Zett hat geschrieben:Doch, ich habe schon erkannt, wie man am schnellsten zu einer "gehobene position in einem deutschen großunternehmen" kommt: Nur ausreichend gegen Konkurrenten mobben, Verstand ist völlig Nebensache.
Da du anscheinend noch nie in einem kleinen, mittleren oder großen Unternehmen gearbeitet hast, scheinst du nicht zu wissen, dass man in allen deutschen Unternehmen bei Mobbing im ersten Fall eine Verwarnung bekommt und im Wiederholungsfall eine fristlose Kündigung.
Wer übrigens den Verstand in Gesprächen mit Vorgesetzten in Firmen so einsetzt, wie du hier in den Diskussionen, bekommt auch recht schnell eine Kündigung, denn da kann man es absolut nicht gebrauchen, wenn auf jede nicht zustimmende Antwort eine Beleidigung folgt. Ich finde es auch wirklich eine recht eigenartige Sichtweise, dass du meinst, von vielen hier gemobbt zu werden, wenn wir dir lediglich mitteilen, dass deine Entgegnungen uns gegenüber regelmäßig beleidigend sind und wenn wir in manchen Fällen schreiben, dass die bekannten Fakten mit deiner Meinung im Widerspruch stehen. Was wirklich Mobben ist, hast du wohl nie kennen gelernt, sonst könntest du das nicht so bezeichnen.
Die ganze letzte Diskussion wurde, wie mir scheint, von der Aussage von Aria ausgelöst:
Meines Wissens geht es Deutschland und den Deutschen noch nie so gut wie jetzt. Was nicht heißen soll, dass sich nichts verbessern ließe.
Wenn man das durchschnittliche pro Kopf-Einkommen betrachtet, ist diese Aussage nicht anzuzweifeln. Die danach eingebrachten Gegenargumente bezogen sich ja im Grunde auf die ungerechte Verteilung des Wohlstandes, die jedes Jahrzehnt deutlich weiter zugenommen hat. Auch das ist nicht anzuzweifeln. Somit hat die Aussage von Aria einen wahren Kern und ist dennoch für sehr viele Menschen nicht spürbar.
Man kann viele Theorien anbringen, was da falsch gelaufen ist, und was man anders machen muss. Daran will ich mich jetzt nicht beteiligen, denn ich meine, das müssen hochkarätige Volkswirtschaftler analysieren und der Politik Maßnahmen vorschlagen, die auch mal umgesetzt und nicht nur über Jahrzehnte diskutiert werden. Diese Maßnahmen wären sicher für alle oberhalb eines bestimmten Einkommens nachteilhaft und würden daher massiv mit Lobbyismus bekämpft. Aber die Politik muss eben auch mal durch unbequeme Maßnahmen durch, um nicht die massiv unzufriedene "untere Schicht" immer größer werden zu lassen.
Aber das ist jetzt die Betrachtung in Bezug auf die Gesamtheit.
Wenn man die Chancen für einen Einzelnen in der heutigen Zeit betrachtet, dann waren die wirklich seit mehreren Jahrzehnten nicht so gut wie heute für jeden, der mit Überzeugung und Sachverstand an seine Sache herangeht, die nicht gerade weltfremd ist, sondern die in der Gesellschaft bzw. von Unternehmen gebraucht wird. Wenn man in dem Beruf der eigenen Ausbildung oder des eigenen Studiums nicht weiterkommt, weil es keine Nachfrage dafür gibt, dann muss man sich eben mal umsehen, was man noch machen kann. Etwas muss man natürlich in die Weiterbildung investieren und man muss sich eben mit vollem Einsatz für seine Sache engagieren. Sehr viele haben es in den letzten Jahren geschafft, finanziell wenigstens in die Mittelschicht hoch zu kommen, nachdem sie ihren Job verloren hatten und dann mit etwas völlig Neuem angefangen haben, was mit der ursprünglichen Ausbildung nichts mehr zu tun hat.
Da macht z.B. der eine (ich meine einen, den ich kenne) die in Firmen regelmäßig vorgeschriebenen Sicherheitsprüfungen für bewegliche Elektrogeräte (nach DGUV A3 / früher BGV A3). Der Lehrgang dafür ist nicht teuer und das Prüfgerät auch bezahlbar. Er kassiert rund 50 € für die Arbeitsstunde und ist voll ausgebucht. Früher haben das die Firmen intern selbst erledigt. Heute ist es mit externem Anbieter für die Firmen günstiger. Das ist der entscheidende Punkt, warum die Chancen für jeden, der sich um eine Sache bemüht, so gut sind, wie schon lange nicht mehr.
Beispiele könnte ich viele nennen. Prüfbereiche gibt es viele mehr. Einen kenne ich auch, der jetzt als Gutachter anerkannt ist für Belastungen in Gebäuden. Der hat einen höheren Tagessatz als ein Klinik-Chefarzt. Allerdings hatte der zuvor ein technisches FH-Ing-Studium, was hier zumindest für den Erfolg in diesem Geschäft von Vorteil ist.
Dann gibt es Leute, die haben die Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft gemacht und sind damit erfolgreich, weil auch das für viele Firmen günstiger ist, als selbst eigene Leute dafür vorzuhalten. Entsprechendes gilt für die verschiedenen gesetzlichen Beauftragtenfunktionen, für die man sich in einem je 3-4 wöchigen Lehrgang mit Prüfung qualifizieren kann (alle denkbaren vorherigen Berufe, technische und kaufmännische gleichermaßen, kommen da vor), und deren Tätigkeiten deutlich höher honoriert werden (bis >Faktor 2), als für o.g. Prüfer der Elektrogeräte.
Oder wer kreativ ist, kann auch heute noch trotz der vielen Konkurrenz mit Webdesign recht guten Erfolg haben (nicht nur ein Beispiel liegt mir vor - einer hat es innerhalb von 10 Jahren seit der Gründung zu einem Betrieb mit 50 Mitarbeitern geschafft). Die Grundlagen dazu muss man sich mit eigener Weiterbildung über Bücher und Lehrsoftware selbst aneignen.
Oder auch man lernt Sprachen: Wer über Jahre am Sozialhilfeniveau hängt, hat normalerweise die Zeit dafür und könnte innerhalb von 2 Jahren Russisch in Wort und Schrift oder in 3 Jahren Chinesisch lernen. Wer letzteres kann (ganz egal welche berufliche Vorbildung er hat), verdient als freiberuflicher Berater der Industrie, die mit China Geschäfte macht Spitzengehälter (ohne weiteres 5000 € pro Arbeitstag) und mit Russisch zwar nicht ganz so extrem hoch, aber auch überdurchschnittlich.
Auch meine derzeitige Beratungstätigkeit hat überhaupt nichts mehr mit meinem Studium und meiner früheren Tätigkeit in der Pharma und Biochemie mehr zu tun. Ich habe nie Werbung gemacht, habe keine Internetseite und musste dennoch mehrere Anfragen bereits ablehnen, weil ich nicht zu mehr als 50% einer Normalarbeitszeit arbeiten will. Das reicht wirklich in meinem Alter. Da war letztes Jahr ein großes produzierendes Unternehmen mit einer Anfrage dabei, das allein über 100 Arbeitstage im Jahr gefordert hätte. Aber ich wollte mir jetzt nicht den Stress zumuten, noch ein Mehr-Personen-Büro mit Angestellten zu gründen. Möglich wäre es gewesen. Vor 20 Jahren hätte ich das gemacht, aber da wären die Chancen dafür bei Weitem nicht so gut gewesen wie heute.
Es muss also wirklich absolut niemand, der fit im Kopf und einsatzbereit ist über längere Dauer am Sozialhilfeniveau hängen bleiben. Möglichkeiten gibt es viele und die Chancen sind wegen der Umstrukturierungen aller Unternehmen mit Ausgliederungen von allen Tätigkeiten, die nicht deren Kerngeschäft sind, so gut wie vorher lange nicht. Ach ja, nicht zu vergessen: LinkedIn meldet zurzeit 26000 offene Stellen hier im Großraum Ffm. So gesehen ist die Aussage von Aria jedenfalls verdammt wahr!