Aria hat geschrieben:BOeinNackter hat geschrieben:Wie das mit Zeitgeist so ist, so gibt es ihn eigentlich nicht so richtig.
Früher in den 70gern haben kaum Leute Nacktbilder, Filme oder gar Pornos von sich durch die Welt geschickt, Nacktwanderer gab es sicher kaum, Kinder waren über grundsätzliche Sexualpraktiken und Verhütung deutlich weniger aufgeklärt, Schwule waren noch krank und kriminell, es gab nicht so große Demos gegen Sexualunterricht. Es war vieles anders ohne ganz klare Richtung.
Wieso negierst du zuerst, dass es Zeitgeist nicht richtig gibt, und dann zählst du auf, was alles sich inzwischen geändert hat? Geändert haben sich die Dinge, weil Menschen haben angefangen sie anders, sprich weniger verkrampft zu sehen.
Ich habe Veränderungen beschrieben, die für mich in unterschiedliche Richtungen gehen. Kurz könnte man auch sagen, verfügbarere Pornografie und mehr Angst um die Kinder.
Aria hat geschrieben:BOeinNackter hat geschrieben:Was ich noch nicht verstehe, ist das Problem der mißbrauchten Kinder und Jugendlichen. War das eine Folge der sexuellen Befreiung?
Nein – Missbrauch von Kindern hat es schon immer und viel mehr als heute gegeben, nur früher schaute niemand so genau hin. Warum nicht? Weil die Täter Respektpersonen waren: Priester, Erzieher, Lehrer, Väter, Onkels, Mütter, etc. Erst in einem verhältnismäßig freien öffentlichen Klima, das inzwischen durch Internet entstanden ist, haben Missbrauchte als Erwachsene den Mut gefunden, sich mit übermächtig scheinenden Institutionen anzulegen. Und sie wurden, anders als früher, auch gehört. Vorher wurde meistens alles unter den Teppich gekehrt, wer dennoch anklagte, wurde als Nestbeschmutzer selbst angeklagt. Man darf nicht vergessen: Das Züchtigungsrecht der Lehrer/Erzieher wurde in Deutschland allgemein 1973, in Bayern aber erst 1983 aufgehoben, das der Eltern erst im Jahr 2000. Bis dahin galt – mit dem Segen des Staates! – der Spruch „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“.
Hier habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Es geht mir um das Problem der zahlreichen Berichte, der Betroffenheit und der inzwischen erweiterten Definition von sexuellem Mißbrauch. Es gibt tatsächlich Frauen und Männer, die es falsch finden, daß ihre Eltern ihre Nacktheit nicht vor ihnen verborgen haben. Kann man sowas jetzt Mißbrauch nennen? Auch die Diskussionen um Nacktbilder von Kindern mag ich kaum noch hören. Deine Argumente sind richtig. Die öffentliche Wahrnehmung ist anders.
Daß heute viele Eltern nicht wollen, daß mit ihren Kindern über Sexualität gesprochen wird, Sexualkundeunterricht ablehnen, es auch nicht elbst tun wollen, könnte damit zu tun haben.
Es wird ach gesagt, die Kinder sollen rein bleiben, was wohl bedeutet, dass für viele Sex schmutzig ist. Das könnte daher rühren, daß viel zu viele Eltern Probleme mit ihrer eigenen Sexualität haben. Weil es ungefähr die Generation unserer Kinder ist, frage ich mich, was da falsch gelaufen ist.
Nacktheit ist für diese Leute ein Teil dieser schmutzigen Sexualität. Wenn FKKler diesen Zusammenhang immer nur abstreiten, übersehen sie, daß sie in Verdacht geraten, Sexualität in der schmutzigen Ecke stehen lassen zu wollen, um nur ihre Nacktheit davon zu distanzieren. Wir sollten uns immer auch für einen offeneren Umgang mit Sexualität einsetzen. Beides könnte dann unserer Freikörperkultur wieder auf die Beine hellfen.
Ich möchte diesen Leuten gern sagen, dass es wichtig ist, zumindest unter seinen Sexualpartnern über Sexualität offen zu reden, statt bei dem Thema gleich in Panik zu geraten. Vielleicht brauchen auch Erwachsene noch ganz viel Beratung und Gesprächsbegleitung, mindestens mehr Information. Mit der freieren Sexualität haben wir in den 60ern einen Wandel erlebt, der vieles im Zusammmenleben verändert hat. Da müsste aktiver an der weiteren Bewältigung gearbeitet werden.
Wenn schon heutige Erwachsene ihre sexuellen Kenntnisse vielfach aus Pornovideos erworben haben, dann könnte das manche Probleme erklären. Eltern, die sich selbst nicht ehrlich und offen darüber austauschen, mögen dieses Reden wohl erst recht nicht ihren Kindern zumuten.
Ich glaube, wir alle sind mit dem Reden noch ziemlich am Anfang. So sollte z.B. auch Kindern deutlich sein, daß Selbstbefriedigung allgemein akzeptiert und etwas Gutes ist. Oder ist es das gar nicht?