BOeinNackter hat geschrieben:Nackt mit Freunden, Mitschülern, Kollegen, Verwandten und Nachbarn zusammen zu sein, hat immer noch eine deutlich höhere Hemmschwelle als im Urlaub oder am Wochenende, weit weg von zuhause, nackt zu baden. Dabei ist die Herkunft relativ egal.
Kann wohl sein, muss aber nicht sein: Als wir in den 1980ger Jahren an einem FKK-Strand in Frankreich waren begegneten wir dort einem Lehrer eines unserer Söhne. Das war von beiden Seiten aus "Null-Problem", eine freundliche Begrüßung ohne jegliche Anspielung auf irgend ein "Sie auch hier". Die nächste Frage von ihm war, ob wir Tennis spielen, da er noch keinen Partner dafür gefunden hatte (leider war der Tennisplatz im Textil-Bereich, aber dennoch haben wir da nun öfter mal zu 3 Personen im Spielbesetzungs-Wechsel gespielt).
Nach einem meiner Marathon-Läufe (ich glaube, es war der erste), als ich nackt unter der Dusche stand (großer provisorisch eingerichteter Duschbereich in einem Parkhaus) klopfte mir jemand von hinten auf die Schulter und begrüßte mich, und das war ein Kollege aus einer höheren Hierarchieebene unserer damaligen Firma. Auch das war kein Problem und man sprach nur von der gelaufenen Zeit und wo es in den Muskeln schmerzt. Also, diese Hemmschwelle erkenne ich nur solange, wie ich nicht weiß, welche Einstellung der andere dazu hat. Wenn andere auch zum Nacktbaden gehen, und man weiß das, verstehe ich nicht, wo es ein Problem sein soll, wenn das Freunde, Mitschüler, Kollegen, Verwandte oder Nachbarn sind. Wir haben zu meiner Schulzeit auch auf einer Klassenfahrt nach Sonnenuntergang (ohne Wissen des Lehrers) nackt in einem Teich nahe der Jugendherberge gebadet. Das war sogar direkt neben der Zufahrtsstraße, also für die 1960ger Jahre einigermaßen gewagt. Der Lehrer wurde von einem Anderen alarmiert und hat uns aus dem Wasser zitiert. Kein Problem, dass wir nackt waren, nein, das hat er voll akzeptiert. Es war nur das Problem seiner Aufsichtspflicht, falls beim Schwimmen in einem nicht bewachten Gewässer etwas passiert.
Aria hat geschrieben:Auch als ich Ende der 1980er Jahren angefangen habe in München zu studieren, haben mich die Gleichaltrigen mitgenommen – zu eben jenem Feringasee! Weil damals ein anderer Zeitgeist herrschte, war der Druck der Gruppe natürlich in eine andere Richtung gerichtet: zur FKK – statt weg davon wie derzeit.
Genau so habe ich es auch erlebt (aber Anfang der 1970ger). Unser abendlicher Badesee bei der Studentensiedlung mitten in der Stadt war natürlich absolut kein FKK-See, aber ab Dämmerung scherten wir uns nicht darum. Wer da eine Anti-FKK-Meinung verbreitet hat, war out. Von nackten Schitouren im Hochgebirge wurde in den Kreisen unserer Trainingsgruppe berichtet, und keiner hatte etwas dagegen auszusetzen. Alle waren einig: das machen wir auch, wenn es das Wetter und die Abgeschiedenheit der Region ermöglicht. Irgendwann zeigte einer seine Dias von einer Bergtour und da waren plötzlich Nacktbilder dabei, ohne dass davon in dieser Gruppe der Zuschauer mal gesprochen worden wäre. Die Äußerungen, die erst einmal überrascht dazu fielen, waren positiv und vom Wunsch der Nachahmung durchsetzt.
Campingliesel hat geschrieben:Also eine Nutzung mit Sexfilmen war sicher von nur einer MInderheit, vielleicht vor allem im Rotlichtmilieu der Fall.
Und warum sollte das heute anders sein? Meinst Du wirklich, dass heute, nur weil die Filme leichter verfügbar sind, mehr Leute die anschauen? Unter denen, die ich kenne, waren es jedenfalls früher (als die schwerer zugänglich waren) und heute genau dieselben Menschen, die sich so etwas angesehen haben, und bei denen, die vorher sich nicht darum bemüht hatten daran zu kommen ist keiner dabei, der sie jetzt im Internet ansieht. Die leichtere Verfügbarkeit ändert weder den Geschmack der Menschen noch deren Vorlieben, sich durch solche Filme stimulieren zu lassen bzw. stimulieren lassen zu können.
Wenn allein die leichte Verfügbarkeit dieser Filme diese Wirkung hätte, wie Du sie hier ständig schreibst, dann müsste die leichte Verfügbarkeit von Fußbällen dazu führen, dass jeder Fußball spielt und die leichte Verfügbarkeit von Laufschuhen dazu dass jeder Laufen geht etc. Diese Logik ist doch wirklich einigermaßen absurd.
Campingliesel hat geschrieben:Und so standen die meisten Videogeräte damals wohl in Schulen oder Firmen oder ähnliches. Und ganz sicher nicht in Jugendzimmern zu Hause, um sich Sexfilme anzusehen.
Natürlich nicht, und wenn sie dort standen, dann auch nicht zu diesem Zweck. Und die PCs stehen auch heute nicht in den Jugendzimmern zu Hause um sich Sexfilme anzusehen. Wenn das einige tun, dann in der Regel nur mal aus Neugier, und dann hat sich das. Das ist doch keine Massenerscheinung und die Jugendlichen sind da auch heute nicht anders veranlagt, als vor 30 oder 40 Jahren. Es gab immer einige wenige, die gierig nach solchen Bildern waren, auch zu meiner Schulzeit, als die aus Dänemark schwarz eingeführt wurden. Aber da hat sich durch die leichte Verfügbarkeit überhaupt nichts an der durchschnittlichen Einstellung und der Neigung zu diesen Bildern bzw. Filmen geändert.
Aria hat geschrieben:Andererseits: Sowohl diese Gleichsetzung von Hochschlafen mit sexuellem Missbrauch, als auch die Ablehnung der Werke des inkriminierten, aber (noch) nicht verurteilten Menschen, zeigen uns, dass sich der Zeitgeist bereits gewaltig gewandelt hat.
Genau richtig! In der größten Zahl dieser Fälle wird doch heute nicht richtig wiedergegeben, wie das seinerzeit gelaufen ist! Wer diese Zeit im Berufsleben miterlebt hat, sieht das doch um einiges nüchterner, als heute in der Presse darüber berichtet wird. Übrigens hat es in den 1980ger Jahren nicht selten auch Berührungen seitens Frauen mittleren Alters in führenden Positionen gegenüber attraktiven jungen männlichen Kollegen gegeben, die voll unter das heute ständig angeprangerte Verhaltensmuster in umgekehrter Richtung passen. Kein Mensch redet davon!