@ Bummler
Trump ist Pragmatiker. Er hat erkannt das die "Globalisierung", also weltweiter Handel, nicht das geliefert hat was sie versprochen hat, nämlich Wohlstand für alle.
ist es Aufgabe der "Globalisierung", Wohlstand für alle zu schaffen? Das wäre mir neu.
Die ostdeutschen Produkte waren nicht konkurrenzfähig und wir hätten ja bloß bessere Produkte herstellen brauchen, dann wären wir auch konkurrenzfähig geworden.
Das ist eine sehr verkürzte und auch nicht richtige Sicht der Wirtschaftslage in der ehemaligen DDR. Die DDR-Industrie war technisch teilweise, ich betone ausdrücklich teilweise, auf den Stand der 50ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Auch wurden Produkte hergestellt, die so auf dem Weltmarkt keine Chance hatten, weil das Produkt als solches überholt war. Ich rede hier aus einer persönlichen Erfahrung heraus. Denn ich hatte versucht, einen Industriebetrieb zurück zu erhalten. Dieses scheiterte nur daran, dass dieser Betrieb ein halbes Jahr vor dem entscheidenden Stichtag enteignet wurde. Von meiner Familie und weiteren potentiellen Eigentümern war ich der Einzige, der diese Firma von innen gesehen und mit den verantwortlichen Personen dort gesprochen hatte. Diese Firma war in seinem Haupterwerbszweig nicht überlebensfähig, weil entsprechende Betriebe in der Bundesrepublik ca. 10-15 Jahre vorher geschlossen wurden. Jedoch war in diesem Betrieb eine Produktionsmöglichkeit erhalten, wenn es auch nicht mehr genutzt wurde, die als eine Sonderform und Spartenbetrieb hätte fortgeführt werden können. Ob dieses nur eine theoretische Möglichkeit war, konnte ich ja nicht mehr überprüfen, da mir der Zugriff auf diese Produktionsmöglichkeit nicht offen stand. Du solltest die Lage der DDR-Wirtschaft zur damaligen Zeit sehr kritisch sehen. Ja, mir ist es auch bekannt, dass einige Betriebe von "Westunternehmen" ausgeplündert wurden, obgleich diese Betriebe eine reale Überlebenschance hatten.
Das ist gescheitert und im nachhinein sind sich die Experten einig, dass Ostdeutschland mit etwas mehr Protektionismus heute noch eine Industrie hätte.
Gut, ich habe damals gesagt, als die DDR eine Mauer brauchte, hatte sie keine mehr. Aber die Begründung war etwas anders, als die, die du hier anbietest.
Es ist also sinnvoll abzuwägen, ob man die eigene Industrie der überlegenen Konkurrenz aussetzt, oder im Interesse der eigenen Bevölkerung agiert.
Dieses ist ein Irrtum. Ein sich dem Welthandel versperren führt zu einer Verarmung der Bevölkerung. Der angebliche Schutz wird somit zum Faktor einer Verelendung.
Weil letztendlich ein Importüberschuss auch schlecht ist (für die eigene Bevölkerung) und zwar genau in denselbem Maße wie ein Exportüberschuss gut ist (für die andere Bevölkerung). Anzustreben wäre eine Balance, wie auch immer.
Das Modell der Balance, so wie du dieses ansprichst, ist doch viel komplizierter.
Nun muss man aber auch einmal anmerken, warum Deutschland so gut geworden ist. Nämlich durch Reformen, die letztendlich den Arbeitnehmern Nachteile gebracht und zumindest in Europa einen Wettbewerb zur Einschränkung der Sozialsysteme entfacht hat.
Das ist eine verengte Sicht, wie diese von den Linken vertreten wird. Mit der Agenda 2020 wurde ein theoretischer Fehler gestartet, weil das Denken der Verantwortlichen in einem alten Gesellschaftsmodell gefangen war und ist und von den Gewerkschaften leider aufrecht gehalten wird.
Unter dem Motto "wir wollen die Sozialsysteme erhalten" wurden Arbeitslosengeld, Renteneintritt, Niedriglohnsektor, Kündigungsgesetze usw. "angepasst".
Es fand keine Anpassung statt, es war eine Neuorientierung. Nur war das Modell der Neuorientierung ein veraltetes Gesellschaftsmodell, welches auf die Herausforderungen der Neuzeit nicht einging.
Mit dem Erfolg das es unserer Wirtschaft ganz gut geht (wobei diese Feststellung auch pauschal ist), während andere Nationen (z.B. Frankreich) plötzlich im Regen stehen.
Ja, dieses kannst du so sagen. Aber du solltest gleichzeitig auch sagen, dass in diesen Ländern ebenfalls eine Neuorientierung stattfinden muss. Nur sollte diese Neuorientierung sich an den Anforderungen der modernen Gesellschaft orientieren.
Da in den USA so was schon mal gar nicht möglich ist, weil deren Sozialsysteme im Vergleich mit europäischen praktisch nicht existieren, kann Trump gar nicht anders als sich abschotten.
Hier irrst du. Du musst die amerikanische Denkkultur berücksichtigen und dann fragen, wie kann eine Veränderung herbeigeführt werden. Abschotten führt nur zu einer weiteren "Verelendung".
Also letztendlich macht die AfD (wobei es "die" gar nicht gibt, da gibt es innerhalb mehr unterschiedliche Richtungen als in allen anderen Parteien zusammen) nicht Deutschland schlecht, sondern sie will als Alternative zur gegenwärtigen geopolitisch ausgerichteten Wirtschaftspolitik, die zu Sozialabbau und Vertiefung der sozialen Spannung führt (und damit die populistischen und rechten Strömungen befeuert), eine national ausgerichtete Wirtschaftspolitik.
Das freut aber die AfD. Denn das ist genau nicht ihr Ziel.
Was unter Berücksichtigung und in Abwägung aller Faktoren zumindest vernünftig erscheint.
Da du kein Mensch aus der Wirtschaft bist, kann es dir so erscheinen. Die AfD ist eine rechtspopulistische Partei ohne jeglichen wirtschaftlichen Sachverstand. Sie arbeiten nicht mit Fakten, sie arbeiten mit Emotionen.
Einig sind wir uns dahingehend, das diese Politik zu einem Abbau des Exportüberschusses führen wird und damit natürlich zu Verlusten bei den Einnahmen.
Welche Bedeutung hat dieser Einnahmeverlust?
Aber wenn es dadurch zu einer Stabilisierung vor allem der mittelständischen Wirtschaft kommt, dann wird das langfristig das bessere und vor allem das nachhaltigere Konzept sein.
Diese deine Auffassung kann ich nicht teilen. Mir fehlt hier der Bezug zu dieser deiner Meinung.
Dieser Exportüberschuss kommt ja nicht überall an.
Hier verwechselst du jetzt die wirtschaftliche Grundlage mit deren Ergebnisverteilung.
Wenn jetzt aufgrund der Sondereinnahmen die Kitaplätze kostenlos wären oder so, aber das passiert ja nicht.
Die öffentliche Hand hat doch die Mehreinnahmen, die durch diesen Exportüberschuss erwirtschaftet wurden. Hier unterliegst du einem Denkfehler.
Dann doch lieber die AfD.
Wenn das deine politische Meinung und Einstellung ist, dann kannst du mir nur leidtun. Ja, dann muss ich an deinen politischen Sachverstand zweifeln.
@ Aria
Wer das nicht sehen will
Bummler hat geschrieben:
Dann doch lieber die AfD.
weil er gefühlsmäßig anderer Meinung ist, den kann man mit Argumenten nicht erreichen. Deshalb schlage ich vor, diese Diskussion hier abzubrechen. Ich jedenfalls werde nicht mehr direkt darauf eingehen, obwohl das sicher zum gesellschaftlichen Wandel, dem Thema dieses Threads, gehört. Wir sollten lieber abwarten, wie die Reaktionen auf die protektionistischen Maßnahmen der neuen US-Regierung sein werden – wir können das Thema später wieder aufgreifen. Danke.
Diese deine Meinung teile ich nicht. Natürlich kann und darf Bummler die AfD wählen. Er soll dann aber wissen, dass ich dieses für falsch halte und dann an seine politische Vernunft zweifle.
@ guenni
bummler hat mit seinem ökonomischen sachverstand vieles geschrieben, das zum widerspruch auffordert. aber ich erspare mir auch hier endlose diskussionen.
Wie soll Bummler auf seinen Irrtum aufmerksam werden, wenn ihm ein aufklärerisches Gespräch versagt wird?
@ Hans H
Protektionismus schützt immer dann, aber auch nur dann, wenn Produkte in gleicher oder zumindest fast gleicher Qualität aus dem Ausland deutlich billiger angeboten werden.
Protektionismus soll die eigene Wirtschaft, unabhängig von der erbrachten Qualität, schützen.
Mit Protektionismus gegenüber den chinesischen Solarmodulen hätte man daher tatsächlich die deutsche Produktion retten können, was aber mit viel größeren anderen Nachteilen (z.B. bei den Autoexporten) verbunden gewesen wäre.
Nein, hier siehst du nicht den richtigen Zusammenhang. Die deutschen Solarmodule hätten vor chinesischen geschützt werden müssen, nicht weil diese dort billiger produziert wurden. Sie hätten geschützt werden müssen, weil der Staat dort die Produktionskosten durch Zuschüsse gesenkt hat, also eine marktverfälschende Subventionierung vornahm. Das ist ein anderer Sachverhalt!
Protektionismus kann aber niemals die eigene Produktion retten, wenn sie in der Qualität deutlich schlechter ist, als die eingeführte.
Doch, dieses ist oftmals der entscheidende Grund für diese Maßnahmen.
Dann hätte man mit der damaligen nahe an der Insolvenz liegenden DDR-Wirtschaft weitermachen und sich total abkapseln müssen.
Mit dieser Feststellung gehst du nicht auf die Gründe ein, warum die DDR-Wirtschaft nahe an der Insolvenz war.
Eine wesentliche Ursache für das Nachgeben in der DDR-Regierung in Bezug auf die Öffnung der Grenze war ja schließlich die drohende Staatspleite.
Diese Begründung höre ich jetzt zum ersten Male. Ich halte sie für nicht zutreffend.
Mit der Öffnung der Grenze wollte aber fast kein Mensch in der ehemaligen DDR mehr viele der eigenen Produkte kaufen, weil man eine viel bessere Qualität aus dem Westen bekam.
Ich denke, du warst zur Wendezeit nicht in der DDR und hattest wohl auch keine Kontakte dorthin. Sonst könntest du mit dieser deiner Erklärung nicht so deutlich danebenliegen.
Hätte man diesen "Import" aus den west-Bundesländern mit Protektionismus behindert, wäre die Wirtschaft noch viel schlechter ins Laufen gekommen und es wäre den Menschen noch sehr lange sehr schlecht gegangen. Die Arbeitslosigkeit wäre innerhalb weniger Jahre auf über 50% angestiegen, weil nichts, aber wirklich überhaupt nichts in der Wirtschaft mehr funktioniert hätte.
Eine sehr gewagte, dennoch falsche, Aussage. Der DDR ist der "Ostmarkt" weggebrochen und der gesamte "Ostmarkt" hätte abgeschottet werden müssen. Aber dieses hätte am Staatsbankrott nicht geändert.
Zu deinen weiteren wirtschaftlichen Ausführungen will ich jetzt keine Stellung nehmen. Hier werden Vermutungen, Vorurteile und Fakten durcheinander gemengt. Es ist eben nicht unbedingt alles falsch, was du da ausführst, nur eben richtig ist es auch nicht.
@ riedfritz
Die Qualität der "Ostprodukte" war größtenteils ein Ergebnis der staatlich beeinflussten Werbung der DDR.
Mir ist es völlig neu, dass die Werbung die Qualität eines Produktes beeinflussen soll.
@ Zett
Es wäre meiner Ansicht nach viel besser und aussagefähiger gewesen, wenn du festgestellt hättest, dass viele Produkte aus der DDR denen aus dem Westen durchaus die Stirn bieten konnten und es heute sogar tun. Das Bild der DDR-Wirtschaft und deren Produkte kann nicht mit so einfachen Argumentationsketten dargestellt werden. Es muss schon viel differenzierter gedacht und gesprochen werden.