@Bummler: nachdem Dir nun Ralf-abc und Aria zu Teilen Deines Beitrags passende Antworten gegeben haben, will ich das zu diesem Aspekt auch noch tun:
Bummler hat geschrieben:Das ist ja richtig. Aber man sollte auch nicht davor die Augen verschließen, dass der "Strukturwandel" nicht funktioniert.
Welche neuen Industrien sind denn in Deutschland in den letzten zwanzig Jahren entstanden?
Wenn man dann noch die Industrien dagegen rechnet, die verschwunden sind, dann ist der Saldo negativ.
Du übersiehst dabei völlig die Entwicklung des Mittelstandes und bei den Handwerkern! Große Industrien sind und waren immer eine riskante Angelegenheit. Da gibt es immer wieder auch Fälle, dass trotz guter Auftragslage wie bei Siemens Betriebe dicht gemacht werden, um die Rendite des Konzerns und die Dividenden erhöhen zu können. Das gibt es im Mittelstand und bei Handwerksbetrieben nicht. Da muss einer schon Richtung Insolvenz gehen, bevor er dicht macht, aber nicht bei vollen Auftragsbüchern, um nur die noch mehr gewinnbringenden Standorte weiter laufen zu lassen.
Wenn Du den Mittelstand und die Handwerksbetriebe mit einrechnest, dann ist der Saldo deutlich positiv! Erzähl jetzt nicht "aber nicht bei uns!". Ich habe auch weder dort arbeiten können, wo ich aufgewachsen bin, noch dort, wo ich studiert hatte. Wer eben nicht dahin geht, wo die Wirtschaft brummt, dem ist heute nicht mehr zu helfen. Und wenn dann manche Orte im Osten noch weiter an Einwohnern verlieren, dann ist eben zu fragen, was dort falsch gemacht wird, dass dort keiner investiert. In der Rheinebene auf der Pfälzer Seite haben z.B. viele Betriebe des Mittelstandes in den letzten Jahren Produktionshallen aufgebaut. Wenn die als Zulieferer für Unternehmen in ganz Europa tätig sind, hätten die sich auch sonst überall in Deutschland ansiedeln können. Man muss nur Gewerbeflächen ausweisen und für die Verkehrsanbindung sorgen. Was haben da bei Euch im Osten die Gemeinden anders gemacht, als z.B. in der Pfalz (im Osten des Pfälzer Waldes)?
Der Mittelstand ist in ganz Deutschland in den letzten 20 Jahren deutlich gewachsen (ebenso in Österreich). Für den Mittelstand "brummt" das Geschäft und übrigens für die Handwerker auch, wie schon lange nicht mehr. Weder der Mittelstand, noch die Handwerker können ihre offenen Stellen ausreichend besetzen. Wer Handwerker braucht, der hat es schon bemerkt: die Wartezeiten werden immer länger, weil die nicht mehr genug Personal haben, bei Rohrbruch oder Heizungsausfall kommt nur noch der, der im Haus auch installiert hat, andere (außer sehr teure Notdienste) lehnen das bereits ab. Die Arbeitskosten für die Meisterstunde überschreiten an vielen Orten schon die 100 € und steigen überdurchschnittlich weiter. Und wenn dann doch mal einer die Handwerker-Ausbildung macht und in seinem Beruf richtig gut ist, wird er mit super-Konditionen vom Ausland abgeworben, z.B. häufig in den letzten Jahren nach Skandinavien (übrigens auch Ärzte).
Also, dieses Jammern über verlorene Industrien ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich habe übrigens in diesem Jahr mehrere Aufträge abgelehnt, die in der Summe die Arbeitskraft von 2 Personen benötigt hätten. Ich fange jetzt nicht mehr an, im Rentenalter noch Leute einzustellen um mein kleines Beratungs-Gewerbe wachsen zu lassen, sondern ich bleibe dabei, ein Einzel-Personen-Betrieb zu sein. Aber es wäre in der jetzigen Lage gar kein Problem, bei meinen Themen mit etwas Werbung innerhalb von zwei Jahren auf einen 10 Personen-Betrieb anzuwachsen. Ich überlasse das jetzt anderen, die noch jünger sind und noch gerne die Verantwortung für so ein Kleinunternehmen auf sich nehmen.