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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mi 21. Jan 2015, 12:37

Den im alten Forum begonnenen Thread Dokumente des gesellschaftlichen Wandels möchte ich hier unter dem gleichen Titel weiter führen. Dort habe ich als Einleitung geschrieben:

Dies soll ein Thread werden, in dem gesellschaftliche Veränderungen dokumentiert werden. Es besteht wohl kein Zweifel mehr: Die Gesellschaft wird wieder konservativer, regelfreudiger. Und das in allen Bereichen des Lebens.

Heute gibt es wieder einen Anlass dazu – Süddeutsche berichtet:

Ende der Barbusigkeit - Nackte Tatsachen sind kein Verkaufsargument mehr - Zitat:
Die irische Ausgabe der Sun verbannte schon im Sommer 2013 nackte Brüste aus dem Blatt - auf die Auflage wirkte sich das kaum aus. Dass die britische Version jetzt nachzieht, ist ein Erfolg für Frauenrechtler und Politiker, die seit Jahrzehnten gegen die Oben-ohne-Fotos wettern.


Damit nicht wieder Schlaumeier kommen und sagen, was in Großbritannien geschieht, gelte nicht für Deutschland, hier ein weiteres Zitat aus dem gleichen Artikel:
Die Briten setzen somit auf Online, ebenso wie die Bild-Zeitung. Die Deutschen schafften vor drei Jahren das "Seite-1-Girl" ab und zeigen Brustbilder nun weiter hinten im Blatt

Ich muss gestehen, das mit der Bild-Zeitung ist mir entgangen. :D

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mi 21. Jan 2015, 22:55

Nackte Haut ist doch schon lange kein verkaufsförderdes Mittel mehr. Dieses als Argument für eine immer prüder werdende Gesellschaft zu nehmen, halte ich für nicht glücklich und tragfähig. Es gab immer eine Wellenbewegung von zu mehr Freizügigkeit und Rücknahme dieser Freizügigkeit. Diese Wellen laufen im Abstand einer Generation. Die Tendenz war aber stets ein Zuwachs an Freizügigkeit. Ob sich ein Wandel in der Gesellschaft im Sinne einer Kehrtwende, also zu einer stärkeren Rücknahme der Freizügigkeit als deren Hinwendung, vollzieht, ja kann ich noch nicht sehen. Ich denke, wir müssen mal abwarten, wie sich die nächste Wellenumkehr darstellt. Dann wird sich nämlich zeigen, wie sich die Generation "Porno", die dann ins gesetzte Alter kommt, dieser Bewegung zu mehr Freizügigkeit stellt. Ob sie dieses unterstützt oder ob sie dieses vermehrt abblockt.

Ich habe in dem Vorgängerthread schon angesprochen, dass die Angst und die Machtlosigkeit vor der neuen Technik eine große Rolle spielt. Dieses ist aber von den Teilnehmern dieses Threads bislang nicht betrachtet worden. Für mich ist dass nicht das ausschlaggebende, aber dennoch ein sehr wichtiges Ereignis, an dem man nicht vorbei gehen kann.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von homo sapiens » Do 22. Jan 2015, 09:11

eule hat geschrieben: Nackte Haut ist doch schon lange kein verkaufsförderdes Mittel mehr.

das ist so nicht richtig.
bekanntermassen wirkt werbung durch aufmerksamkeitserweckung, impact und beduerfnisansprache.
und zur aufmerksamkeitserweckung eignen sich neben u.a. grellen farben, kindern eben auch erotische bilder, zu denen nackte haut selbstverstaendlich auch gehoert.
gute werbung (also mit nackter haut) kann also schon verkaufsfoerdernd sein, sofern die uebrigen beiden punkte auch erfuellt werden.

allerdings sehe ich hier auch keinen zusammenhang mit einer immer prueder werdenden gesellschaft, also auf den Artikel bezogen.
der tenor des artikels in der sueddeutschen ist fuer mich eher die staerkere ausrichtung hin zu den online-medien weil immer weniger menschen die print-medien kaufen, also im grunde nichts neues.
die kundschaft, die die printausgabe, in ermangelung der entsprechenden app oder dem internet, noch kauft, scheint einer kaeuferschicht zugehoerig zu sein, die keinen wert auf (junge) nackte brueste legt. vielleicht die aeltere weibliche kaeuferschaft...?




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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 22. Jan 2015, 16:40

homo sapiens hat geschrieben:allerdings sehe ich hier auch keinen zusammenhang mit einer immer prueder werdenden gesellschaft, also auf den Artikel bezogen.
Natürlich sind solche Veränderungen für sich genommen zu klein, um irgendetwas beweisen zu können. Aber in der Summe können solche Indizien oder Symptome schon als Beweise gewertet werden, schließlich gibt es auch sogenannte Indizienprozesse, die gleichwohl zu Verurteilungen führen können.

In der kurzen Zeit seit dem Bestehen dieses Threads (inklusive des gleichnamigen im alten Forum: seit dem 24. November 2014) haben wir gemeinsam folgende Indizien für einen Wandel von einer permissiven zu einer Präventions- und Überwachungsgesellschaft gesammelt – die Reihenfolge hier ist die ihres Auftretens:

1. Bilder von nackten Kindern (ohne geschlechtsbetonten Haltung) können jetzt als Pornografie gewertet und der Handel damit bestraft werden. Davor schon gab es Verschärfungen in diesem Bereich, so sind bei manchen Dingen Jugendliche den Kindern gleichgestellt worden. Eine Zusammenstellung dieser Verschärfungen im Straf- und Jugendschutzgesetzen seit den 80er Jahren könnte diese Indizien zum Beweis erheben.

2. In Kreuzlingen in der Schweiz gibt es einen Dresscode für Lehrer, darin u.a. folgende Bestimmungen - Zitat: Spaghettiträger sind ein klares No-Go. Die Träger von Tops oder Kleidern sollen mindestens drei Finger breit sein, wobei auf jeden Fall die Achseln zu rasieren sind; Außerdem nicht zu empfehlen: hautenge Jeans, transparente Stoffe, tiefe Ausschnitte, Adiletten, kurze Hosen bei Männern, Punkfrisuren, penetrante Rasierwasser oder Parfums. Als "korrekt und passend" empfanden die Lehrer für sich: Hemden, Blusen, dehnbare Soft-Jacketts, einfarbige Shirts, dunkle Jeans, knielange Röcke.

3. Großer Lauschangriff – hier die Chronologie, wie es dazu kam. Weiteres ist auch hier zu lesen.

4. Knigge, Etikette und Dresscodes sind wichtiger geworden. Jedenfalls gibt es eine Zunahme an entsprechenden Kursen – siehe z.B. Die Oberschicht setzt auf Knigge-Kurse.

5. Die Videoüberwachung des öffentlichen Raums schreitet immer weiter voran. Und das obwohl diese Art von Überwachung zumindest in England nichts bringt – Zitat: Das Netz mit mehr als vier Millionen Videokameras sei ein "völliges Fiasko", erklärte jetzt der Chef Scotland Yard-Abteilung für Video-Überwachung, Mike Neville.

6. In Großbritannien sind in Pornos jetzt u.a. folgende sexuelle Spielarten verboten: Demütigung, Schläge, Auf dem Gesicht sitzen, Fesseln, Aggressives Peitschen, Schläge mit Stöcken, Würgen, Pinkeln, Beleidigungen.

7. Ende der Barbusigkeit in Tageszeitungen (Bild, Sun), die bisher die Abbildungen von Nackideis für unverzichtbar hielten.

Wie man sieht, sind das bis jetzt nicht allzu viele Punkte. Allerdings verstecken sich hinter den Punkten 1 und 3 viel Gesetzesverschärfungen und gar Grundgesetzänderungen, die seit Mitte der 80er Jahre durchgeführt worden sind.

Jedenfalls war es an der Zeit, das mal zusammen zu fassen, damit nichts verloren geht, schließlich kann das alte Forum irgendwann geschlossen werden.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Do 22. Jan 2015, 21:03

Aria hat geschrieben:7. Ende der Barbusigkeit in Tageszeitungen (Bild, Sun), die bisher die Abbildungen von Nackideis für unverzichtbar hielten.
Offenbar rudert The Sun zurück und zeigt wieder "topless girls": http://www.stern.de/panorama/the-sun-britische-boulevardzeitung-holt-oben-ohne-models-zurueck-auf-seite-3-2168022.html
Allerdings machen Leserbriefe deutlich, wir virulent der Protest dagegen ausfällt: http://www.theguardian.com/commentisfree/2015/jan/20/sun-scrapping-page-3-topless-victory-women

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Fr 23. Jan 2015, 01:21

@ Aria
. Bilder von nackten Kindern (ohne geschlechtsbetonten Haltung) können jetzt als Pornografie gewertet und der Handel damit bestraft werden. Davor schon gab es Verschärfungen in diesem Bereich, so sind bei manchen Dingen Jugendliche den Kindern gleichgestellt worden. Eine Zusammenstellung dieser Verschärfungen im Straf- und Jugendschutzgesetzen seit den 80er Jahren könnte diese Indizien zum Beweis erheben.
Diese deine Aussage ist so nicht richtig und auch im alten Forum widersprochen worden.
2. In Kreuzlingen in der Schweiz gibt es einen Dresscode für Lehrer, darin u.a. folgende Bestimmungen - Zitat: Spaghettiträger sind ein klares No-Go. Die Träger von Tops oder Kleidern sollen mindestens drei Finger breit sein, wobei auf jeden Fall die Achseln zu rasieren sind; Außerdem nicht zu empfehlen: hautenge Jeans, transparente Stoffe, tiefe Ausschnitte, Adiletten, kurze Hosen bei Männern, Punkfrisuren, penetrante Rasierwasser oder Parfums. Als "korrekt und passend" empfanden die Lehrer für sich: Hemden, Blusen, dehnbare Soft-Jacketts, einfarbige Shirts, dunkle Jeans, knielange Röcke.
So ein Dresscode hat es schon immer gegeben, jedoch nicht immer schriftlich. Dieses ist also nicht neu.
4. Knigge, Etikette und Dresscodes sind wichtiger geworden. Jedenfalls gibt es eine Zunahme an entsprechenden Kursen – siehe z.B. Die Oberschicht setzt auf Knigge-Kurse.
Der Dresscode der Oberschicht hat sich ehr gelockert als verschärft. Die Zunahme entsprechender Kurse ist ein Beleg dafür, dass die diesbezügliche Erziehungsvermittlung nicht durchgängig war und es auch heute noch nicht ist. Ein Wandel in der Gesellschaft ist hier nur insoweit nachweisbar, dass die Durchlässigkeit innerhalb der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten besser geworden ist, diese Schichten schotten sich nicht mehr so ab, wie es früher war.
5. Die Videoüberwachung des öffentlichen Raums schreitet immer weiter voran. Und das obwohl diese Art von Überwachung zumindest in England nichts bringt – Zitat: Das Netz mit mehr als vier Millionen Videokameras sei ein "völliges Fiasko", erklärte jetzt der Chef Scotland Yard-Abteilung für Video-Überwachung, Mike Neville.
Gehört Thematisch zum Punkt 3.
6. In Großbritannien sind in Pornos jetzt u.a. folgende sexuelle Spielarten verboten: Demütigung, Schläge, Auf dem Gesicht sitzen, Fesseln, Aggressives Peitschen, Schläge mit Stöcken, Würgen, Pinkeln, Beleidigungen.
Entsprechende Bestrebungen sind in Deutschland nicht geplant oder in Vorbereitung. Also für unsere Gesellschaft unrelevant.
7. Ende der Barbusigkeit in Tageszeitungen (Bild, Sun), die bisher die Abbildungen von Nackideis für unverzichtbar hielten.
Ich glaube kaum, dass du dieses als ein Beleg für eine immer prüder werdende Gesellschaft nehmen kannst. Sei doch froh, dass dieses falsche Frauenbild nicht mehr über die Medien transportiert wird.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Fr 23. Jan 2015, 12:20

Eule hat geschrieben:So ein Dresscode hat es schon immer gegeben, jedoch nicht immer schriftlich. Dieses ist also nicht neu.
Doch! "Dieses" ist dann neu. Daran gibt es nichts zu deuten. Wenn nun schriftlich geregelt wird, was früher nur mündlich geregelt wurde, dann ist das neu.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Fr 23. Jan 2015, 12:24

Aria hat geschrieben:
In der kurzen Zeit seit dem Bestehen dieses Threads (inklusive des gleichnamigen im alten Forum: seit dem 24. November 2014) haben wir gemeinsam folgende Indizien für einen Wandel von einer permissiven zu einer Präventions- und Überwachungsgesellschaft gesammelt.


Wir????

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Fr 23. Jan 2015, 12:33

Aria hat geschrieben:6. In Großbritannien sind in Pornos jetzt u.a. folgende sexuelle Spielarten verboten: Demütigung, Schläge, Auf dem Gesicht sitzen, Fesseln, Aggressives Peitschen, Schläge mit Stöcken, Würgen, Pinkeln, Beleidigungen.
Eule hat geschrieben:Entsprechende Bestrebungen sind in Deutschland nicht geplant oder in Vorbereitung. Also für unsere Gesellschaft unrelevant.
Dieser ganz bewussten und strategischen Verharmlosung repressiver Entwicklungen im Ausland wurde schon im vorausgehenden Forum mehrfach widersprochen.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Fr 23. Jan 2015, 16:53

kristofnrw hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:7. Ende der Barbusigkeit in Tageszeitungen (Bild, Sun), die bisher die Abbildungen von Nackideis für unverzichtbar hielten.
Offenbar rudert The Sun zurück und zeigt wieder "topless girls": http://www.stern.de/panorama/the-sun-britische-boulevardzeitung-holt-oben-ohne-models-zurueck-auf-seite-3-2168022.html
Allerdings machen Leserbriefe deutlich, wir virulent der Protest dagegen ausfällt: http://www.theguardian.com/commentisfree/2015/jan/20/sun-scrapping-page-3-topless-victory-women

Danke, Kristofnrw, für die Information - offenbar wollte Sun nur austesten, wie die Reaktionen wären, wenn …

Dabei habe ich durch Deinen zweiten Link Bekanntes und Neues erfahren:

Laura Bates schrieb – Zitat: The Sun's decision to drop topless pictures is a sign of shifting attitudes.

Jessica Valenti schrieb – Zitat: Earlier this week, Instagram deleted the account of Australian magazine Sticks and Stones after it posted a picture of two women in bathing suits with (apparently natural) pubic hair sticking out on the sides.

Hier sind die 2 von Jessica Valenti genannten, die analog zu der Meinung der Lehrer in Kreuzlingen, Schweiz, zu viel Haar zeigen:

Bild
So ändern sich die Zeiten: Zuerst wurde protestiert, weil sich Frauen rasierten, jetzt protestieren sie, weil sie sich nicht rasieren.

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