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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von weidenfeld » So 29. Jan 2017, 19:04

An dieser Stelle möchte ich bemerken, wenn man die heutigen Diskussionen verfolgt, daß man sich fragen muß ob Deutschland jemals einen Oswalt Kolle erlebt hat. Er war ein Gegner der Pornographie und hat Sexualität immer mit Wertschätzung verknüpft. Dennoch hat er gegen die Prüderie angekämpft, welche jetzt wieder um sich greift.

Wenn im September mit Martin Schulz ein Regierungswechsel ansteht, und das ist sehr wahrscheinlich, kommen die Grünen wieder mit ins Boot. Die wirtschaftlichen Folgen möchte ich jetzt nicht erörtern aber gesellschaftlich wird dies zu noch härteren Anti-Diskriminierungsgesetzen (z.B. anonymisierte Bewerbungen ohne Foto) und einem Verbot "sexistischer" Werbung führen. Sexistisch ist für die Gender-Ideologen alles was nackt ist.

Dabei könnten sie durchaus einmal ihre eigene Pädophilengeschichte aufarbeiten, da hätten sie genug zu tun. Ich sage nur Daniel Cohn Bendit und sein Buch "Der große Basar"

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Zett » So 29. Jan 2017, 19:13

weidenfeld hat geschrieben:Oswalt Kolle .... Er war ein Gegner der Pornographie und hat Sexualität immer mit Wertschätzung verknüpft. Dennoch hat er gegen die Prüderie angekämpft, welche jetzt wieder um sich greift.
Da lieg ich doch genau richtig mit meinen Vorstellungen!

Hab mal schnell bei Wikipedia reingeschaut. Ein kleiner Beitrag, eigentlich für die Witz-Ecke: Die letzten beiden Sätze eines Absatzes:

"Kolle starb nach Beendigung des Manuskripts, er hat quasi bis zum letzten Atemzug an diesem Buch gearbeitet, sein Erscheinen bekam er nicht mehr mit. Kolle war gegen Pornographie."
(https://de.wikipedia.org/wiki/Oswalt_Kolle)

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » So 29. Jan 2017, 21:20

Zett hat geschrieben:jetzt, da Bayern gut da steht, die Bayern jammern (auf verdammt hohem Niveau, um mal auf diese Worte zurückzukommen), dass sie anderen Ländern auch mal etwas abgeben sollen.
Schließlich ist Bayern mit weitem Abstand der größte Zahler. Die Mehrzahl der Meckerer sind aber nicht die Bayern, sondern sitzen in den Ländern, wo das Geld hingeht!

Viele Grüße,

Fritz

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 30. Jan 2017, 02:20

@ Hans H.
Es gibt ja tatsächlich einige Beispiele für Produkte, die "made in GDR" eine Qualität hatten, so dass sie in den 1980ger Jahren noch gut in den Westen exportiert werden konnten und Devisenbringer waren.
Es gibt diese noch heute.
Wir hatten aus diesem Werk ein recht hochpreisiges WoWa-Vorzelt und was stand wohl auf dem Stoff drauf? "Trevira", also eine Faser, die damals aus Bad Hersfeld kam und der Rohstoff aus Gersthofen.
Es gab auch schon damals Produkte, deren Rohmaterialien oder Halbfertigerzeugnisse nicht aus dem Westen eingeführt werden mussten und trotzdem den entsprechenden Produkten aus dem Westen weit überlegen waren. Nur weil die Mehrheit der DDR-Betriebe aus politischen Gründen dem westlichen Industriestandard nicht entsprachen, kann dieses nicht auf die gesamte DDR-Industrie und -Produkte übertragen werden.

@ riedfritz
Ih wollte damit etwas ironisch ausdrücken, daß man der DDR-Bevölkerung weismachte, daß die Produkte mit westlichen Standards mithalten konnten.
Es gab eine große Anzahl von Produkten, die für den Westen produziert, der Überschuss in die Ostländer exportiert wurde und die DDR-Bevölkerung diese Produkte nicht erwerben konnte. Auch waren sehr viele DDR-Produkte durchaus gleichwertig mit denen aus dem Westen. Und wie ich oben schon ausführte, es gab Produkte, die sogar denen aus dem Westen überlegen waren. Bei aller Ironie, sachlich richtig sollte die Information schon sein.

@ Hans H.
@Eule: deine Entgegnungen zu meinen Beiträgen erscheinen mir in einigen Punkten widersprüchlich bzw. nicht gestützt durch Argumente. Zum Beispiel:
Protektionismus soll die eigene Wirtschaft, unabhängig von der erbrachten Qualität, schützen.

und weiter unten zu meiner Aussage, dass eine schlechte Qualität damit nicht gerettet werden
Doch, dieses ist oftmals der entscheidende Grund für diese Maßnahmen.
Ich kann hier keinen Widerspruch erkennen. Protektionismus soll nicht nur die eigene Wirtschaft bei qualitativ gleichwertigen Gütern schützen, so wie du erklärtest, sondern auch und oft vor allem bei qualitativ minderwertigen Gütern. Nicht die Qualität des Produktes ist für den Protektionismus wichtig, sondern der Schutz der eigenen Wirtschaft.
Kannst du mir auch nur ein einziges Beispiel nennen, wo Protektionismus die wegen sehr veralteter Produktionsmethoden über Jahre zurückgebliebene Qualität so schützen konnte, dass die Produktionen langfristig weiterlaufen konnten, die Wirtschaft im Land stabil blieb und es dauerhaft den Bürgern gut ging, ohne dass sich das Land derart von der restlichen Welt abgeschottet hat wie Nordkorea? (allerdings, gut geht es den Bürgern dort nicht).
Ist es dir aufgefallen, dass du in dieser deiner Anfrage an mich so viele Bedingungen eingebaut hast, so dass du diese Frage schon selbst beantwortet hast? Auch ist ein Protektionismus ohne Abschottung vom Weltmarkt nicht möglich. Es gibt hier lediglich Unterschiede, wie diese Abschottung durchgeführt wird. Solltest du jetzt meinen, ich würde ausweichen, so nenne ich als ein Beispiel die DDR-Wirtschaft. Die DDR-Bevölkerung war innerhalb der sozialitischen Länder die Volkswirtschaft mit dem höchsten Lebensstandard. Ja, es war trotzdem eine Mangelwirtschaft. Wirtschaftlich gesehen ging es den DDR-Bürgern gut.

Lies mal meinen Satz davor. Wo hatte ich geschrieben, dass sie billiger produziert würden?
Habe ich dieses behauptet? Ich habe deutlich erklärt, dass die chinesische Regierung durch marktverfälschende Subventionen den Preis der Module künstlich herab gesenkt hat.
Das die Ursache in China eine andere ist, spielt auch für die Aussage überhaupt keine Rolle, denn sie wurden zu Dumpingpreisen nach Europa exportiert.
Doch, die Ursache ist wichtig. Sonst kannst du keine sachlich richtige Bewertung abgeben.
Deshalb schrieb ich, dass die deutschen Solarmodule hätten mit Protektionismus gerettet werden können.
Das mag dir theoretisch so gegeben sein, real hätte dieses nicht funktioniert. Die chinesische Volkswirtschaft ist schon wegen ihrer Größe und dem politischen System und politischen Willen leistungsfähiger, als unsere. Wir hätten keine Chance gehabt, einen derartigen "Wirtschaftskrieg" wirtschaftlich durchstehen und bestehen zu können.

Ich finde, das ist eine ziemlich billige Methode, um einen Widerspruch einzuleiten für den man keine anderen ausreichenden Argumente findet. Meine Kontakte waren sehr weitreichend zu Universitäten in der DDR, in Ungarn und in mehreren anderen Ostblockländern einschließlich einer bedeutenden russischen Fakultät meines damaligen Fachgebietes.
Was war dein damaliges Fachgebiet?
Auch die (in der dortigen Regierung keineswegs unumstrittene) Zustimmung aus Moskau resultierte aus dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks und der Unterstützung, die man aus dem Westen brauchte.
Für den Zusammenbruch des sozialistischen Systems waren wirtschaftliche Gründe nicht bedeutsam. Der politische Wille nach Unabhängigkeit und Freiheit war der ausschließliche Grund für den Zusammenbruch.
Eine sehr gewagte, dennoch falsche, Aussage. Der DDR ist der "Ostmarkt" weggebrochen und der gesamte "Ostmarkt" hätte abgeschottet werden müssen.
Und mit dem nächsten Satz bestätigst du dann meine "gewagte und falsche" Aussage:
Aber dieses hätte am Staatsbankrott nicht geändert.
Verbindest du hier nicht zwei unterschiedliche Sachaussagen zu einer? Ich wiederhole meine Meinung gerne noch einmal. Der Zusammenbruch der DDR hatte keine wirtschaftlichen Gründe. Die Subventionen in die DDR-Wirtschaft hinein führten zum Staatsbankrott. Die DDR war schon lange vor der Wende bankrott. Erinnere dich an den von F.J. Strauss vermittelten Kredit an die DDR. Mit diesem Kredit wurde zumindest für uns westlichen Bürgern deutlich, dass die DDR als Staat bankrott ist und nur über diesen Kredit von der internationalen Zahlungsunfähigkeit gerettet wurde.

@ Aria
Bis auf den letzten Absatz finde ich deinen Beitrag vom 24. 1. 17 großartig. :D

@ Zett
Der Niedergang der DDR begann mit ihrer Gründung! Da die DDR kein real eigenständiger Staat war, sondern defakto eine Kolonie Moskaus, ist es unsinnig, die Entwicklung, auch die wirtschaftliche, abgetrennt von der Entwicklung des Mutterlandes zu betrachten.
Dieser deiner Aussage kann ich voll und ganz zustimmen.

@ riedfritz
Du darfst aber nicht vergessen, daß die Aufnahme der Millionen Flüchtlinge, die im Gegensatz zu den "Ossis" alles verloren hatten, ein Beispiel für gelungene Integration ist und als Gemeinschaftsleistung aller Bürger der westlichen Bundesländer, ohne großes Gejammere von angeblich Benachteiligten, vonstatten ging.
Diese deine Aussage kann ich so nicht bestätigen. Ich weiß, wie die Flüchtlinge damals nicht unbedingt auf unsere Gegenliebe gestoßen sind.
Außerdem hatte das gesamte Deutschland Kriegstote und Kriegsversehrte, hauptsächlich Männer, zu verkraften.
Soll ich dieses so verstehen, dass die DDR-Wirtschaft nicht unter dem gleichen Problem zu kämpfen hatte? Solltest du dieses wirklich so meinen, dann wäre diese deine Aussage großer Quatsch. Die DDR hatte so stark unter der Flucht von Fachkräften zu leiden, so dass dieses die Begründung für den Bau der Mauer war.

@ Zett
riedfritz hat geschrieben:
Zett hat geschrieben:"Jammern auf hohem Niveau"
passt weniger für die Ostdeutschen, vielmehr für die Westdeutschen. Deren finanzielles Niveau ist ja um ein Vielfaches höher als das der Ossis.
Hier irrst du. Die DDR-Bevölkerung war finanziell besser ausgestattet als die in der Bundesrepublik. Nur konnte dieses Geld nicht in Kaufkraft umgewandelt werden und bei vielen, den sog. Luxusgütern, wurde eine Geldabschöpfung (überhöhte Preise) vorgenommen.
Die Gleichsetzung der Eingemeindung der ehemaligen DDR mit der Nachkriegszeit hinkt reichlich. Den Kriegsflüchtlingen wurde wohl kaum etwas durch die Bundesregierung kaputtgemacht und deren Wirtschaft wurde auch nicht durch bundesdeutsche Treuhand und bundesdeutsche Wirtschaft plattgemacht. Man kann nicht einfach alles in einen Topf schmeißen, was nun wirklich rein gar nichts miteinander zu tun hat.
Wenn deine Beweisführung auch nicht komplett richtig ist, so ist diese, bezogen auf den Schlusssatz, zutreffend. :)

Und das andere, dass es neben viel Agrar auch ein wenig Industrie in Bayern gab, ändert nichts daran, dass massig Gelder nach Bayern geflossen sind, und jetzt, da Bayern gut da steht, die Bayern jammern (auf verdammt hohem Niveau, um mal auf diese Worte zurückzukommen), dass sie anderen Ländern auch mal etwas abgeben sollen.
Toll, eine völlig stimmige Erklärung von dir. :D

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Zett » Mo 30. Jan 2017, 07:57

Eule hat geschrieben:
Zett hat geschrieben:"Jammern auf hohem Niveau"
passt weniger für die Ostdeutschen, vielmehr für die Westdeutschen. Deren finanzielles Niveau ist ja um ein Vielfaches höher als das der Ossis.
Hier irrst du. Die DDR-Bevölkerung war finanziell besser ausgestattet als die in der Bundesrepublik. Nur konnte dieses Geld nicht in Kaufkraft umgewandelt werden und bei vielen, den sog. Luxusgütern, wurde eine Geldabschöpfung (überhöhte Preise) vorgenommen.[/quote]Danke für die allgemein hohe Zustimmung zu meinen Äußerungen!
Hier hatte ich allerdings »ist« geschrieben, also Vergleich Ost-West jetzt. Und da schau mal, wo die fast eine Million Millionäre wohnen!
Woher Du meinst, zu DDR-Zeiten wäre die DDR-Bevölkerung finanziell besser ausgestattet gewesen, kann ich auch nicht nachvollziehen. Wenn dem so wäre, wären mit der großzügigen Währungsumstellung von »Mark der DDR« zu DM ja heute die meisten Millionäre im Osten. Real kann man die aber fast an einer Hand abzählen, die gibt es fast ausschließlich im Westen oder sind vom Westen hierhergezogen.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mo 30. Jan 2017, 16:10

Aria hat geschrieben:Zusammenfassend kann man sagen: Der Niedergang der DDR begann nicht mit der Wiedervereinigung, sondern bereits 10 Jahre früher. Die Wiedervereinigung, vor allem aber die Gleichsetzung der DDR-Mark mit der Deutschen Mark, die die Produkte aus der Ex-DDR unverhältnismäßig verteuerte, war der Todesstoß für deren Industrie. Doch die Agonie, in der nur noch, wenn überhaupt, für die Halde produziert wurde, wurde durch westliche Transferleistungen kaschiert.

An diesem Tropf, ein Vierteljahrhundert später, hängen die Ex-DDR-Länder heute noch – und beschuldigen trotzdem den Westen der Republik, für ihr „Unglück“ verantwortlich zu sein. Aber das ist menschlich: Nie ist man selbst schuld: es sind immer die anderen.


Oh je, da habe ich ja was angestellt mit der Erwähnung des Kürzels "DDR". Da geht ja nach wie vor die Post ab.
Vielleicht noch zwei Anmerkungen:
1. Die DDR war nicht pleite und wäre auch nicht pleite gegangen, das Schürer-Papier war gelogen.

http://www.mdr.de/damals/archiv/ddrpleite104.html

Das Papier Gerhard Schürers wurde wie selbstverständlich später als Beleg für den Staatsbankrott der DDR gewertet. Dabei ist bereits einige Jahre später bewiesen worden, dass wesentliche Aussagen in der Analyse, insbesondere über die Verschuldung der DDR in den westlichen Staaten, nicht den Tatsachen entsprachen


2. Klar war der Westen schuld am wirtschaftlichen Fiasko der DDR-Industrie, denn die Umstellung 1:1 der Währung war letztendlich (neben einer ganze Reihe weiterer Faktoren) der ausschlaggebende Faktor für die fehlende Wettbewerbsfähigkeit. Und diese Umstellung war nun einmal nicht wirtschaftlich, sondern politisch begründet. Für die politische Einheit wurde die ostdeutsche Industrie geopfert.
Edgar Most hat versucht die Sache dem Helmut Kohl auszureden. Und Lafontaine und viele andere waren da genau derselben Meinung:

Dobovisek: Fassen wir das noch einmal zusammen: Die Währungsunion, sie kam am 1. Juli 1990, und es gab einen Umrechnungskurs von eins zu zwei für das Barvermögen auf den Konten, aber eben Löhne und Gehälter und laufende Kosten wurden eins zu eins umgerechnet. War das also der Tod der ostdeutschen Wirtschaft?

Most: Ja. Ja, und vor allen Dingen, dass das Vermögen, das in den Betrieben war, die Aktiva, die Grundmittel, die Fonds, die Grundstücke, die alle wurden ja auch nur eins zu eins oder eins zu zwei umgerechnet.

http://www.deutschlandfunk.de/25-jahre- ... _id=312882

Wenn sich jemand mal mit dem Ende der DDR-Wirtschaft wirklich beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Bücher von Edgar Most.

Aber das war es ja auch gar nicht, was ich zum Thema Protektionismus sagen wollte.
Zum Thema wollte ich sagen, dass die Industrie im Westen Überkapazitäten hatte und deswegen die Produkte aus dem Osten nicht brauchte, sondern nur den Absatzmarkt.
Das ist doch der große Effekt der Globalisierung, die Vergrößerung des Absatzmarktes um die Produktion auszulasten. Infolge der gestiegenen Arbeitsproduktivität können Stückzahlen hergestellt werden, die weit über dem eigentlichen Bedarf liegen. Also brauchen hocheffektive Industrien weitere Märkte um ihre Produktion auszulasten.
Das ist das Hauptanliegen der Globalisierung. Alles andere sind doch Nebeneffekte. Die Globalisierung wird doch nicht von Entwicklungsländern voran getrieben, damit ihre Wirtschaft auf die Beine kommt, sondern von den Industrieländern um ihre Überproduktion abzusetzen.

Insofern sind alle Länder die sich auf einen Wettbewerb mit den hoch entwickelten Industrien einlassen in einer Gefahr, nämlich in der, beim Wettbewerb zu unterliegen. Und das passiert pausenlos. Es gibt immer Gewinner UND Verlierer.
Wenn jetzt Protektionismus dazu führt, das es keine Verlierer gibt, dann gibt es zwar auch keine Gewinner, aber immerhin hat etwas Bestand, was sonst untergehen würde.

Mal ganz volkstümlich formuliert.

Mehr wollte ich nicht sagen.

Im übrigen, wenn man sich den Dow Jones so anguckt....

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mo 30. Jan 2017, 16:16

weidenfeld hat geschrieben:Wenn im September mit Martin Schulz ein Regierungswechsel ansteht, und das ist sehr wahrscheinlich, ...


Nö, das ist sehr unwahrscheinlich.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 30. Jan 2017, 22:35

Bummler hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Zusammenfassend kann man sagen: Der Niedergang der DDR begann nicht mit der Wiedervereinigung, sondern bereits 10 Jahre früher.
1. Die DDR war nicht pleite und wäre auch nicht pleite gegangen, das Schürer-Papier war gelogen.
Ich rede nachweislich von den Jahren 1982/83, als der Defizit der DDR 30 Milliarden DM betrug, der Schürer-Papier aber schilderte die Lage im Jahr 1989 absichtlich falsch, um die neue Führung um Krenz zur Marktwirtschaft zu bewegen.


Bummler hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Die Wiedervereinigung, vor allem aber die Gleichsetzung der DDR-Mark mit der Deutschen Mark, die die Produkte aus der Ex-DDR unverhältnismäßig verteuerte, war der Todesstoß für deren Industrie. Doch die Agonie, in der nur noch, wenn überhaupt, für die Halde produziert wurde, wurde durch westliche Transferleistungen kaschiert.
2. Klar war der Westen schuld am wirtschaftlichen Fiasko der DDR-Industrie, denn die Umstellung 1:1 der Währung war letztendlich (neben einer ganze Reihe weiterer Faktoren) der ausschlaggebende Faktor für die fehlende Wettbewerbsfähigkeit. Und diese Umstellung war nun einmal nicht wirtschaftlich, sondern politisch begründet.
Was für eine Wahl hatte man? Hätte man da nicht 1:1 Umtauschkurs für „Löhne und Gehälter und laufende Kosten“, sondern 1:2 gewählt, was realistischer wäre, bedeutete das, dass die Menschen im Osten nur die ½ der Westlöhne erhielten, die Westwaren aber natürlich nicht billiger zu haben wären. Die Konsequenz daraus wäre massenhafte Abwanderung in den Westen, gemäß dem damaligen Slogan: „"Kommt die DM, bleiben wir, kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr!“ Mit dem 1:1 Umtausch wollte man nur Schlimmeres verhindern.


Bummler hat geschrieben:Das ist doch der große Effekt der Globalisierung, die Vergrößerung des Absatzmarktes um die Produktion auszulasten. Infolge der gestiegenen Arbeitsproduktivität können Stückzahlen hergestellt werden, die weit über dem eigentlichen Bedarf liegen. Also brauchen hocheffektive Industrien weitere Märkte um ihre Produktion auszulasten.
Das ist das Hauptanliegen der Globalisierung.
Das ist falsch bzw. nur teilweise richtig. Kapitalistische Produktionsweise folgt immer dem tatsächlichen Bedarf, d.h. erst wenn es absehbar ist, dass mehr Produkte verkauft werden könnten, wird die Produktion ausgeweitet, sprich es werden neue Fabriken gebaut und neue Maschinen angeschafft. Warum dem so ist? Der Einsatz von Kapital muss sich rentieren, und dieses Ziel würde verfehlt werden, wenn man in Überkapazitäten investierte. Niemand, absolut niemand investiert absichtlich in Überkapazitäten, weil diese immer niedrigere Marktpreise und damit auch niedrigere oder gar keine Gewinne zur Folge haben.

Wenn aber trotzdem Überkapazitäten entstehen, dann ist es völlig legitim, sich nach neuen Absatzmärkten umzusehen. Deswegen gibt es im Innern ja die Werbung, mit deren Hilfe versucht wird, neue Käuferschichten für sich zu gewinnen. Und natürlich sieht man sich auch außerhalb des eigenen Landes um – wer das nicht tut, hat seinen Beruf verfehlt oder scheut vielleicht nur das Risiko, das im Ausland um Einiges größer ist als im Inland.

Deshalb ist die EU so ein Erfolgsmodell, macht doch alle EU-Länder zum Inland, denn was in einem EU-Land verkauft werden darf, darf auch ohne weiteres auch in jedem anderen EU-Land verkauft werden. Dass in diesem Verkaufen nicht alle in der EU so erfolgreich sind wie Deutschland, liegt am unterschiedlichen Können bzw. Mentalitäten.

Beispiel: Obwohl die ganze Welt weiß, dass mit Rohstoffen und Zwischenprodukten weniger zu verdienen ist als mit Fertigprodukten, schaffen es die Griechen bis heute nicht, ihr sehr gutes Olivenöl so in Flaschen abzufüllen, dass sie dicht halten bzw. dabei außen nicht ölig werden. Weil so eine Flasche niemand kauft, war die Konsequenz daraus nicht etwa, die Abfüllanlagen zu verbessern, sondern: Ganze Tankschiffe bringen (zu einem wesentlich geringeren Preis) das griechische Öl nach Italien, wo es in Flaschen abgefüllt und als italienisches Öl verkauft wird. So kommt es, dass Italien mehr Olivenöl verkauft bzw. exportiert als ihre Olivenbäume überhaupt hergeben können.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » Di 31. Jan 2017, 10:36

Aria hat geschrieben:Was für eine Wahl hatte man? Hätte man da nicht 1:1 Umtauschkurs für „Löhne und Gehälter und laufende Kosten“, sondern 1:2 gewählt, was realistischer wäre, bedeutete das, dass die Menschen im Osten nur die ½ der Westlöhne erhielten, die Westwaren aber natürlich nicht billiger zu haben wären
Die DDR-Bürger hatten relativ hohe Sparguthaben, mit Wechselkurs 1:2 hätten sie nur noch die Hälfte ihres Sparvermögens übrig gehabt.

Viele Grüße,

Fritz

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Di 31. Jan 2017, 11:14

Aria hat geschrieben:Was für eine Wahl hatte man?


Jede andere Wahl wäre besser gewesen. Die Entscheidung für 1:1 war ein Paradebeispiel für etwas was jetzt verteufelt wird: Populismus.
Kohl wollte in die Geschichtsbücher und da war ihm die Vernunft egal. Da ist er jetzt auch drin mit seinen "blühenden Landschaften".
Na lassen wir das.

Nochmal zum Freihandel:

Vorsicht Theorie! Die alten Theorien von David Ricardo oder Eli Heckscher /Berti Ohlin zur Begründung von Wohlstandsgewinnen durch Freihandel sind irrelevant (es geht hier um den Handel zwischen hochentwickelten Industriestaaten) bis gefährlich (die Annahmen hinter den Modellen sind Fiktion). Die neue Außenhandelstheorie liefert vorwiegend Wahlmöglichkeiten und Vielfalt für KonsumentInnen und Wachstum durch Skaleneffekte und Produktivitätswachstum - was nicht zu zusätzlichen Arbeitsplätzen führen muss. Die "strategische Außenhandelstheorie" kann sogar Vorteile durch protektionistische Politik erkennen: Wenn ein Land z.B. ein im Inland entwickeltes Medikament bevorzugt und andere aussperrt, bis die Entwicklungskosten auf dem Binnenmarkt erlöst wurden, kann dieses Präparat fortan für sehr geringe Preise weltweit vermarktet werden. Dies gilt für alle Herstellungsprozesse mit steigenden Skalenerträgen, im Extrem etwa für Software. Größtes Problem dieses Arguments ist die Reaktion der Handelspartnerländer - weshalb die Handelstheoretiker lieber weiterhin für Freihandel plädieren, als dass es zu Protektionismus kommt. Jedenfalls gilt: Dass intraindustrieller Handel (also Handel ähnlicher Produkte) die Wirtschaft beflügelt, lässt sich nicht darstellen. Eine spannende Studie stellt bei einem Vergleich der Zeiträume 1960-80 mit 1980-2000 sogar fest, dass die Entwicklungen während des deutlich globalisierteren späteren Zeitraums deutlich verlangsamt waren - unabhängig vom Entwicklungsstand der analysierten Ländergruppen.


Fettschrift durch mich. Quelle: http://www.attac.de/kampagnen/freihande ... reihandel/

Wenn aber Regionalentwicklungen immer unwahrscheinlicher werden, ... und alle Menschen, ob nun arm oder reich, ob ArbeitnehmerIn oder ArbeitgeberIn, dazu "erzogen" werden, nur noch auf Preissignale zu achten, um ihre Nutzenfunktion zu maximieren, dann erliegen wir den Modellwelten der Ökonomen und fahren den Planeten gegen die Wand. Deregulierter Handel, gern verblümt als "Freihandel" bezeichnet, ist ein Instrument, um ein Umsteuern zu verhindern.


Das klingt alles ziemlich plausibel.

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