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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 5. Feb 2018, 12:18

Kartunger hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Ein neuer Bildersturm steht uns bevor.
ich hoffe nicht - die Zeit der entarteten Kunst hatten wir schon einmal.
Ich sehe da schwarz, weil das in Berlin nicht die einzige Aktion der prüden Studenten ist – in Göttingen gab es im November auch schon die gleichen Vorwürfe. Zitat aus dem Spiegel-Artikel Studentenwerk hängt anzügliche Bilder ab:
Kritiker monierten, die Bilder seien sexistisch. Auf einer Zeichnung ist beispielsweise eine Frau zu sehen, die gerade ihr Oberteil auszieht. Ihre Brüste sind unter dem Shirt deutlich zu erkennen. Unterschrieben ist das Bild mit "Höhe Punkte".
Die jüdische Gemeinde kritisiert zudem das Titelbild der Ausstellung, das Einstein mit Schweineohren zeigt, als antisemitisch.
(…)
Um den Streit zu entschärfen, hatte das Kulturbüro zuvor eine Stellungnahme der Künstlerin Marion Vina neben den Werken angebracht. Von ihr sind die Werke mit den nackten Körperteilen. Vina selbst bezeichnet ihre Bilder als nicht sexistisch, sondern als Versuch nach der "MeToo-Debatte" wieder "zurück zu einer normalen Sexualität und Erotik zu kommen".
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) moniert dagegen: "Wir haben uns gleich zu Beginn der Forderung der Gleichstellungsbeauftragten angeschlossen, die Bilder abnehmen zu lassen." Man sei enttäuscht davon, dass das Studentenwerk die Bilder als nicht-sexistisch bezeichnete.
Die Ausstellung wurde daraufhin geschlossen.

Es wird bald wieder die Zeit kommen, dass ein Dichter wie Heinrich Heine aus dem Schulunterricht verbannt wird. Diesmal nicht, weil er ein (getaufter) Jude war, sondern weil er – in den Augen der heutigen Puritaner – Sexistisches gedichtet hatte. Zum Beispiel:

Fürwahr, der Leib des Weibes
ist das Hohelied der Lieder.
Gar wunderbare Strophen sind
die schlanken, weißen Glieder.


Das ganze Gedicht.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 6. Feb 2018, 14:44

Das Bild "Hylas und die Nymphen" ist wieder zurück: Pre-Raphaelite 'soft porn' painting back on view after outcry

Angeblich war das von Anfang an so geplant, um die Reaktion der Öffentlichkeit zu testen.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von nacktKULTUR.org » Di 6. Feb 2018, 16:42

Aria hat geschrieben:Es ist Zeit, wieder ein Dokument des gesellschaftlichen Wandels zu bringen – Zitat aus dem Spiegel vom Dienstag, 23.01.2018:

Seit sechs Jahren prangen an der Fassade der Berliner Alice Salomon Hochschule in dicken schwarzen Lettern die 20 spanischen Worte des Gedichts. Sie lauten übersetzt so: "Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer".
An der Hauswand fristeten sie ein friedliches Dasein, bis sich der Asta der Hochschule im April 2016 über die Bedeutung des Gedichts beschwerte: "Ein Mann, der auf die Straßen schaut und Blumen und Frauen bewundert. Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren", kritisierten die Studierendenvertreter. "Es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind." Sie forderten, das Gedicht, das aus dem Jahr 1951 stammt, zu übermalen.
[…]
Die Hochschule will das Gedicht doch übermalen. Der Akademische Senat beschloss am Dienstag mehrheitlich, dass ab Herbst 2018 die neue Poetik-Preisträgerin Barbara Köhler mit Verszeilen auf der Hauswand zu Wort kommen soll.
Wie man an der Jahreszahl (Fettschreibung ist von mir) sieht, hat das nichts mit der gegenwärtigen Me-too-Debatte zu tun, sondern ist – wie diese – ein weiteres Zeichen des gesellschaftlichen Wandels, der schon länger zu beobachten ist.
Zu diesem Thema ist in der heutigen NZZ ein treffender Kommentar veröffentlicht worden: Kunst kommt nicht von korrekt. Zitat aus diesem Artikel:
NZZ vom 06.02.2018 hat geschrieben:Wenn eine Handvoll Studentinnen und Studenten es fertigbringt, dass ein harmloses Gedicht von einer Hausfassade verschwinden muss, weil es vielleicht irgendwie unangenehm an Sexismus erinnern könnte, dann ist mehr in Gefahr als die Freiheit der Kunst. Als Bürger einer offenen Gesellschaft muss ich damit leben, dass mir nicht alles in den Kram passt, was um mich herum geschieht. Ich muss mich damit abfinden, dass es nicht überall so kuschelig zugeht wie in meiner Filterblase, wo sich Gespräche in gegenseitigen Bestätigungen erschöpfen. Und wenn ich mich gegen eine Äusserung oder gegen ein Kunstwerk wehre, weil ich der Ansicht bin, dass sie gegen das Gesetz oder einen unumstösslichen Grundwert verstossen, bin ich zumindest rechenschaftspflichtig.
Lesenswert!

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Do 8. Feb 2018, 10:19

Aria hat geschrieben:
Ein neuer Bildersturm steht uns bevor.


Deren Ursache ganz offensichtlich politische Korrektheit ist, als Kürzel "pc".
Da beißt sich der Hund in den Schwanz, weil es nun mal schwierig ist, in einer Gesellschaft mal das Eine zu fordern um dann das Andere zuzulassen.

Wundert mich überhaupt nicht, also das mit dem Bildersturm.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von guenni » Do 8. Feb 2018, 12:54

Aria hat geschrieben:Angeblich war das von Anfang an so geplant, um die Reaktion der Öffentlichkeit zu testen.


so habe ich es in einer erklärung des museums irgendwo gelesen, weiss aber nicht mehr wo. es sei eine provokante maßnahme in bezug auf die sexismus und me too-debatte.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 8. Feb 2018, 20:25

Zukünftig wird auch im Karneval genauer hingeschaut – vulgo zensiert* –, was die Narren sagen. Zumindest der Bayerische Rundfunk wird das tun – Zitat:
Der Bayerische Rundfunk (BR), der die Sendung seit mehr als 30 Jahren live überträgt, kündigte an, dass sich die zuständige Redaktion im kommenden Jahr noch genauer mit dem Fastnacht-Verband und den Künstlern im Vorfeld abstimmen werde.
* Es wird natürlich nicht zensiert, sondern nur genauer mit den Künstlern abgestimmt, ob das, was sie sagen wollen, auch gesendet werden kann. :D

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mi 14. Feb 2018, 10:05

Mal wieder etwas zum gesellschaftlichen Wandel:

In Cottbus verdienen Frauen durchschnittlich 17 Prozent mehr als Männer. Das ist der höchste Einkommensvorteil zugunsten von Frauen bundesweit. Mehr noch: Cottbuser Frauen verdienen mit durchschnittlich 2791 Euro pro Monat etwa gleich viel wie Frauen im niederbayerischen Dingolfing-Landau (2814 Euro).


Ist das nicht eine gute Nachricht? Leider NEIN:

Das durchschnittliche Einkommen der Männer unterscheidet sich mit 4531 Euro (Dingolfing-Landau) zu 2398 Euro (Cottbus) deutlich.


Ja, die Erklärung folgt natürlich auch:

Heinz-Wilhelm Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Cottbus, erklärt den Einkommensvorteil von Frauen in Cottbus so: „Hier sind viele Frauen in Büroberufen und im öffentlichen Dienst tätig, und die werden prinzipiell so ähnlich bezahlt wie im Westen. Die Männer indes arbeiten nicht in der Industrie wie im Westen, sondern im Handel, im Handwerk und in Dienstleistungsberufen, und das sind oft nicht so gut bezahlte Jobs.“ Das sei die einfache Erklärung, aber leider keine wirklich gute Botschaft. „Es gibt zu wenig gut dotierte Jobs, und das trifft voll die Männer.“ Müller zufolge verdienen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bezirk der Arbeitsagentur Cottbus je nach Branche bis zu 30 Prozent weniger als im Westen.

https://www.lr-online.de/lausitz/cottbu ... id-7258863


Eigentlich könnte ich den Link auch unter den Thread mit den Eisbären bringen, wegen dem "Strukturwandel", der nicht klappt. Und das wieviele Jahre nach der Wende? Und wieviele Jahre nach der Mauer? Die schon länger weg ist, als sie stand?

Ist ja egal, interessiert eh keinen, weil man das ja ohnehin nicht ändern kann.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » Mi 14. Feb 2018, 12:25

das durchschnittliche Einkommen der Männer unterscheidet sich mit 4531 Euro (Dingolfing-Landau)
Grund BMW-Werk, wo sehr viele der Männer auch Schicht arbeiten und satte Erfolgsprämien einstecken!

Viele Grüße,

Fritz

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Cronewcleus » Mi 14. Feb 2018, 19:35

Aria hat geschrieben:Zukünftig wird auch im Karneval genauer hingeschaut – vulgo zensiert* –, was die Narren sagen. Zumindest der Bayerische Rundfunk wird das tun – Zitat:
Der Bayerische Rundfunk (BR), der die Sendung seit mehr als 30 Jahren live überträgt, kündigte an, dass sich die zuständige Redaktion im kommenden Jahr noch genauer mit dem Fastnacht-Verband und den Künstlern im Vorfeld abstimmen werde.
* Es wird natürlich nicht zensiert, sondern nur genauer mit den Künstlern abgestimmt, ob das, was sie sagen wollen, auch gesendet werden kann. :D

Was man vom rheinischen Karneval wohl nicht sagen kann. :-D

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Do 15. Feb 2018, 10:14

riedfritz hat geschrieben:
das durchschnittliche Einkommen der Männer unterscheidet sich mit 4531 Euro (Dingolfing-Landau)
Grund BMW-Werk, wo sehr viele der Männer auch Schicht arbeiten und satte Erfolgsprämien einstecken!

Viele Grüße,

Fritz


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