in Deutschland vorführen lassen! Also ist es auch jeden Fall ein indirekter Effekt, der mit unserer Energiepolitik erreicht wird, und der ist auch sehr wichtig, selbst wenn wir nur 2,2% des weltweiten CO2 emittieren und andererseits jährlich durch Abholzung 1,1% der weltweiten jährlichen Emissionen weniger im Wald gebunden werden (die Abholzung wirkt sich also genauso aus, wie eine jährliche Zunahme der Emissionen um 1,1% und damit kommt alle 2 Jahre erneut so viel an Zunahme hinzu, wie Deutschland emittiert).

Die CO2-Emissionen von Deutschland wurden für 2015 auf 902 Mio t. berechnet (der niedrigste Wert seit 1990).
Die Abnahme der Waldfläche in Brasilien von 1990 bis 2015 betrug 5450 Mio. Hektar.
Das entspricht vorsichtig berechnet ((*) - Erläuterung hierzu weiter unten) einer CO2-Bindungskapazität von 71 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr, also 78,5 Mal soviel, wie Deutschland im Jahr 2015 emittiert hat.

Die Abnahme der Waldfläche in Indonesien von 1990 bis 2015 betrug 2754 Mio. Hektar.
Das entspricht vorsichtig berechnet (*) einer CO2-Bindungskapazität von 36 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr, also 40 Mal soviel, wie Deutschland im Jahr 2015 emittiert hat.

Um also den Waldverlust nur von Brasilien und Indonesien dieser Zeitperiode auszugleichen, müssten 111 Länder wie Deutschland jede CO2-Emission voll stoppen.

(*): "Vorsichtig berechnet" bedeutet hier, dass der mitteleuropäische Wert von 13 Tonnen CO2 pro Hektar zugrundegelegt ist, obwohl die Bäume der tropischen Wälder tatsächlich 15 bis über 20 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden. Aber den Wert darf man nicht ansetzen (das hat früher zu Fehlberechnungen geführt), weil es auch eine hohe Verrottungs-Rate am Boden gibt (mit CO2-Freisetzung durch Verrottung), die viel höher ist, als bei uns. Deshalb die Berechnung mit dem niedrigeren Ansatz, wobei der wirklich genaue Wert bisher nicht bekannt ist, sondern nur grobe Schätzwerte aus punktuellen Einzelmessungen. Mit dem Wert von 13 Tonnen pro Jahr aus den gemäßigten Zonen liegt man jedenfalls nicht zu hoch.

Nun schimpfen die Einen über Brasilien und Indonesien wegen der Waldverluste, während die Anderen auch in Europa von den neuen Produkten aus diesen Flächen profitieren (Soja, Mais, Palmöl, viel vom Soja und Mais geht dabei in das Futter unserer Massentierhaltung).

Dabei gibt es übrigens auch massenweise Brandrodung mit der direkten Freisetzung von 220 Tonnen CO2 pro Hektar bei diesem Vorgang. Die Brandrodung der tropischen Regenwälder trägt zwischen 10% und 20% zum weltweiten Treibhauseffekt bei. In den Jahren 1997 und 1998 wurden bei künstlichen Waldbränden in Südostasien 15 bis 40 Prozent des weltweit produzierten Kohlendioxids freigesetzt. Bei Rodung durch Holzfäller in tropischen Regionen werden übrigens auch 120 Tonnen CO2 pro Hektar kurzfristig durch die Zersetzung von Biomasse in den feuchtwarmen Bedingungen freigesetzt.

Man schimpft gerne über die Anderen, vor Allem, wenn es um diese Dimensionen geht. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland (32% der Fläche in 2012) nur 152 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr binden. Durch die anderen Grünflächen kommen höchstens noch Mal 20 bis 30 Tonnen hinzu. Also haben wir in der Vegetation nur eine Kapazität der CO2-Assimilation von knapp 20% der derzeitigen Freisetzung. Dieses Missverhältnis darf man nicht aus den Augen verlieren, wenn man über die Anderen meckert. Deshalb sind unsere Klimaprogramme als Vorbild und für den Export der Technologien gut, auch wenn wir damit die weltweite CO2-Bilanz mit den Maßnahmen im eigenen Land nicht merkbar beeinflussen können.

Selbst wenn das ganze Land mit Wald bedeckt wäre, kämen wir nur auf 52% CO2-Bindung im Verhältnis zur Freisetzung. Daraus folgt klar, dass unsere Fläche nicht reichen könnte, mit irgend einer Biomasse den Energie-Bedarf zu decken.

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