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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Kurioses, Lustiges, Aufmunterndes was unsere Forengemeinschaft interessieren dürfte
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 28. Nov 2016, 16:50

hajo hat geschrieben:Ich bin mir nicht sicher, vermute aber, dass gerade WEIL Nazigruß und -symbolik wie das Tuch beim bis auf Blut gereizten Stier noch immer den Mächtigen zu blinder Wut anstacheln kann, wird dies so "gern" zur Provokation genutzt. Weil man damit also - wieder einmal - ganz deutlich Macht ausüben kann - denn man lockt ja die Etablierten nicht selten aus ihren Häusern - wird genau diese Symbolik verwendet. DAS funktioniert - das sehen wir auch in der Interpretation dieses Werbespots...
Und wieder sind die Politiker selbst schuld, nicht wahr?

Es geht hier nicht darum, hajo, dass jemand etwas Verbotenes tat – bis auf das „SS“ sind die Zahlenkombinationen in den Autokennzeichen ja nicht zu beanstanden –, sondern darum, dass hier jemand anhand der Symbole unterschwellig eine Ideologie vermitteln will, von der du sagst, die später Geborenen würden ihr nur noch uninteressiert gegenüberstehen oder sich eine Jux daraus machen. Die Macher dieses Video rechnen genau mit dieser Teilnahmslosigkeit der jüngeren und bringen Bilder, die uns eine heile Welt vorgaukeln – und verbinden diese mit Symbolen, die auf Nazideutschland hinweisen.

In dem Video sind zu sehen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Geschenke kaufen, am Laptop arbeiten, kochen und gleichzeitig telefonieren, vor der Arbeit Schuhe putzen, die Auffahrt fegen, Einkäufe verstauen, Schnee schippen und Reifen wechseln, Weihnachtsbaum auswählen, Fotos von gebackenen Plätzchen machen, ein berufliches Gespräch am Handy führen, Weihnachtsbeleuchtung anbringen.

Das alles ist zweifellos eine Realität, die auf viele Erwachsene mit Kindern zutrifft, doch das wird konterkariert, indem man Handy, Zeitung, dreckiges Geschirr und die Bügelwäsche liegen bzw. stehen lässt, mit dem Sohn spielt und der Tochter ein Buch vorliest, das es vielleicht einmal gegeben hatte und auch von einer (nordischen!) Edda handelt, die Mutter mit der Tochter! zusammen Plätzchen bäckt, worauf die ganze Familie fröhlich ein altertümliches Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ spielt, um anschließend der Vater mit dem Sohn Spielzeugautos zusammenbaut, während die Mutter mit Tochter wahrscheinlich das Abendessen vorbereitet, jedenfalls ist anschließend genau das zu sehen: Familie gemeinsam beim Essen. Heile Welt eben.

Wie in den 50er- oder vielmehr in den 30er-Jahren, auf die die oben genannten (Autokenn)Zeichen hinweisen, so nach dem Motto: Unter dem Diktator Hitler hatte es das alles gegeben, und wenn ihr wollt, kann es das wieder geben – wählt nur die richtige Partei. Oder: Wir, Edeka, sind jedenfalls dafür, was die Neue Rechte proklamiert: Frauen wieder zurück in die Küche!

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 28. Nov 2016, 20:35

@ Bummler
Es ist für mich ja immer wieder interessant die Wiedersprüchlichkeit dieses poltischen Systems zu erkennen, die sich darin dokumentiert, dass einerseits Eule von der "Banalität des Bösen" spricht und allerlei Symbole in Werbung und auf Autokennzeichen bekämpft werden müssten, andererseits aber das Verbot von offen rechtsextremen Parteien nicht ohne weiteres möglich ist.
Hier liegt keine Widersprüchlichkeit vor. Es gibt Symbole und Parteien, die als verfassungswidrig erklärt wurden und deren Symbole daher nicht genutzt werden dürfen. Jede, auch noch so dumme, rechtsradikale Gruppierung und Partei kann nur dann verboten werden, wenn deren Programm der Verfassung unseres Staates widerspricht oder sie zu Handlungen aufruft, ermuntert oder unterstützt, die strafrechtlich verboten sind. Das Problem in einer freiheitlichen Demokratie liegt darin, dass hier keine Gesinnungsprüfung in dem Sinne vorgenommen werden kann und darf, ob diese Gesinnung der allgemeinen Gesellschaft dienst, entspricht oder nützlich ist. Ebenso findet diese Gesinnungsprüfung nicht für das Gegenteil der soeben genannten Fakten statt.

Die rechten Parteien achten sehr darauf, keinen Anlass zu liefern, der einen Verbotsantrag leicht gerichtsverwertbar begründen und beweisen lässt. Mögen die Aktiviesten auf der Straße noch so dumm und stupide sein, die Drahtzhieher im Hintergrund sind nicht so einfälltig und bauen auf das allgemeine "Vergessen" der Bevölkerung.

In der DDR war dieses anders. Da bestimmte die Partei, was gut und was schlecht war. Und alles, was schlecht war, wurde weggesperrt. Nur hat sich in der DDR ein Rechtsradikalismus unterhalb des Radars der öffentlichen Kontrolle gebildet, der erst kurz vor der Wende öffentlich sichtbar wurde. Erst der Autoritätsverlust der SED und damit des Staates ermöglichten es den Rechten, sich aus der Deckung des Untergrundes in die Öffentlichkeit zu wagen. Auch wurden rechtsradikale Straftaten in der DDR öffentlich verschwiegen. Denn ein rechtsradikaler Handlungshintergrund durfte es in der DDR nicht geben. Dieser wurde grundsätzlich in den Westen "verschoben".

Rechtsradikalismus bekämpft man nicht mit Verboten. Man muss sich diesen Leuten politisch stellen und mit denen politisch argumentieren. Dort, wo Dummheit herrscht, muss aufgeklärt und erklärt werden. Und dieses immer wieder und ständig. Nur so kann diesem rechtsradikalen Gedankengut die Basis entzogen werden.

Die Ursache für den Erfolg der Dummheit liegt meines Erachtens nicht in der Arroganz der politischen Eliten, sondern in der wirtschaftlichen Entwicklung.
Ja, dieses wurde dir so in der Schule gelehrt. Die Dummheit ist unabhängig von der wirtschaftlichen Lage, der Bildungssituation des Betroffenen vorhanden. Denn diese Dummheit kannst du weder mit Geld oder materiellen Gütern beheben und schulische Ausbildung bis zum akademischen Abschluss schützen auch vor der Dummheit nicht. Diese Dummheit besteht in dem nicht wahrnehmen wollen der Realität oder in dem nicht wahrnehmen können dieser komplizierten Realität.
Aber tangiert wird diese Entwicklung in erschreckender Weise von einer immer noch unglaublich selbstherrlichen politischen Elite, deren Zuversicht über die Wirkung freiheitlich demokratischer Werte erschreckend naiv ist.
Ja, diesen Satz kann ich mittragen. Denn die Eliten sind oft getragen von einer Arroganz und dem Glauben, nur sie hätten den erforderlichen Über- und Einblick. Auch diese Arroganz ist eine Form der Dummheit.

@ Aria
Ja, das Böse kleidet sich gern ins Schafspelz, auf dass es nicht erkannt wird als Solches.

Noch einmal: Gegen jedes einzelne Symbol in dieser Werbung ist nichts einzuwenden, ...
Mit dem ersten Satz bin ich voll und ganz einverstanden. Aber dieser Teil des zweiten Satzes muss ich widersprechen. Die Banalität des Bösen setzt auf ein Vergessen der Bedeutung der Symbolik oder der Herunterrspielung deren Bedeutung. Hier solltest du deinem Prinzip: "Wehret den Änfängen!" treu bleiben.
... sondern darum, dass hier jemand anhand der Symbole unterschwellig eine Ideologie vermitteln will, von der du sagst, die später Geborenen würden ihr nur noch uninteressiert gegenüberstehen oder sich eine Jux daraus machen. Die Macher dieses Video rechnen genau mit dieser Teilnahmslosigkeit der jüngeren und bringen Bilder, die uns eine heile Welt vorgaukeln – und verbinden diese mit Symbolen, die auf Nazideutschland hinweisen.
Ja, das ist der Grund, warum man schon beim ersten Anzeichen sich melden und seinen Widerstand äußern muss.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Di 29. Nov 2016, 13:41

Aria hat geschrieben:
...obwohl es Deutschland und den Deutschen – im Gegensatz zu der Wirtschaftskrise Anfang der 30er-Jahre – so gut geht wie nie zuvor.

Aber das wird von dir gewollt nicht gesehen, ja du erdreistest dich und propagierst sogar das Gegenteil
Bummler hat geschrieben:Die Ursache für den Erfolg der Dummheit liegt meines Erachtens nicht in der Arroganz der politischen Eliten, sondern in der wirtschaftlichen Entwicklung.


Wieso propagieren? Ich sehe das so. Natürlich ist der Wohlstand relativ zu den 30-ger Jahren hoch, das ist gar keine Frage.
Ich frage mich nur, wo der Missmut herkommt, der die Leute die AfD wählen lässt.

Und da glaube ich zu erkennen, dass es früher einmal jedem gut ging, der Arbeit hatte, während heutzutage Arbeit an sich noch kein Kriterium für Wohlstand ist. Aber ich kann natürlich falsch liegen mit meiner Bewertung und es ist möglich das ich den Sozialverbänden mit ihrer emotional übertriebenen Berichterstattung auf den Leim gegangen bin. Insofern bin ich durchaus lernfähig.

Eule hat geschrieben:Rechtsradikalismus bekämpft man nicht mit Verboten. Man muss sich diesen Leuten politisch stellen und mit denen politisch argumentieren. Dort, wo Dummheit herrscht, muss aufgeklärt und erklärt werden. Und dieses immer wieder und ständig. Nur so kann diesem rechtsradikalen Gedankengut die Basis entzogen werden.


Das hat 1933 nicht geklappt und klappt heute auch nicht. Lies doch mal Zeitung. Außerdem, "politisch argumentieren" macht doch niemand. Nein, man kann nur mit "Wohlstand" argumentieren.

Eule hat geschrieben:
Die Ursache für den Erfolg der Dummheit liegt meines Erachtens nicht in der Arroganz der politischen Eliten, sondern in der wirtschaftlichen Entwicklung.


Ja, dieses wurde dir so in der Schule gelehrt. Die Dummheit ist unabhängig von der wirtschaftlichen Lage, der Bildungssituation des Betroffenen vorhanden. Denn diese Dummheit kannst du weder mit Geld oder materiellen Gütern beheben und schulische Ausbildung bis zum akademischen Abschluss schützen auch vor der Dummheit nicht. Diese Dummheit besteht in dem nicht wahrnehmen wollen der Realität oder in dem nicht wahrnehmen können dieser komplizierten Realität.



Das Problem ist doch nicht die Dummheit an sich, sondern für eine Demokratie ist relevant, wie viele Anhänger sich für oder gegen eine politische Partei entscheiden.
Der Brexit oder der Wahlsieg von Donald Trump gelang ja nur dadurch, dass sie genügend Anhänger gefunden haben, mit dem Versprechen es würde den Wählern dann BESSER gehen. Auf so ein Argument gehen doch nur Menschen ein, die mit ihrer gegenwärtigen Situation NICHT zufrieden sind. Wären die Briten oder Amerikaner mehrheitlich mit ihrer Situation zufrieden, dann würden sie doch keine Alternative wählen.

Oder warum tun sie das dann?

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 29. Nov 2016, 17:28

Bummler hat geschrieben:Ich frage mich nur, wo der Missmut herkommt, der die Leute die AfD wählen lässt.
Vielleicht, weil man es ihnen lange genug eingeredet hat. Oder weil sie mehr als den Fakten denjenigen glauben, die es auf ihre Gefühle abgesehen haben.

Ein Beispiel offenbart, wie die Populisten „arbeiten“:

Die Brexit-Befürworter haben behauptet, Großbritannien würde es ohne EU-„Bevormundung“ besser gehen. Dafür haben sie schamlos gelogen – Zitat aus der Zeit vom 24. Juni 2016:

Schluss mit 350 Millionen Pfund pro Woche für die EU: Lieber das Gesundheitssystem unterstützen, versprach das Brexit-Lager. Nun distanziert sich EU-Gegner Farage davon.
(…)
Während der Kampagne vor dem EU-Referendum hatten die Brexit-Befürworter unter anderem auf großen Bussen damit geworben, dass Großbritannien pro Woche 350 Millionen Pfund an die EU überweise. Nach einem Austritt könne dieses Geld in das Gesundheitssystem NHS investiert werden, behaupteten die EU-Gegner. Faktenchecker der proeuropäischen Organisation InFacts hatten dagegen ausgerechnet, dass Großbritannien etwa 110 Millionen Pfund netto pro Woche zahlt.


Obwohl die 350 Millionen Behauptung innerhalb einer Woche als Lüge enttarnt war, fuhren die Busse mit der falschen Behauptung weiter durchs Land

Bild

- und die Menschen glaubten es, weil (Zitat aus Mein Kampf): Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag.

Das Versprechen, das viele Geld würde fortan nicht der EU, sondern Großbritannien bzw. dem eigenen Gesundheitswesen zugutekommen, fühlt sich so gut an, dass man kritische Stimme gern überhört bzw. sagt, ist ja klar, die sind pro EU, wollen nur Geld von uns.

Ähnlich klingen Trump und AfD – wer ein wenig Zeitungen liest, weiß das.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Di 29. Nov 2016, 20:40

Und das ist auch das Problem von Volksabstimmungen.

Was mich nur verwundert: Dass die etablierten Parteien nichts unversucht lassen, den extremistischen Parteien wie der AfD oder der SED-Linken Wähler zuzutreiben.

Eine große Koalition ist auf Dauer schon einmal nie gut.
Und dann geht das als Gemauschel empfundene Taktieren weiter.
Der Bundespräsident wird von einigen wenigen hinter verschlossenen Türen bestimmt.
Die CDU wird zum Kanzlerin-Wahlverein (alternativlos). Die SPD hat bereits über die NRW-Ministerpräsidentin verlautbaren lassen, dass der SPD-Kanzlerkandidat feststünde (ohne den Parteitag abzuwarten) ...
Die EU ist kein Ausbund an Demokratie.

Es ist unglaublich. Auch ein Wandel der Zeit?

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mi 30. Nov 2016, 01:44

@ Bummler
Eule hat geschrieben:
Rechtsradikalismus bekämpft man nicht mit Verboten. Man muss sich diesen Leuten politisch stellen und mit denen politisch argumentieren. Dort, wo Dummheit herrscht, muss aufgeklärt und erklärt werden. Und dieses immer wieder und ständig. Nur so kann diesem rechtsradikalen Gedankengut die Basis entzogen werden.
Das hat 1933 nicht geklappt und klappt heute auch nicht. Lies doch mal Zeitung. Außerdem, "politisch argumentieren" macht doch niemand. Nein, man kann nur mit "Wohlstand" argumentieren.
1933 hat keiner die Nazis ernst genommen. Leider kann sich nur die SPD dafür rühmen, gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt zu haben. Die Ausgangslage ist heuite vollständig anders. Das keiner gegen die Rechtsparteien politisch argumentiert, ist nicht unbedingt richtig. Das hier zuwenig politisch argumentiert wird, ja das will ich gerne bestätigen. Aber dieses ist deswegen keinen Grund, deswegen falsch mit dem Begriff des Wohlstandes zu argumentieren.

Eule hat geschrieben:
Die Ursache für den Erfolg der Dummheit liegt meines Erachtens nicht in der Arroganz der politischen Eliten, sondern in der wirtschaftlichen Entwicklung.
Ja, dieses wurde dir so in der Schule gelehrt. Die Dummheit ist unabhängig von der wirtschaftlichen Lage, der Bildungssituation des Betroffenen vorhanden. Denn diese Dummheit kannst du weder mit Geld oder materiellen Gütern beheben und schulische Ausbildung bis zum akademischen Abschluss schützen auch vor der Dummheit nicht. Diese Dummheit besteht in dem nicht wahrnehmen wollen der Realität oder in dem nicht wahrnehmen können dieser komplizierten Realität.
Das Problem ist doch nicht die Dummheit an sich, sondern für eine Demokratie ist relevant, wie viele Anhänger sich für oder gegen eine politische Partei entscheiden.
Der Brexit oder der Wahlsieg von Donald Trump gelang ja nur dadurch, dass sie genügend Anhänger gefunden haben, mit dem Versprechen es würde den Wählern dann BESSER gehen. Auf so ein Argument gehen doch nur Menschen ein, die mit ihrer gegenwärtigen Situation NICHT zufrieden sind. Wären die Briten oder Amerikaner mehrheitlich mit ihrer Situation zufrieden, dann würden sie doch keine Alternative wählen.
Sorry, die Dummheit ist unabhängig davon, wieviele Menschen dumm sind oder sich dumm verhalten. Politisch dumm sind die Menschen doch nur dann, wenn sie nicht selbst überlegen und nicht kritisch jede politische Aussage hinterfragen. Ob jetzt eine politische Richtung zum Tragen kommt, aufgrund der Mehrheitsverhältnisse innerhalb der Demokratie, ist doch keine Frage, die der politischen Dummheit plötzlich zu einer klugen Haltung werden lässt. Also, ich verstehe diese deine Gedankengänge nicht.
Auf so ein Argument gehen doch nur Menschen ein, die mit ihrer gegenwärtigen Situation NICHT zufrieden sind.
Es kommt nicht auf die Zufriedenheit an. Das Leben besteht aus einer Fülle von Kompromissen. Es kommt wirklich darauf an, sich mit der entsprechenden Fragestgellung auseinander zu setzen und sein Gehirn zu nutzen. Dumme Menschen laufen nur den Parolen nach, gleich von wem.
Wären die Briten oder Amerikaner mehrheitlich mit ihrer Situation zufrieden, dann würden sie doch keine Alternative wählen.
Die Amerikaner haben keine Alternative gewählt. Sie wollten dem Establishment eins auswischen. Keine kluge politische Haltung. Dieses Argument wird mir auch von denen gesagt, die die AFD wählen wollen. Politisches Ziel? Keines vorhanden. Alternative? Nein, nur dumm.

Oder warum tun sie das dann?
Weil das Nachdenken so anstrengend ist. Diese Menschen haben keine Alternative. Sie wissen nur, dass sie es so nicht wollen. Aber wie sie es wollen, ja das wissen sie auch nicht.

@ Tim
Außer deinem mir schon seit langem bekannten Unmut der EU gegenüber, den ich nicht teile, kann ich deinem Beitrag nur eine Verbitterung gegenüber der CDU und SPD entnehmen. Ich halte es für nicht bedenklich, dass der Kandidat für die Bundespräsidentenwahl gemäß des Mehrheitsverhältnisses in der Bundesversammlung ausgewählt wird. Bedenklich für mich ist, dass dieses Amt dazu missbraucht wird, sich politische Kontrahenten vom Hals zu schaffen. Dieses war bei Wulf der Fall und dieses ist bei Steinmeier ebenfalls der Fall. Und bei der SPD deutet alles darauf hin, dass Martin Schulz Kanzlerkandidat wird. Denn Martin Schulz wird nicht ohne Not ein Amt übernehmen, welches vom politischen Rang unter dem steht, welches er jetzt inne hat.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mi 30. Nov 2016, 10:08

Aria hat geschrieben:
Bummler hat geschrieben:Ich frage mich nur, wo der Missmut herkommt, der die Leute die AfD wählen lässt.
Vielleicht, weil man es ihnen lange genug eingeredet hat. Oder weil sie mehr als den Fakten denjenigen glauben, die es auf ihre Gefühle abgesehen haben.

Ein Beispiel offenbart, wie die Populisten „arbeiten“:



Naja, bei den "Wahlversprechen" ist ja nun auch die Trefferquote nicht sonderlich hoch. Insofern kann ich die Briten verstehen.

(Zitat aus Mein Kampf)


Der Versuch die "Propaganda" mithilfe eines Zitates negativ zu bewerten ist ja durchaus löblich. Allerdings verzichtet NIEMAND wirklich auf Propaganda, weder die politischen Parteien noch die Wirtschaft noch sonst wer, sie nennen es nur anders.
Aus Wikipedia:

Der Begriff „Propaganda“ wird vor allem in politischen Zusammenhängen benutzt; in wirtschaftlichen spricht man eher von „Werbung“, in religiösen von „Missionierung“. Entscheidend ist dabei die geschickte Auswahl und gegebenenfalls die Manipulation der Nachricht und nicht ihr Wahrheitscharakter. Durch die Monopolisierung der Propaganda in diktatorischen Regimen, insbesondere des Nationalsozialismus und Stalinismus, erhielt der Terminus einen stark pejorativen (abwertenden) Charakter. Als Folge verwendet z. B. keine der demokratischen Parteien der Bundesrepublik Deutschland für ihre Werbemaßnahmen die Bezeichnung Propaganda. Auf Grund seiner negativen Konnotation ist der Begriff Propaganda weitgehend dem der Öffentlichkeitsarbeit (oder dem englischen Public Relations) gewichen.


Propaganda an sich also als etwas Schlechtes hinzustellen hat überhaupt keinen Sinn, weil es ALLE machen, sie nennen sie nur anders.

Tim007 hat geschrieben:
Was mich nur verwundert: Dass die etablierten Parteien nichts unversucht lassen, den extremistischen Parteien wie der AfD oder der SED-Linken Wähler zuzutreiben.



Tim bringt es (mal wieder) knapp formuliert auf den Punkt. Nicht die AfD oder die Linke sind das Problem, sondern CDU und SPD, die in ihrem Parteienklüngel vergessen haben wozu sie da sind. Nichts ist mehr Beweis als die Bundespräsidenten"suche".

Eule hat geschrieben:
Diese Menschen haben keine Alternative. Sie wissen nur, dass sie es so nicht wollen. Aber wie sie es wollen, ja das wissen sie auch nicht.



Da hast Du recht. Ein wahrer Satz.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mi 30. Nov 2016, 15:28

Eule hat geschrieben:Politisch dumm sind die Menschen doch nur dann, wenn sie nicht selbst überlegen und nicht kritisch jede politische Aussage hinterfragen.

Dazu lest mal diesen Artikel. Es ist wirklich erschreckend, wie die Masse in der jungen "Frazenbuch und Wischfon" - Generation jeden geschriebenen Mist als Tatsache glauben:
http://www.wsj.com/articles/most-studen ... 1479752576

An der Stelle möchte ich dann gleich noch einen Anderen bedenkenswerten Artikel zitieren.
Stört euch bitte nicht am Titel der Internetseite "Geist und Gegenwart". Das ist kein esoterischer Spinner, sondern ein durchaus erfolgreicher Philosoph und Personalmanager. Um mehr über den Autor zu lesen, kann man oben unter dem Seitentitel den dritten Menüpunkt "Über Geist und Gegenwart" anklicken.
http://www.geistundgegenwart.de/2015/10 ... t-ist.html

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mi 30. Nov 2016, 16:20

Tim007 hat geschrieben:Die EU ist kein Ausbund an Demokratie.
Ja, das ist sie nicht. Aber wir haben nichts Besseres. Oder, um es mit Klaus Maria Brandauer zusagen: „Europa ist die Lösung, nicht das Problem.“

Hörte man auf diejenigen, die die Nationen wieder spalten wollen (Trump, Le Pen, AfD), würden notgedrungen wieder Nationalismen mit allen ihren negativen Begleiterscheinungen (Handelskriege, gefolgt von echten) einkehren.

Beispiel: Allein die Ankündigung Trumps, Steuern auf Unternehmensgewinne zu senken, veranlasste die britische Premierministerin May das gleiche für ihr Land anzukündigen, was Schäuble, eigentlich ein Gegner solcher Maßnahmen, nötigte zu erklären, dass in einem solchen Fall auch Deutschland nicht untätig bliebe. Und einmal angefangen, ist diese Spirale der sich gegenseitigen Über- bzw. Unterbietens nicht mehr aufzuhalten – das hat uns die Geschichte oft genug gezeigt.


Eule hat geschrieben:1933 hat keiner die Nazis ernst genommen.
Eben. Obwohl es schon damals warnende Stimmen gegeben hatte, wollte kaum jemand auf sie hören. Lieber glaubten sie den Versprechungen, Deutschland wieder groß zu machen. Und dass an ihrem Elend Juden schuld seien, glaubten sie auch. Und was sagen die Rechten heute? Make USA great again. Und das Ausland und die Immigranten seien schuld. Die Immigranten von heute sind die Juden von damals.


Bummler hat geschrieben:Propaganda an sich also als etwas Schlechtes hinzustellen hat überhaupt keinen Sinn, weil es ALLE machen, sie nennen sie nur anders.
Nein, sie machen es nicht ALLE!

Ich will dir das erklären. Im USA-Wahlkampf gab es ja die Fernsehduelle, in denen der Trump nach Meinung von professionellen Beobachtern (Zeitungen!) nicht gut wegkam, aber auf Twitter gab es massenhaft Zustimmung für Trump. Wie war das zu erklären? Nicht durch die sogenannte Lügenpresse (auch Trump und Brexit-Befürworter benutzten dieses deutsche Wort), sondern durch den Einsatz von Social Bots. Das sind kleine Programme, die sich bei Facebook und Twitter als echte Menschen ausgeben und immer dann, wenn ein bestimmtes Wort z.B. auf Twitter erscheint, automatisch eine Nachricht verfassen, die natürlich im Sinne dessen ist, der diesen Bot installiert hat. Zitat aus der Tagesschau.de:

Nach einer Studie der Oxford University wurde nach der ersten TV-Debatte am 26. September mehr als jeder dritte Tweet (37,2 Prozent) in Unterstützung von Trump von einem Software-Roboter abgesetzt. Auch seine Widersacherin Hillary Clinton profitierte von Bots. Bei ihr lag der Bot-Anteil allerdings nur bei 22,3 Prozent.

Und von wegen ALLE: Die Union, SPD, Grüne, Linkspartei und FDP wollen Social Bots im Wahlkampf nicht verwenden, AfD will sie aber einsetzen – Zitat aus dem oben genannten Link:

In Deutschland will nur die AfD solche Meinungsroboter im Wahlkampf einsetzen. "Selbstverständlich werden wir Social Bots in unsere Strategie im Bundestagswahlkampf einbeziehen", sagte Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel dem "Spiegel". "Gerade für junge Parteien wie unsere sind Social-Media-Tools wichtige Instrumente, um unsere Positionen unter den Wählern zu verbreiten."
"Mit der Ankündigung entlarvt sich die AfD mal wieder selbst", kommentierte SPD-Generalsekretärin Barley diese Äußerungen. "Die AfD hat offenbar kein Vertrauen in die eigenen Inhalte - sonst müsste sie nicht auf die Manipulation der öffentlichen Meinung zurückgreifen."


Noch einmal: Wenn Bots massenhaft eingesetzt werden wie beim Trump, sind sie eine echte Gefahr für die Demokratie, wie dies hier gezeigt wird – Zitat aus der faz.net:

Von Donald Trumps 12,4 Millionen Followern auf Twitter sind, so berechnet es das Online-Tool Twitteraudit, 4,6 Millionen Fake-Accounts. Unter diesen gefälschten Accounts befinden sich wiederum viele Bots, also Programme, die automatisch Content generieren oder Tweets retweeten. Diese Softwareagenten sorgten dafür, dass nach dem ersten Fernsehduell der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten in den Vereinigten Staaten das Stichwort „TrumpWon“ zum „Trending Topic“ auf Twitter avancierte – und ein Gegennarrativ zur medialen Berichterstattung konstruierte.

Bots gibt es für wenig Geld zu kaufen und ich schätze, AfD setzt sie schon länger ein, um ihre Behauptung von der Lügenpresse zu stützen.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Cronewcleus » Mi 30. Nov 2016, 18:38

Aria, glaub nicht jeden Mainstreammedienstuss! Zu was haben wir eigene Köpfe zum nachdenken?

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